- Für das Allerneueste zahlen Sie mehr
- Entscheidend ist, wie oft Sie kopieren wollen
- Viele Extras erhöhen den Preis
Camcorder - Achtung, Aufnahme!
„Standard“ für Gelegenheitsfilmer
Für den absoluten Videoeinsteiger wurde das Wirrwarr im Marketing- und Technik-Kauderwelsch der Systembezeichnung mit den neuesten Entwicklungen noch verstärkt: zu VHS-C, Video 8, S-VHS-C, Hi 8 und Mini-DV gesellte sich Digital 8. Aber lassen Sie sich davon nicht irre machen, rechts stellen wir Ihnen die Systeme im Steckbrief vor. Im Wesentlichen kann man das Angebot auch in Standardsysteme, Highbandsysteme und Digitalsysteme mit gut unterscheidbaren Zielgruppen einteilen.
Wer nur gelegentlich zur Kamera greift, um etwa Geburtstagsparty oder Weihnachtsfest festzuhalten, wird sein Auslangen mit einem Gerät der Standardgruppe (also Video 8 und VHS-C) finden. Da wird der Camcorder nur bei diesen oder vergleichbaren Anlässen hervorgeholt und das Gerät irgendwann später lediglich an Fernsehapparat oder Videorecordereingang angeschlossen, um das Werk „wie es ist“ am Bildschirm anzusehen. Dann landet das Videoband im zweitobersten Regal der Schrankwand und wird spätestens dann überspielt, wenn kein ungebrauchtes Band mehr zur Hand ist. Sein Inhalt entspricht in der Bildqualität – sofern bei normalen Lichtverhältnissen aufgenommen – jener eines zufriedenstellenden Fernsehbildes. Im Übrigen macht „Typ Standard“ (hoffentlich) ohnehin nie den Fehler, Leute zum Ansehen dieser Bänder einzuladen oder diese in Kopie weiterzugeben. Wozu also um 10.000 Schilling mehr ausgeben als nötig?
„Highband“ für Anspruchsvollere
Anders der „typische“ Anwender aus der Gruppe „Highband“ (Hi 8 und S-VHS-C). Er weiß: Stünde das Vorführen unbearbeiteter Gelegenheits-, Urlaubs- und sonstiger Videos unter Strafe – halb Österreich säße im Knast. Dieses Risiko will er nicht eingehen – ihm geht es deshalb auch darum, seine Aufnahmen zu bearbeiten, Szenen umzustellen, Unwichtiges, Missglücktes und Langweiliges herauszuschneiden, Titel und vielleicht auch zusätzlichen Ton zu unterlegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies durch ein simples Verbindungskabel zwischen Camcorder und Heimvideorecorder bewerkstelligt, ein Schnittgerät zwischengeschaltet oder der PC als Regiepult verwendet wird: In jedem Fall muss er die interessierenden Videoszenen von seiner Original-Aufnahmecassette auf eine andere Cassette kopieren. Doch Kopieren heißt Qualitätsverlust, und während der Verlust bei Kopien der „ersten Generation“ auch bei Standardgeräten noch erträglich ist, wird er bei diesen spätestens dann augenfällig, wenn man vom Ergebnis seiner Bemühungen weitere Kopien ziehen möchte. Qualitätsverluste dieser Kopien sind beim Highbandsystem gering bis nahezu unmerklich, während sie beim Standardtyp unübersehbar sind.
„Digital“ für Perfektionisten
Vor solchen Qualitätsverlusten gefeit ist auch, wer gleich zum Digitalsystem, etwa zu Digital 8 (nur von Sony) oder zur Luxusklasse der Mini-DV-Geräte (mehrere Anbieter zur Auswahl) greift. Die Bildqualität dieser Technik ist derzeit im Heimbereich unübertroffen, was sich auch im Preis ausdrückt. Wer bereits einen Camcorder hatte, wird schätzen, dass Hi 8- oder Video 8-Cassetten auch im Digital 8-System abgespielt werden können. Idealerweise könnte man mit einem digitalen Gerät zum Beispiel auch seinen Camcorder an den PC anschließen, die Bilder in diesen überspielen, dort bearbeiten und wieder zurück aufs Band des Camcorders schreiben – ohne ein Fünkchen von Qualitätsverlust. Nur leider spielt es das so nicht – bei uns.
