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Küchenmaschinen - Keine kann alles

  • Jedes Gerät hat seine Stärken
  • Teils große Ausstattungsunterschiede
  • Reinigung teilweise mühsam

Man schrieb das Jahr 1919, als die amerikanische Firma Kitchen Aid ihre erste Küchenmaschine auf den Markt brachte. Entsprechend historisch-angestaubt ist angesichts von Tiefkühlpizza und Fertigbackmischungen das heutige Image dieser Geräte. Dem wollen manche Hersteller aktiv entgegenwirken. Sie versuchen auf verschiedenen Wegen, ein jüngeres Publikum anzusprechen.

Flottes Image

So bietet Kitchen Aid seinen im Retrodesign gehaltenen Klassiker von 1936 in 21 trendigen Farben an – von Apfelgrün bis Holunderbeere, passend zu jeder Küche. Andere wiederum legen den Schwerpunkt auf gesunde Ernährung. Tefal z.B. vertraut auf die Zugkraft von Starkoch Jamie Oliver und konzentriert sich auf dessen Raspelscheiben für Karotten, Kartoffeln, Gurken und Parmesan. Kenwood – ebenfalls alteingesessen und bekannt für große, massive Geräte – versucht es mit einem kompakten Ableger für Singles und Paare (Modell FP250). Vorwerk und Taurus schließlich ­setzen mit den Modellen Thermomix bzw. My cook auf hochpreisige Ware, mit der man neben kneten, häckseln und mahlen sogar dampfgaren und kochen kann.

Produkte aus der Werbung

Die Stiftung Warentest hat 16 Küchen­maschinen in einer Preisspanne zwischen 60 und fast 1.000 Euro getestet. Vorwerk und Taurus traten dabei nicht nur gegen­einander, sondern zur Beurteilung ihrer Kochfunktion auch gegen einen Küchenherd und einen Dampfgarer an. Zu Vergleichszwecken, aber ohne Bewertung, war weiters der große Kenwood Cooking Chef an diesem "Kochduell" (Kasten S. 29) beteiligt – ein Gerät, dessen Anschaffungspreis die 1.000-Euro-Mauer durchbricht und das von TV-Koch Johann Lafer beworben wird.

Typen und Funktionen

Küchenspezialisten

Aber gehen wir zurück zu den herkömm­lichen Küchenmaschinen. Hier muss man zwischen den klassischen Geräten mit Schwenkarm und den kompakten mit ­Universalmesser unterscheiden. Erstere rühren von oben, Letztere von unten. ­Wobei die Tauglichkeit für bestimmte Aufgaben nicht von der Bauform abhängt. So eignet sich das kompakte Modell von Kitchen Aid namens Food Processor vor allem zum Schnipseln von Rohkost und zum ­Mixen, während das Modell FP250 von Kenwood oder die Styline MCM 4100 von Bosch auch mit Teig zurecht­kommen.

Wobei die großen Küchenmaschinen ebenfalls zerkleinern und mixen können. Sie verfügen über bis zu drei Anschlüsse für ­diverses Zubehör, von der Mixtulpe über den Durchlaufschnitzler bis zum Fleischwolf, der sich ­wesentlich besser zum ­Faschieren eignet als das Universalmesser. Das meis­te Sonderzubehör bieten übrigens Kenwood Chef, Bosch MUM und Krups. Von Haus aus umfangreich ausgestattet sind die ­Modelle von Siemens und Braun sowie die Kenwood FP250.

Schnee schlagen

Die wichtigste Frage vor dem Kauf ist, was das Gerät können soll, denn ­entgegen der Werbung sind Küchenmaschinen keine Universalwerkzeuge. So scheitert die Vorwerk Thermomix z.B. am Eischnee. Der ­dafür vorgesehene "Schmetterlingsrührer" ist ungeeignet. Dieselbe Schwäche haben Tefal, Bosch Styline, Philips HR 7621, ­Taurus My cook und Clatronic mit ihren Emulgierscheiben bzw. dem Mischflügel. Schön luftig wird ­Eischnee nur mit Schnee- oder Schlagbesen.

Gelungener Rührteig

Die Vorwerk-Maschine kann dafür beim Rührteig Stärke beweisen, genauso wie Beem Miracle Chef Profi, Bosch Styline und Philips HR 7621. Andererseits ist das gerade beim einfach zuzubereitenden Rührteig keine Kunst. Er darf nur nicht zu lange gerührt werden, sonst bleibt er beim Backen sitzen. Genau das passiert, wenn man sich an die Angaben in der Anleitung des zweiten Philips-Modells (HR 7781) hält. Die Maschine selbst ist aber gut dafür geeignet.

