Zum Inhalt

Fondsgebundene Lebensversicherungen - Nicht wirklich attraktiv

  • Kombiprodukt aus Fonds und Versicherung
  • Langfristige Bindung
  • Fondssparen oft günstiger

Fondsgebundene Lebensversicherungen sind weder Fisch noch Fleisch. Bei diesem in Österreich relativ neuen Vorsorgeprodukt wird eine Lebensversicherung mit einer Investmentfonds-Anlage nach Art des Fondssparens kombiniert. Der Kunde kann die Prämieneinzahlung flexibel gestalten. Davon fließt ein Teil in die Versicherungsprämie für die Risikoabdeckung im Todesfall. Der größere Teil wird für den Kapitalaufbau in Investmentfondsanteilen verwendet.

Prämienaufteilung nicht nachvollziehbar

Der verführerische Kombipack weist bei genauerer Betrachtung jedoch einige kleine Fehler auf. Zur Kostendeckung von Verwaltung und Portfoliomanagement wird nämlich ein weiterer Anteil der Prämie in unbekannter Höhe abgezweigt. Nur drei Anbieter (Gerling, Union und Wiener Städtische) waren bereit, die Kosten und die Prämienaufteilung im Detail aufzuschlüsseln. Alle anderen Versicherungsunternehmen wollten uns „aus Wettbewerbsgründen“ nicht bekannt geben, wie sich die Prämie aufteilt. Damit ist für den Konsumenten aber auch nicht nachvollziehbar, welcher Teil der Prämie in Fondsanteilen veranlagt wird, und wie viel in den Ablebensschutz, den Vertrieb oder in sonstige Kosten fließt.

Gewaltige Unterschiede bei den Anbietern

In unserer Modellrechnung haben wir Differenzen im Ergebnis von bis zu 100.000 Schilling festgestellt. Da die Kursperformance und die Fondsauswahl unberücksichtigt blieb und alle Anbieter mit einer exemplarischen Wertsteigerung von sechs Prozent pro Jahr rechneten, gehen diese gewaltigen Unterschiede ausschließlich auf das Konto der Kosten. Für den Anleger bedeutet dies, dass sein über die Jahre in Raten angespartes Kapital je nach Anbieter um bis zu 100.000 Schilling höher oder niedriger liegen kann.

Für die Versicherungsunternehmen sind die Fondspolizzen jedenfalls ein durchschlagender Erfolg. Im Windschatten des Anlagebooms in Investmentfonds konnten die 17 österreichischen Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen im Vorjahr ihre Prämiensummen fast verdoppeln. Marktführer ist Skandia mit einem Marktanteil von rund 23,3 Prozent, dicht gefolgt von der CA-Versicherung und Aspecta (jeweils 19 Prozent).

Versprochen werden weitaus bessere Renditen als mit herkömmlichen Lebensversicherungen. Dies kann sein, muss aber nicht: Investmentfonds sind immer nur so ertragreich beziehungsweise sicher, wie die Wertpapiere, die ihnen zu Grunde liegen. Da die fondsgebundene Lebensversicherung ein sehr junges Produkt ist, können die wenigsten Anbieter auf Erfahrungen in diesem Bereich zurückgreifen. Es gibt nur vereinzelt Daten, die eine Gesamtperformance von mehr als drei Jahren aufweisen. Eine Ausnahme sind die beiden deutschen Anbieter Gerling und MLP, die schon etwas länger in diesem Geschäftszweig tätig sind.

Der Ertrag ist nicht garantiert

Bei der Auswahl des richtigen Fonds muss man sich daher entweder auf die Empfehlungen des Fondsmanagements verlassen oder selbst die Kurstabellen der Fonds in den Tageszeitungen studieren und vergleichen. Die Wertentwicklung der Fonds lässt sich aus heutiger Sicht nicht voraussehen und schwankt mitunter heftig. Von den Anbietern wird jedenfalls keine Erfolgsgarantie gegeben. Das Ergebnis hängt vom Kurswert der Fondsanteile am Auszahlungsstichtag ab. Deshalb muss sich der Kunde auf die Reputation des Unternehmens verlassen können und Vertrauen in das Fondsmanagement haben.

