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Nähmaschinen - Gut eingefädelt

Nähmaschinen müssen einfach zu bedienen sein; das ist nicht nur für Einsteiger wichtig. Viele Geräte zeigen ausgerechnet dabei Schwächen. Der Test ist in dieser Form nur online und nicht in der gedruckten KONSUMENT-Ausgabe erschienen.

KONSUMENT-Test Nähmaschinen (Foto: veryulissa_Shutterstock)

Ob Corona-Maske oder Kinderkleidung: unser Nähmaschinen-Test sagt Ihnen, welches Gerät das beste ist (Foto: veryulissa/Shutterstock)

Folgende Geräte finden Sie in unseren Testtabellen:

Nähmaschinen

  • Bernina - B 325
  • Bernina - Bernette B 35
  • Brother - Innov-is F400
  • Carina - Professional
  • Gritzner - Tipmatic 1035 DFT
  • Janome - 230 DC
  • Pfaff - Select 3.2
  • Singer - Fashion Mate 3337
  • Singer - One

Overlockmaschinen

  • Brother - 2104D
  • Gritzner - 788

Die Testtabellen informieren über Abmessungen, Gewicht, max. Stichlänge und Stichbreite, Stichzahl, Greifersystem, Einfädelhilfe, Knopflochautomatik, Dual-Transport, mitgelieferte Nähfüße, Geradstich, Nutzstiche, Blindstich, dicke Stoffe, Quernähte, Verschiebung von Stofflagen, Knopflöcher, Reißverschlüsse, Vernähen verschiedener Materialien, Versäubern von Kanten, Bedienungsanleitung, Nadel und Spule einsetzen sowie einfädeln, Rückwärtsnähen, Langsamnähen, Beleuchtung, Pflege und Wartung, Vibrationen und Geräusch, Belastungstest (50 Stunden), Verarbeitung. Lesen Sie hier unseren Testbericht:


Der große Bedarf an Corona-Schutzmasken hat die Nachfrage nach Nähmaschinen beflügelt, doch auch abseits davon liegt das Selbernähen wieder im Trend. Ratsam ist, mit etwas Unkompliziertem zu beginnen, und das gibt zugleich das Stichwort für den Kauf einer Nähmaschine: Sie sollte unbedingt leicht bedienbar sein.

Neun Nähmaschinen, zwei Overlocks

Die Stiftung Warentest hat dieses Kriterium in ihrem Test von neun Nähmaschinen mit berücksichtigt. Zusätzlich wurden beispielhaft zwei Overlockmodelle mitgetestet. Diese Spezialmaschinen können bestimmte Näharbeiten enorm beschleunigen. Sie sind aber kein Ersatz für herkömmliche Nähmaschinen und erfordern Übung.

Einfädelhilfe und Display

Fast alle der herkömmlichen Nähmaschinen zu Preisen von 250 bis 950 Euro verfügen über eine Einfädelhilfe, viele nähen Knopflöcher automatisch, was auf jeden Fall eine Arbeitserleichterung darstellt. Die Brother und einige andere Maschinen haben ein Display integriert. Auf diesem kann man die Sticharten, die Stichlänge und -breite einstellen. In der Praxis ist diese Lösung nicht zwingend notwendig, aber tendenziell erleichtert das Display die Arbeit etwas.

Jersey, Fleece, Kunstleder

Ob Jersey, Fleece, Kunstleder oder leichter Rockstoff – die meisten Nähmaschinen bewältigten Aufgaben wie Gerad- und Zickzackstiche oder das Kantenversäubern problemlos. Auch dickere Lagen Stoff waren keine Hürde. Schwierigkeiten hatten manche Geräte hingegen damit, Quernähte von Jeans zu übernähen – speziell Carina, Gritzner und Singer One. Ein besondere Herausforderung sind Reißverschlüsse, und das sieht man auch an den vielen durchschnittlichen Ergebnissen im hinteren Feld der Testtabelle.

Sieger und Verlierer

Sieger und Verlierer

Im Testlabor gingen versierte Hobbyschneiderinnen ans Werk. Besonders angetan waren sie von der Brother Innov-is F400. Sie kostet zwar 630 Euro, näht aber exakt und ist einfach handhabbar. Am anderen Ende der Tabelle landete der klingende Name Singer. Das Modell One nähte im Test häufig unsauber, ist im Betrieb laut und die Einfädelhilfe war rasch verbogen.

Langsam ist manchmal besser

Die einfache Bedienung schlägt sich in der Tabelle darin nieder, dass die Handhabung prozentmäßig gleich hoch gewichtet ist wie die Nähleistung. Handgriffe wie das Einfädeln des Oberfadens oder das Einsetzen der Nähfüße sollten möglichst selbst erklärend sein. Maschinen, die sehr langsam nähen können, sind für Ungeübte, aber auch bei heiklen Arbeiten von Vorteil. Dazu gehören die Bernina B 325 sowie die Modelle von Brother, Janome, Gritzner und Pfaff.