Sicherheit, Lärmentwicklung

Gemüse raspeln

Stehen Karottenstreifen, Gurkenscheiben & Co auf dem Speiseplan, dann braucht man eine Maschine mit entsprechenden Raspelscheiben. Bosch, Braun, Kenwood, Siemens und Tefal sind entsprechend ausgerüstet. Geräte mit Universalmesser hingegen – darunter auch die großen von Vorwerk und Taurus – zerhacken das Gemüse.Am besten funktionieren übrigens Trommel- oder Durchlaufschnitzler, die das ­Gemüse auch gleich auswerfen. Sie müssen allerdings – sofern verfügbar – meist als Sonderzubehör dazugekauft werden (Kenwood, Bosch, Beem, Krups und ­Kitchen Aid).

Praktisch, aber weniger sicher

Aus Sicherheitsgründen sollten die Schüsseln der Küchenmaschinen abgedeckt werden, bevor sie in Betrieb genommen werden. Bosch MUM, Krups, die Kitchen Aid Küchenmaschine, Kenwood Chef Titanium und Beem rühren aber auch bei offener Schüssel. Das ist einerseits praktisch, weil man Zutaten im laufenden Betrieb zugeben kann, andererseits kann es spritzen und stauben und es besteht zudem Verletzungsgefahr, weil ja in der Schüssel ein Knet-­haken oder Quirl rotiert. Aus diesem Grund wurden die genannten Maschinen punkto Sicherheit im Test abgewertet.

Heulen, rumpeln, rattern, kreischen

Ein Aspekt, den man ebenfalls berücksichtigen sollte, ist die Lärmentwicklung, wobei die Spitzenwerte beim Mixen erzielt werden. Durchschnittlich 87 Dezibel entsprechen dem Aufenthalt an einer Autobahn. Die Geräte heulen, rattern, rumpeln oder kreischen. Am leisesten ist der Food Processor von Kitchen Aid mit 71 Dezibel. Akzeptabel ist der Schall­pegel der Küchenmaschine von Kitchen Aid. Zumindest beim Rühren relativ leise sind Bosch MUM, Krups und Braun.

Reinigung, Dauerbelastung

Mühsame Reinigung

Noch ein wichtiger Punkt: die Reinigung. Nach der Arbeit müssen die Maschinen ­gesäubert werden, was z.B. bei Germteig eine besondere Herausforderung ist. Vor allem bei den kompakten Maschinen, die von ­unten rühren, klebt der Teig hartnäckig an schwer zugänglichen Stellen unter den Messern. Spitzenreiter hinsichtlich des Zeitaufwandes bei der Reinigung war das preis­günstige Clatronic-Gerät mit acht ­Minuten! Die Bosch MUM dagegen war schon nach einer Minute sauber. Schnell geht es auch bei Krups, der Kitchen Aid Küchenmaschine und der Kenwood Chef Titanium.

Stumpfe Messer

Zuletzt wurden die Maschinen auf ihre ­Belastbarkeit geprüft, denn schließlich ist ihr Arbeitsalltag hart. Bei Kenwood FP250, Tefal, Bosch Styline und Philips HR 7781 stumpften die Universalmesser merklich ab. Im Dauertest (80 Minuten Teigkneten in fünf Etappen) schaltete die Philips HR 7781 bereits nach drei Minuten ab – offenbar zeitgesteuert. Das wiederholte sich nach weiteren drei Minuten, weshalb diese Maschine nicht für aufwendige Teige geeignet ist. Einige weitere Geräte schalteten zwar ebenfalls ab, aber erst, als der Motor zu warm wurde. Grundsätzlich ist zur Schonung der Maschine anzuraten, sie sofort abzustellen, wenn sie beim Bearbeiten von harten Lebensmitteln blockiert.

Testtabelle: Küchenmaschinen mit Kochfunktion

Ausstattungstabelle: Küchenmaschinen mit Kochfunktion

Testtabelle: Küchenmaschinen ohne Kochfunktion

Ausstattungstabelle: Küchenmaschinen ohne Kochfunktion

Küchenmaschinen versus Herd

Vorwerk Thermomix, Taurus My cook und Kenwood Cooking Chef, die große Schwester der Chef Titanium, können auch kochen – im Rührtopf oder im Dampfgaraufsatz. Als Kontrahent wurde ein moderner Herd ins Rennen geschickt. Zubereitet wurden unterschiedliche Gerichte, z.B. ein Eintopf aus Kartoffeln, Karotten, Kräutern und Speck. Beim Zerkleinern liegen die Maschinen in zeitlicher Hinsicht deutlich voran, allerdings sieht der handgemachte Eintopf appetitlicher aus. Wobei vor allem Vorwerk und Taurus das Gemüse ungleichmäßig und klein hacken.

