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Abwasser - Das WC ist keine Mülltonne

, aktualisiert am

Kanalnetz und Kläranlage gehören zu den wichtigsten Hygiene-Errungenschaften unserer Zeit. Ihre sachgemäße Benutzung spart Wartungskosten und senkt die Abwassergebühren.

Eine aufsehenerregende Meldung ging im September 2017 durch die Medien: In London hatte ein monströser 130 Tonnen schwerer und 250 m langer Wulst aus Windeln, Feuchttüchern und hartem Kochfett einen Teil der Kanalisation verstopft. Das rief drastisch in Erinnerung, dass die häus­lichen Toiletten und die Waschbecken in Küche und Bad nicht zur Entsorgung von Speiseresten, Hygieneartikeln und Ölresten verwendet werden dürfen.

Trinkwasser wird Abwasser

Der überwiegende Teil der rund 135 Liter Trinkwasser aus der Leitung, die pro Person und Tag in Österreichs Haushalten verbraucht werden, fließt als Abwasser in den Kanal. Händewaschen, Duschen, Baden, Spülen der Toilette, Fensterputzen, Geschirrspülen, Waschen von Wäsche und Auto – bei all diesen Vorgängen wird die Zusammensetzung des Wassers durch die verwendeten chemischen Stoffe wie Seife, Duschgel, Waschmittel, Medikamente etc. verändert und verunreinigt.

Zweiter Wasserkreislauf

Damit diese Stoffe nicht ungefiltert in Flüsse, Seen und das Grundwasser gelangen, wird das Abwasser in Kläranlagen gereinigt. Grobe Verunreinigungen werden dabei mechanisch entfernt, organische Verunreinigungen biologisch abgebaut. In der chemischen Reinigungsstufe werden auch noch Stoffe wie Phosphor herausgefiltert, bevor das so gereinigte Abwasser wieder in den natürlichen Wasserkreislauf geleitet werden kann.

Neben dem Wasserkreislauf in der Natur ist so ein zweiter entstanden: Trinkwasser – Verwendung im Haushalt – Abwasser – ­Abwasserreinigung – Einleitung ins Oberflächenwasser – Grundwasseranreicherung. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung sind in Österreich an ein öffentliches Kanalnetz samt einer kommunalen Abwasser­reinigungsanlage angeschlossen. Dieser Wert variiert von Bundesland zu Bundesland: In Oberösterreich sind es etwa 85 Prozent, in der Großstadt Wien 99 Prozent. Die Abwässer der restlichen Bevölkerung werden über Hauskläranlagen und Senkgruben entsorgt. Das Kanalnetz in Österreich wird auf insgesamt etwa 91.600 Kilometer Länge geschätzt.

Unachtsamkeit kostet Geld

In Hotels ist meist angeschrieben, was nicht in die Toilette gehört – anders in der eigenen Wohnung. So gibt es beim "anrüchigen" Thema Kanal und Abwasser viel Unwissenheit und Achtlosigkeit. Dabei ist klar definiert, was in den Abwasserkanal gehört – nämlich nur Schmutzwasser, also Fäkalwasser aus den Toiletten sowie Waschwasser aus Küche, Bad, Geschirr­spüler und Waschmaschine.

Es ist klar definiert, was in den Wasserkanal kommt und was nicht. (Infografik: Doris Seyser)

Alle Stoffe, die nicht wasserlöslich sind (z.B. Hygieneartikel und Katzenstreu), oder solche, die nur mit hohem Aufwand wieder aus dem Wasser entfernt werden können (z.B. Speiseöl und Chemikalien), haben im Abwasser­kanal nichts verloren. Sie lagern sich in den Kanalisationsrohren ab und verstopfen sie.

Teure Abwasserentsorgung

Feuchttücher ein Problem

Auch die diversen reißfesten Feuchttücher und Taschentücher verursachen in den Pumpwerken der Kanalisation, mit denen Höhenunterschiede im Kanalnetz zwischen den Haushalten und der Kläranlage überwunden werden müssen, immer wieder Probleme: Sie können sich in den beweg­lichen Teilen im Pumpwerk verfangen und dieses zum Stillstand bringen.

Teure Abwasserentsorgung

Kanalisation und Kläranlage sind eine der großen Investitionen jeder Gemeinde. Ihre Instandhaltung verursacht hohe Kosten – die den angeschlossenen Haushalten über die Abwassergebühr verrechnet werden. Diese Gebühr wird häufig entsprechend den Kubikmetern Trinkwasser festgelegt, die ein Haushalt bezieht, oder nach der verbauten Fläche. Viele Gemeinden sind auf eine Kombination aus Grund­gebühr (etwa orientiert an der Anzahl von Toiletten im Haushalt) und verbrauchsabhängiger Gebühr übergegangen. Das ist meist gerechter, weil die Gemeinde auch die Leitungen zu Häusern instand halten muss, wo wenig Abwasser anfällt, wie etwa bei Zweitwohnsitzen.

