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Hundespielzeug: Schadstoffe - Pfoten weg!

Wer Hundespielzeug kauft, tut seinen vierbeinigen Freunden unter Umständen nichts Gutes damit. Alle von uns untersuchten Produkte entpuppten sich als mehr oder weniger giftige Zeitbomben.

(Kartoon: Pitter/VKI) 

Sie zieren Hundekörbchen, kullern durch die Wohnung oder liegen auf dem Rasen herum. Wo ein treuer Vierbeiner im Hause ist, sind farbige, quietschende Tiere, Knochen oder Bälle aus Kunststoff nicht weit. Sie sind von Hundebesitzern gern gekaufte Accessoires für Fifi, Bello und Trixi.

Schließlich sollen die Tiere auch dann unterhalten werden, wenn Frauerl und Herrl ­gerade keine Zeit für sie haben. Doch tun wir unseren vierbeinigen Freunden mit den bunten Hunde-Spielsachen wirklich etwas Gutes?

18 Hundespielzeuge im Schadstoff-Test

Wir haben in Tierhandlungen, Fachgeschäften und Drogeriemärkten insgesamt 18 verschiedene Produkte aus Kunststoff (Latexprodukte werden wir in ­einem anderen Test unter die Lupe nehmen) eingekauft und diese im Labor untersuchen lassen. Wir wollten wissen, ob das Material gesundheitlich unbedenklich ist – nicht nur im Hinblick auf die treuen Vierbeiner. Hundespielzeug sieht normalem Spielzeug nämlich teilweise zum Verwechseln ähnlich und dürfte wohl nicht selten auch in Kinder­zimmern landen.

Giftstoffe in allen Hunde-Spielsachen gefunden

Unsere Analyse fällt gelinde gesagt haarsträubend aus. Kein einziges untersuchtes Hundespielzeug erwies sich als frei von Giftstoffen. In allen getesteten Produkten stießen wir etwa auf die brisanten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese Verbindungen können Krebs auslösen und werden deshalb als sogenannte CMR-Stoffe ausgewiesen. CMR bedeutet, dass eine Substanz krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend ist.

PAK-Belastung im täglichen Leben

PAKs bestehen in der Regel aus einem Gemisch von mehr als hundert Einzelkomponenten. Sie sind in Weichmacherölen oder Ruß enthalten und werden industriell bei der Herstellung von Gummi- oder Kunststoffprodukten dazu verwendet, um die gewünschte Elastizität zu erreichen. Wir stoßen in Produkten des täglichen ­Bedarfs immer wieder auf sie, sei es in Schreibartikeln, Koffergriffen oder Auto­reifen. Auch in Kinderspielzeug können PAKs enthalten sein.

PAK: Keine Grenzwerte

Zum Verwechseln ähnlich: Hundespielzeug von Karlie und Schwimmente für Kinder von Bieco (Bild: VKI)
 Zum Verwechseln ähnlich:
Hunde- und Kinderspielzeug

Kinder reagieren besonders sensibel

Polyzyklische aromatische Kohlenwasser­stoffe werden über die Haut aufgenommen, besonders problematisch ist dabei der Kontakt mit den Schleimhäuten. Gerade Kinder reagieren auf karzinogene Stoffe äußerst sensibel.

Unverständlich ist deshalb, dass es bis heute keinen PAK-Grenzwert für Gebrauchsgegenstände gibt. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) spricht sich für die Einführung eines Grenzwertes für Gebrauchsgüter von 0,2 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) aus.

PAK: Strengere Regeln gefordert

Ein besserer Schutz würde aus unserer Sicht erreicht, wenn eine strengere Regelung zur Anwendung käme, wie sie etwa für Lebensmittelkontaktmaterialien (z.B. Lebensmittelverpackungen) gilt. Auch der PAK-Grenzwert für Autoreifen liegt mit 0,1 mg/kg darunter.

Grenzwerte extrem überschritten

Die von uns untersuchten Hundespielzeugprodukte überschreiten diesen Wert im Übrigen allesamt um ein Vielfaches, im extremsten Fall sogar um mehr als das Tausendfache.

