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Haarshampoos: Naturkosmetik? - Der Öko-Check

Wie natürlich sind Naturkosmetika und Kosmetika, die als natürlich beworben werden beziehungsweise durch die Gestaltung der Verpackung, den Eindruck zu erwecken, dass das Mittel aus rein natürlichen Inhaltsstoffen besteht?  Wir haben 21 Haarshampoos getestet, längst nicht alle sind Öko.

In der Testtabelle finden Sie folgende Produkte:

Naturkosmetika

  • alverde - Bio-Malve, Bio-Brombeere Family Shampoo
  • bi good - Natürliches Glanzshampoo Zitronenmelisse
  • Lavera - Apfel Shampoo
  • Logona - Pflege Shampoo Bio-Brennessel
  • Manna Seife - Manna Seife - Seife für Gesunde Strähnen
  • my Sali free - Shampoo
  • Ringana - fresh Shampoo
  • Sanoll Biokosmetik - Ghassoul Haarwäsche Rosengeranie
  • Sante Naturkosmetik - Glanz Shampoo Bio-Orange & Kokos
  • Weleda - Hirse Pflegeshampoo
  • Wiener Seife - Bio Heilerde Lavendelöl No 66

Kosmetika mit höherem Anteil an Natursubstanzen

  • La Vida Naturprodukte - Aloe Vera Shampoo
  • Styx - Brennessel und Hopfen Shampoo
  • Yves Rocher - Mild & Sanft

Klassische Kosmetika

  • Garnier - Wahre Schätze - Grüner Tee & 5 Pflanzen
  • Garnier - Fructis Pure Non Stop Cucumber Fresh
  • Hask - Macadamia Oil Moisturizing Shampoo
  • Herbal Essences- Lightweight Shine gurke & grüner tee
  • Schwarzkopf - Glem Vital Frische Shampoo Brennessel
  • The Body Shop - Fuji Green Tea
  • Elvital - Multivitamin Pflegeshampoo

Grundlage der Bewertung sind die auf der Verpackung angegebenen Inhaltsstoffe. Das Augenmerk lag dabei auf dem Gehalt von: natürlichen Inhaltsstoffen, Inhaltsstoffen aus biologischer Landwirtschaft, (potenziell allergieauslösende) Duftstoffen, Konservierungsstoffe und potenzielle endokrine Disruptoren gemäß EU-Prioritätenliste.

Im Folgenden der Testbericht.


Positives Image verpasst

Viele Konsumentinnen und Konsumenten haben eine Vorliebe für Kosmetika mit rein natürlichen Inhaltstoffen. Die Hersteller versuchen das positive Image von Naturkosmetik für ihre Produkte zu nutzen. Immer mehr Kosmetika werden deshalb mit Attributen wie „bio“, „öko“, „vegan“ oder „rein pflanzlich“ beworben. Manche Anbieter versuchen auch durch die Gestaltung der Verpackung den Eindruck zu erwecken, ihr Produkt bestehe aus rein natürlichen Inhaltstoffen.

Keine gesetzliche Regelung

Doch was bedeutet Naturkosmetik? In der europäischen Kosmetikverordnung gibt es bislang keine gesetzliche Regelung dazu. Es existieren lediglich Richtlinien und Empfehlungen. Im österreichischen Lebensmittelbuch beschäftigt sich ein Unterkapitel (Kapitel B33) mit Naturkosmetik. Demnach soll diese nur aus Stoffen bestehen, die in der Natur vorkommen oder mit klassischen Methoden aus natürlichen Stoffen gewonnen werden. Darüber hinaus dürfen gewisse Konservierungsstoffe und Emulgatoren bzw. Tenside verwendet werden, die ebenfalls aus Naturstoffen hergestellt wurden. Natürliche Substanzen, die durch chemische Prozesse verändert wurden, sind (abgesehen von Tensiden und Emulgatoren) allerdings tabu. Wer herausfinden möchte, wie natürlich ein Produkt ist, ist deshalb entweder auf Naturkosmetiksiegel angewiesen oder er muss die Liste der Inhaltstoffe genau prüfen.

Test: Teilweise bedenkliche Inhaltsstoffe

Letzteres haben wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner für diesen Test, der Fachhochschule Wiener Neustadt am Campus Tulln, getan. Insgesamt 21 verschiedene Haarshampoos, die entweder als Naturkosmetik verkauft werden oder durch ihre Aufmachung den Anschein erwecken, aus Natursubstanzen zu bestehen, wurden einer genauen Analyse unterzogen. Elf Produkte erwiesen sich als reine Naturkosmetika, in den anderen Shampoos fanden wir teilweise bedenkliche Inhaltstoffe.

Untersuchte Substanzen

Lilial

In Glem Vital Frische Shampoo Brennessel Haarshampoo und Elvital Multivitamin Pflegeshampoo ist Lilial enthalten. Der synthetische Inhaltstoff mit dem Maiglöckchenaroma ist aufgrund seiner potenziellen allergenen Eigenschaften in Verruf geraten. Tierversuche haben zudem gezeigt, dass Lilial die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Bislang reicht die wissenschaftliche Datenlage allerdings nicht für eine abschließende Bewertung aus. 2015 stuften Experten des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der EU (SCCS) Lilial in Kosmetika als „nicht sicher“ ein. Für Dezember 2018 hat der SCCS eine neue Stellungnahme zu Lilial angekündigt.

