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Naturkosmetik - Gute Cremen fürs Gesicht

  • Qualität der Produkte insgesamt verbessert
  • Die teuerste Creme schnitt am besten ab
  • Drei Produkte waren mikrobiologisch nicht in Ordnung

Die einen schätzen Produkte, die natür­liche Inhaltstoffe verheißen, als verträg­licher ein als herkömmliche Kosmetika; die anderen wollen einfach "keine Chemie auf der Haut" – Naturkosmetik ist gefragt. Tendenz: steigend. Doch wie ist es um die ­Qualität der "grünen" Kosmetik bestellt?

Unsere Kollegen von der deutschen Stiftung Warentest haben Naturkosmetik-Gesichtscremen (Feuchtigkeitscremen für normale Haut, zwei davon für Männer) geprüft. ­Pflegen die Cremen die Haut gut? Sind sie verträglich? Sind sie angenehm anzuwenden? Je 30 Testpersonen pro Creme prüften zwei Wochen lang, ob die Produkte diesen Anforderungen gerecht werden. Zusätzlich wurden die Cremen im Labor untersucht.

Qualität ist besser geworden

Das Wichtigste gleich vorweg: Die Prüf­ergebnisse sind besser als im letzten Test Gesichtscremen 3/2007. Nur drei Cremen schnitten diesmal schlechter als "gut" ab. An den Pflegeeigenschaften der Cremen gab es wenig auszusetzen. Die meisten ­versorgten die Haut gut mit Feuchtigkeit, Sante Natural Basics Feuchtigkeitscreme sogar sehr gut. Mit dem Corneometer, ­einem speziellen Messgerät, ließ sich noch Stunden nach dem Auftragen ein Plus an Feuchtigkeit feststellen.

Einzig i+m Naturkosmetik reicherte die Haut nur mittel­mäßig mit Feuchtigkeit an. Auch die Probanden waren von der Pflegewirkung dieses Produkts nicht sehr überzeugt. Ihnen gefielen die Cremen von Santaverde und dm/alverde am besten.

Pflegeeigenschaften ebenbürtig

In ihren Pflegeeigenschaften haben sich die Naturkosmetikcremen konventionellen guten Cremen als weitgehend ebenbürtig erwiesen. Alle waren obendrein hautverträglich. Auch mit der Konsistenz, der Verteilbarkeit und dem Einziehen der Cremen in die Haut – kurz: mit der Anwendung – waren die Probanden durch die Bank zufrieden.

Erhöhte Keimzahlen

Mikrobiologie nicht in Ordnung

Bei drei Produkten (i+m Naturkosmetik, Sante, Logona) passte allerdings die mikrobiologische Qualität nicht. Die meisten ­Naturkosmetikhersteller verzichten auf synthetische Konservierungsstoffe, die zwar sehr wirksam sind, aber nicht von jeder Haut vertragen werden. Die Kehrseite der Medaille: Naturkosmetikcremen sind teilweise anfälliger für Keimbefall und können dann Hautreizungen verursachen. Von den Cremen im Test ist nur die Dr. Scheller Multi-Schutz Creme synthetisch konserviert.

Erhöhte Keimzahlen

Das Fluid von i+m Naturkosmetik wies frisch geöffnet bereits eine bedenkliche Keimzahl auf. Die Cremen von Sante und Logona waren zwar vorerst in Ordnung, bestanden aber den Belastungstest nicht. Bei dieser Prüfung tragen die Tester bewusst Keime in die Cremen ein. In sorgfältig konservierten Produkten sterben die Keime mehrheitlich ab. Passiert das nicht in ausreichendem Maß und innerhalb vorge­gebener Zeit, gibt es Minuspunkte für die mikrobiologische Qualität.

Tuben besser als Tiegel

Mit Naturkosmetikcremen muss auf jeden Fall sorgsamer umgegangen werden als mit konventionellen Cremen. Um das Risiko eines etwaigen Keimbefalls von vornherein gering zu ­halten, sollten sie am besten in Tuben mit kleiner Öffnung erstanden werden. So sind sie besser vor Keimen geschützt als in Tiegeln. Hygiene ist ebenfalls wichtig: Entnehmen Sie die Creme nur mit sauberen Fingern oder noch besser mit einem sauberen Spatel und verschließen Sie sie danach wieder luftdicht. In der Wärme gedeihen Keime besonders gut. Das Badezimmer ist daher als Aufbewahrungsort alles andere denn ideal. Besser: bei 18 bis 20 Grad ­Celsius lagern.

Zügig aufbrauchen

Achten Sie auf das Mindesthaltbarkeits­datum beziehungsweise auf das Symbol des geöffneten Tiegels mit Verfallsangabe. Es gibt an, wie lange das Produkt nach dem ersten Öffnen haltbar ist. In jedem Fall gilt: Einmal geöffnet, sollten Naturkosmetik-Produkte zügig aufgebraucht werden. Haben sich Geruch, Farbe oder Konsistenz verändert, ist die Creme ein Fall für den Mistkübel.