Am Beginn der Laufzeit wird empfohlen, einen höheren Anteil an Aktienfonds zu halten. Denn nur mit einer „dynamischen“ Risikostrategie, so Branchenkenner, lassen sich die in den Prospekten versprochenen Renditen erzielen. Ein hoher Aktienanteil erhöht jedoch automatisch das Risiko, dass am Ende der Laufzeit ein Kurstief droht. Daher ist einige Jahre vor Laufzeitende der Wechsel (Switchen) in festverzinsliche Anleihenfonds ratsam. Deren Kurse können nicht unversehens ins Bodenlose fallen.

Auf immer an den Versicherer gebunden

Im Vergleich zu reinen Fondssparplänen sind die Fondsanteile wegen der Laufzeit der Lebensversicherung langfristig gebunden. Eine gewisse Flexibilität ergibt sich für den Konsumenten lediglich bei der Wahl der Fonds. Die Möglichkeit, die Fonds je nach Belieben und Markterfordernis zu wechseln, zählt zu den Pluspunkten der Fondspolizzen. Der Kunde kann aus bis zu 300 Fonds sein individuelles Portfolio zusammenstellen. Wer das Service eines gemanagten Fonds bevorzugt, ermittelt zunächst sein persönliches Risikoprofil anhand einer durch den Anbieter zur Verfügung gestellten Check-liste (siehe Kasten: „Risikokategorien“). In einem nächsten Schritt werden die Laufzeit, der monatliche Ansparbetrag, die Risikoprämie und die Versicherungsleistung im Todesfall festgelegt. Der Kauf der Anteile und die dazugehörige Marktbeobachtung erfolgen dann durch das Fondsmanagement. Für die Führung des Fondsportfolios wird eine Managementgebühr zwischen 0,4 und 0,6 Prozent der Prämiensumme pro Jahr verrechnet.

Die Höhe der Prämie ist frei gestaltbar und flexibel. Die Mindestprämie bei monatlicher Einzahlung beträgt zumeist 1000 Schilling und bei Einmalerlag 50.000 Schilling. Die Prämien werden einmal im Monat in Fondsanteilen veranlagt. Nur ein Anbieter (Skandia) offeriert das Service der täglichen Veranlagung. Dies ist vor allem beim Einmalerlag beziehungsweise beim Switchen oder bei turbulenten Finanzmärkten von Bedeutung, da hier der Kaufzeitpunkt eine wesentliche Rolle spielt. Über den Vermögensaufbau bekommt der Versicherungsnehmer einmal jährlich einen Depotauszug, der eine Aufstellung und Bewertung der Fondsanteile enthält.

Unser Tipp: Bei einem Einmalerlag sollte man auf mindestens zehn Jahre veranlagen, da die Versicherungssteuer andernfalls elf statt vier Prozent beträgt. Die unterjährige Zahlungsweise (zum Beispiel monatlich oder quartalsweise) kommt meistens teurer als eine Jahresprämie (bis zu drei Prozent). Wer monatlich ansparen möchte, aber Kosten senken will, sollte den Betrag zunächst auf ein Sparbuch legen und dann die Prämie einmal jährlich bezahlen.

Der Ablebensschutz ist – anders als bei der „klassischen“ Er- und Ablebensversicherung – im Prinzip frei wählbar, jedoch auf maximal 400 Prozent der Prämiensumme beschränkt. Allerdings ist auch hier nicht klar, wie hoch der Prämienanteil für die Risikoabdeckung ist.

Versichern und sparen trennen

Fondsgebundene Lebensversicherungen sind ein Ansparprodukt und taugen daher nicht als alleiniger Ablebensschutz. Wer beides will – Absicherung für den Todesfall und Vermögensaufbau – sollte Splitting betreiben: einerseits ausreichende Risikovorsorge, andererseits individuelles und frei bestimmbares Fondssparen.

