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Rezeptfreie Mittel bei Venenerkrankungen - Besser gleich zum Arzt!

  • Bei Venenproblemen sofort zum Arzt
  • Getestete Präparate kaum wirksam
  • Langes Sitzen und Stehen vermeiden
  • Viel bewegen und Körpergewicht reduzieren

Krampfadern mehr als nur Schönheitsfehler

Müde Beine, die in warmer Umgebung anschwellen, sind mögliche Anzeichen einer Venenerkrankung. Jede zweite Frau und jeder vierte Mann macht bereits vor dem 30. Lebensjahr Bekanntschaft mit Besenreisern und Krampfadern. Neben der genetischen Veranlagung begünstigen auch Schwangerschaften und der moderne Lebensstil das Auftreten von Venenleiden. Unsere Blutgefäße in den Beinen benötigen Bewegung und sind nicht für sitzende Tätigkeiten geschaffen. Übergewicht und Schuhwerk mit hohen Absätzen tragen dazu bei, dass Venen überlastet und die Beine schwer werden. In der Folge auftretende Veränderungen an den Blutgefäßen sind nicht einfach nur Schönheitsfehler, sondern ernst zu nehmende Krankheitssymptome. Krampfadern sind Risikofaktoren für Thrombosen, die lebensbedrohliche Lungenembolien auslösen können. 

Zum Arzt statt Selbstmedikation

Betroffene sollten sich deshalb möglichst rasch in ärztliche Behandlung begeben und nicht auf in Apotheken oder Drogerien rezeptfrei verkaufte Präparate vertrauen. Die Pharmaindustrie wirbt zwar unter anderem damit, dass ihre Produkte „schnelle Erleichterung bei schweren und schmerzenden Beinen“, verbesserte Fließeigenschaften des Blutes, Entzündungshemmung oder eine Verringerung der Durchlässigkeit der Gefäßwände bewirken. Die meisten der getesteten Salben, Tropfen, Dragees oder Tabletten erwiesen sich jedoch als wenig geeignet.

Äußerlich anzuwendende Präparate

Bei den äußerlich anzuwendenden Mitteln haben unsere Experten erhebliche Zweifel, inwieweit die Wirkstoffe in ausreichender Konzentration am Wirkort zur Verfügung stehen. Kurzfristige Verbesserungen des Zustandes dürften demnach eher auf den Massage- und Kühlungseffekt zurückzuführen sein. In einzelnen Präparaten enthaltene Wirk- und Hilfsstoffe wie Parabene und Arnikatinktur können zudem hautreizend und allergieauslösend wirken. Gerade dies ist jedoch bei Venenleiden zu vermeiden, da die Haut als Folge der Erkrankung meist dünn und weniger gut durchblutet ist. Hautreizungen können zu Ekzemen oder offenen Beinen (Ulcus cruris) führen. Äußerlich anzuwendende Präparate sind deshalb bei der Behandlung von Venenleiden eher kontraindiziert.

Mittel zur inneren Anwendung

Kaum besser schneiden die Venenmittel zur inneren Anwendung ab. Bei Präparaten auf der Basis von Weinblätterextrakten fehlt bislang der wissenschaftliche Nachweis einer therapeutischen Wirkung. Ähnliches gilt für den Wirkstoff Oxerutin, der unter anderem aus dem japanischen Schnurbaum gewonnen wird. Beide Präparate werden deshalb als „wenig geeignet“ beurteilt.

Bedingt geeignet

Auch Extrakte aus Rosskastaniensamen sind zweifelhaft. Studien belegen zwar eine geringe Abnahme des Beinvolumens, eine tatsächliche und längerfristige positive Auswirkung auf den Krankheitsverlauf ist jedoch nicht erwiesen. Unsere Experten bewerten derartige Medikamente als „mit Einschränkung geeignet“. Zu beachten ist, dass Rosskastaniensamenpräparate in Form von alkoholischen Auszügen von abstinenten alkoholkranken Patienten nicht eingenommen werden dürfen.

Wenig geeignet

Medikamente mit einer Wirkstoffkombination von Heparin, Rosskastanienextrakt und Arnikatinktur werden als „wenig geeignet“ eingestuft, da der Beleg für die therapeutische Wirksamkeit fehlt. Arnika birgt zudem, wie bereits erwähnt, ein relativ hohes allergisches Potenzial.

Kosmetika und Drogerieprodukte

Skepsis ist auch bei in Drogerien angebotenen Produkten angebracht (etwa dem bei BIPA erhältlichen Abtei Venen Aktiv Balsam mit Pflanzenextrakten aus Rosskastanie, Arnika und Kamille sowie Menthol, Kampfer, Methylsalicylat und Parabenen). Da es sich dabei um kein als Arzneimittel zugelassenes Präparat handelt, ist eine Konzentrationsangabe nicht gesetzlich vorgeschrieben. Deshalb ist kein direkter Vergleich mit den getesteten Medikamenten möglich. Unsere Experten melden jedoch, was die Wirksamkeit dieses Produktes angeht, starke Zweifel an. Die Verwendung von Arnika und Parabenen erhöht die Gefahr allergischer Reaktionen.