Duft ist Geschmackssache

Duft ist Geschmackssache

Naturkosmetik wird ohne synthetische Duftstoffe erzeugt. Zur Parfümierung werden stattdessen ätherische Öle eingesetzt. Ob ein Duft gefällt oder nicht, ist Geschmackssache. Im Test waren die Meinungen über die Parfümierung jedenfalls geteilt. Was die einen als angenehm empfanden, beurteilten andere als zu stark oder sogar – wenig schmeichelhaft – als muffig. Gut, wenn es im Geschäft Testpackungen gibt: Ein kurzes Schnuppern und man weiß, ob einem der Duft behagt.

Tatsächlich Naturkosmetik?

Ob in der Tube oder im Tiegel aber wirklich Naturkosmetik steckt, ist nicht so leicht zu erkennen. In Europa gibt es bislang keine einheitliche, rechtlich verbindliche Definition des Begriffs Naturkosmetik. Auf der Produktpackung müssen zwar laut Kosmetikverordnung alle Inhaltstoffe in abnehmender Reihenfolge ihrer Konzent­ration angegeben sein, doch das erfolgt überwiegend auf Englisch. Im Test fanden sich nur auf den Packungen von lavera, Santaverde, Sante, Weleda und Yalia deutsche Übersetzungen. Doch selbst dann können Laien oft nicht erkennen, ob hinter einer Bezeichnung nun ein Naturstoff oder ein synthetischer Stoff steckt.

Kennzeichnung der Naturkosmetika

Orientierungshilfe bieten die Siegel der Naturkosmetikhersteller, etwa die deutschen Label "BDIH. Kontrollierte Naturkosmetik" oder "NaTrue" (ein österreichisches Naturkosmetik-Label ist derzeit im Entstehen). Produkte mit Siegel haben den jeweils vorgegebenen, spezifischen Mindeststandards zu entsprechen: Soweit möglich, dürfen sie nur natürliche Substanzen enthalten, also Stoffe pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs. Erdölprodukte sowie synthetische Farb- und Duftstoffe sind verpönt, bestimmte Konservierungsstoffe sind allerdings zugelassen.

Label-Anforderungen erfüllt

Die Cremen im Test tragen samt und sonders das BDIH-Siegel, die Creme von Logona hat zusätzlich das NaTrue-Siegel. Ob die Produkte den Label-Anforderungen gerecht werden, wurde im Labor überprüft. Die ­Cremen wurden unter anderem auf Konservierungsstoffe, Paraffinkohlenwasserstoffe, Duftstoffe und polyzyklische Moschusver­bindungen untersucht. Alle Produkte schnitten bei diesem Prüfpunkt sehr gut ab.

Feuchtigkeitscreme für Männer

Überwiegend im grünen Bereich

Die Testergebnisse liegen überwiegend im grünen Bereich. Wer Naturkosmetik konventionellen Produkten vorzieht, kann folglich unter et­lichen guten Gesichtscremen auswählen. Die beste Creme im Test (Santaverde Aloe vera Creme medium, 8,53 €/10 ml) ist zugleich die teuerste, doch gute gibt es auch um wesentlich weniger Geld. dm/alverde Tagescreme Olive Sonnenblume schnitt fast ebenso gut ab wie der Testsieger, ist aber mit 69 Cent/10 ml erheblich billiger.

Die speziell für Männer ausgelobten Feuchtigkeitscremen erzielten ebenfalls gute Testresultate und liegen preislich mit 2,33 € (lavera Men Care Allround Feuchtigkeitscreme) beziehungsweise 3,47 €/10 ml (Weleda Feuchtigkeitscreme für den Mann) im Mittelfeld.

Auf die Füllmenge achten

Noch ein Tipp: Achten Sie beim Kauf auf jeden Fall auf die Angaben zur Füllmenge. Bei einigen Cremen (Yalia, Sante, Logona, Weleda) täuscht die Packung mehr Inhalt vor als vorhanden ist. Ob Naturkosmetika im Vergleich zu konventionellen Produkten tatsächlich mit besonderen ­Vorteilen punkten, ist übrigens umstritten: Kritiker vertreten den Standpunkt, dass ­Naturstoffe für die Haut ebenso Fremdstoffe sind wie synthetische Substanzen. Obendrein gibt es gerade unter den natürlichen Stoffen auch einige sehr allergieträchtige. Dazu zählen unter anderem ätherische Öle aus der Kamille oder Teebaumöl.