Wir sind auch der Frage nachgegangen, was die regelmäßige Veranlagung in Investmentfonds gekoppelt mit einer Risikoversicherung – also eine Trennung der beiden Produkte – im Vergleich zur fondsgebundenen Lebensversicherung bringt. Viele Versicherungsunternehmen liegen mit ihren Ablaufleistungen unter den berechneten Werten für die getrennten Produkte. Dies ist insofern verwunderlich, als die Fondspolizzen mit einer Reihe von Kostenvorteilen beworben werden. So sind die Erträge von der Einkommen- und Kapitalertragsteuer befreit. Außerdem werden keine Ausgabeaufschläge beim Ankauf von Fondsanteilen verrechnet. Die teilweise geringeren Ablaufleistungen lassen sich hauptsächlich mit hohen Verwaltungs- und Vertriebskosten erklären.

Fazit: Bei den fondsgebundenen Lebensversicherungen handelt es sich um eine spezielle Form der Geldanlage in Investmentfonds gekoppelt mit Versicherungsschutz. Beide Leistungen sind am Markt auch getrennt und – wie unser Vergleich zeigt – kostengünstiger zu haben. Die Transparenz bei den Nebenkosten und der Aufteilung der Prämie lässt zu wünschen übrig. Ein Angebotsvergleich ist wegen der großen Kostenunterschiede ratsam.

Fondsgebundene Lebensversicherungen sind eine Kombination aus Ablebensversicherung und Anlage in Investmentfonds.

Vorteile

  • Flexibler und teilweise transparenter als die klassische Er- und Ablebensversicherung durch freie Fondswahl und Selbstmanagement.
  • Die Ausschüttungen der Fonds unterliegen nicht der Kapitalertragsteuer. Beim Ankauf der Fondsanteile fallen keine Ausgabeaufschläge an.

Nachteile

  • Die offenbar hohen Verwaltungs- und Vertriebskosten schmälern das Veranlagungsergebnis. Keine Kostentransparenz.
  • Der Versicherungsschutz ist beschränkt; für spezifische Erfordernisse (Familie, Kreditbesicherung) unter Umständen nicht ausreichend.
  • Anders als beim Fondssparen ist man durch die Kombination mit einer Lebensversicherung für die gesamte Laufzeit an das Unternehmen gebunden.

Fondsgebundene Lebensversicherung oder Fondssparen plus Risikoabsicherung getrennt

Annahmen: Einzahlung von 1000 Schilling monatlich, 30 Jahre Laufzeit, Verzinsung 6 Prozent

Fondsgebundene Lebensversicherung ergibtzirka 730.000 Schilling (KEST-frei) (Mittelwert der Angebote in der Tabelle)

Fondssparen + Risikoabsicherung ergibt

… bei konservativer Veranlagung 749.511,67 Schilling (Annahmen: KEST-Anteil 15 Prozent, Ausgabeaufschlag 3 Prozent, Wiederanlagerabatt 1,5 Prozent, Verwaltungskosten 0,5 Prozent, Depotgebühr 150 Schilling/Jahr, monatliche Prämie Risikoversicherung 70 Schilling)

… bei riskanter Veranlagung 825.769,03 Schilling (Annahmen: KEST-Anteil 5 Prozent, Ausgabeaufschlag 4 Prozent, Wiederanlagerabatt 2 Prozent, Verwaltungskosten 1 Prozent, Depotgebühr 150 Schilling/Jahr, monatliche Prämie Risikoversicherung 70 Schilling)

Eine Auswahl von Varianten fondsgebundener Lebensversicherungen

Die Klassische

Hoher Anteil an Anleihen (bis zu 100 Prozent). Bei dieser Kategorie steht die Sicherheit im Vordergrund. Man setzt auf Anleihen, selten auf (inländische) Aktien oder Immobilien. Die Renditeerwartung ist nach oben sehr eingeschränkt.

Die Ausgewogene

Verhältnis Anleihen zu Aktien etwa 50 : 50. Bei dieser Variante befinden sich Sicherheit und Risikobereitschaft im Gleichgewicht. Neben inländischen werden auch ausländische Aktien, vor allem aus dem EU-Raum, gehalten.

Die Dynamische

Hoher Anteil an Aktien (bis zu 100 Prozent). Besonders risikofreudige Kategorie mit einem Anteil an Aktien aus Übersee und/oder Emerging Markets (Aktienmärkte in Ländern mit hohen Wachstumsraten, aber auch hohem wirtschaftlichen und politischen Risiko).

