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Medikamente: Wechsel- und Menstruationsbeschwerden - Nicht zu empfehlen

  • Bei Wechseljahrsbeschwerden einen Arzt aufsuchen
  • Vor- und Nachteile einer Hormontherapie abwägen
  • Alle getesteten Präparate sind wenig geeignet

Vor und nach der Menopause

Für manche Frauen beginnen sie schon ab 40, andere werden mit den Wechseljahren (Klimakterium) erst ab Mitte 50 konfrontiert. Das Klimakterium umfasst die Zeit kurz vor und nach der letzten von den Eierstöcken der Frau gesteuerten Periodenblutung (Menopause).

Bevor die Regel endgültig aussetzt, verläuft der Zyklus bereits häufig unregel­mäßig. Der exakte Zeitpunkt der Menopause lässt sich kaum bestimmen. Liegt die letzte Regelblutung länger als ein Jahr zurück, kann man davon ausgehen, dass die Menopause bereits eingetreten ist. - Zahlreiche Infos zu dem Thema bietet auch unser "Konsument"-Ratgeber " Wechseljahre".

Unterschiedliche Symptome

So unterschiedlich der Zeitpunkt, so verschieden sind auch die Symptome, mit denen sich Frauen in den Wechseljahren auseinandersetzen müssen. Von plötzlichen Hitzewallungen, Blutungsstörungen und Scheidentrockenheit bis hin zu Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Kopfschmerzen, Gelenkbeschwerden, Schlafproblemen, Depressionen und Konzentrationsschwäche reichen die Symptome.

Manche Frauen leiden stark darunter, andere nehmen kaum wahr, wann die Postmenopause, also die Zeit nach dem letzten Zyklus, angebrochen ist.

Auf körperliche Fitness achten

Das Klimakterium selbst ist als Übergangsphase zu verstehen. Während dieser Phase, in der die Frau ihre natürliche Fortpflanzungsfähigkeit verliert, kommt es zur Umstellung des Hormonhaushaltes und zu zahlreichen Veränderungen im weiblichen Organismus.

Am besten lassen sich die Konsequenzen meistern, wenn frau auf ­ihre Lebensweise achtet. Sportliche Betä­tigung stärkt den Bewegungsapparat, fördert das allgemeine Wohlbefinden und ­beschert eine gute Nachtruhe. Genauso wichtig ist eine Ernährung, die auf viel Obst, Gemüse und Milchprodukten basiert.

Untersuchung notwendig

Ärztliche Untersuchung notwendig

Ausgewogene Ernährung und Bewegung alleine reichen allerdings nicht immer aus, um die Beschwerden zu lindern bzw. ihr Auftreten zu verhindern.

Bei etwa einem Drittel der Frauen verläuft das Klimakte­rium beschwerdefrei, bei einem weiteren Drittel halten sich die Beschwerden in Grenzen und es wird keine medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Rund ein Drittel aller Betroffenen leiden stark unter den Wechseljahren, doch nur etwa jede zehnte Frau im Klimakterium sucht einen Arzt auf. Dabei können bestimmte Symp­tome durch die Einnahme entsprechender Medikamente gemildert werden.

Vorteile und Risiken abwägen 

Welche Therapie bei den auftretenden Beschwerden Sinn macht, kann allerdings nur auf Basis einer sorgfältigen ärztlichen Unter­suchung entschieden werden. Ebenso sorgfältig sollte bei der Wahl der Ärztin bzw. des ­Arztes vorgegangen werden.

Vielfach wird immer noch allzu bedenkenlos eine konservative Hormontherapie verschrieben. Diese kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll und not­wendig sein, hat jedoch auch gravierende Nach­teile und birgt gesundheitliche Risiken. ­Damit die Patientin Vor- und Nachteile der Behandlung abschätzen kann, ist eine ­genaue Aufklärung unverzichtbar.

Tendenz zur Selbstmedikation

Bei jenen Frauen, die unter starken Beschwerden leiden, führt oftmals der erste Weg in die Apotheke, um ein pflanzliches Arzneimittel zur Selbstbehandlung zu erwerben. Derartige Phytopharmaka erfreuen sich nicht zuletzt aufgrund ihrer vermeintlichen geringen Nebenwirkungen großer Beliebtheit. Auch bei der Behandlung von Menopause-Beschwerden, prämenstruellem Syndrom und Zyklusstörungen werden einige Präparate häufig angewendet.