Gefährliche Weichmacher

Gefährliche Weichmacher

Doch damit nicht genug. Im Produkt Fuss-Dog Schwarzes Schwein entdeckten wir den hochproblematischen Stoff DEHP Di(2-ethylhexyl)phthalat. In Spielzeug für Kinder unter drei Jahren ist diese Substanz verboten. DEHP ist eine die Fortpflanzungsfähigkeit schädigende Chemikalie und löste in Tierversuchen Krebs aus.

Ersatzstoffe ebenfalls problematisch

In sieben weiteren Produkten wurden Weichmacherersatzstoffe in Konzentrationen von 41 bis 50 Prozent nachgewiesen. Diese alternativen Stoffe gelten zwar als weniger gefährlich als DEHP, die Verwendung von Weichmachern ist jedoch generell problematisch.

Verschluckungsgefahr: beschädigtes Spielzeug unbedingt entsorgen!

Kleine Kinder lieben es, auf Spielzeug herumzubeißen. Dabei besteht die Gefahr, dass sie Teile verschlucken. Werden die Weichmacher dann im Magen-Darm-Trakt herausgelöst, härtet das Material aus, was zu lebensgefährlichen Verletzungen in den Verdauungsorganen führen kann. Diese Gefahr besteht natürlich genauso für Hunde.

Deshalb findet sich auf 14 der 18 ­untersuchten Produkte auch ein Hinweis, dass beschädigtes Hundespielzeug unbedingt zu entsorgen ist.

Kinder von Hundespielzeug fernhalten

Nonylphenol: in Europa verboten

Ebenfalls unverantwortlich ist die Verwendung des hormonähnlich wirkenden Nonylphenols (in sechs Produkten). Die Substanz ist so gefährlich, dass sie seit 2003 in der Euro­päischen Union nicht mehr für die industrielle Produk­tion verwendet werden darf. In Ländern wie China oder Indien kommen Nonylphenole nach wie vor zum Einsatz. Sie werden deshalb immer wieder in Produkten gefunden, die von dort zu uns kommen. Nonyl­phenole können Nieren und Leber schädigen und haben eine östrogenartige Wirkung mit Auswirkungen auf weib­liche wie männliche Fortpflanzungsorgane.

Stark mit Bisphenol A belastet

Fünf weitere Produkte erwiesen sich zudem als stark mit Bisphenol A belastet. Diese Substanz wird, wie neueste Untersuchungen zeigen, oral besonders rasch aufgenommen und reichert sich stark im Körper an. Bisphenol A ist um­stritten, Studien deuten auf einen Zusammenhang mit der ­Entwicklung von Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Problemen hin.

In Frankreich soll Bis­phenol A verboten werden. Eine ­ebenfalls vorgenommene Untersuchung auf Schwer­metalle ergab bei keinem Produkt eine ­nennenswerte Belastung.

Fazit: Alle von uns untersuchten Hundespielzeuge erwiesen sich als stark mit gesund­heitsschädlichen Stoffen belastet. Wir haben Expertinnen des Österreichischen Umwelt­bundesamtes sowie der Veterinärmedizi­nischen Universität Wien mit den Unter­suchungsergebnissen konfrontiert, sie stufen sämtliche Produkte als ungeeignet ein. Besonders problematisch ist, wenn im Haushalt ­kleine Kinder leben; diese sollten auf keinen Fall in Kontakt mit Hundespielzeug kommen.

Tabelle: Hundespielzeug

Interview: Dr. Christine Iben - Universitätdozentin

Dr. Christine Iben - Universitätdozentin im Fach Tierernährung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Bild: Privat)

Sind die von uns untersuchten Produkte als Hundespielzeug geeignet?
Diverse gesetzliche Regelungen für Kinderspielzeug besagen, dass Spielzeuge, die in den Mund genommen werden können, verschärften Bestimmungen unterliegen. Des Weiteren belegen Studien, dass einzelne chemische Stoffe über die Maulschleimhaut eines Hundes wesentlich schneller aufgenommen werden als über alternative Wege.

