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Kindercomputer - Besser gleich einen echten PC

Sie schauen ähnlich aus wie Computer. Aber für den Einstieg in die PC-Welt sind sie total ungeeignet.
Ohne Computer läuft in der modernen Arbeitswelt nicht mehr viel. Daher möchten verantwortungsvolle Eltern ihr Kind frühzeitig an den Blechtrottel gewöhnen. Der Spielwarenhandel verkauft Geräte mit elektronischem Innenleben, die genau das versprechen. Je nach Alter sollen sie das „Lernen des Alphabets“ (Lörni ABC-Maus), „leichten Schuleinstieg“ (Genius Junior Lesson 2) oder Förderung in Deutsch, Mathematik und Allgemeinwissen auf „spielerische und doch herausfordernde Weise“ (Ravensburger Champion Notebook) ermöglichen. Das klingt nach gut gemeint – doch gut sind die Dinger keinesfalls. Außer dem Aussehen haben sie nämlich mit heute üblichen PCs oder Apple-Geräten wenig gemein. Daher sind sie keine Hilfe beim Umgang mit neuen Technologien.

Steinzeit-Technologie

Die Werbung für das Ravensburger-Notebook protzt mit „riesigem LCD-Schirm“. Klappt man das Notebook auseinander, erweist sich der Hauptteil des Bildschirms als bloß aufgedrucktes Bild. Das erinnert an jene „Bücher“, die im Möbelgeschäft die Regale zieren. In der Mitte befindet sich die eigentliche Fläche für Spiele, Quiz oder auch Hausübungen. Sie misst gerade 12 x 5,5 cm und hat eine Auflösung wie die ersten Taschenrechner mit LCD-Anzeige: balkendicke Zeichen, und eine Zeile umfasst nur 15 Buchstaben (Modelle anderer Hersteller haben ähnlich kleine Displays). Was erwachsene Kunden bei jedem Billig-Organizer empört zurückweisen würden, ist für die Jüngsten offenbar noch gut genug. Auch die Bedienung entspricht nicht dem derzeitigen Standard: So muss man zur Eingabe erst die Maustaste, dann die Eingabetaste drücken. Ein Modell für die ganz Kleinen arbeitet mit „Lochkarten“ aus farbenfrohem Kunststoff. Die lassen sich auf verschiedene Arten einstecken und bewirken jeweils etwas anderes. Eine nette Spielidee – nur hat das nichts mit der heutigen EDV-Realität zu tun.

Wenig Spielspaß

Gerade die ganz Kleinen spielen mit Begeisterung Memory. Doch die Variante auf dem Kindercomputer mit wahlweise sechs, acht oder zehn Karten wird jede aufgeweckte Fünfjährige binnen kurzem gelangweilt beiseite legen. Das öde LCD-Display – dunkelgraue Bröckerl auf hellgrauem Grund – kann ebenfalls nicht wirklich begeistern.

Auch beim Ravensburger Notebook für die Größeren dürfte sich der Spielspaß in Grenzen halten. Die Spiele laufen langsam und ruckelnd, jeder Gameboy ist da designmäßig überlegen. Die Wissensspiele dürften der angepeilten Zielgruppe (ab 9 Jahre) ein verächtliches „bäh, babyleicht!“ entlocken.

Langsam und teuer

Im Verhältnis zum Gebotenen kommt das elektronische Spielzeug relativ teuer. Auch herrscht hier – typisch für die Spielwarenbranche – das Barbie-Prinzip: Ist erst so ein Stück im Haus, folgt die nächste Anschaffung auf dem Fuß, denn man kommt mit der Grundausstattung nicht aus. Beim Ravensburger Notebook um immerhin 2700 Schilling ist nicht einmal ein Netzteil dabei. Und wenn die Tochter darauf ihr Tagebuch abspeichern will, braucht sie einen zusätzlichen RAM-Speicher. Der fasst 32 KB (also nur den Bruchteil einer Diskette), kostet aber 800 Schilling. Immerhin ist in diesem „Notebook“ ein Audio-CD-Player integriert. Doch die bleistiftspitzergroßen Lautsprecher trüben den Hörgenuss, ein Anschluss für Kopfhörer ist zwar vorhanden, der Kopfhörer dazu fehlt jedoch. Wenigstens lernen die lieben Kleinen bei einigen Modellen die harte Realität des Computer-Users kennen. Geht der Batterie der Saft aus, ist auch der ganze Speicherinhalt futsch.