Elf Medikamente im Test

Wir haben uns elf dieser Mittel (zwei rezeptpflichtige und neun rezeptfreie) näher angeschaut.

Bei den getesteten Arzneimitteln handelt es sich um sechs Monopräparate mit Extrakten des Traubensilberkerzenwurzelstocks (Radix Cimicifugae) zur Behandlung von Beschwerden während der Wechseljahre, ein Kombinationspräparat aus Cimicifugawurzelstock und Johanniskraut (Refeminin plus Dragees) sowie zwei Teemischungen (Mag. Kottas Kräuter­express Wechseltee und Wechseltee St. Severin).

Ebenfalls begutachtet haben wir die beiden zur Behandlung von Zyklusstörungen zugelassenen Präparate Agnucaston Filmtabletten und Dr. Böhm Mönchspfeffer 4 mg Filmtabletten.

Cimicifuga und Johanniskraut

Cimicifuga-Präparate

Präparate mit Extrakten aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga) haben sich zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden etabliert. Es gibt pharmakologische Hinweise, dass Trauben­silberkerzenwurzelstockextrakte imstande sind, regulierend in den hormonellen Stoffwechsel einzugreifen.

Die Wirkung entfaltet sich vermutlich im zentralen Nerven­system und in den Knochen. Dennoch ist die therapeutische Wirkung nicht sicher nachgewiesen und die Auswirkungen einer Langzeitanwendung sind nicht ausreichend untersucht.

Die Anwendung derar­tiger Präparate erscheint nach gegenwärtigem Wissensstand nur für etwa ein halbes Jahr unproblematisch. Bei längerer Einnahme (bis zu mehreren Jahren) sind die Risiken nicht kalkulierbar. Cimicifuga‑ Präparate dürfen bei östrogenabhängigen ­Tumoren (auch in der Vorgeschichte) nicht eingenommen werden. Wechselwirkungen sind mitunter bei gleichzeitiger Einnahme von Östrogenen möglich (Arzt konsultieren).

Es können auch Magen- und Darm­beschwerden oder ein Spannungsgefühl in den Brüsten auftreten. Schwere Leberschäden und allergische Reaktionen der Haut sind ebenfalls möglich. Wenn die Haut sich gelb verfärbt und zusätzlich eventuell ein juckender Hautausschlag auftritt, ist das Mittel sofort abzusetzen und unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. Wir beurteilen Cimicifuga-Präparate deshalb als wenig geeignet bei Wechseljahrsbeschwerden.

Kombinationspräparate mit Johanniskraut

Mit Refeminin plus Dragees befindet sich auch ein Kombinationspräparat aus Cimi­cifuga und Johanniskraut in unserem Test. Der Zusatz von Johanniskraut soll psychogene Beschwerden, vor allem depressive Verstimmungen, die im Rahmen von postmenopausalen Störungen auftreten können, günstig beeinflussen.

Doch eine therapeutische Wirkung dieser Kombination lässt sich auch durch neuere Untersuchungen nicht ausreichend nachweisen. Außerdem gilt es zu beachten, dass Johanniskraut zahlreiche Nebenwirkungen auslösen kann und in Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln steht. Wir bewerten dieses Arzneimittel ebenfalls als wenig geeignet zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden.

Wechseltees und Mönchpfeffer

Wechseltees

Mit Mag. Kottas Kräuterexpress Wechseltee und Wechseltee St. Severin befinden sich auch zwei Teemischungen im Test, die laut Herstellerangaben bei Wechseljahrsbeschwerden wirksam sein sollen. Das Mag.-Kottas-Produkt besteht aus Melisse, Pfefferminze, Kamille, Schafgarbe und Baldrianwurzel.

Diese Kräutermischung soll einerseits beruhigend wirken, andererseits wohltuend für den Magen-Darm-Trakt sein. Als Anwendungsgebiete werden Hitzewallungen, psychovegetative Herzbeschwerden, Schweißausbrüchen, innere Unruhe und Einschlafstörungen angegeben.