Da in jedem der 18 Spielsachen zumindest krebserregende Stoffe in einer Menge detektiert worden sind, die auch nach international anerkannten Zertifizierungsverfahren als bedenklich eingestuft werden, ist das untersuchte Hundespielzeug von unserer Seite nicht empfehlenswert.

Welche Schadstoffe erachten Sie als besonders problematisch?
Vor allem die teilweise sehr hohen Werte an krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (kurz: PAK) in all den untersuchten Spielzeugen sind ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die Gesundheit der Hunde. Zudem wurden in mehr als der Hälfte der untersuchten Produkte hormonell wirksame Substanzen wie Bisphenol A und Nonylphenol nachgewiesen. Letztere Substanz führt nachweislich zur Verweiblichung von Fischen und ist seit 2003 in Österreich für die industrielle Verwendung verboten.

Welche gesundheitlichen Probleme können auftreten?
Wie bereits erörtert, können PAKs krebserregend wirken. In Zusammenhang mit der bei Hunden üblichen wiederholten Verwendung wie Kauen, Einspeicheln, Ablecken und Beißen ist eine Aufnahme einer für den Hund gesundheitsgefährdenden Menge durchaus vorstellbar. Bei wiederholtem Kontakt ist sogar zu befürchten, dass es zu einem Tumor im Bereich der Mundhöhle kommt. Gesundheitliche Probleme können aber auch nicht-chemische Ursachen haben: In vielen PVC-haltigen Produkten wurden auch diverse Weichmacher gefunden, die die Produkte elastischer und daher kaufähiger machen. Werden Spielzeuge durch den Hund verschluckt, werden die Weichmacher oftmals durch den Magensaft herausgelöst, während das harte PVC im Magen verbleibt und zu inneren Verletzungen führen kann.

Gibt es "sicheres" Hundespielzeug und wie kann ich das als Konsument erkennen?
In Bezug auf die hier diskutierten Schadstoffe sind Spielzeuge aus Naturprodukten vorzuziehen. Zu beachten gilt aber, dass es auch beim beliebten "Holz-Stöckchen" hin und wieder zu teilweise schmerzhaften Verletzungen kommt (vor allem Verletzungen im Maulbereich, Entzündungen durch Holzsplitter im Magen). Diese Gefahr besteht bei Stofftieren (unabhängig von der beschriebenen Schadstoffgefahr) zwar nicht, dafür kann es hier in Ausnahmefällen zu Darmverschlüssen durch verschluckte Fasern kommen. Gedrehte und verknotete Taue und Seile aus Naturmaterial sind diesbezüglich unbedenklich und daher zu empfehlen.

Gibt es Studien zu Schadstoffen in Hundespielzeug?
Studien zu Schadstoffen in Hundespielzeug sind in der Wissenschaft vereinzelt vorhanden, wenngleich die Komplexität des Themas in einzelnen Studien schwer abgebildet werden kann. Hier ist durchaus weiterer Forschungsbedarf gegeben, um eine gegebenenfalls erforderliche gesetzliche Regelung mit wissenschaftlich belegten Ergebnissen zu versorgen.

Bisphenol A und Nonylphenol

Bisphenol A ist als Ursache für die Störung der Gehirnentwicklung bei Ungeborenen, sowie für Unfruchtbarkeit, Zeugungsunfähigkeit, Krebs, Übergewicht und Diabetes in Diskussion. Der Stoff wird unter anderem zur Herstellung von Lacken, Beschichtungen von Getränke- und Konservendosen und von Klebstoffen sowie in Thermopapieren (Kassazettel) eingesetzt. Die tägliche Aufnahmemenge, die derzeit als unbedenklich für die Gesundheit gilt, beträgt 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Die Möglichkeit des Auftretens von schädigenden Wirkungen unterhalb der derzeit gültigen Werte, insbesondere bei empfindlichen Bevölkerungsgruppen, ist Gegenstand einer aktuellen Neubewertung durch die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit).

In Babyfläschchen ist die Chemikalie EU-weit verboten, in Österreich auch in Schnullern und Beißringen. Bisphenol A soll in Frankreich ab Mitte 2015 aus allen Lebensmittelverpackungen verbannt werden.

