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Digitale Camcorder - Scheibchen-weise

  • Bandgeräte sind Standard und preiswert
  • DVD-Geräte kommen und nerven
  • "High Definition" noch ziemlich lau

Trotz der Antiquiertheit von Magnetbändern haben … Mini-DV-Camcorder im Test die Nase vorn“ – so begann der Text unserer bislang letzten Nachschau zu diesem Thema im November 2005. Erstaunlich: Ein Jahr später zeigte sich, dass zwei Drittel der „guten“ Geräte nach wie vor mit Bandtechnologie arbeiten, obwohl die Konkurrenz von Speicherkarten-, Festplatten- und vor allem DVD-basierten Camcordern heftig zugenommen hat; schon jedes zweite Gerät arbeitet mit einer dieser Techniken für die Aufzeichnung, was einer Verdoppelung des Anteils seit dem vergangenen Jahr entspricht.

Neu am Markt

Kaum noch zu finden sind Digital-8-Camcorder, hinzugekommen sind aber Kameras, die neben dem gängigen PAL-Format (720 x 576 Bildpunkte) auch das hochauflösende HDV (High Definition Video) mit bis zu 1920 x 1080 Bildpunkten beherrschen sollen. Jedoch kam die Sanyo Xacti VPC-HD1EX selbst im hochauflösenden Modus kaum an die Ergebnisse „herkömmlicher“ PAL-Geräte heran, die HDR-HC3E von Sony lieferte zwar im HDTV-Modus ein deutlich besseres Bild als im PAL-Aufnahmemodus, es scheint aber fraglich, ob das den hohen Preis von rund 1300 Euro rechtfertigt, sofern man sein Wiedergabe-Equipment nicht wirklich schon auf HDTV umgestellt hat (TV-Gerät, Beamer). Andernfalls ist Abwarten angesagt, zumal auch die Anforderungen an den PC bei der Nachbearbeitung von HDTV-Aufnahmen erheblich sind.

Große Preisunterschiede

Apropos Preis: Der liegt, sieht man vom Ausreißer Sony einmal ab, bei den „guten“ Geräten zwischen rund 500 und etwa 1100 Euro – was eine nicht gerade unerhebliche Differenz ist. Vor allem, wenn man die knappen Ergebnisse betrachtet.

Vorsicht: Fallstricke

Klingt gut: Man stecke eine kleine DVD (8 Zentimeter Durchmesser) in den Camcorder, mache seine Aufnahmen und – schwupps – schon landet sie im DVD-Player, und man kann das soeben Aufgenommene großformatig betrachten. Leider spielt es das so nicht ohne Weiteres. Denn die Vielzahl an DVD-Formaten maskiert als Vielfalt, was in Wahrheit nur allzu oft Inkompatibilität bedeutet. Vor allem bei den wiederbeschreibbaren DVDs gibt es Fallstricke, weil die zur Aufzeichnung verwendeten Formate häufig nicht mit den externen Endgeräten wie DVD-Player oder PC „können“.

Format-Wahl entscheidend für Wiedergabe

Am relativ verträglichsten scheint uns hier noch das Format DVD+RW (DVDplus) zu sein, beim konkurrierenden Format DVD–RW (DVDminus) muss der Videofreund schon vor Beginn der Aufnahme entscheiden, was er will: Formatiert er im „Video-Modus“, kann er seinen Film zwar mit großer Wahrscheinlichkeit im DVD-Player wiedergeben, den Datenträger aber nicht im Camcorder editieren (z.B. Szenen löschen). Im alternativen „Video Recording-Modus“ hingegen ist das zwar kein Problem, das Ergebnis ist aber nur von wenigen DVD-Playern am Markt direkt lesbar. Bleibt also das Ausweichen auf nur einmal beschreibbare DVD-Datenträger. Die sind aber nach spätestens 30 Minuten voll – was sich bei Viel-Filmern auf den Geldbeutel auswirken kann. Alles nicht ganz so unkompliziert, oder?

Ausgereifte Technik

Auch die Qualität tastet sich nur langsam an den Standard der Mini-DV heran, wie ein Blick in die Tabelle zeigt, in der es lediglich zwei DVD-Modelle in die „gute“ Leistungsklasse schafften. Dort überwiegen nach wie vor G’schichten vom laufenden Band. Hier bringt man für rund drei Euro 60 Minuten Film oder rund 13 Gigabyte auf das Magnetband der Mini-DV (DVD: 1,4 GB komprimiert). Die Technik ist nach fast zehn Jahren ausgereift – womit allerdings auch keine wirklich bedeutenden Weiterentwicklungen mehr zu erwarten sind. Dafür liegt der Durchschnittspreis auch bei nur rund 500 Euro – fast 200 Euro weniger als bei den DVDs. Kompatibilitätsprobleme wie oben erwähnt bestehen hier nicht, was vor allem den PC-Schnittbegeisterten freuen wird, zumal die Auswahl an Software groß ist und die Anforderungen an den Rechner moderat sind.

Wermutstropfen der fallenden Preise: Die Hersteller sparen sich weitgehend eine „DV-In“-Schnittstelle am Camcorder, die aber für das Zurückspielen des bearbeiteten Videos auf das Band erforderlich wäre. Ohne diese bleibt nur das Brennen auf DVD oder das Speichern auf PC-Festplatte.

