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Zahnseide - Bis ins letzte Winkerl

  • Zahnseide reinigt dort, wo die Zahnbürste nicht hinkommt
  • Andere Interdentalreiniger säubern nicht so gründlich

Vier statt 150 Meter  

Die Zahnärzte empfehlen, einmal täglich Zahnseide zu verwenden und damit etwa 50 Zentimeter zu verfädeln. Wer sich daran hält, müsste im Jahr eigentlich rund 150 bis 180 Meter verbrauchen. Die Deutschen kommen pro Jahr und Kopf auf vier Meter, und die Österreicher sind auch nicht besser. Dabei ist Zahnseide hier zu Lande noch das meistgenutzte Instrument zur Reinigung der Zahnzwischenräume (Interdentalraum). Auf den Plätzen folgen Interdentalbürstchen und Zahnhölzer.

Zahnbelag zwischen Zähnen entfernen

Die Zwischenräume zu reinigen ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Zähne. Schließlich machen sie etwa 30 bis 40 Prozent der gesamten Zahnoberfläche aus und sind auch für die beste Zahnbürste unerreichbar. Es geht nicht nur um die Entfernung von Essensresten, sondern vor allem darum, den Zahnbelag (Plaque) zu beseitigen. Dieser klebrige, kaum sichtbare Bakterienfilm, der sich ständig auf den Zähnen bildet, muss weg. Denn er ist die Ursache von Karies und Parodontitis. Zugegeben, die Interdentalräume zu reinigen ist mühsamer als Zähneputzen. Aber es lohnt sich. Das bestätigten auch unsere Tester.

 

Kontaktpunkte gefährdet

Prüfen Sie die Kontaktpunkte: Das sind jene Punkte, an denen ein Zahn seinen seitlichen Nachbarn berührt und stützt. An dieser Stelle entwickelt sich leicht Karies. Wenn die Zähne also größere Zwischenräume haben und es keinen Kontaktpunkte gibt, dann ist auch die Gefahr geringer, dass zwischen den Zähnen Karies entsteht.

Wir haben exemplarisch zehn Interdentalreiniger geprüft: Egal ob Zahnseide, Zahnholz oder Bürstchen - alle reinigen mindestens "durchschnittlich". Eindeutig am besten lassen sich die Zahnbeläge jedoch mit Zahnseide entfernen.

Gewachst oder ungewachst?

Gewachste Zahnseide hat den Vorteil, besser durch enge Kontaktpunkte hindurchzugleiten, und sie fasert nicht so leicht auf wie ungewachste. In der Effektivität der Reinigung unterscheiden sich die beiden nicht. Das ist durch Studien belegt und zeigte sich auch im Test.

Wer zum ersten Mal die Zahnzwischenräume reinigt (Interdentalreinigung), tut sich mit gewachster Seide oft leichter. Einsteiger benutzen auch gern "Tapes", das sind speziell beschichtete, breitere Zahnseidenbänder (im Test: Butler Gum Eez-Thru Floss). Auch vorgespannte Zahnseide in einem Kunststoffhalter bzw. -gabeln wird für Anfänger empfohlen.

Fluoridgetränkte Zahnseide

Besonders im Backenzahnbereich kamen unsere Tester damit aber nicht immer gut zurecht. Einige Firmen bieten fluoridgetränkte Zahnseide an. Nach Einschätzung von Zahnmedizinern kann sich das durchaus positiv auf die Zahngesundheit auswirken. Details dazu finden Sie in unserer Warenkunde in „Konsument“ 10/2003 .

Zahnseide mit flauschigem Mittelteil und verstärkten Enden (zum Beispiel Oral B Superfloss) empfiehlt sich besonders für die Reinigung unter Brücken und Zahnspangen, wo die "normale" Zahnseide an ihre Grenzen stößt. Das kann übrigens auch bei älter werdenden Zähnen passieren: Oft bildet sich dann das Zahnfleisch zurück - durch Älterwerden oder Parodontitis (siehe auch „Konsument“ 8/1999). Die Zähne können zwar an der Kaufläche noch in engem Kontakt stehen, darunter aber, zum Kiefer hin, entstehen erweiterte Zwischenräume. Auch hier eignet sich die Flauschzahnseide mit Einfädelhilfe besonders gut. Sie erreicht alle Ecken und Winkel.

