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Medikamentenkauf in Tiroler Apotheken - Original Apothekerpreise

Auch in Tirol verkaufen Apotheker lieber teure Originalpräparate als günstigere Generika. Der Kundenservice ist verbesserungswürdig.

Unser Test zum Medikamentenkauf in Wiener Apotheken (KONSUMENT 6/2012) sorgte für Diskussionen und löste auch Widerspruch aus. Die Kritik entzündete sich etwa daran, dass Apothekerinnen und Apotheker, die auch auf explizite Nachfrage nach einem günstigeres Präparat dieses nicht anboten (und verkauften), im Test schlechter bewertet wurden. Wir wurden darauf hingewiesen, dass Apotheken nicht über ausreichend ­Lagerkapazität verfügen, um alle Generika vorrätig zu haben; und dass viele Patienten an ein bestimmtes Medikament – in diesem Fall Aspirin – gewöhnt seien.

"Einsparungen im Cent-Bereich"

Mögliche Einsparungen würden sich zudem im Cent-­Bereich bewegen. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass auch Apothekenkunden Kon­sumenten sind, die ihre Einkäufe durchaus nach wirtschaftlichen Aspekten tätigen. Wie im normalen Wirtschaftsleben gilt auch hier: Besteht die Wahl zwischen zwei identischen Produkten, wird letztlich der Preis über den Kauf entscheiden. Dies gilt besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen viele jeden Euro zweimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben. In unserem Test handelt es sich um Einsparungsmöglich­keiten von über vier Euro, von einem Cent-Bereich kann also keine Rede sein.

Kein Preisvergleich möglich

Doch preisbewusste Kunden können sich beim Medikamentenkauf in der Apotheke weder einen Überblick über das Sortiment verschaffen noch einen Preisvergleich anstellen. Will der Patient gut und günstig ­einkaufen, ist er auf die Kooperation der Apothekerinnen und Apotheker angewiesen. Diese haben wir in unserem Test in Wiener Apotheken untersucht.

Originalpräparat oder Generika

Die Probanden erkundigten sich in den Apotheken nach „so etwas wie Aspirin“ bzw. „so etwas wie Zovirax“. Damit gaben sie gleich einen Hinweis, dass es nicht die Originalpräparate sein müssen – was von einigen Apothekern auch so verstanden wurde. Wenn nicht, haben sich die Testpersonen nach einem günstigeren Mittel mit exakt gleicher Zusammensetzung erkundigt. Siebzehnmal blieb es dennoch beim teureren Ori­ginalpräparat, anstatt eines billigeren Generika.

Nicht selten fiel dabei die ­Bemerkung, es gebe nichts Günstigeres, was schlicht unwahr ist. Die betroffenen Apo­theker wehrten sich: Damit sei lediglich gemeint gewesen, dass derzeit kein günstigeres Präparat lagernd sei. Das ist nur bedingt nachvollziehbar. Kundenfreundlich wäre das Angebot gewesen, das günstigere Medikament zu bestellen.

Preisbewusstere Tiroler Apotheker

Situation in Tirol

Bild. Zovirax, Aspirin; Bild: VKI/K. Schreiner  

Wir wollten wissen, ob sich die Erfahrungen aus Wien übertragen lassen, und haben unseren Test in Tirol (zehn Apotheken in Innsbruck, zehn Apotheken in den größten Orten Tirols) ­wiederholt. Unser Medikamentenkäufer war zu einem Zeitpunkt unterwegs, als wir die Ergebnisse des Wiener Tests noch nicht veröffentlicht hatten. Die Präparate, an denen wir uns orientierten, waren wieder Aspirin 500 mg sowie die Fieberblasensalbe Zovirax. Das Originalpräparat Aspirin kostete zum Testzeitpunkt in der 20-Stück- Packung 4,75 Euro, günstigere Alternativen wären ASS Ratiopharm (1,60 Euro) bzw. ASS Genericon (1,15 Euro) gewesen. Der 2-Gramm-­Tube Zovirax (5,55 Euro) standen zum Testzeitpunkt als günstigste Varianten Aciclovir 1A Pharma Creme sowie Aciclovir Genericon Creme 5 % (beide 5 Euro) ge­genüber.