Testtabelle: Gesichtscremen

Testtabelle: Produkte für Männer

Zusammenfassung

  • Gute Ergebnisse. Die meisten Cremen ver­sorgen die Haut gut mit Feuchtigkeit. Sämtliche Cremen sind zudem sehr gut verträglich und angenehm anzuwenden.
  • Tadellos und preiswert. dm/alverde Tages­creme Olive Sonnenblume (69 Cent/10 ml) kostet am wenigsten und ist fast ebenso gut wie der teure Testsieger Santaverde Aloe vera Creme medium (8,53 €/10 ml).
  • Achtung, Keime. Naturkosmetik-Cremen sind anfällig für Keime, wenn sie nicht konserviert sind. Beim Kauf auf die Angaben zur Mindest­haltbarkeit achten, Creme sauber entnehmen, kühl aufbewahren und zügig verbrauchen.

Naturkosmetik-Siegel

BDIH. Kontrollierte Naturkosmetik. Das BDIH-Siegel wird vom Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren und Körperpflegemittel (BDIH) verliehen und findet sich mittlerweile auf weit über 5.000 Produkten.

Die im BDIH vertretenen Naturkosmetikhersteller haben Qualitätsansprüchen und Richtlinien entwickelt, denen die Produkte entsprechen müssen. So müssen etwa pflanzliche Rohstoffe so weit wie möglich aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, der Anteil ist allerdings nicht fest­gelegt. 

NaTrue. NaTrue ist an sich eine Weiterentwicklung des BDIH-Zeichens und stammt von Naturkosmetikherstellern in Zusammenarbeit mit dem deutschen Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW). In den Kriterien ist fest­gelegt, welche Inhaltstoffe und Produktionsverfahren erlaubt sind.

Der NaTrue-Standard umfasst drei Stufen: Naturkosmetik ähnlich den Richtlinien des BDIH (Stufe 1), Naturkosmetik mit einem Bio-Anteil von 70 Prozent (Stufe 2) und ­Biokosmetik mit einem Bioanteil von 95 Prozent (Stufe 3). Bislang wurden 1.000 Produkte zertifiziert.
Nähere Infos: www.natrue-label.de

AustriaNaturalCosmetics-ANC. Das österreichische Gütezeichen für geprüfte Naturkosmetik entsteht derzeit. Es wird in seinen Kriterien den Vorgaben des Österreichischen Lebensmittelbuches zu Naturkosmetik entsprechen: Natur­kosmetika sind demnach Erzeugnisse aus natürlichen (pflanzlichen, tierischen, mineralischen) Rohstoffen, soweit möglich aus biologischem Anbau. Chemische Gewinnungs- und Verarbeitungsschritte sind nicht erlaubt.

Davon ausge­nommen: etliche Konservierungsmittel, Emulgatoren und Tenside. Bestimmte Stoffe (u.a. Erdölprodukte, Rohstoffe aus Wildsammlungen vom Aussterben bedrohter ­Pflanzen) dürfen in Naturkosmetika nicht eingesetzt werden. Erste, mit dem Gütezeichen ausgezeichnete Produkte werden demnächst auf dem Markt sein.
Nähere Infos: www.austrianaturkosmetik.at

Testkriterien

Die Stiftung Warentest hat 9 Feuchtigkeitscremen für das Gesicht (Naturkosmetik) getestet.

Pflegeeigenschaften. Ermittelt wurde mit dem Corneometer die Feuchtigkeitsanreicherung an den Unterarminnenseiten von 30 Probanden. Die Produkte waren zuvor zwei Wochen lang angewendet worden. Die Messungen erfolgten vor der ersten und 12 Stunden nach der letzten Anwendung. Hautgefühl (Glätte, Elastizität) sowie Verträglichkeit wurden von 30 Personen im Rahmen eines zweiwöchigen Praxistests beurteilt.

Anwendung. Die Testpersonen beurteilten Konsistenz, Verteilbarkeit und Einziehen der Cremen.

Mikrobiologische Qualität. Die Gesamtkeimzahl wurde bestimmt. Zudem erfolgte der Nachweis bestimmter Mikroorganismen in Anlehnung an Ph. Eur., 6. Ausgabe 2.6.12/13 und die Prüfung auf ausreichende Konservierung in Anlehnung an Ph. Eur., 6. Ausgabe, 5.1.3 unter Berücksichtigung der SCCP-Leitlinien.

Deklaration. Drei Experten beurteilten die Deklaration gemäß den Vorschriften der Kosmetik-Bedarfsgegenstände- sowie der Fertigpackungsverordnung und des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches. Überprüft wurden Lesbarkeit und Werbeaussagen.

Verpackung. Ermittelt wurde der ­Nutzinhalt, also jener Anteil vom Gesamtinhalt, der maximal entnehmbar ist, ohne das Behältnis zu zerstören. Zudem wurde erfasst, ob eine ­Qualitätssicherung vorhanden war. Ein Experte überprüfte, ob es sich um eine Mogelpackung handelt. Fertigpackungen müssen so gestaltet und befüllt sein, dass sie keine größere Füllmenge vortäuschen als in ihnen enthalten ist.

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