Ein schöner Rasen kann die Freude des Gartenbesitzers sein, aber Vorsicht! Er neigt auch dazu, sich als Tyrann aufzuspielen und seinen Besitzer gnadenlos zu unterjochen.
Jeder Halm in Habt-Acht-Stellung
Am Anfang der Knechtschaft steht für gewöhnlich ein Schönheitsideal. So ähnlich wie bei Frauen, die plötzlich von der Idee befallen werden, aussehen zu wollen wie Barbie und fortan große Teile ihres Lebens beim Fleischbildhauer, sprich Chirurgen, verbringen und dafür auch noch viel Geld ausgeben.
Das Ideal vom perfekten Rasen ist nicht so gefährlich, aber mühsam. Dem Besitzer schwebt das Bild eines fleckenlosen grünen Teppichs vor, strotzend vor Saft und Kraft und gleichzeitig so dressiert wie eine Armee: jeder Halm mit kurzem Schnitt und in Habt-Acht-Stellung.
Tyrrannei des Rasens
Hat sich dieses Bild festgesetzt, kann der Rasen seine Tyrannei beginnen. Etwa, indem er seinen Besitzer in eine Kombination aus häufigem Gießen und Mähen treibt. Das ist aber erst der Anfang, denn der Rasen hat eine Komplizin, die Natur. Und die kennt allerlei gemeine Tricks, wenn es darum geht, einen Traumrasen in eine gewöhnliche Wiese zu verwandeln. Sie hat auch mehr Zeit als der Gartenbesitzer.
Die Natur setzt als Luftwaffe den Samenflug ein, der Breitwegerich versucht sich festzukrallen, lautlos schleichen sich Moos oder Maulwurfsgrille an, und das Wetter ist absichtlich entweder zu nass oder zu trocken. Da wird der Rasen-Perfektionist schnell zum Getriebenen zwischen Mähen, Schädlingsbekämpfung und Besuchen im Gartencenter, wo er zusätzliches Gerät oder chemische Waffen zur Gegenwehr ersteht.
Die Harten halten durch
Die Harten halten durch. Wer sich jedoch erinnert, dass der Garten
ursprünglich zur Erholung gedacht war, wird eines Tages gelassen bleiben, wenn
sich ein Gänseblümchen zeigt.
Wer Rasenknecht sein will, findet zumindest
einen Trost. Es gibt schon ein Modewort dafür: Greenkeeper.