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Kinderhochstühle - Vorsicht, Kippgefahr!

  • Nur der Tripp Trapp ist „sehr gut“
  • Selbst teure Modelle haben Mängel
  • Einige sind gefährlich

Sobald ein Kind gut sitzen kann – etwa mit acht oder neun Monaten – wird ein Hochstuhl gute Dienste leisten. Vorausgesetzt er ist sicher, praktisch und „wächst“ womöglich mit dem Kind mit. Doch Vorsicht: Laut Institut „Sicher Leben“ landen jährlich rund 100 Kinder unter vier Jahren nach Stürzen im Spital.

Das hat offensichtlich mit den Produkten zu tun, wie ein Test der Stiftung Warentest zeigt: wackelig, unbequem, unpraktisch, einige (in Deutschland erhältliche) Billigmodelle sogar schadstoffbelastet – bei Hochstühlen gibt es noch einiges zu verbessern. Drei Modelle haben gravierende Sicherheitsmängel, bei zwei weiteren sind die Rollen ein gewisses Risiko.

Am wichtigsten: Sitzkomfort

Sitzfläche und Rückenlehne sollen bei unterschiedlichen Körpermaßen passen, auch die Beine sollen abgestützt sein. Bei einigen Modellen kein Problem, bei anderen hat man aber den Eindruck, dass sich die Hersteller um kindliche Körpermaße wenig kümmern (Storchenmühle beim Happy Baby!). Die Lehne sollte leicht gewölbt und so verstellbar sein, dass sich das Kind in jedem Alter anlehnen kann. Manche billige Sessel – wie die von Ikea – sind zwar solide und kippsicher, aber wiederum zu sparsam ausgestattet, ohne Polsterung oder brauchbare Fußstützen.

Wie gut der Stuhl ausgestattet sein soll, hängt auch von den Wünschen der Eltern ab. Extras wie eine gesonderte Platte zum Spielen und Essen kann man bei manchen Stühlen nachkaufen.

Im Test nur begrenzt tauglich

Für fast alle Modelle sind für die Kleinsten rundum gepolsterte, häufig mit Kunststoff bezogene Sitzverkleinerer zu haben. Im Test taugten die meisten aber nur begrenzt. Vor allem für die Tisch-Stuhl-Kombis müsste die Rückenlehne der Einsätze deutlich dicker gepolstert sein, damit sich für das Kind eine kürzere Sitzfläche ergibt. Noch ein Problem: Oft verhindern die Sitzverkleinerer nicht, dass die Stuhlkante in den Kniekehlen drückt.

Besser geeignet sind die Schalensitze (Chicco Mamma, Peg Perego Prima Pappa). Ähnlich wie bei Autokindersitzen ermöglicht ihre Form eine relativ gute Körperanpassung über längere Zeit. Weiteres Plus: Die Sitze lassen sich nach hinten neigen.

"Mitwachsende" Stühle

Am komfortabelsten sind „mitwachsende“ Stühle (wie die beiden besten Stühle im Test): Sitzflächen und Fußstützen lassen sich in der Höhe und meist auch in der Tiefe verstellen. Ein bewährter Klassiker: der Stokke Tripp Trapp, dessen Sitzverkleinerer die Jüngsten auch seitlich abstützt. Das Manko: Der enge Babybügel machte es manchmal schwierig, das Kind herauszuheben.

Enttäuschend hingegen durchwegs die Tisch-Stuhl-Kombis, nicht nur beim Sitzkomfort. Sie sind zum Teil einfach schlecht gefertigt.

Sicherheit: gravierende Mängel

Bei einigen Hochstühlen gibt es Sicherheitsprobleme. Bei beiden Hochstühlen von Geuther ist der Schrittgurt zwischen den Beinen nicht fest unter dem Stuhl fixiert, er lässt sich leicht abziehen, etwa von älteren Kindern, die daran herumspielen. Der Herlag Kombi Set SL wiederum ist zwar preiswert, kann aber seitlich kippen. Selbst der solide aussehende Storchenmühle Happy Baby, ein teures Tisch-Stuhl-Kombimodell, kann bei geneigter Rückenlehne kippen. Rollen erscheinen zwar praktisch, sind aber auch nicht ganz ungefährlich: Ältere Kinder können den Stuhl samt Insasse als „Gefährt“ verwenden und Richtung Herd oder Treppe schieben.

Sicherheitsgurte sind manchmal Teil der Sitze, manchmal Sonderzubehör (siehe Tabelle "Kinderhochstühle"). Achten Sie gelegentlich darauf, ob Stuhl samt Zubehör größenmäßig überhaupt noch passen. Zu kleine Stühle beengen und sind orthopädisch ungünstig, mit einem größeren Kind können sie leichter kippen.