Die Wirksamkeit dieser Kräuterkombination ist bei den beanspruchten Indikationen jedoch nicht nachvollziehbar. Wir beurteilen dieses Präparat daher als wenig geeignet zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden.

Wechseltee St. Severin

Das Produkt von St. Severin soll beruhigen und das Herz-Kreislauf-System stärken. Es enthält Passionsblume, Baldrianwurzel, Hopfen, Johanniskraut, Melisse, Weißdorn und Mistel. Als Anwendungsgebiete werden Wechselbeschwerden, Nervosität, Angst- und Spannungszustände, Unruhe und Einschlafstörungen angegeben. Weiters soll das Präparat bei Depressionen sowie milden Angst- und Spannungszuständen helfen.

Depressionen und Angstzustände bedürfen jedoch in jedem Fall einer ärztlichen bzw. psychotherapeutischen Behandlung. Eine Selbstmedikation mit Tees ist völlig fehl am Platz. Wir beurteilen dieses Präparat zudem als wenig geeignet zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden.

Früchte des Mönchpfeffers

Präparaten mit Extrakten aus den Früchten des Mönchpfeffers werden positive Wirkungen bei Zyklusstörungen sowie bei Beschwerden im Rahmen des sogenannten prämenstruellen Syndroms (PMS) zugeschrieben.

Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Wirkung des Hormons Prolaktin im Gehirn gehemmt wird (Prolaktin spielt eine wichtige Rolle beim Zyklusgeschehen), dennoch ist die therapeutische Wirksamkeit von Mönchspfeffer bei Zyk­lusstörungen nicht ausreichend belegt. Deshalb werden derartige Präparate von uns als wenig geeignet zur Behandlung von Zyklusstörungen und PMS beurteilt.

Fazit

Derzeit auf dem Markt befindliche pflanzliche Präpa­rate zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden (Cimici­fuga, Cimicifuga-Kombinationspräparate, Kräutermischungen) sowie von Zyklus­störungen und PMS können aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage nicht empfohlen werden. Patientinnen, die solche Präparate anwenden wollen, sollten die Hinweise auf Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen genau beachten

Tabelle: Pflanzliche Mittel bei Wechseljahrsbeschwerden

Tabelle: Pflanzliche Mittel bei Menstruationsbeschwerden

Wechselbeschwerden Glossar

Wechseljahre (Klimakterium): Übergangsphase, in der die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit der Frau verloren geht und ein Defizit an Sexualhormonen auftritt.
 
Prämenopause: Beginnt ab dem Zeitpunkt, ab dem die Regelblutungen unregelmäßig werden, sowohl was ihre Intensität als auch die Zeitabstände der Regel betrifft.
 
Perimenopause
: Die Jahre vor und nach der letzten Regelblutung.
 
Menopause
: Zeitpunkt der letzten Regelblutung.
 
Postmenopause
: Beginnt ein Jahr nach der letzten Regelblutung
Periklimakterium: Phase, die mit dem Auftreten erster Zyklusunregelmäßigkeiten beginnt und bis in Postmenopausenzeit hinreicht.
 
Prämenstruelles Syndrom
: Komplexe Beschwerden, die 4-14 Tage vor dem Eintreten der Regelblutung einsetzen. Häufige Beschwerden sind psychische Veränderungen: Depression, Stimmungslabilität, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Hypersensibilität, Konzentrationsprobleme, Spannungsgefühl, Wasserstau, Gewichtszunahme, Verstopfung, Völlegefühl im Leib, Blähungen, Blutdruckschwankungen, Akne.

Zusammenfassung

Mittel bei Wechsel- und Menstruationsbeschwerden: Zusammenfassung

  • Wechselbeschwerden. Etwa ein Drittel aller Frauen leiden unter starken Wechselbeschwerden, die eine ärztliche Untersuchung notwendig machen. Von einer Selbstmedikation ist abzuraten.
  • Präparate. Die Wirkung rezeptfrei erhältlicher Präparate bei Wechseljahrs- und Menstruationsbeschwerden ist zweifelhaft. Alle von uns getesteten Medikamente wurden mit wenig geeignet bewertet.
  • Lebensstil. Körperliche Fitness sowie eine ­Ernährung, die auf Obst, Gemüse und Milch­produkten aufbaut, können die Wechseljahrs­beschwerden deutlich mildern.