Saucen, Schnee, Pudding

Einen vollen Punkt erhalten die Küchenmaschinen bei der Zubereitung von Sauce hollandaise. Sie rühren und kochen sanft, ohne Wasserbad und in der Rekordzeit von 6 Minuten (Thermomix und Cooking Chef). Die Zubereitung auf dem Herd dauert 18 Minuten und erfordert Muskelkraft.

Beim Grießflammeri macht eindeutig der Herd das Rennen, und mithilfe eines Handrührgerätes wird Eischnee wesentlich lockerer. Auch der selbst gemachte Schokoladepudding schmeckt vom Herd besser.

Dampfgaren

Die Dampfgaraufsätze schließlich mussten sich gegen einen Dampfgarer (Braun MultiGourmet) behaupten. Kenwood und Taurus sind von vornherein im Nachteil, weil sie nur die halbe Menge (für zwei Personen) fassen. Vorwerk Thermomix und der klassische Dampfgarer liegen gleichauf, allerdings kostet Letzterer nur 70 Euro.

Fazit: Die Küchenmaschinen können kochen, sind aber laut und teuer. Sie eignen sich für Singles und Paare und als Ergänzung zur Zubereitung von Saucen und Cremen. Letzteres gilt auch für die Kenwood Cooking Chef. Insgesamt kocht die Vorwerk Thermomix am besten.

Zusammenfassung

  • Nach Bedarf kaufen. Überlegen Sie, was Ihre Küchenmaschine können soll, welche Mengen Sie zubereiten und wie oft Sie das Gerät einsetzen möchten. Davon hängt ab, wie groß und robust es sein muss.
  • Grundausstattung und Zubehör. Welches Zubehör brauchen Sie? Prüfen Sie, was zur Grundausstattung gehört und was Sie extra kaufen müssen.
  • Fester Platz. Eine Küchenmaschine sollte immer leicht erreichbar sein. Muss sie mühsam ausgepackt und aufgebaut werden, lohnt sich der Aufwand nicht.
  • Zweites Messer kaufen. Wenn Sie Lebensmittel mit härterer Konsistenz hacken, werden die Messer für Kräuter bald zu stumpf. Kaufen Sie daher ein zweites Messer nur für Kräuter. Die Messer sind sehr scharf und sollten deshalb unbedingt kindersicher aufbewahrt werden.

Testkriterien

Testkriterien

Getestet wurden 16 Küchenmaschinen plus eine weitere Maschine im Kochduell. 

Funktion: Schlagen, Rühren, Kneten, Mixen und Pürieren, Zerkleinern, Hacken, Schneiden, Raspeln und Reiben. Die Stiftung Warentest untersuchte alle wichtigen Funktionen in Anlehnung an die Norm DIN EN 60619. 

Handhabung: Drei Experten und zwei Hobbyköche beurteilten Zusammenbau und Handhabung der Maschinen. Funktioniert alles, sind Schalter geschickt platziert, lassen sich die Zutaten gut einfüllen, bleibt der Teig nirgendwo kleben? Bewertet wurden weiters die Reinigung und die Aufbewahrungsmöglichkeiten für das Zubehör. 

Anleitung und Rezepte: Die fünf Tester beurteilten Anleitung und Rezepte. Diese sollten übersichtlich, verständlich und vollständig sein. 

Vielseitigkeit: Bewertet wurde die Grundausstattung. Erfüllt die Maschine damit alle Funktionen? Was hat der Anbieter als Sonderzubehör im Programm? Verarbeitet die Maschine kleine und große Mengen? 

Belastbarkeit: Belastungstest beim Kneten von künstlichem Teig. Simuliert Germteig. Kneten in fünf Intervallen: 5, 10, 15, 20 und 30 Minuten. Gute Maschinen sollten mindestens 10 Minuten kneten. Später dürfen sie abschalten, aber nicht überhitzen. Schäden nach dem Belastungstest bedeuteten Punkteabzug. 

Geräusch: Messung angelehnt an DIN EN 60704 beim Rühren und Mixen von Wasser. Bewertung von Geräusch und Vibration. 

Sicherheit: Erfüllen die Geräte alle wichtigen Vorschriften oder besteht z.B. Gefahr für die Finger? Prüfungen angelehnt an DIN EN 60335. Dieser Prüfpunkt zeigt auch, ob die Maschinen sicher stehen oder bei der Arbeit wandern.

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