Einsparung von 4,15 Euro möglich

Im Idealfall hätte der Testkäufer also insgesamt 4,15 Euro sparen können. Bei Zovirax und zwei Generika handelt es sich streng ge­nommen nicht um rezeptfreie Präparate, bei drei der „Zovirax-Generika“ hingegen schon. Da Zovirax sowie die beiden anderen Fieberblasensalben nach unserer Erfahrung ebenfalls ohne Rezept abgegeben werden, haben wir sie in unseren Test mitaufgenommen. Auch bei unserem Test in Wien wurde die Abgabe der verschreibungspflichtigen Varianten kein einziges Mal abgelehnt.

Aspirin

In 15 Apotheken (75 % der Fälle) kam zunächst das Originalpräparat Aspirin auf den Ladentisch, viermal wurde sofort das güns­tigste Generikum ASS Genericon angeboten. Ein Apotheker wollte die gegenüber Aspirin deutlich teurere Aspirin C Brause verkaufen. Dieses Präparat ist kein Generikum, da es neben Vitamin C auch eine geringere ASS-Dosierung (400 mg) enthält. Auf dezidierte Nachfrage nach einem billigeren Produkt wurde der Testperson in 14 Apotheken ASS Genericon (billigste Variante) und zweimal ASS Ratiopharm verkauft. Zweimal hatte der Tester, als er die Apotheke verließ, ­Ascorbisal, je einmal Aspro Classic bzw. Aspirin C Brausetabletten im Sackerl. Alle drei letztgenannten Präparate sind keine ­Generika von Aspirin.

Zovirax

Bei Zovirax wurde zunächst in 13 Apotheken nur das Originalpräparat (65 %) angeboten. Zweimal kam sofort ein günstigeres Gene­rikum auf den Ladentisch, ein Apotheker bot ein im Vergleich zum Original teureres Prä­parat an. Auf die Frage nach einem billigeren Produkt gelangten immer noch 6 Originalprodukte zum Verkauf; sechsmal (30 %) wurde ein ­günstigeres Generikum verkauft (fünfmal Aciclovir Genericon und einmal Aciclovir 1A Pharma, jeweils 5 Euro), viermal ein mittel­preisiges ­Generikum (Aciclostad, 5,25 Euro), dreimal ein teureres Generikum (Aciclobene, 5,70 Euro) und einmal eine in der Apotheke zubereitete Salbe.

Preisbewusstere Tiroler Apotheker

Fazit: Im Vergleich zu Wien machen es die Tiroler Apotheker ihren Kunden zwar etwas einfacher, günstiger einzukaufen, doch auch im Westen Österreichs besteht Nachhol­bedarf in Sachen Preistransparenz und ­Kundenservice.

Testtabelle: Medikamentenkauf in Tiroler Apotheken

Zusammenfassung

  • Generika. Für viele rezeptfreie Präparate sind Generika auf dem Markt. Diese sind teilweise erheblich günstiger als das Originalprodukt.
  • Medikamentenkauf. Fragen Sie beim Kauf eines Präparates nach, ob es ein güns­tigeres Mittel mit den gleichen Inhaltstoffen gibt. Die Preisinformation gehört zu den Aufgaben des Apothekers.

Testkriterien

Derzeit gibt es in Tirol 120 Apotheken. Für den Test wurden 10 Apotheken in Innsbruck und 10 Apotheken in weiteren Städten Tirols mittels Zufallsgenerator ausgewählt.

Testablauf

Die Testperson erkundigt sich in der Apotheke mit den Worten: „Ich brauche so etwas wie Aspirin/Zovirax.“ Wird dennoch das Original (Aspirin/Zovirax) abgegeben, fragt die Testperson: „Gibt es da nichts Billigeres?“ Wird ein anderes Produkt als das verlangte angeboten und handelt es sich dabei nicht um ein Generikum, erkundigt sich die Testperson, ob der Inhalt mit dem des Originalpräparates identisch ist. Das vorgeschlagene Produkt wird schließlich eingekauft.