Digitale Fallstricke
Schuld daran ist die Produktpolitik der Hersteller, die den „Schwarzen Peter“ aber den Zollbestimmungen zuschieben. Da auf digitale Camcorder, die auch „direkt“ von einem anderen Gerät (wie etwa dem PC) wieder in digitaler Qualität aufzeichnen können, ein höherer Einfuhrzoll liegt, haben die meisten Hersteller dieses wichtige Ausstattungsmerkmal der Geräte für den europäischen Markt einfach per Software deaktiviert, um mit scheinbar „günstigen“ Preisen auf dem Markt zu glänzen. Böse Zungen behaupten aber, dass hinter dieser Vorgangsweise gar nicht der Zoll, sondern Kalkül der Hersteller steckt: Wird der anspruchsvolle Videofilmer dadurch doch gezwungen, sich – wenn er seine Bänder wirklich ohne jeden Qualitätsverlust schneiden möchte – auch gleich einen digitalen Videorecorder zuzulegen. Und der kostet in der Größenordnung 40.000 Schilling...
Ein einziges Gerät in unserem Test hat diese ärgerliche Einschränkung nicht: der Mini-DV GR-DVL 9600 von JVC, der somit aber leider auch der Preis-Spitzenreiter im Test ist. Wer sich für ein anderes Digitalmodell entscheidet, hat allenfalls noch die Möglichkeit, auf „Drittlösungen“ zurückzugreifen, wie sie etwa die Wiener Firma Adaptive Systems für rund 1200 Schilling anbietet. Diese Lösungen zur Freischaltung der Digitalaufnahme sind aber nicht für alle Modelle verfügbar und können auch die Gewährleistungsansprüche ins Wanken bringen. Abgesehen davon, hat man dann für seinen Digitalen annähernd so viel ausgegeben, wie wenn der höhere Einfuhrzoll aufgeschlagen worden wäre.
Wie auch immer: Selbst wenn man auf seinen alten Heimrecorder überspielen muss, bleibt die Digitalqualität immer noch unübertroffen (vor allem bei den Folgekopien), was trotz der genannten Einschränkungen durchaus für ein digitales Modell sprechen kann – sofern man das Hobby wirklich ambitioniert betreibt. Andernfalls ist man bei den anderen Geräteklassen besser aufgehoben und spart noch obendrein.
Hier die wichtigsten, preisrelevanten Features:
Aufnahmeautomatik: Alle Geräte besitzen eine oder mehrere davon. Wichtig: Diese muss sich auch abschalten lassen.
Gewicht: Je leichter, desto teurer. Vorsicht: Mit Leichtgewichten (etwa 600 Gramm) verwackelt man leichter. Außerdem ist die Anordnung der Bedienelemente bei den Minis oft problematisch.
LCD-Monitore: Sind praktisch für Über-Kopf-Aufnahmen, schlagen aber mit rund 2000 Schilling Mehrpreis und erhöhtem Akkuverbrauch zu Buche. Anfänger verführen sie auch häufig dazu, ungünstige, weil zu niedrige Aufnahmehöhen zu wählen.
„Null Lux“ : Ist ein beliebtes Werbeargument hinsichtlich Lichtbedarf. Ein Gerät mit 3 Lux Empfindlichkeit wird für 99 Prozent der Aufnahmesituationen auch reichen, meinen wir.
Sucher: Die meisten sind heute in Farbe, wären aber verzichtbar, zumal Schwarzweiß-Darstellung schärfer ist (wird aber kaum mehr angeboten).
Zoombereich: Sinnvoll ist ein optisches Zoom bis zum 12-fachen; digitale Zooms – etwa bis zum 64-fachen – führen oft zu unansehnlichen Aufnahmen (Mosaikeffekt) und sind eher ein Werbegag.
Cassetten-preis in öS ca. 1)
Wieder-gabe anderer Systeme
Was spricht dafür?