Testtabelle: Nähmaschinen

Testtabelle: Overlockmaschinen

Steckbriefe Nähmaschinen

Brother Innov-is F400
Testurteil: gut

Sehr gleichmäßiger Geradstich. Beste beim Versäumen. Näht problemlos an Kanten entlang, Quernähte und dicke Stoffe, ohne dass sich die Stofflagen verschieben. Fertigt automatisch sehr exakte Knopflöcher an. Sehr gute Beleuchtung mit zwei LEDs. Hilfreiche Bedienungsanleitung.

Bernina B 325
Testurteil: gut

Die teuerste Maschine im Test ist fast durchwegs gut und sehr gut. Spult eigenständig, ohne dass die Nadel mitläuft. Schwachpunkte: näht dicke Stoffe und Quernähte bei Jeans nur mittelmäßig. Sehr gute Beleuchtung mit zwei LEDs. Hilfreiche Bedienungsanleitung. Ohne Schutzhaube.

Janome 230 DC
Testurteil: gut

Näht sehr gleichmäßig an Kanten entlang. Keine Probleme mit mehreren Stofflagen und Quernähten. Näht dickes Material nur mittelmäßig. Lässt sich leicht bedienen, die Anleitung für Näharbeiten könnte aber ausführlicher sein. Der große Anschiebetisch ist leicht instabil.

Pfaff Select 3.2
Testurteil: gut

Näht problemlos dicken Stoff und etliche Lagen, auch dank des Oberstofftransports. Kann sowohl langsam Stich für Stich nähen als auch schnell mit einer hohen Stichzahl pro Minute. Einzige Maschine ohne Einfädelhilfe. Tasten für Stichauswahl. Knopflöcher müssen in vier Schritten genäht werden.

Carina Professional
Testurteil: gut

Erledigt Standardarbeiten wie Gerad- und Nutzstiche, Kanten versäumen und Reißverschlüsse annähen gut, Knopflöcher sogar sehr gut. Hatte Probleme, über Quernähte zu nähen. Gute Anleitung. Wird auch als Carina Premium sowie – ohne Anschiebetisch – als Diamond vertrieben.

Bernina Bernette B 35
Testurteil: durchschnittlich

Vernäht verschiedene Materialien sehr gut. Näht Knopflöcher automatisch, aber nicht ganz akkurat. Ist beim Einnähen von Reißverschlüssen mittelmäßig. Die Nadel lässt sich etwas schwierig einsetzen. Fußanlasser etwas klein und rutschig. Ohne Schutzhaube.

Gritzner Tipmatic 1035 DFT
Testurteil: durchschnittlich

Näht den Geradstich besonders gleichmäßig. Ist mit einem Dualtransportsystem ausgestattet. Das erleichtert das Nähen dicker Stoffe und mehrerer Lagen. Die Maschine im Retro-Look hat aber Probleme mit Quernähten. Knopflöcher müssen in vier Schritten genäht werden.

Singer Fashion Mate 3337
Testurteil: durchschnittlich

Vernäht verschiedene Materialien sehr gut. Versäubert allerdings Kanten zu unregelmäßig, näht dicke Stoffe, Knopflöcher und Reißverschlüsse nur mittelmäßig. Ohne Blindstichfuß. Der Fußanlasser ist etwas klein und rutschig. Dürftige Bedienungsanleitung.

Singer One
Testurteil: durchschnittlich

Näht dicke Stoffe und Quernähte bei Jeans am schlechtesten. Schlechtestes Gerät auch beim Versäubern, der Stoffrand (vor allem bei Jersey) ist wellig und unsauber. Störende Vibrationen und Lärm. Die Einfädelhilfe verbog sich und war kaum zu gebrauchen.

Overlock: Spezialisten, kein Ersatz

Overlockgeräte können in einem Arbeitsschritt Stoffe abschneiden, versäubern und zusammennähen. Sie eigenen sich für alle, die Kleidung selbst nähen möchten.

Ränder gelingen mit ihnen schneller und präziser als mit herkömmlichen Nähmaschinen, sie können diese aber nicht ersetzen. Overlocks nähen keine dicken Stoffe, sie können weder stopfen noch Reißverschlüsse oder Taschen annähen. Zwei Modelle wurden exemplarisch mitgetestet: Gritzner 788 und Brother 2104 D.

Geduldfrage

Die Maschinen sind mit Messer, vier Fäden, zwei Nadeln und zwei Greifern für die Spulen ausgestattet. Das Einfädeln ist zeitraubend und für Ungeübte eine Herausforderung.

Saubere Arbeit

Mit beiden getesteten Modellen gelingen bei Jersey, Fleece und Jeansstoff sehr schöne Schnittkanten. Auch das Versäubern unterschiedlicher Materialien wird zur Zufriedenheit erledigt. Bei elastischen Stoffen wie Jersey sind die Overlocks überhaupt in ihrem Element.

Krachmacher

Laut sind die Overlockmaschinen allerdings auch, und sie vibrieren stark. Sie müssen zudem häufig gesäubert werden, weil sich beim Stoffschneiden im Inneren Flusen ansammeln.

Näh-Glossar

  • Blindstich: Der Saum auf der Stoffoberseite bleibt beim Blindstich (untere Naht) fast unsichtbar. Der erforderliche Nähfuß muss bei der Singer Fashion und der Brother-Overlock dazugekauft werden.
  • Gerad- und Zickzackstich: Der Zickzackstick versäubert Kanten, der Geradstich näht feste Materialien zusammen. Beide bilden die Grundlage für andere Sticharten.
  • Knappkantig nähen: Auch Absteppen genannt. Es wird parallel zu einer Kante oder Naht gesteppt, etwa zur Zierde oder um Reißverschlüsse einzunähen.
  • Nähfüße: Hilfreich sind Zusatzfüße für Knopflöcher, Reißverschlüsse, zum Knopfannähen und für den Blindstich. Der Brother-Overlock liegt lediglich ein einziger Nähfuß bei.
  • Übernähen von Quernähten: Mehrere Stofflagen werden zusammengenäht, etwa bei Gürtelschlaufen an Jeans. Damit hatten mehrere Maschinen im Test ihre Probleme.

Tipps

  • Testsieger: Die Brother Innov-is F400 ist rundum überzeugend. Mit etwas Abstand, aber mit ebenfalls eindeutig guten Noten, folgen Bernina B 325 und Janome 230 DC. Letztere ist die preiswertere Alternative zu den beiden anderen.
  • Video-Anleitungen: Die mitgelieferten Bedienungsanleitungen sind nur in Maßen hilfreich. Auf YouTube findet man oft sehr brauchbare Videos.
  • Garnqualität: Wenn der Faden häufig reißt, ist das frustrierend. Es lohnt sich, beim Garn auf Qualität zu achten.

Testkriterien

Im Test der Stiftung Warentest waren neun häufig verkaufte Freiarm-Nähmaschinen, darunter zwei gleiche Modelle (das getestete Modell Carina Professional wird auch als Carina Premium und als Carina Diamond vertrieben) sowie exemplarisch zwei der meistverkauften Overlockgeräte.

Nähen (45 %)
Drei geübte Hobbyschneiderinnen nähten nach Bedienungsanleitung mit dem beiliegenden Zubehör, mit Markengarn und gleichen, geeigneten Nadeln. Fehlte der für die Ausführung des Blindstichs notwendige Blindstichfuß, wurde dieser dazugekauft. Die drei Testerinnen bewerteten den Geradstich, Nutzstiche wie Zickzack-, Stretch- und Overlockstich, den Blindstich, das Nähen von dicken Stoffen, das Übernähen von Quernähten sowie knappkantiges Nähen. Sie prüften die Verschiebung von Stofflagen gegeneinander, etwa bei elastischen Stoffen wie Jersey, nähten Knopflöcher und Reißverschlüsse ein, vernähten verschiedene Materialien und versäuberten Kanten von unterschiedlichen Stoffen. Bei den Overlockmaschinen wurden nur die dafür geeigneten Näharbeiten geprüft (Versäubern von Kanten mit dem 3-Faden-Overlock-Stich mit rechter Nadel, Nähen von Nutzstichen und Vernähen verschiedener Materialien mit dem 4-Faden-Overlock- und dem 3-Faden-Rollsaumstich, sonstige Arbeiten unter anderem mit dem 4-Faden-Overlockstich).

Handhabung: (45 %)
Eine Expertin beurteilte die Bedienungsanleitung. Zudem bewerteten drei Hobbyschneiderinnen, wie hilfreich die Erklärungen fürs Nähen sind. Fünf Hobbyschneiderinnen, auch wenig geübte, bewerteten das Einrichten der Maschine, das Einsetzen von Nadel und Spule, das Einfädeln, Rückwärts- und Langsamnähen, die Beleuchtung sowie Pflege und Wartung der Maschinen. Sie beurteilten zudem subjektiv Vibrationen und Geräusche der Geräte im Vergleich.

Haltbarkeit: (10 %)
Beim 50-stündigen Belastungstest liefen die Nähmaschinen mit Stoff und dem Standard-Nähfuß, aber ohne Faden, die Overlockmaschinen ohne Messer. Zusätzlich zu den 50 Betriebsstunden wurden die angegebenen Pflegeintervalle eingehalten. Anschließend wurden Grad-, Zickzack- sowie je nach Ausstattung weitere Nutzstiche genäht und die Nahtbilder mit denen vor dem Belastungstest verglichen. Beim Prüfpunkt Verarbeitung wurden unter anderem die Passgenauigkeit der Einzelteile, Unebenheiten der Oberfläche und die Haltbarkeit von Beschriftungen bewertet.

Sonstige Prüfungen: Untersucht wurden ausgewählte Prüfpunkte der elektrischen Sicherheit. Dabei zeigte keine Maschine Probleme.

Abwertungen

Abwertungen bewirken, dass Mängel sich verstärkt auf das KONSUMENT-Testurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit Fußnoten gekennzeichnet. Lautete das Urteil fürs Nähen von dickem Stoff oder von Quernähten „weniger zufriedenstellend“, wurde beim Nähen eine halbe Note abgezogen. Wurden Vibrationen und Geräusch mit „weniger zufriedenstellend“ beurteilt, so wurde das Handhabungsurteil um eine halbe Note abgewertet.

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