Antistax Venencreme

Ein weiteres viel beworbenes Präparat, die in Apotheken erhältliche Antistax Venencreme, ist in Österreich im Gegensatz zu Deutschland nicht als Arzneimittel, sondern als Kosmetikum zugelassen, weshalb wir es auch nicht in die Testtabelle aufgenommen haben. Kosmetika dürfen per Definition keine medizinische Wirkung entfalten. Entsprechend fällt eine Beurteilung des Präparates mit „wenig geeignet“ aus.

Nicht bewertet wurden die in Österreich auf dem Markt befindlichen Produkte Ichthalgan forte (Creme), Opino (Gel), Reparil (Gel), Thrombocid (Salbe), Thrombophob (Salbe) sowie Venobene (Salbe). Unsere Experten stehen auch der Anwendung dieser Präparate skeptisch gegenüber.

Andere Therapieformen

Besser als die getesteten Medikamente tragen vom Arzt zu verordnende medizinische Kompressionsstrümpfe zur Linderung von Venenbeschwerden bei. Bei einer ausgeprägten Schwellung (Ödem)  der Unterschenkel kann vor der Anpassung eine physikalische Therapie, beispielsweise eine Lymphdrainage, notwendig sein. Aufgrund der Materialermüdung sollten die Strümpfe alle sechs Monate neu verordnet werden. Patienten mit schweren arteriellen Durchblutungsstörungen dürfen keine Kompressionsstrümpfe benutzen. Stützstrümpfe aus dem Kaufhaus sind bei Venenerkrankungen nicht zu empfehlen.

Verödungstherapie und Operation

Kleinere Krampfadern und Besenreiser können mit der Verödungstherapie behandelt werden. Im Anschluss an die Behandlung ist rund zwei Wochen lang ein Kompressionsverband zu tragen. Sind die Venen bereits stark erweitert und Hautveränderungen feststellbar, kommt der Patient nicht mehr um eine Operation herum. Wer aufgrund erblicher Veranlagung zu Krampfadern neigt, muss sich möglicherweise nach einigen Jahren neuerlich einem Eingriff unterziehen.

Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „Medikamente“, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilte. Hier finden Sie die Methoden des Medikamententests .

Geeignet

sind Mittel (Standardtherapeutika), deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber Konservierungsmittel enthalten oder noch nicht lange genug erprobt sind.

Mit Einschränkung geeignet

sind Mittel, die therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Mit dieser Bewertung werden auch jene Mittel belegt, für die nach den vorliegenden Studien die therapeutische Wirksamkeit noch nicht ausreichend nachgewiesen ist und bei denen weitere Studien erforderlich sind.

Wenig geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind, deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist sowie Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, deren Wirkstoffe sich nicht sinnvoll ergänzen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Anmerkung: Die getesteten Präparate erwiesen sich als „Wenig geeignet“ oder „Mit Einschränkung geeignet“. Die Auswahl umfasst keine „Auch geeigneten“ oder „Geeigneten“ Präparate.

Rezeptfreie Mittel bei Venenerkrankungen: Kompetent mit "Konsument"

  • Längeres Sitzen oder Stehen meiden. Häufiges und langes Stehen und zu wenig Bewegung begünstigen die Bildung von Krampfadern. Wer beruflich lange sitzen oder stehen muss, sollte darauf achten, sich immer wieder zu bewegen. Auch bei längeren Autoreisen regelmäßig anhalten und Beine vertreten. Bei längeren Flugreisen immer wieder aufstehen und bewegen.
  • Flache Absätze. Wer zu Venenproblemen neigt, sollte Übergewicht abbauen und keine Schuhe mit hohen Absätzen sowie abschnürenden Strümpfe tragen. Bei stärkerer Ödemneigung der Beine nachts ein Venenkissen verwenden (erhältlich im Sanitätsfachhandel).
  • Vorsicht vor zu viel Wärme. Wärmeeinwirkung (Sonnenbäder, Solarium oder Sauna) erweitert die Venen und verlangsamt den Blutstrom. Wenn Sie auf den Saunabesuch nicht verzichten wollen: nach jedem Gang ausreichend mit kaltem Wasser abkühlen.
  • Bewegungs- und Hydrotherapie. Flottes Gehen, Radfahren oder Schwimmen fördert den venösen Rückstrom. Kaltwassergüsse, kalte Fußbäder oder Wassertreten in einer Kneippanlage aktivieren die glatte Gefäßmuskulatur. Dies führt zu einer Besserung der subjektiven Beschwerden wie Spannungs- und Schweregefühl in den Beinen.

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