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Videoschnitt am PC: Teil 2 - Elektronischer Schneidetisch

  • Variantenreich: von Karten- bis zu Komplettlösungen
  • Fintenreich: Video-Zurückspielen auf Camcorder
  • Trickreich: Schnitt auch mit „alten“ analogen Karten möglich
Da lag er also unterm Weihnachtsbaum – der neue digitale Camcorder. Gerade richtig, um dem vielleicht schon etwas ins Hintertreffen geratenen Hobby neues Leben einzuhauchen: Bislang unerreichte digitale Bildqualität zum mittlerweile erschwinglichen Preis. Nur leider wollten die ersten Aufnahmen am Weihnachtsabend nicht so richtig klappen: Die vielen Knöpfchen am miniaturisierten Gerät scheinen für die Fingerchen von Fünfjährigen ausgelegt, die zusätzlichen Ausstattungsdetails wollen erst noch studiert sein. Auch bis Silvester hatte sich nicht viel daran geändert – und dennoch konnte die eine oder andere Szene aufs Band gebannt werden, die man gerne sich selbst und der Nachwelt erhalten möchte. Was tun? Wohl schneiden und nachbearbeiten, um den unbenötigten Videomüll loszuwerden und den brauchbaren Rest mit gefälligen Titeln, Überblend- und Spezialeffekten zu versehen, vielleicht sogar nachzuvertonen. Und das am PC, denn das geht dort heutzutage auch in der digitalen Spielart des Videofilmens schon ab etwa 3000 Schilling. Zumindest im Prinzip.

Von 3000 bis 60.000 Schilling

Man kann allerdings mühelos auch 60.000 Schilling dafür ausgeben. Wo der Videofreund auf diesem Preisband „landet“, hängt wohl mit davon ab, wie intensiv er das Hobby zu betreiben gedenkt beziehungsweise wie „perfekt“ die Lösung sein soll: Bei den Komplettsystemen zwischen 20.000 und 60.000 Schilling handelt es sich entweder um „richtige Computer“ (Apple, Sony), die zwar werksseitig für die Spezialaufgabe Videoschnitt ausgerüstet wurden, im Übrigen aber auch alle anderen, PC-typischen Jobs zu erledigen vermögen, oder um „reine“ Videoschnittsysteme (MacroSystem), deren Hardware ausschließlich für diese Aufgabe konzipiert wurde. Für erstere mag sich entscheiden, wer noch keinen PC besitzt oder ohnehin an eine Neuanschaffung denkt; für letztere, wer sich mit dem Computer nicht anzufreunden vermag und ein Gerät vorzieht, das eher einem Videorecorder als einem PC ähnelt.

Rein digital oder – auch – analog

Jenseits dieser Spezial- oder Komplettlösungen liegt das weite Feld der Videoschnittkarten für jene, die bereits einen PC besitzen und diesen lediglich mit entsprechender Hard- und Software „videofit“ machen möchten. Zwei Produktgruppen stehen dabei zur Verfügung: Video-Schnittkarten, die nur über digitale Anschlüsse verfügen und solche, die darüber hinaus auch analoge Ein- und Ausgänge besitzen. Der Unterschied ist schnell erklärt, hält man sich vor Augen, was beim Videoschnitt am PC eigentlich passiert:

Nach Installation der Videoschnittkarte im PC sowie der bei allen Produkten mitgelieferten Bearbeitungssoftware werden digitaler Camcorder und Schnittkarte per Kabel miteinander verbunden, die Bildinformationen vom Camcorder auf die Festplatte des PCs überspielt. Dies klappt ohne Qualitätsverlust, da die Aufnahmen ja bereits in digitaler Form vorliegen und nicht erst (wie bei analogen Camcordern) vom Computer umgewandelt werden müssen (siehe dazu: Weitere Artikel - "Videoschnitt am PC: Teil 1"). Sinnvollerweise erfolgt die Grobauswahl der Szenen, die für das geschnittene Video-Ergebnis behalten werden sollen, bereits beim Überspielen vom Camcorder an den PC, um diesen nicht mit unnötigem „Schrott“ zu belasten. Nun können die Szenen in die gewünschte Reihenfolge gebracht („Storyboard“), die Szenenlängen bildgenau bestimmt („Trimmen“) und die Übergänge zwischen den Szenen festgelegt werden. Auch für das Einfügen von Titeln und die Anwendung von Spezialeffekten („Realtime-Effekte“, wenn sie sofort ansehbar sind) ist jetzt Zeit. Wenn die Software es erlaubt (siehe Tabelle), kann nun auch nachvertont (mit einer anderen Tonspur versehen) werden – womit der Videofilm (zumindest idealtypisch) auch schon fertig wäre. Nur: Wie bekommt man ihn wieder „aus dem PC heraus“?