Allianz Elementar Lebensversicherungs-AG, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien, (01) 878 07-0

Aspecta Lebensversicherung AG, Naglergasse 1, A-1010 Wien, (01) 533 91 50-0

CA Versicherung AG, Gonzagagasse 16, A-1010 Wien, (01) 531 45-0

Donau Allgemeine Versicherungs-AG, Schottenring 15, A-1010 Wien, (01) 313 11-0

Generali Allgemeine Lebensversicherung AG, Landskrongasse 1–3, A-1010 Wien, (01) 534 01-0

Gerling E & L Financial Services GmbH, Millenium Tower, Handelskai 94–96, A-1200 Wien, (01) 207 09-0

Interunfall Versicherung AG, Tegetthoffstraße 7–9, A-1010 Wien, (01) 514 03-0

MLP Lebensversicherung AG, Große Mohrengasse 1–3, A-1020 Wien, (01) 214 54 01-0

Nürnberger Versicherung AG, Moserstraße 33, A-5020 Salzburg, (0662) 44 87-0

Skandia Leben AG, Lebensversicherungs AG, Wildpretmarkt 2–4, A-1010 Wien, (01) 536 64-0

s-Versicherung: Sparkassen Versicherung AG, Wipplingerstraße 36–38, A-1010 Wien, (01) 313 81-0

Union Versicherungs AG, Schottenring 27–29, A-1010 Wien, (01) 313 83-0

VJV Volksfürsorge Jupiter Allgemeine Versicherungs-AG, Stubenbastei 2, A-1010 Wien, (01) 515 86-0

Wiener Städtische Allgemeine Versicherung AG, Schottenring 30, Ringturm, A-1010 Wien, (01) 531 39-0

Winterthur Versicherungs-AG, Mattiellistraße 2–4, A1040 Wien, (01) 515 34-0

Langfristige Entscheidung. Fondspolizzen sind nicht für kurzfristige Veranlagungen gedacht. Wie bei allen Lebensversicherungen ist man für die Restlaufzeit an ein Versicherungsunternehmen gebunden.

Kostentransparenz verlangen. Wenn Sie Angebote einholen, verlangen Sie eine Aufschlüsselung, wohin die Prämie fließt. Als Kunde haben Sie ein Recht darauf!

Nicht vorzeitig aussteigen. Dies ist besonders ungünstig, da ein Großteil der Kosten in den ersten Jahren angelastet wird und hohe Abschläge auf den Rückkaufswert anfallen.

Risiko minimieren. Der als ertragreich beworbene hohe Aktienanteil kann zu Verlusten führen. Um das Risiko eines dramatischen Wertverlustes vor Ablauf der Polizze zu minimieren, in den Jahren vor dem Laufzeitende in wertbeständige Fonds mit geringeren Kursschwankungen wechseln. Oder durchtauchen, bis sich die Kurse erholt haben.

Kostenlos wechseln. Da bei den fondsgebundenen Lebensversicherungen keine Ausgabeaufschläge für die Fondsanteile anfallen, kann die Gesamtperformance durch geschicktes Wechseln der Fonds (Switchen) je nach Kursentwicklung optimiert werden (Achtung: nicht bei allen Anbietern kostenlos!).

Für unseren Modellfall (30-jähriger Mann, öS 1000,– Monatsprämie, Laufzeit 30 Jahre, Performanceannahme 6 Prozent, Ablebensschutz öS 180.000,–) wurden schriftlich Angebote eingeholt und gegenübergestellt. Die Angebote der Bawag Versicherung und der apk Pensionskasse sind nicht direkt vergleichbar und deshalb nicht aufgelistet. Die Reihung erfolgte nach Höhe des prognostizierten Ergebnisses.

Da die Grundannahmen für alle Anbieter gleich sind (6 Prozent Performance der jeweiligen Fonds), können die Unterschiede im prognostizierten Ergebnis nur Kostenunterschiede sein. Die Versicherer sind – mit Ausnahme von Gerling, Union und Wiener Städtische – nicht bereit, uns die Aufteilung der Prämie in Sparanteil, Risikoanteil und sonstige Kosten bekannt zu geben.

Die Darstellung der Rückkaufswerte soll demonstrieren, wie ungünstig sich die Vertragsauflösung nach drei, zehn und fünfundzwanzig Jahren auswirkt.

Wir empfehlen auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang