Zum Inhalt

Mittel bei Pilzerkrankungen (Teil 1) - Lästig und langwierig

  • Abwehrschwäche lässt Fußpilz & Co wuchern
  • Gut wirksame Medikamente bei richtiger Anwendung
  • Mischpräparate mit Kortison nur in Ausnahmefällen

Verschiedene Regionen können befallen werden

Normalerweise sind Pilze für den Menschen nicht gefährlich. Wenn sie allerdings auf besonders günstige Wachstumsbedingungen treffen, können sie sich am oder auch im menschlichen Körper stark vermehren und Probleme verursachen. Das Spektrum der Krankheitssymptome reicht von geröteter Haut über verfärbte Nägel bis zu Kopfschuppen und Belägen auf der Mundschleimhaut. Auch die Genitalregion kann betroffen sein. Da zur Behandlung von Pilzinfektionen viele Präparate zur Verfügung stehen, haben wir uns bei diesem Medikamenten-Test auf Erkrankungen der Haut (auch der Kopfhaut), der Mundschleimhaut und der Nägel beschränkt. Einen eigenen Abschnitt widmen wir der besonders zarten Kinderhaut, Stichwort Windeldermatitis. Welche Medikamente bei Pilzinfektionen der Geschlechtsorgane wirken, finden Sie in der nächsten Ausgabe von „Konsument“.

Bei geschwächten Immunsystem Pilzerkrankungen hartnäckig

Pilze haben bevorzugte Stellen, an denen sie sich vermehren. Fast jeder von uns hat schon einmal einen Pilzbefall durchgemacht. Man kann allerdings immer davon ausgehen, dass ein intaktes Immunsystem den Pilz erst gar nicht richtig gedeihen lässt. Ist der Körper aber geschwächt, erweisen sich die Pilze mit ihren Sporen meist als sehr hartnäckig und vor allem widerstandsfähig gegen so manchen Behandlungsversuch!

Am liebsten feuchtwarm

Pilze lieben eine feuchtwarme Umgebung. Daher sind besonders Füße in engem Schuhwerk, die Haut der Leistengegend, Hautfalten, in denen sich Schweiß sammelt (beispielsweise unter Brüsten oder Bauch) sowie Baby’s Popo in der Windel betroffen. Pilze haben aber auch die unangenehme Eigenschaft, sich auszubreiten. Und so kann aus einem unbehandelten Fußpilz schnell ein hartnäckiger Nagelpilz werden!

Erste Anzeichen: Aufweichen der obersten Hautschicht

Am Anfang jeder Pilzinfektion steht das Aufweichen der obersten Hautschichten. Dafür sind die Krankheitserreger mit speziellen Enzymen ausgerüstet, die bewirken, dass die Pilze zwischen den Zellen in die Tiefe der Haut eindringen können. Sind sie einmal so weit vorgestoßen, führt kein Weg mehr an einer medizinischen Behandlung vorbei, um die Infektion zu heilen.

Hautpilz

Erste Anzeichen einer Pilzinfektion der Haut sind meist Juckreiz oder ein leichtes Brennen sowie eine beginnende Rötung. Später fallen, je nach Erreger, weiße Schuppen oder aufgequollene Haut auf. Zur Behandlung dieser lästigen Hauterscheinungen stehen Salben, Cremen, Pasten, Lösungen oder Tabletten zur Verfügung. Manche Präparate sind frei in Apotheken käuflich, andere wiederum nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Und auch die Krankenkassen übernehmen nicht für alle Medikamente tatsächlich die Kosten.