Bei analogen Schnitt-Karten beziehungsweise Camcordern und Videorecordern ist das kein Problem, beim digitalen Camcorder hingegen sehr wohl: Die meisten dieser Geräte – vor allem in der unteren und mittleren Preisklasse – sind nämlich für das Zurücküberspielen des Schnittergebnisses in den Camcorder gesperrt! Das hat zolltechnische Gründe: Wäre der Camcorder auch für die Aufnahme per Überspielkabel geeignet, fiele in der EU der Zoll höher aus, was die Hersteller gar nicht mögen und sie deshalb dazu veranlasst, diese Funktion im Camcorder per Software zu blockieren. Was tun?

Extrakosten für Dies und Das

Man kauft sich entweder einen digitalen Heim-Videorecorder, was wohl die Hersteller freuen, die Konsumenten aber mit 20.000 bis 60.000 Schilling belasten würde. Oder man hat sich eine Video-Schnittkarte besorgt, die neben den digitalen eben auch analoge Ein- und Ausgänge hat, was mit einem Preis zwischen 11.000 und 17.000 Schilling erneut die Hersteller, in weit geringerem Maße aber wohl den Videofilmer, freuen dürfte. Damit könnte man beispielsweise das Schnittergebnis problemlos an den meist vorhandenen, analogen Videorecorder überspielen.

Letzte Möglichkeit(en), wenn man mit den billigeren nur digitalen Schnittkarten das Auslagen finden möchte: Man lässt den digitalen Camcorder bereits vom Händler freischalten, der das in vielen Fällen – mehr oder weniger „unter der Budel“ – für einen Obolus zwischen 1000 und 3000 Schilling erledigt, oder man besorgt sich Freischaltsoftware von einem Dritthersteller, was aber, abhängig vom Camcorder-Modell, auch mit 1000 bis 2000 Schilling zu Buche schlägt. Allerdings läuft man damit Gefahr, die Camcorder-Gewährleistung zu verlieren, weshalb man im Reparatur- oder Reklamationsfall nicht vergessen sollte, die Aufzeichnungssperre wieder einzurichten...

Sparen durch Qualitätsabstriche

Man sieht: Es kommt schon etwas zusammen, was die Kosten betrifft. Tendenziell billiger wird die Sache, wenn man bereit ist, Qualitätsabstriche bei der Bildqualität in Kauf zu nehmen. Dann genügt für den Videoschnitt nämlich auch eine analoge Videoschnitt-Karte oder eine Grafikkarte mit Videoanschlüssen, wie wir sie in der letzten Ausgabe vorgestellt haben. Da jeder digitale Camcorder auch über einen analogen Ausgang verfügt, können diese Karten darüber angesprochen werden. Allerdings wird das Bild dann im PC digitalisiert, anschließend bearbeitet und schließlich wieder in das analoge Format zurückverwandelt. Ob man als stolzer Besitzer einer digitalen Videokamera die Umwandlungsverluste akzeptiert, ist Geschmackssache; erfahrungsgemäß halten sie sich aber bei einer Bildkompressionsrate von nicht mehr als 1 zu 5 in erträglichen Grenzen. Besitzern von „alten“ analogen Schnittkarten oder Grafikkarten mit Videoanschlüssen ist das Ausprobieren dieser Möglichkeit vor Anschaffung einer neuen Videoschnittkarte allemal zu empfehlen.

Apropos „alt“: Für Besitzer digitaler Camcorder, die das Cassettenformat D8 verwenden, mag ein angenehmer Nebennutzen darin bestehen, dass sich damit auch „alte“, analog aufgenommene Videocassetten im Format Video8 oder Hi8 direkt über den digitalen Ausgang aus dem Camcorder auf den PC überspielen und dort bearbeiten lassen.

Teure Komplettlösungen. Sie lohnen sich nur bei PC-Neuanschaffung, hohen Ansprüchen an die Funktionalität und Betriebssicherheit oder – PC-Abstinenz (reine Videoschnittsysteme)

Alternative Video-Schnittkarten. Mit digitalen und analogen Ein-/Ausgängen sind sie flexibler – Sie müssen dafür allerdings auch deutlich mehr bezahlen.

Günstige Lösung. Mit entsprechender Planung – welche Karte kann mit welchem Camcorder und dem Heimgerät am besten kombiniert werden – kann auch eine preiswerte Lösung sehr gute Ergebnisse liefern.

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