Digital-system: Mini-DV
150-350 öS, 60 min
nein
höchste Bildqualität, dank Mini-Cassetten extrem kleine Geräte
möglich
Digitals-ystem: Digital 8
80-130 öS, 90 min (Hi 8) 2)
Hi 8 und Viedo 8
höchste Bildqualität, Hi-8-Cassetten verwendbar
Highband-system: Hi 8
50-350 öS, 90 min
Video 8
hohe Bildqualität, lange Laufzeit (bis 120 min)
Highband-system: S-VHS-C
90-140 öS, 45 min
VHS-C
hohe Bildqualität, Wiedergabe in S-VHS-Recordern (mit Adapter)
Standard-system: Video 8
40-70 öS, 90 min
nein
billige Geräte und Cassetten, lange Laufzeit (bis 120 min)
Standard-system: VHS-C
40-70 öS, 45 min
nein
billige Geräte und Cassetten, Wiedergabe in VHS-Recordern (mit
Adapter)
Zeichenerklärung:
1) Typische Preisspanne, je nach Geschäft und Bandqualität sind deutliche
Abweichungen möglich.
2) Bei Digital-8-Betrieb reicht ein
90-Minuten-Hi-8-Band nur für 60 Minuten Aufzeichnung.
Canon GesmbH, Zetschegasse 11, A-1232 Wien, 01/661 46-0
JVC Austria GesmbH, Slamastraße 43, A-1232 Wien, 01/610 37-0
Panasonic Austria HandelsgesmbH, Laxenburger Straße 252, A-1230 Wien, 01/610 80-0
Sony Austria GesmbH, Laxenburger Straße 254, A-1230 Wien, 01/610 50-0
Systemwahl wichtiger als Modellentscheidung. Wer nach seinen Anforderungen kauft, kommt im Endeffekt auch am günstigsten weg.
Bandpreise nicht überbewerten. Bei Systemwahl allerdings nicht von den Bandkosten ablenken lassen. In Relation zum Gerätepreis von untergeordneter Bedeutung.
Mehrkosten für Volldigital. Wer auf semiprofessionelle Qualität Wert legt, sollte den Preis für eventuell nötige Zusatzgeräte (digitaler Heimrecorder, Zusatzausstattung für den Computer) mit ins Kalkül ziehen.
Kein Kauf ohne Ausprobieren. Vor allem bei Leichtgewichten
Erreichbarkeit aller wichtigen Bedienelemente ausgiebigst testen. Sicherstes
Kriterium ist die Beurteilung einer kurzen Eigenaufnahme.
Im Test: 10 Camcorder der Systeme Mini-DV, Digital 8, Hi 8, S-VHS-C, Video 8 und VHS-C.
Bildqualität
Sehtest: Sechs Personen beurteilten in mehreren Versuchsdurchgängen die Aufnahmen des jeweiligen Camcorders bei Wiedergabe über einen hochwertigen Monitor. Kriterien: Bildschärfe, Farbtreue, Farbtrennung und Bildeindruck insgesamt.
Videomessungen: Prüfung von Auflösungsvermögen (Bildschärfe), Luminanzrauschen („Bildschirmgrieß“) und Ermittlung des Variobereiches. Messung der Empfindlichkeit in Anlehnung an DIN IEC 84 (CO) 103, Punkt 4.
Aufnahmen bei schwacher Beleuchtung: Innenaufnahmen mit Schwenk bei Glühlampenlicht (ca. 70 Lux). Makroaufnahmen: Aufzeichnung eines 35 x 47 mm großen farbigen Bildausschnittes aus ca. 5 cm Entfernung, subjektive Beurteilung der Bildqualität.
Standbild und Suchlauf: subjektive Beurteilung.
Tonqualität
Aufnahmen mit eingebautem und mit externem Mikrofon (Hörtest).
Frequenzgang: Messung mit Rauschsignal, Bewertung der Terzpegeldiagramme von 40 Hz bis 16 kHz.
Handhabung
Beurteilt wurden Gebrauchsanleitung, Aufnehmen, Wiedergeben, Sucher/LCD-Monitor und Betriebsdauer.
Scharfeinstellung
Autofocussierung im Telebereich und bei mittlerer Brennweite sowie Verhalten des AF-Systems im praktischen Betrieb und bei geringer Beleuchtungsstärke.
Bildstabilisierung
Stabilisierende Wirkung bei Teleaufnahmen, Schwenks im Telebereich und bei unruhiger Kamerahaltung bei Innen- und Außenaufnahmen, Einfluss auf die Bildschärfe bei eingeschalteter Bildstabilisierung sowie die Bildqualität insgesamt.
Vielseitigkeit
Bewertung der gängigsten Ausstattungsmerkmale nach einem Punkteschema.