Nonylphenol beeinflusst das Hormonsystem und steht im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinflussen sowie das Kind im Mutterleib zu schädigen. Vor allem aber ist Nonylphenol schädlich für Wasserorganismen. Denn durch das Waschen von Textilien und Leder gelangt die Substanz ins Abwasser und in weiterer Folge in den Wasserkreislauf. Daher wird derzeit auf EU-Ebene eine Beschränkung für Nonylphenol in Textilien und Leder diskutiert. Für Textilien ist ein Grenzwert von 100 parts per million für die Produktzertifizierung nach OEKO-TEX® Standard 100 festgelegt. Im Handel werden bereits jetzt schon bestimmte freiwillige Grenzwerte durchgesetzt. 

Gesundheitsgefährdend

Das Umweltbundesamt hat das Hundespielzeug im Auftrag des VKI untersucht und dabei polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Bisphenol A und Nonylphenol gefunden.

Gundi Lorbeer, Leiterin des Bereiches Stoffe und Analysen im Umweltbundesamt nimmt dazu Stellung: "Stoffe, die die Gesundheit gefährden, haben in Verbraucherprodukten nichts verloren. Prinzipiell sollten Konsumentenprodukte frei von krebserregenden, reproduktionstoxischen, hormonell wirksamen oder umweltschädlichen Stoffen sein. Vor allem, wenn sie durch ungefährliche Alternativen ersetzt werden können."

Zusammenfassung

  • Hundespielzeug. Alle untersuchten Exemplare waren erheblich mit krebs­auslösenden Substanzen belastet. Wir können keines der getesteten Produkte empfehlen.
  • Lebensgefahr. In einem Haushalt, in dem kleine Kinder leben, sollte auf Hunde­spielzeug gänzlich verzichtet werden. Di­e Gefahr, dass Kleinkinder damit spielen oder es gar in den Mund nehmen, ist zu groß. Ein Verschlucken von Kleinteilen könnte lebensgefährlich sein.
  • Giftstoffe. Alle Proben waren mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Ein Grenzwert für die Verwendung von PAKs in Gebrauchsgegenständen ist überfällig. Die Ver­wendung von Nonylphenol für die indus­trielle Produktion ist in der EU verboten. In China oder Indien darf Nonylphenol weiterhin verwendet werden, es kann in Importprodukten enthalten sein.

Testkriterien

Die Untersuchung erfolgte durch das Umweltbundesamt. Die Proben wurden mittels Festphasenextraktion vorbereitet. Die Substanzbestimmungen wurden mit GC-MS sowie mittels Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) vorgenommen.

Gekauft bei

Fuss-Dog: Onlinezoo e.U.
Schweglerstraße 56
A-1150 Wien

Hunter Smart: Fressnapf
3216 Super Pet Handels GesmbH
Dammgasse 62
A-2500 Baden

Karlie: Fressnapf Handels GmbH
Bahnhofsplatz 1b
A-2340 Mödling

Karlie: Fressnapf Handesl GmbH
Hubatschstraße 3
A-2345  Brunn am Gebirge

Karlie: Megazoo Superstore Austria Handels GmbH
Hubatschstraße 3
A-2345 Brunn am Gebirge

Karlie: Zoo & Co Tommy's Zoo GmbH
Josef Strebl Gasse 6
A-2345 Brunn am Gebirge

Karlie: Zoo-Sauer Hund & Katze
Nussdorferstraße 32
A-1090 Wien

Kong: Das Futterhaus
Hismark Pet Leo GmbH & Co KG
Europastraße 5/B11
A-2544 Leobersdorf

rogz: Haustierhelden Petra Österreich
Maurer Lange Gasse 64
A-1230 Wien

Trixie: Fressnapf Handels GmbH
Hubatschstraße 3
A-2345  Brunn am Gebirge

Trixie: Megazoo Superstore Austria Handels GmbH
Hubatschstraße 3
A-2345 Brunn am Gebirge

Vitakraft For You: Müller Shopping City Süd
A-2334 Vösendorf

Vitakraft For You: Müller
Philadelphiabrücke
Wilhelm Straße 66+68
A-1120 Wien

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