Isothiazolinone

In Herbal Essences Lightweight Shine gurke & grüner tee shampoo und in Hask Macadamia Oil Moisturizing Shampoo sind Isothiazolinone enthalten. Diese synthetischen Konservierungsstoffe können Allergien auslösen. Ein Vertreter, Methylisothiazolinone (MIT), ist seit Februar 2017 in Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, verboten. Seit April 2018 gilt für Produkte, die wieder ausgewaschen werden, wie etwa Shampoos, ein deutlich strengeres Limit (maximal 0,0015 Prozent der Gesamtrezeptur). Als Allergiker sollte man Produkte meiden, die Methylisothiazolinone (MIT) enthalten.

Potenzielle allergene Duftstoffe

Sie müssen gemäß Kosmetikverordnung extra deklariert werden, wenn sie mehr als 0,01 Prozent der Gesamtrezeptur ausmachen. Gerade in Naturkosmetika sind oft viele potenzielle allergene Duftstoffe enthalten, da sie Bestandteile der eingesetzten ätherischen Öle sind. Im Test sind nur vier Produkte frei von potenziellen
allergenen Duftstoffen. My Sali free Shampoo und Ringana Shampoo, La Vida Naturprodukte Aloe Vera Shampoo, Yves Rocher Mild und Sanft.

Potenzielle endokrine Disruptoren

Hormonell wirksame Chemikalien (potenzielle endokrine Disruptoren) fanden wir im Elvital Multivitamin Pflegeshampoo. Diese Substanzensind zwar meist nicht akut giftig, stehen jedoch im Verdacht, wichtige Entwicklungsprozesse zu stören. So reagieren Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende besonders
empfindlich auf geringe Mengen der hormonell wirksamen Schadstoffe.

Konservierungsstoffe gemäß Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009

Neun Produkte im Test kommen ohne diese laut Kosmetikverordnung erlaubten Konservierungsstoffe aus. Diese Produkte enthalten meist entweder ätherische Öle, Alkohol oder Zitronensäure die ebenfalls konservierende Eigenschaften besitzen.

Klassifizierung

  • Naturkosmetika. Bei zehn Produkten handelt es sich um zertifizierte Naturkosmetika. Zwei Shampoos (my Sali free und Sanoll) sind Bio-Austria zertifiziert. Die „Bio“ Logos auf den Verpackungen von Lavera, Logona und Sante beziehen sich nur auf einzelne Inhaltsstoffe und nicht auf das gesamte Produkt. Naturkosmetik ist allerdings nicht gleich Naturkosmetik. Einige Produkte wie zum Beispiel Manna Seife, Wiener Seife oder Sanoll Biokosmetik kommen mit wenigen Inhaltstoffen und relativ geringem Produktionsaufwand aus. Die anderen Naturkosmetika werden ebenfalls auf rein natürlicher Basis, allerdings mit erheblich größerem technischen Aufwand hergestellt, der auch chemische Prozesse einschließt.
  • Kosmetik mit höherem Anteil an Natursubstanzen. Drei Produkte in unserem Test wären als Naturkosmetika zu bezeichnen, wenn die Hersteller völlig auf synthetische Inhaltstoffe verzichtet hätten. Bei La Vida Naturprodukte, Yves Rocher und Styx ist dies leider nicht der Fall. Alle enthalten synthetische Duftstoffe, im Styx-Produkt wurde zusätzlich ein synthetischer Emulgator verwendet.
  • Klassische Kosmetik. Sieben Produkte erwecken durch Verpackung und Werbung den Anschein von Natürlichkeit. Es handelt sich jedoch um klassische Kosmetika, die nur einen sehr geringen Anteil an natürlichen Substanzen aufweisen.

Testtabelle: Haarshampoos

VKI-Tipps

  • Öko-Siegel. Wer sichergehen möchte, sollte darauf achten, dass das Produkt ein offizielles und anerkanntes Siegel trägt. Nicht jedes „Logo“ ist allerdings vertrauenswürdig. Einige der Siegel werden von den Herstellern selbst entworfen. Einen Überblick bietet www.bewusstkaufen.at
  • Allergiker. Naturkosmetik heißt nicht, dass das Produkt allergenfrei ist. Gerade ätherische Öle enthalten oft potenziell allergieauslösende Substanzen, Zitrusdüfte zum Beispiel sind dafür berüchtigt.

Testkriterien

Studenten der FHWN Campus Tulln beurteilten 21 ausgewählte Haarshampoos, die entweder als Bio-Kosmetika im Handel sind oder durch Verpackung und Werbung den Eindruck erwecken, dass sie aus natürlichen Substanzen bestehen. Grundlage für die Bewertung sind die auf der Verpackung angegebenen Inhaltstoffe. Das Augenmerk lag dabei auf dem Gehalt von

  • natürlichen Inhaltsstoffen
  • Inhaltsstoffen aus biologischer Landwirtschaft
  • Duftstoffen (natürliche und synthetische)
  • potenziell allergieauslösenden Duftstoffen gemäß Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 (Artikel 19), (mehr als 0,01% enthalten)
  • Konservierungsstoffen gemäß Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 Anhang V
  • potenzielle endokrinen Disruptoren gemäß EU-Prioritätenliste

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