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In unserem Ratgeber Wechseljahre finden Sie alle Informationen darüber welche Beschwerden auftreten können und wie diese behandelt bzw. möglichst verhindert werden können.

Das Buch enthält viele praktische Tipps und beschreibt die persönlichen Erfahrungen von sechs Frauen. Es regt dazu an, die Zeit des Wechsels bewusst als einen Lebensabschnitt zu sehen, der auch seine positiven Seiten hat.

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  • Was Frauen und Männer wissen sollten
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Leserreaktionen

Nicht verunsichern

Mit großer Verwunderung haben wir gelesen, dass Sie Heilkräuterprodukte als nicht empfehlenswert einstufen. Das Wirken von Heilkräutern basiert auf Erfahrungswerten und weitergegebenem Wissen unzähliger Generationen. Die Tradition, die Erfahrung und das Fortbestehen dieser Rezepturen bestätigen ihre Wirksamkeit.

Die europäische Gesundheitsbehörde hat eine eigene Abteilung für pflanzliche Arzneimittel, dieses Gremium hat die Gruppe der sogenannten traditionellen pflanzlichen Arzneimittel eingerichtet. Für diese gilt die Wirkung aufgrund der Tradition als belegt und muss nicht mehr durch neue Studien nachgewiesen werden.

Sie wissen auch, dass es aus Kostengründen kaum aussagekräftige Studien über pflanzliche Wirkstoffe gibt und dass die wenigsten Wirkstoffe in Pflanzen überhaupt bekannt sind. Daher ist eine Diskussion über sinnvolle oder nicht sinnvolle Kräuterkombinationen nicht zielführend.

Zur Selbstmedikation haben pflanzliche Arzneimittel heute wichtige gesundheitsökonomische Aspekte. Man sollte daher die Bevölkerung durch einen Artikel über pflanzliche Arzneimittel nicht verunsichern. Die Phytotherapie bietet auf Grund ihrer langen Anwendungserfahrung viele Vorteile. Ihre Wirkstoffe sind praktisch nebenwirkungsfrei und sehr verträglich.

Bei Alltagserkrankungen wie leichten bis mittelschweren Erkältungen oder Verdauungsbeschwerden sind pflanzliche Stoffe nicht mehr wegzudenken, ebenso als Begleittherapie zu synthetischen Arzneimitteln.

Mag.pharm. R. Kottas-Heldenberg GmbH
Wien
(aus Konsument 6/2010)

Unsere Bewertung von Arzneimitteln beruht auf dem Handbuch Medikamente, das wir gemeinsam mit der Stiftung Warentest herausgegeben haben und dessen Beurteilungen von Expertengremien verschiedenster medizinischer Fachrichtungen erarbeitet wurden.

Die rechtliche Privilegierung traditioneller pflanzlicher Arzneimittel in der EU ist für Hersteller oder Vertreiber dieser Produkte günstig, für Verbraucher aber nicht unbedingt. Arzneipflanzen sind nicht von vornherein unbedenklich, sie haben ebenso Nebenwirkungen und Wechselwirkungen wie andere Medikamente.

Auch pflanzliche Arzneimittel müssen daher nach den Kriterien der therapeutischen Sicherheit und Zweckmäßigkeit angewandt werden. Dabei stößt die Selbstmedikation mitunter an ihre Grenzen.

Die Redaktion

Cimicifuga

Habe so ein Präparat etwa 2 Jahre genommen, dabei fast dauernd Druck in der Lebergegend sowie ständiges Jucken am Rücken verspürt. Da es mir trotzdem sehr geholfen hat, habe ich es noch einige Zeit weiter genommen. Die Beschwerden verschwanden nach dem Absetzen des Präparates.

Benutzer "EMW"
Online-Leserforum
(aus Konsument 5/2010)

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