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Eine Packung Windeln von ECO by Naty
ECO-by-Naty-Windeln: Wir fanden einiges, was deutlich nach Greenwashing müffelt Bild: VKI

Eco by Naty: "Öko-Windeln", die nach Greenwashing miefen

Einwegwindeln belasten die ­Umwelt stark. Wer Produkte von Eco by Naty kauft, braucht sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, schließlich sind es ja „Öko-Windeln“. Geht sich das aus?

Was uns stutzig gemacht hat. „Die ­besten Öko-Windeln Deutschlands“ – mit diesem Werbeposting geht das schwedische Unternehmen Eco by Naty auch hierzulande via Social Media auf Kundenfang. Einer Konsumentin war das zu viel der Superlative. Sie meldete sich mit der Frage bei uns, „ob das wirklich alles so öko ist“.

Der Check: Kann ein Einwegprodukt "öko" sein?

Fangen wir bei der Verwendung des Begriffes „öko“ im Zusammenhang mit Wegwerfwindeln an. Kann so ein Einwegprodukt überhaupt „öko“ sein? Ist man strikt, und das ist ja unser Ansatz, dann ist schon diese Begrifflichkeit ein Greenwashing-Verstoß. „Öko“ ist, anders als „bio“, kein geschützter bzw. klar definierter Begriff. Er ist vage, wird aber gern verwendet, um positive Assoziationen beim Kunden zu wecken.

Keine hochwertigen Standards

Es ist somit auch kein Ritterschlag, wenn Eco by Naty aus einem Test der „Süddeutschen Zeitung“ als beste „Öko-Windel“ Deutschlands hervorgeht. Der Test entspricht zudem keinen hochwertigen, objektivierbaren Standards, wie Sie sie bei KON­SUMENT gewöhnt sind. Die britische Verbraucherschutzorganisation „Which?“ hat Eco-by-Naty-Windeln 2021 getestet und weitaus weniger wohlwollend beurteilt, gerade was den Knackpunkt Auslaufschutz an­belangt.

Warum das ein Problem ist?

Eco by Naty wirbt mit pflanzlichen Ausgangsmaterialien. Superabsorber sind allerdings aus Erdöl hergestellt. Das macht sich marketingtechnisch nicht so gut und findet sich daher nur im Kleingedruckten. Dabei ist es aus Sicht des ökologischen Fußab­druckes im Grunde ein Nullsummenspiel, ob „Erdölplastik“ oder biobasierte Kunststoffe ver­arbeitet werden. Erstere setzen unmittelbar mehr klimawirk­sa­mes CO2 frei. Zweitere ­können, je nachdem, welche Ausgangsstoffe herangezogen werden, andere gra­vierende Umweltfolgen mit sich bringen, etwa Gewässer-Eutrophierung und Bodenbelastung durch Pestizid- oder Dünge­mitteleinsatz.

Thema Zertifizierungen

Die sind Eco by ­Naty wichtig. Leider gehen die Schweden unsauber damit um. Auf den Produktver­packungen ist zwar alles okay, auf der Homepage aber nicht. Dort rühmt sich Eco by Naty gleich mit 16 nebeneinander aufgelisteten Siegeln. Es entsteht der Anschein, als wäre das Unternehmen selbst so ­üppig ausgezeichnet. In Wahrheit sind es aber Produkt-Zertifikate. Diese Art der ­Außendarstellung würden wir bei Lizenznehmern des (im VKI angesiedelten) ­Österreichischen Umweltzeichens nicht ­akzeptieren.

Kommen Superabsorber zum Einsatz?

Wenden wir uns dem Eco-by-Naty-Slogan „0 % Erdölplastik auf der Haut“ zu. Grundsätzlich ist positiv festzuhalten, dass relativ transparent über Inhaltstoffe informiert wird. Wer sich allerdings in die Unter­nehmenshomepage vertieft, findet Widersprüchliches. Denn ob nun die in der ­Windel-Branche gängigen Superabsorber, die dem Aufsaugen der Flüssigkeit dienen, zum Einsatz kommen oder nicht, ist nicht klar ersichtlich. 

Was sagt Eco by Naty dazu?

Die Stellungnahme - siehe Download unten - war recht ausführlich. Allerdings zeigt sich, dass gerade unsere kritischsten Fragen nicht unbedingt als solche (an-)erkannt wurden. Zentrales Anliegen war es, uns davon zu überzeugen, dass es nichts Grüneres am Markt gibt als Eco-by-Naty-Produkte.

Fazit: Tipptopp-Nachhaltigkeitsbericht fehlt

Hält das grüne Versprechen?

Eco by Naty hebt auf der Unternehmens­homepage hervor, bereits vor 25 Jahren, also „lange vor dem grünen Trend“, gegründet worden zu sein. Wenn man so will, aus einem untadeligen Antrieb heraus, die Rede ist gar von einer „Bestimmung“. Nämlich der, „Höchstleistungsprodukte“ herzustellen. Heute sei man „die führende Marke für ökologische Windeln“ – was auch immer das genau bedeuten soll. Dort oben im hohen Norden wird geklotzt, nicht gekleckert. Zumindest, was das Hervor­heben der eigenen Vorzüge anbelangt.

Tipptopp-Nachhaltigkeitsbericht fehlt

Wir finden: Wer so viel auf sich hält und noch dazu ein „Eco“ im Firmennamen trägt, der darf bei Greenwashing nicht einmal ­anstreifen. Im Zuge unserer Recherche ­fanden wir allerdings doch so einiges, das deutlich nach Greenwashing müffelt. Darüber hinaus muss bei einem „Öko-­Unternehmen“ die Veröffentlichung eines Tipptopp-Nachhaltigkeitsberichts selbstverständlich sein. Eco by Naty ist da schludrig. Es gibt zwar einen, er entspricht aber nicht den gängigen Reportingstandards; es fehlen Kennzahlen und Indikatoren zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Kernbereichen. So ist der Bericht nur ein Marketing-Tool mit schönen Bildern.

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Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns! Bild: VKI

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