Besonders ärgerlich ist, dass der Hersteller V-Tech mit dem Aufdruck „an Schulen eingesetzt“ wirbt. Sogar viele Volksschulen sind heute schon mit brauchbaren PCs ausgestattet und können auf derlei Schnickschnack verzichten. Wer sein Kind auf neue Technologien vorbereiten will, sollte nicht den Umweg über solchen Schrott machen und gleich einen „echten“ Computer kaufen.

Konsument sprach mit Univ.Prof. Dr. Erich Löschenkohl (Institut für Psychologie der Universität Klagenfurt).

Konsument: Soll man schon kleine Kinder mit dem Computer vertraut machen?
Prof. Löschenkohl: Man soll das nicht planen. Es muss ja nicht sein. Kinder haben einen sehr spielerischen Zugang zum Computer. Erwachsene, die sich mit Computern nicht auskennen und den Kindern zuschauen, staunen, wie schnell die Kinder lernen und wie viel Spaß es ihnen macht. Damit eignen sie sich Fertigkeiten an, die später in ihrer Arbeitswelt eine wichtige Rolle spielen werden. Und: Wenn man von ihnen keine Leistung fordert, treten auch keine Ängste auf. Erwachsene sollten ihre eigenen Ängste nicht auf die Kinder übertragen. Der Umgang mit dem Computer muss immer ein Spiel bleiben. Die Wissensvermittlung steht noch nicht im Vordergrund.

Konsument: Muss es ein PC sein?
Prof. Löschenkohl: Wenn schon, dann gleich ein richtiges Gerät für die ganze Familie, das alles kann – vom Internet-Surfen bis zu 3D-Grafiken. Leider sind Volksschulen noch nicht durchgehend mit PCs ausgestattet. Dies ist den Geldproblemen des Staates zum Opfer gefallen.

Konsument: Ab welchem Alter können Kinder an den Computer?
Prof. Löschenkohl: Aus meinen Forschungen weiß ich, dass 3- bis 4-Jährige durchaus in der Lage sind, mit dem PC umzugehen.

Konsument: Gibt es da spezielle Programme?
Prof. Löschenkohl: Es gibt gute Lernspiele bereits für 3-Jährige, etwa die Reihe „Abenteuer Lernen“, dann „Junior Adventure“, das sind Abenteuer-Bilderbücher, die das Kind erkunden kann. Oder „Oma und ich“. Sogar behinderte Kinder, die im Integrationskindergarten eher passiv sind, spielen das gerne. Zur Vorbereitung auf die Schule gibt es „Das kleine Monster in der Schule“: Da helfen die Schulkinder dem kleinen Monster beim Lernen, und verschiedene Wissensgebiete werden vorgestellt. Schulprogramme, also Wissensvermittlung für Größere, gibt es in unübersehbarer Zahl. Hier spielt auch der individuelle Geschmack eine Rolle.

Oregon Scientific: MBO International Electronic GmbH, Degengasse 40, A-1160 Wien, (01) 484 73 30-0

Ravensburger GesmbH: Josef-Madersperger-Straße 5, A-2362 Biedermannsdorf, (02236) 720 55-0

V-Tech: Kargl Theodor, Buch- und Papierhandlung, Hauptplatz 13–14, A-3830 Waidhofen an der Thaya, (02842) 525 49

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