Interdentalbürstchen gut und einfach

Wenn die Zwischenräume breiter sind, können auch Interdentalbürstchen gute Dienste leisten. In unterschiedlicher Stärke angeboten, arbeiten sie nach dem Prinzip des Flaschenreinigers. Sie reinigten im Test ebenfalls gut und waren mehrheitlich auch einfach zu handhaben. Nach jeder Benutzung sind die Bürstchen unter fließendem Wasser zu reinigen. Ihre Haltbarkeit ist begrenzt, da sie in der Praxis ziemlich schnell abknicken.

Zahnhölzer nicht ganz so gründlich

Zahnhölzer haben einen dreieckigen Querschnitt und sind aus weichem Holz gefertigt (Linde oder Birke), das bei Feuchtigkeitsaufnahme quillt und sich dadurch besser an die Zahnoberfläche anpasst. Sie sind nicht zu verwechseln mit Zahnstochern. Die haben einen runden Querschnitt und bestehen in der Regel aus hartem Buchenholz. Sie sind nur dazu gedacht, Essensreste aus den Zähnen zu stochern. Anders die meist mit Fluorid getränkten Hölzer und die genauso arbeitenden Dentalsticks aus Kunststoff: Sie bieten sich als Alternative zur Zahnseide an. Sie reinigten aber nicht ganz so gründlich und überzeugten unsere Tester auch in der Handhabung nicht durchweg.

"Flosser" für Bequeme

Warum sich selbst anstrengen, wenn es Geräte gibt, die die Zahnzwischenräume auf Knopfdruck säubern? Das verspricht zum Beispiel der batteriebetriebene Water Pik Flosser. An der Spitze des Handgeräts befindet sich ein Aufsatz aus flexiblem, festem Nylon, in der Form an einen kleinen Zahnstocher erinnernd. Dieser Aufsatz wird im Zahnzwischenraum platziert. Ist das Gerät eingeschaltet, bewegt er sich - laut Anbieter - mit 10.000 Schwingungen pro Minute. Trotz dieser beeindruckenden Zahl: In der Reinigungswirkung war der Flosser nur "durchschnittlich". Unsere Tester fanden das Gerät zum Teil etwas unhandlich, unangenehm und zu laut. Besonders im Backenzahnbereich hatten sie Schwierigkeiten, den Flosser korrekt einzusetzen.

Individuell auswählen

Unsere Untersuchung kann nur Anhaltspunkte für die Wahl des "richtigen" Interdentalreinigers geben. Im Endeffekt wird jeder seiner individuellen Gebissproblematik und Geschicklichkeit entsprechend das geeignete Instrument selber finden müssen. Allgemein gilt:

  • Eng? Zahnseide: Zwischen eng stehende Zähne kommt man am besten mit Zahnseide. Bei normal weiten Zwischenräumen sind neben Seide bedingt auch Zahnhölzer zu empfehlen. Manch einer schwört aber auch für diese Bereiche auf ein Interdentalbürstchen.
  • Weit? Floss: Für breite Lücken oder unter Brücken und Zahnspangen sind die flauschigen Zahnseiden mit verstärkten Enden erste Wahl. Mit ihnen wurden die Zwischenräume am saubersten. Viele Tester kamen allerdings mit einem passenden Interdentalbürstchen besser zurecht.
  • Perfekt? Zum Profi: Lassen Sie sich vom Zahnarzt, der Prophylaxeassistentin oder der Dentalhygienikerin (siehe „Konsument“ 3/1999) bei der Auswahl des für Sie passenden Instruments beraten und auch die korrekte Anwendung demonstrieren. Diese Hinweise sollten Sie beachten. Sonst kann es zu schmerzhaften Verletzungen am Zahnfleisch und an den Zähnen kommen.

 

Übung macht den Meister

Verzweifeln Sie nicht, wenn Ihnen der Umgang mit Zahnseide & Co am Anfang schwer fällt. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Und wenn am Anfang das Zahnfleisch blutet, sollte das kein Grund sein, aufzugeben. Ganz im Gegenteil: Blutungen sind in dieser Zeit ganz normal und zeigen nur an, wie notwendig die Reinigung dieser sensiblen Bereiche ist. Wenn das Zahnfleisch allerdings auch nach zwei Wochen immer noch so empfindlich reagiert, dann sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt sprechen.

Vorbild sein

Für Kinder sind die Prozeduren meist zu aufwendig. Ohne Hilfe sind sie üblicherweise noch nicht in der Lage, die Instrumente sinnvoll einzusetzen. Deshalb empfehlen Zahnmediziner den Gebrauch von Zwischenraumreinigern auch erst ab dem Teenie-Alter, aber dann regelmäßig. Vergessen Sie nicht: Kinder lernen durch Nachmachen. Sie brauchen Ihr Vorbild: Wenn Kinder sehen, wie Sie selbst regelmäßig Zahnseide verwenden, werden sie es rascher beherrschen.

Wann, wie oft, wie lange?

Regelmäßig heißt mindestens jeden zweiten Tag, am besten täglich. Menschen mit Herzfehlern oder künstlichen Herzklappen sollten die Interdentalreinigung mit ihrem Arzt besprechen. Denn bei der Reinigung können über Zahnfleischtaschen oder blutendes Zahnfleisch Bakterien in die Blutbahn geschwemmt werden. Bei den erwähnten Vorschäden kann eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) die Folge sein.

Ob die Zwischenräume nun vor oder nach dem Zähneputzen zu reinigen sind, ist nach Einschätzung von Experten vor allem eine Glaubensfrage.

Gewachste Zahnseide quietscht am Zahn

Der Zwischenraum ist sauber, wenn man jede Zahnseite sorgfältig etwa fünfmal gefädelt, gewischt oder gebürstet hat. Bei gewachster Zahnseide ist es sogar zu hören, wenn sie erfolgreich gearbeitet hat: Sie quietscht am sauberen Zahn.

Empfehlenswerte Produkte

  • Normal weite Zahnzwischenräume: Da reinigten die Zahnseiden durchwegs besser als die anderen Hilfsmittel. Odol med 3 Zahnseide gewachst war sogar noch eine Spur gründlicher als die Konkurrenz. Die Packung mit 50 Metern Zahnseide kostet etwas über 3 Euro. Deutlich preiswerter und ebenfalls "sehr gut" in der Reinigung ist nur dm/dontodent Zahnseide ungewachst für 1,45 Euro pro 50 Meter.
  • Erweiterte Zahnzwischenräume: Zur Reinigung sind Flauschzahnseiden mit verstärkten Enden die erste Wahl. Oral B Superfloss (4,39 Euro für 50 Stück) reinigte gut. In der Handhabung gefielen die Interdentalbürsten manchmal besser.

Zähneputzen: auf die sanfte Tour

Zum Basisprogramm jeder effektiven Zahnpflege gehört regelmäßiges Putzen mit der Bürste. Zur Erinnerung hier einige Tipps:

  • Regelmäßig. Reinigen Sie die Zähne mindestens zweimal täglich - jeweils mindestens drei Minuten lang.
  • Sanft. Wählen Sie eine weiche oder eine mittelharte Zahnbürste.
  • Überall. Jedes Mal gründlich alle Zahnflächen reinigen. Nicht nur die Kauflächen, sondern auch Außen- und Rückseite.
  • Von Rot nach Weiß. Weiterhin gilt die alte Regel, die Zähne "von Rot nach Weiß" zu bürsten, also immer mit leichtem Druck vom Zahnfleisch zum Zahn hin.
  • Rütteln. Zahnärzte empfehlen, die Bürste am Zahnfleischsaum in einem Winkel von 45 Grad anzusetzen und zusätzlich kleine Rüttelbewegungen auszuführen. Danach von Rot nach Weiß auswischen.
  • Kraft. Nicht zu druckvoll putzen, sonst kann das Zahnfleisch Schaden nehmen. Drücken Sie Ihre Zahnbürste auf eine Briefwaage, bis sie 150 Gramm anzeigt. Stärker darf der Druck auf die Zähne nicht sein.
  • Putztechnik. Die "richtige" Putztechnik kann individuell sehr unterschiedlich sein. Fragen Sie Ihren Zahnarzt.

 

Mundduschen: begrenzter Nutzen

Eine Munddusche eignet sich nur sehr bedingt zum Reinigen der Zahnzwischenräume. Bevor Sie sie in Betrieb setzen, sollten Sie die Zähne immer gründlich putzen. Denn die Munddusche spült lediglich lose anhängende Speisereste und bereits mit der Bürste von der Zahnoberfläche gelösten Zahnbelag weg. Gegen fest sitzenden Zahnbelag ist sie machtlos. Sie erreicht allerdings auch schwer zugängliche Stellen, an die eine Zahnbürste nicht herankommt, zum Beispiel unter Zahnersatz, Zahnspangen und Brücken.