Empfindliche Festplatten

Mit eingebauten Festplatten arbeiten übrigens sechs Geräte im Test und bieten damit eine Aufnahmekapazität von knapp 300 Minuten oder noch mehr. Spätestens dann muss auf den PC überspielt werden, den man aber im Urlaub vielleicht nicht unbedingt dabei hat … Allzu ungestüm sollte man sich dort auch nicht aufführen: Der Schreib-/Lesekopf der Festplatte könnte einem das übel nehmen.

Unempfindliche Speicherchips

Unempfindlich dagegen sind Camcorder mit Speicherchips, die ähnlich wie digitale Fotoapparate speichern. Diese bieten zwar den Vorteil der (annähernden) Unverletzlichkeit, haben aber ihren Preis: Rund 15 Euro pro Gigabyte sind bei den SD-Karten („secure digital“) derzeit aktuell, das reicht für rund 40 Minuten Video. Auch hier muss man natürlich für die dauerhafte Archivierung den „Umweg PC“ beschreiten, wenn’s digital sein soll. Bei den Modellen mit Speicherchips ist jedoch eine weitere Verbilligung und gleichzeitig eine Kapazitätserweiterung zu erwarten – was froh stimmen mag.

Tonqualität ade?

Sehr im Unterschied zur Audio-Qualität, die zunehmend schlechter zu werden scheint: Die fortschreitende Miniaturisierung führt immer mehr dazu, dass die Geräusche von Zoom, Autofokus oder Bandtransport konsequent mit auf den Film gebannt werden. Bislang konnte man sich durch Verwendung eines externen Mikrofons helfen – aber hier sparen die Hersteller zunehmend an der erforderlichen Anschlussbuchse oder bieten eigenwillige Lösungen wie Sony mit seinem „Hot Shoe“, der nur eigene Mikrofone zulässt – zum Preis ab 75 Euro. Dafür hört man den Zoom dann aber auf Wunsch auch in 5.1-Heimkinoqualität …

Digitale Camcorder: Die besten aus jeder Gruppe

Mini-DV: Panasonic NV-GS500EG-S 

Mit Speicherkarte: Panasonic SDR-S100

Mit DVD: Panasonic VDR-D300EG-S

Mit Festplatte: Sony DCR-SR90E

Digitale Camcorder: Kompetent mit Konsument

  • Mini-DV. Mini-DV-Camcorder mit Bandbetrieb sind ausgereift und in „guter“ Qualität auch für die schmale Brieftasche zu haben. Da es hier keine einschneidenden Weiterentwicklungen gibt, darf es auch ein älteres Modell sein!
  • DVD. DVD-Geräte setzen die genaue Kenntnis Ihres sonstigen DVD-Equipments voraus, sonst ist mangels Kompatibilität die Enttäuschung vorprogrammiert. Technische Spezifikationen von DVD-Spieler oder PC-Player raussuchen und zum Camcorder-Kauf mitnehmen!
  • Festplatte und SD-Card. Diese Camcorder bringen es derzeit nur im obersten Preissegment zu „guten“ Ergebnissen.
  • Hochauflösende Camcorder. Stehen an der Schwelle zum Markteintritt. Wer nicht gerade „Videofreak“ ist, sollte hier noch abwarten.
  • Tonqualität unbedingt beachten. Das gar nicht dezente „ssssssszzzzz“ des Zooms zerstört selbst den beschaulichsten Sonnenuntergang.

Digitale Camcorder: So haben wir getestet

In einem internationalen Gemeinschaftstest wurden digitale Camcorder unterschiedlicher Systeme getestet. Zum ersten Mal dabei auch Geräte für HDV (hochauflösendes Video).

Bildqualität

Durch entsprechende Messungen wurde die Auflösung ermittelt. Aufnahmen bei Tageslicht, bei Kunstlicht und bei sehr geringem Umgebungslicht wurden von mehreren Testpersonen nach Schärfe, Farbtreue und Gesamteindruck beurteilt.

Fotofunktion

Standbilder wurden über USB auf einen PC übertragen und über einen hochwertigen Monitor betrachtet. Die horizontale und vertikale Auflösung im Fotomodus wurde mit Testbildern ermittelt.

Autofokus

Unter verschiedenen Umgebungsbedingungen (im Freien und in Innenräumen) wurden Genauigkeit, Wiederholbarkeit und Schnelligkeit des Systems ermittelt.

Tonqualität

Mehrere Testpersonen beurteilten Sprach- und Musikbeispiele bei Wiedergabe über eine Hi-Fi-Anlage, die über eingebautes und (soweit möglich) über externes Mikrofon aufgenommen wurden. Dabei wurde auch auf Lauf- und Störgeräusche geachtet. Die Windempfindlichkeit der Mikrofone wurde in einem simulierten Luftstrom gemessen.

Handhabung

Von mehreren Testpersonen wurden die Bedienungsanleitungen, Aufnahme und Wiedergabe, Sucher und Monitor, Fernbedienung, Startzeit (Zeit bis zur Aufnahme), Datenübertragung auf einen PC und Tragbarkeit beurteilt.

Betriebsdauer

Unter realistischen Aufnahmebedingungen (Autofokus und Monitor eingeschaltet, Motorzoom in Verwendung) und im Wiedergabebetrieb (LCD-Monitor in Betrieb) wurden die Zeiten pro Akkuladung ermittelt.

Vielseitigkeit

Anhand einer Ausstattungsliste wurden Punkte für zusätzliche Ausstattung und Anschlüsse vergeben.

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