Absolute Sicherheit kann kein Hochstuhl bieten. Etwa dann nicht, wenn der Junior aufsteht, sich mit den Beinen am Tisch abstößt oder größere Kinder zu sehr mit dem Hochstuhl hin und her wackeln. Umso wichtiger: Kind auch im Hochstuhl im Auge behalten. Eine Warnung, die eigentlich auch alle Hersteller deutlich geben sollten…

Kinderhochstühle

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Ikea Antilop 1
Ikea Antilop 1 Ikea Antilop: öS 198,– Billigster Stuhl im Test, kippsicher, robust, sehr leicht (Kunststoffschale), keinerlei Zusatzkomfort. Passt nur bis zirka 18 Monate. Leicht zerlegbar, Tischplatte als Sonderzubehör. weniger zufriedenstellend |
Chicco Mamma 2
Chicco Mamma 2 Chicco Mamma: öS 1798,– Neigbarer Schalensitz, auch zum Ausruhen geeignet. Verstellbar bis in Fußbodennähe. Rollen können situationsbedingt ein Sicherheitsrisiko darstellen. durchschnittlich |
Peg Perego Prima Pappa 3
Peg Perego Prima Pappa 3 Peg Perego Prima Pappa: öS 1744,– Dem Chicco sehr ähnlich, aber weniger stabil und mit einigen Klemmstellen. Rollen können situationsbedingt ein Sicherheitsrisiko darstellen. durchschnittlich |
Geuther Smarty 4
Geuther Smarty 4 Geuther Smarty: öS 2299,– Platzaufwendiges Holzmodell, variabel als Schaukelsitz und Mobilspielzeug, jedoch nicht leicht umzubauen. Sicherheitsmangel: Der Schrittgurt lässt sich zu leicht lösen. nicht zufriedenstellend |
Herlag Kombi Set-SL 5
Herlag Kombi Set-SL 5 Herlag Kombi Set-SL: öS 949,– Preiswertes Modell mit kleineren Mängeln in der Festigkeit, nicht verstellbar. Mittlerer Sitzkomfort, passt vor allem für Kleinere. Seitliches Kippen nicht möglich. durchschnittlich |
Storchenmühle Happy Baby 6
Storchenmühle Happy Baby 6 Storchenmühle Happy Baby: öS 1899,– Teuerste Tisch-Stuhl-Kombination, sieht solide aus, kann aber bei geneigter Rückenlehne kippen. nicht zufriedenstellend |
Stokke Tripp Trapp 7
Stokke Tripp Trapp 7 Stokke Tripp Trapp: öS 1890,– Der Testsieger. Ein teurer, aber solider anpassungsfähiger Stuhl für viele Jahre, mit Sitzverkleinerer ab acht Monate gut geeignet. sehr gut |
Herlag Tipp Topp 8
Herlag Tipp Topp 8 Herlag Tipp Topp: öS 1790,– Saubere Verarbeitung, aber Sitz und Fußbrett nicht in der Tiefe verstellbar. Umbau umständlich. Ab acht Monate. gut |
Geuther Kid-Hit 9
Geuther Kid-Hit 9 Geuther Kid-Hit: öS 1590,– Gute Sitzeigenschaften, aber deutliche Sicherheitsmängel. nicht zufriedenstellend |
Ikea Antilop 1
Chicco Mamma 2
Peg Perego Prima Pappa 3
Geuther Smarty 4
Herlag Kombi Set-SL 5
Storchenmühle Happy Baby 6
Stokke Tripp Trapp 7
Herlag Tipp Topp 8
Geuther Kid-Hit 9

Sitzkomfort ist wichtig. Das Kind sollte bequem sitzen können und im Rücken und bei den Füßen abgestützt sein.

Sitzverkleinerung ausprobieren. Nicht alle sind tauglich, manchmal ist die Polsterung zu dünn.

Nicht ungefährlich. Das Kind kann durchrutschen, aufstehen, herausfallen. Der Stuhl kann kippen oder wegrollen. Kind daher auch im Hochstuhl beaufsichtigen.

Aus einem Test der Stiftung Warentest veröffentlichen wir die Ergebnisse von neun auch in Österreich erhältlichen Modellen.

Kindgerechte Gestaltung
Stimmen die wichtigsten Sitzmaße (Sitztiefe, Sitzflächenhöhe) mit und ohne Sitzverkleinerer? Kann der Sitz an die Körpergröße angepasst werden? Verhältnis Sitz – Tisch (Ein- und Ausstieg), Untersuchungen mit Dummys (Maßpuppen) und Kindern unterschiedlicher Größe.

Haltbarkeit
Prüfung der Festigkeit bei dynamischer Belastung in Anlehnung an DIN 68878 Teil 1. Stühle wurden dabei jeweils 3000 Mal nach vier Seiten gekippt. Prüfung nach DIN 53160 (6/74) auf Speichel- und Schweißechtheit, nach DIN 51961 (8/84) auf Zigarettenglutbeständigkeit.

Handhabung
Beurteilt wurden Bedienkomfort von Gurten und Sicherungssystemen, Handhabung beweglicher Elemente, Reinigung sowie Montage und Bedienungsanleitung.

Sicherheit
Geprüft wurden:

  • die Standsicherheit in Anlehnung an DIN V ENV 1178-2 (4/95),
  • die Festigkeit der Anschnall- bzw. Schrittgurte,
  • Möglichkeiten des versehentlichen Herausrutschens des Kindes,
  • Vorhandensein erforderlicher Sicherheitshinweise.

Außerdem: scharfe Ecken und Kanten sowie Klemm-, Quetsch- und Scherstellen. Analyse auf Vorhandensein von PCP, PVC und auf Emission von Formaldehyd.

Abwertung
Das Endurteil konnte nur eine halbe Note besser sein als das Gruppenurteil für „kindgerechte Gestaltung“. Bei einem „nicht zufriedenstellend“ in den Prüfpunkten Standsicherheit oder Durchrutschen wurden das Urteil für die Sicherheit und das Endurteil auf „weniger zufriedenstellend“ abgewertet. Bei „weniger zufriedenstellender“ Standsicherheit oder Durchrutschen konnte die Sicherheit nur „weniger zufriedenstellend“ und das Endurteil höchstens „durchschnittlich“ sein.

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