Ohne gründliches Zähneputzen plus Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen wird sich am Zustand des Gebisses jedoch nichts Grundlegendes ändern.

Menschen, die anfällig für Herzinnenhaut-Entzündungen (Endokarditis) sind, zum Beispiel bei Herzfehlern oder künstlichen Herzklappen, wird generell von der Benutzung einer Munddusche abgeraten. Denn dabei können Endokarditis-Erreger aus der Mundhöhle in die Blutbahn gedrückt werden.

ANBIETERADRESSEN

Zahnseide & Co für normale Zahnzwischenräume

  • Butler Gum: Austrodent HandelsgesmbH, Lenaustraße 10, A - 4020 Linz, (0732) 66 63 31
  • dontodent: DM Drogerie Markt GesmbH, Kasernenstraße 1, A - 5071 Wals-Siezenheim, (0662) 85 83 - 0
  • Elmex: Gebro Pharma GmbH, Bahnhofbichl 13, A - 6391 Fieberbrunn, (05354) 53 00 - 0
  • Müller: MHA Reinhard Müller Handelsgmbh & Co KG, Industriestraße 7, A - 3130 Herzogenburg, (02782) 825 07 - 0
  • Odol med 3: SmithKline Beecham GmbG & Co KG, Hermannstraße 7, D - 77804 Bühl, (0049 7223) 76 - 0
  • Oral B: Willvonseder & Marchesani OHG, Heinrich-von-Buol-Gasse 18, A - 1210 Wien, (01) 259 41 11 - 0
  • Water Pik: Pharmador GesmbH & Co KG, Ungarnstraße 23, A - 7503 Großpetersdorf, (0336) 240 03

Zahnseide & Co für weite Zahnzwischenräume und festsitzende Zahnspangen

  • Oral B: Willvonseder & Marchesani OHG, Heinrich-von-Buol-Gasse 18, A - 1210 Wien, (01) 259 41 11 - 0
  • Schlecker Anton GesmbH: Stelzerstraße 5, A - 4020 Linz, (0732) 77 82 91 - 0
  • TePe Mundhygieneprodukte: Brosteler Chaussee 47, D - 22453 Hamburg, (0049 40) 51 49 16 05

Kompetent mit Konsument

  • Zahnseiden besser. Bei normalen Zahnzwischenräumen reinigen sie besser als andere Hilfsmittel.
  • Floss bei mehr Abstand. Zur Reinigung erweiterter Zahnzwischenräume sind Flauschzahnseiden (Floss) mit verstärkten Enden die erste Wahl.
  • Abgerissen? Wenn die Zahnseide immer wieder an derselben Stelle abreißt oder stark auffasert, ist etwas nicht in Ordnung. Der Zahnarzt sollte die Stelle unbedingt untersuchen.

So haben wir getestet

Im Test: 10 exemplarisch ausgewählte Interdentalpflegeprodukte – davon 4 Zahnseiden, 1 Zahnseiden-Tape, 1 Zahnseide im Halter, 1 Flauschzahnseide, 2 Interdentalbürsten und 1 batteriebetriebenes Gerät. Der Test wurde von der Stiftung Warentest durchgeführt, wir veröffentlichen die Ergebnisse jener Produkte, die auch in Österreich erhältlich sind.

Einkauf der Prüfmuster : Oktober/November 2003.

Preise : Anbieterbefragung im Mai 2004.

Reinigungswirkung : Die Reinigungswirkung wurde in einem Laborversuch an Modellgebissen mit normalen beziehungsweise erweiterten Zahnzwischenräumen unter Verwendung künstlichen Zahnbelags bestimmt. Hierbei wurden die Zahnzwischenräume mit den jeweiligen Produkten von einem Zahnarzt gereinigt, anschließend wurde der Anteil der gereinigten Fläche im Vergleich zur ungereinigten ermittelt.

Handhabung : Jeweils 20 Testpersonen mit normalen oder erweiterten Zwischenräumen beziehungsweise Zahnspangen wendeten die Produkte zwei Wochen lang täglich an. Dabei ging es zum Beispiel um Handlichkeit, Rutschfestigkeit, Benutzung an schwer erreichbaren Stellen.

Gebrauchshinweise : Beurteilt wurden vor allem Ausführlichkeit, Verständlichkeit und Hinweise zur Putztechnik.

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