Wird angeboten, ein Produkt zu bestellen, da es nicht lagernd ist, wird dieses Angebot nicht wahrgenommen – aus unserer Sicht sollte ein Apotheker bei so gängigen Produkten zumindest ein Generikum auf Lager haben. Das Einsparungspotenzial ist nicht so hoch, dass es ein neuerliches Aufsuchen der Apotheke rechtfertigt.

Gewichtung und Bewertung

Beide Produktkäufe gingen zu je 50 % ins Urteil ein.

• Abgabemodalität: 20 %

o Generikum sofort abgegeben (sehr gut)
o Generikum auf Nachfrage (durchschnittlich)
o Originalprodukt (nicht zufriedenstellend)
o Bestellung eines Generikums (durchschnittlich)

• Verkauftes Produkt: 80%

o billigstes Generikum (sehr gut)
o mittelpreisiges Generikum (durchschnittlich)
o Originalprodukt (nicht zufriedenstellend)
o Generikum, das teurer ist als das Original (nicht zufriedenstellend)
o Ein Produkt, bei dem es sich nicht um ein Generikum, sondern um ein ähnliches Produkt handelt (nicht zufriedenstellend)

• Preis

o Der bezahlte Preis beider Produkte wurde mit dem günstigsten Preis verglichen = Einsparungsmöglichkeit

Anbieter

Apotheke "Zum Andreas Hofer"
Andreas-Hofer-Straße 30
A-6020 Innsbruck
0512 58 48 61
www.andreas-hofer.at 

Apotheke "Zum Tiroler Adler"
Museumstraße 18
A-6020 Innsbruck
0512 722 71
www.apotheke-fischer.at 

Bahnhof-Apotheke Innsbruck
Südtiroler Platz 5-7
A-6020 Innsbruck
0512 58 64 20
www.bahnhof-apotheke.co.at

Bahnhofs-Apotheke Lienz
Bahnhofsplatz 1
A-9900 Lienz
04852 641 30
keine Website

Barbara-Apotheke
Hermine-Berghofer-Straße 12
A-6130 Schwaz
05242 724 52
keine Website

Burggrafen-Apotheke
Gumppstraße 45
A-6020 Innsbruck
0512 34 15 17
www.burggrafenapotheke.at

Engel-Apotheke
Bahnhofstraße 1
A-6410 Telfs
05262 622 58
www.engelapotheke-telfs.at

Haller-Lend-Apotheke
Brockenweg 35
A-6060 Hall in Tirol
05223 217 75

Johannes-Apotheke
Dechant-Wieshofer-Straße 25
A-6380 Sankt Johann in Tirol
05352 612 22
keine Website

Nova-Park-Apotheke
Arzler Straße 43b
A-6020 Innsbruck-Arzl
0512 26 70 58
www.novaparkapotheke.at

Obere-Stadt-Apotheke
Krankenhausgasse 1
A-6330 Kufstein
05372 645 48
www.obere-stadtapotheke.at

Rosen-Apotheke
Jochberger Straße 5
A-6370 Kitzbühel
05356 622 07
keine Website

Rumerspitz-Apotheke
Serlesstraße 1
A-6063 Neu-Rum
0512 26 03 10
www.rumerspitz-apotheke.at

Schützen-Apotheke
Schützenstraße 56-58
A-6020 Innsbruck
0512 26 12 01
www.schuetzenapotheke.at

Solstein-Apotheke
Höttinger Au 73
A-6020 Innsbruck
0512 28 57 77
keine Website

Sowi-Apotheke
Kaiserjägerstraße 1
A-6020 Innsbruck
0512 58 26 46
www.sowi-apotheke.at

St. Anna-Apotheke
Maria-Theresien-Straße 4
A-6020 Innsbruck
0512 58 58 47
www.apotheke-innsbruck.at

Stadt-Apotheke Imst
Dr.-Pfeiffenberger-Straße 22
A-6460 Imst
05412 662 10
keine Website

Stadt-Apotheke-Wörgl
Bahnhofstraße 32
A-6300 Wörgl
05332 723 41
keine Website

Stamser-Apotheke
Höttinger Gasse 45
A-6020 Innsbruck
0512 28 35 21
keine Website

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