Gemeinde legt Gebühren fest

Da die Trinkwasserversorgung billiger gebaut und betrieben werden kann als die Abwasserentsorgung, ist die Abwasser­gebühr in der Regel auch wesentlich höher. Diese Gebühr legt die Gemeinde fest, aber einige Bundesländer schreiben Untergrenzen vor. In Oberösterreich beispielsweise waren es für das Jahr 2017 für Trinkwasser 1,50 Euro, für Abwasser 3,68 Euro (exkl. MwSt.). Die von der Gemeinde den Haushalten verrechnete Gebühr kann aber durchaus höher sein, denn sie richtet sich nach den tatsächlichen Betriebskosten, ­anfallenden Rückzahlungen von Darlehen, die für den Bau aufgenommen werden mussten, und Rücklagen für absehbare künftige Sanierungsmaßnahmen.

Die Zweckentfremdung der Kanalisation zur Müllentsorgung belastet Kanalisation und Kläranlage stark. Zudem verursacht sie einen erhöhten Reinigungsaufwand und macht kostspielige Reparaturarbeiten erforderlich, die letztlich wieder die Kanal­benützungsgebühren für die Haushalte in die Höhe treiben.

Mehrkosten: viele Millionen Euro

Um in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Zusammenhänge zu schaffen und auch um über die durch unsachgemäße Benutzung verursachten Kosten zu informieren, werden immer wieder Aufklärungsaktionen durchgeführt. So haben sich fünf Bundesländer in der Aktion "denkklobal" zusammengeschlossen.

Auf der Website "Denk KLObal, schütz den Kanal" (denkklobal.at) machen Oberösterreich, Niederösterreich, die Steiermark, Tirol und Kärnten gemeinsam auf die Mehrkosten aufmerksam, die durch missbräuchliche Nutzung von Klo und Waschbecken als Mülleimer verursacht werden – durch Ablagerungen, die aus dem Kanal entfernt werden müssen, durch Rechengut, das aus der Kläranlage gefischt werden muss, und durch unerlaubt einge­leitetes Fremdwasser.

Die so verursachten Mehrkosten pro Jahr beziffert Oberösterreich mit sieben Millionen Euro. Niederösterreich weist einen Schaden von neun Millionen Euro dafür aus, Kärnten vier Millionen, die Steiermark zwölf Millionen Euro.

Für den Kanal tabu

Werfen Sie keine festen Abfallstoffe in die Toilette, z.B. Strümpfe, Putzfetzen und andere Textilien, Watte, Feuchttücher, Zigarettenstummel, Ohrstäbchen, Pflaster, Hygieneartikel wie Windeln, Binden, Slipeinlagen, Kondome, Katzenstreu, Sand oder Grillkohle. Auch Kleintierkadaver gehören keinesfalls in den Kanal. Die sehr reißfesten Hygieneartikel können von den Schneiderädern einer Kläranlage nicht zerschnitten werden und verwickeln sich in den Pumpen. So können etwa die weit verbreiteten, sehr reißfesten Feuchttücher für Kanalbetreiber kostenintensive Folgen haben, da sie sich immer wieder in den Kanalrohren ablagern und die Pumpen stilllegen.

Keine Fette: Während die Kläranlage mit normalen Fettresten (etwa aus Geschirrspüler- Abwasser) zurande kommt, führen in den Kanal geschüttetes Frittierfett, Altöl, Speiseöl oder Schmieröl in den Rohren zu Ablagerungen und Verstopfungen. Sie verunreinigen das Wasser oft längerfristig und können die Funktion der Kläranlage beeinträchtigen. Deshalb gehören sie in Altspeiseölbehälter und sind in einem Problemstoffsammelzentrum abzugeben.

Schütten Sie keine Chemikalien, Farben, Lösungsmittel, Medikamente oder Ähnliches ins Abwasser. Solche Stoffe sind als Sondermüll in einem Problemstoffsammelzentrum abzugeben.

Auch Lebensmittel, Speisereste und Bio-Abfall wie Salat- und Obstreste gehören nicht ins Klo, sondern in den Rest- bzw. Bio-Müll. Sie können zu Verstopfungen in der Kanalisation führen – und sie sind willkommene Nahrung für Ratten, die so immer näher an Wohnobjekte herangefüttert werden.

Bauschutt, Zement oder Mörtelreste beschädigen Pumpwerke, verstopfen und „verbetonieren“ die Kanalrohre.

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