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Mittel bei Pilzerkrankungen (Teil 2) - Keine falsche Scham!

  • Frauen leiden wiederholt unter Scheidenpilz
  • Die Infektion lässt sich mit Zäpfchen und Salben einfach behandeln
  • Bei Anwendungsfehlern droht ein Wiederaufflackern der Erkrankung!

Weit verbreitetes Problem

Entzündungen der Scheide aufgrund einer Pilzinfektion sind ein weit verbreitetes Problem, und es gibt wohl keine Frau, die von dieser Krankheit nicht mindestens einmal in ihrem Leben betroffen war. Vielen ist diese Erkrankung sehr unangenehm, häufig wird der Weg zum Arzt auch als peinlich empfunden. Doch Pilze befinden sich unter normalen Umständen immer auf der Haut und den Schleimhäuten von uns Menschen. Erst wenn sie sich zu stark vermehren, bereiten sie uns Probleme. Der Pilz, der mit Abstand am häufigsten eine Infektion der Scheide verursacht, heißt Candida albicans.

Gesundes Milieu

In der gesunden Scheide herrscht ein so genanntes saures Milieu, dessen ph-Wert zwischen 4 und 5 liegt. Für diesen sauren Schutzmantel sorgen die normalerweise in der Scheide vorhandenen Milchsäurebakterien. Erst wenn diese Bakterien nicht mehr in der Überzahl sind, kann es zu einer Vermehrung von Pilzen innerhalb der Scheide kommen. Es gibt viele Ursachen dafür, dass sich das „saure“ Milieu in Richtung „alkalisches“ verändert: beispielsweise während der Menstruation, durch hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft, den Wechseljahren oder durch Einnahme der Pille sowie während des Geschlechtsverkehrs, denn die Spermienflüssigkeit ist alkalisch.

Milchsäurebakterien werden aber auch durch Antibiotika- oder Cortisonbehandlungen oder durch zu intensive Intimhygiene geschädigt. Das alles begünstigt die Vermehrung der Vaginalpilze. Klar ist damit, dass eine Pilzinfektion nichts mit einer Geschlechtskrankheit zu tun hat und auch nur in sehr seltenen Fällen alleine durch Geschlechtsverkehr übertragen wird!

Behandlung

Die ersten Anzeichen einer Vaginalpilzinfektion sind starkes Jucken und weißliche Beläge auf den Schamlippen. Ist der Pilz eindeutig diagnostiziert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Entzündung zu behandeln. Im Vordergrund steht meist eine lokale Therapie mittels Vaginalcreme, -zäpfchen oder -tabletten. Wie unsere Test-Tabelle zeigt, sind alle dafür angebotenen Präparate gut wirksam.

Auch wenn Sie die lokale Anwendung als umständlich und unangenehm empfinden, dürfen Sie die Therapie nie zu früh abbrechen. Werden nämlich nicht alle Pilze vernichtet, können sich die übrig gebliebenen wieder ungestört vermehren, und die Erkrankung beginnt von Neuem.

Kontinuität

Wichtig ist auch die Kontinuität. Zäpfchen müssen beispielsweise immer an aufeinander folgenden Tagen eingeführt werden – liegen mehr als 24 Stunden zwischen den einzelnen Dosen, kann dies den Therapieerfolg beeinträchtigen. Nur bei sehr schwerem Pilzbefall, der trotz lokaler Behandlung immer wieder aufblüht, werden antimykotisch wirksame Tabletten zum Einnehmen verschrieben. Diese Medikamente wirken über den Blutkreislauf und beseitigen so die Pilze.

Ärztliche Verschreibung

Viele Pilzmittel sind nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. In der Regel macht dies auch Sinn, denn es sollte immer genau diagnostiziert werden, um welche Pilzart es sich handelt. Manche Hefepilze müssen beispielsweise mit einem anderen Wirkstoff behandelt werden als Candida-Arten. Viele Frauen kennen sich aber durch leidvolle Erfahrung selbst recht gut mit ihrem Pilzbefall aus. Damit man bei der Selbstbehandlung nichts falsch macht, gibt es so genannte Kombipackungen, die aus einer Zäpfchenkur für drei Tage und einer Pilzcreme bestehen. Sollte Ihre Pilzerkrankung nach ein, spätestens zwei Wochen trotzdem nicht beseitigt sein, gehen Sie unbedingt zu Ihrem Arzt! Oft kommen zu einer Pilzinfektion nämlich noch Bakterien hinzu, die dann mit speziellen Mitteln behandelt werden müssen.

Behandlung während der Menstruation?

Tritt die Pilzinfektion während der Menstruation auf, sollten Sie keine Zäpfchen verwenden, denn die Wirkstoffe würden mit dem Blut wieder nach außen gespült. Besser ist es, Sie tragen während der Blutung ein- bis zweimal täglich eine Pilzcreme auf. Dabei sollten Sie Damm und After nicht aussparen, denn manchmal kann sich der Pilz über den Genitalbereich hinweg ausbreiten. Nach der Regelblutung können Sie dann zusätzlich Zäpfchen verwenden.

Exotische Scheidenpilzarten

Noch vor einigen Jahren war in über 90 Prozent der Fälle Candida albicans für eine Scheidenpilzinfektion verantwortlich. In den letzten Jahren hat sich hier aber eine Wandlung vollzogen: Immer häufiger findet man bei Pilzinfektionen der Scheide exotische Pilze mit ausgefallenen Namen wie Candida tropicalis, Candida krusei oder Candida glabrata. Besonders stark vertreten sind diese exotischen Keime bei chronischen, immer wieder aufflackernden Pilzinfektionen. Der Blick ins Mikroskop mit der Diagnose „Aha, ein Pilz!“ reicht in vielen Fällen daher nicht mehr aus. Damit die einzelnen Stämme wirklich unterschieden und wirksam behandelt werden können, müssen sie in einer Kultur gezüchtet werden.

Chronische Pilzerkrankung

Ein Scheidenpilz sollte innerhalb weniger Tage auskuriert sein. Bleibt das lästige Jucken trotz richtiger Behandlung bestehen, wird es oft kompliziert. Bei Frauen können Pilze aus dem Darm auch die Scheide besiedeln. Bei immer wiederkehrenden Pilzinfektionen der Scheide sollten Sie an diesen Übertragungsweg unbedingt denken. Ein sicheres Zeichen für einen Pilzbefall des Darms ist die Keimzahl in einer Stuhlprobe. 100.000 bis 10.000.000 Pilze pro Milliliter Stuhl gelten dabei jedoch als völlig normal. Erst höhere Werte sind für Beschwerden, die typischerweise mit Durchfall und Bauchschmerzen einhergehen, verantwortlich. Ist ein Darmpilz diagnostiziert, wird der Arzt in jedem Fall ein Pilzmittel in Form von Tabletten verschreiben. Dabei wird nicht nur der Darmpilz, sondern gleichzeitig auch der Scheidenpilz beseitigt!

Sinnvolle Vorbeugung

Nur eine gesunde Scheidenflora bietet ausreichend Schutz gegen eine Pilzinfektion. Während einer Antibiotikatherapie oder auch bei häufigem Besuch von stark chlorierten Schwimmbädern können Präparate mit Milchsäurebakterien aus der Apotheke die Scheidenflora wieder aufbauen. Auch Vaginaltabletten mit Vitamin C, die für ein saures Scheidenmilieu sorgen, können helfen. In alternativ und ökologisch orientierten Kreisen sind dagegen Jogurt-Tampons immer noch populär. Dafür brauchen Sie allerdings ein nicht pasteurisiertes, mit Milchsäurebakterien angereichertes Jogurt aus dem Reformhaus!

Schach dem Scheidenpilz

  • Vermeiden Sie Unterwäsche aus Kunstfasern. Darunter entsteht ein warmes, feuchtes Klima, in dem sich Pilze gut vermehren können.
  • Verwenden Sie zum täglichen Waschen nur milde, pH-neutrale Seife ohne Desinfektions- oder Parfümzusatz. Übertriebene Intimhygiene kann einen Pilzbefall begünstigen!
     
    Mit dem Toilettenpapier immer von der Scheide in Richtung After reinigen. Pilze, die im Darm vorkommen, können sonst in die Vagina gelangen.
  • Pilze lieben Zucker und Kohlenhydrate. Ein kurzfristiger Verzicht auf Süßigkeiten kann daher ebenfalls helfen, den Pilz zu bekämpfen!

Nur selten ein Fall für zwei

Pilze werden selten durch Geschlechtsverkehr übertragen. Daher sind die männlichen Sexualpartner kaum mit dem Pilz infiziert. Eine prinzipielle Partnertherapie ist somit nicht nötig, allerdings sollte Sex mit Kondom während der Pilzerkrankung selbstverständlich sein! Nur wenn die Pilzinfektion der Frau immer wieder kommt, sollte der Partner sicherheitshalber mitbehandelt werden, um eine neuerliche Ansteckung im Pingpong-Effekt zu vermeiden. Beim Mann ist eine Pilzinfektion oft nicht erkennbar. Eventuell kann es zu einer Rötung und Schwellung von Eichel und Vorhaut kommen.

Zäpfchen am Abend

Zäpfchen oder Vaginaltabletten werden durch die Körperwärme flüssig. Am besten ist es daher, sie kurz vor dem Schlafengehen anzuwenden, damit sie während der Nacht gut wirken können und nicht gleich wieder herausfließen. Verwenden Sie zum Einführen unbedingt die den Medikamenten beigepackten Applikatoren. Nur so gelangen die Präparate wirklich tief in die Scheide. Mit dem Finger eingebracht bleiben sie häufig zu weit vorne liegen und können so nicht die gesamte vom Pilz befallene Schleimhaut erreichen.

Unbedingt verwenden. Nur mit dem Applikator gelangen die Präparate an die richtige Stelle, wo sie optimal wirken können.

Hinweise zur Bewertung

Bei unseren Medikamententests gibt es vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht.

Geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.

Mit Einschränkung geeignet sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.

Wenig geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Präparat vermisst?

Das lässt sich erklären. Basis dieses Artikels ist ein Kapitel aus unserem Handbuch „Medikamente“. Für dieses haben Fachleute der Stiftung Warentest in Berlin die in Deutschland auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen am häufigsten verordneten Arzneimittel begutachtet. Bewertet wurde ihre Eignung für die Anwendungsgebiete, für die die Präparate zugelassen sind. Hier also zur Behandlung von Pilzinfektionen der Scheide. Unsere Tabelle listet alle österreichischen Präparate auf, die den in Deutschland bewerteten bezüglich Inhaltstoffen und Anwendungsgebieten gleich sind. Nur dann konnten wir die Bewertung übernehmen.

  • Für Betaisodona® Vaginal-Antiseptikum, Vaginal-Gel, Vaginal-Suppositorien finden Sie in unserer Tabelle keine Bewertung. Der Wirkstoff Polyvidon Komplex Jod ist in Deutschland für die Behandlung von Scheidenpilz nicht zugelassen.
  • Das bei uns recht gängige Gyno-Travogen 600 mg Ovolum (Wirkstoff: Isoconazol) hat bei unseren deutschen Nachbarn eine andere Marktbedeutung und daher ebenfalls keine Bewertung.

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