Auf kortisonhältige Präparate besser verzichten

Am unangenehmsten bei Pilzinfektionen ist, dass diese Erkrankungen hartnäckig sind und in vielen Fällen immer wieder kommen. Sind Sie zum ersten Mal damit konfrontiert, gehen Sie am besten zu Ihrem Hautarzt. Für den Laien sind Pilzerkrankungen nämlich gar nicht so einfach zu erkennen. Wer allerdings öfter unter Pilzen leidet, wird mitunter selbst zum Experten. Vor allem die Diagnose Fußpilz können Sie dann leicht selber stellen. Der Weg in die Apotheke erspart Ihnen in diesem Fall den Umweg über Ihren Arzt. Welche Pilzcreme Sie dann verwenden, ist prinzipiell egal. Alle Wirkstoffe sind gegen Pilze sehr gut wirksam, wie die Bewertungen in unserer Tabelle zeigen. Mit einer Einschränkung: Auch wenn es wegen des raschen Behandlungserfolges verlockend ist, verzichten Sie besser auf kortisonhaltige Präparate. Die Kombination eines Pilzmittels mit einem Gluccocorticoid wie in Pevisone® Creme und Salbe beziehungsweise Travocort®-Creme ist nur selten erforderlich und sollte nur bei sehr schweren Pilzinfektionen vom Arzt verschrieben werden.

Geduldprobe Nagelpilz

Nagel- und Fußpilz treten meist gemeinsam auf. Beinahe jeder Patient mit einem Zehennagelpilz weist auch eine Pilzinfektion an den Fußsohlen auf, meist die Infektionsquelle für den Nagelpilz. Da der Pilz unter dem Nagel wächst, wird die Nagelplatte angehoben und verfärbt sich meist gelblich. Nagelpilz ist keine schlimme, aber eine sehr langwierige Erkrankung. Der Nagel muss herauswachsen, und das kann bis zu einem Jahr dauern. Dies ist der Grund, warum die verschiedenen Behandlungen immer zwischen drei und zwölf Monate dauern. Damit der Pilz wirklich völlig beseitigt ist, dürfen sich absolut keine Pilzelemente mehr in den zahlreichen Hohlräumen des Gewebes unter der Nagelplatte befinden. Andernfalls kann der Pilz immer wieder neu wuchern!

Mit Sandpapierfeilen Nagelplatte anfeilen

Zur Behandlung von Nagelpilz stehen in erster Linie verschiedene Lösungen und Nagellacke zur Verfügung. In jedem Fall sollten Sie die befallene Nagelplatte vor dem Auftragen des Pilzmittels sanft anfeilen. Dadurch wird pilzhaltige Nagelsubstanz entfernt und das Eindringen der Wirksubstanz durch die Nagelplatte erleichtert. Am besten eignen sich dazu Sandpapierfeilen, die Sie nach einmaligem Gebrauch sofort wegwerfen!

Medikamente auf keinen Fall absetzen

Lässt sich der Nagelpilz mit äußerlich angewendeten Medikamenten nicht ausreichend bekämpfen, bleibt nur die Behandlung mit Tabletten. Unterschiede gibt es hier vor allem in der Dosierung: Manche Wirkstoffe wie Itraconazol werden intervallmäßig über einige Monate eingesetzt, d.h. eine Woche lang werden täglich 2 x 2 Kapseln eingenommen, gefolgt von drei Wochen Therapiepause. Fluconazol hingegen wird nur einmal pro Woche, allerdings über einen sehr langen Zeitraum von durchschnittlich neun Monaten, verwendet. Terbinafin wiederum wird täglich, jedoch nur über etwa drei Monate eingenommen. Da Pilze echte Überlebenskünstler sind, dürfen Sie die von Ihrem Arzt verschriebenen Medikamente auf keinen Fall selbst absetzen!

Windeldermatitis

Kaum einem Kind bleibt die Windeldermatitis zumindest in einer leichten Form erspart. Am Popo bilden sich Rötungen, Bläschen, Pusteln und Krusten. Diese Erkrankung wird jedoch nicht durch einen Pilz ausgelöst, sondern der Pilz ist nur eine Folgeerscheinung. Durch den Feuchtigkeits- und Wärmestau unter der Windel wird die oberste Hautschicht schnell geschädigt. Bakterien und Pilze aus Harn und Stuhl können sich nun viel rascher auf der Haut ausbreiten.

Häufiges Windelwechsel ist ein Muss

Oberstes Ziel bei der Behandlung der Windeldermatitis ist daher immer ein möglichst trockener Babypopo. Häufiges Windelwechseln und eine besondere Hautpflege sind ein absolutes Muss! Pilzsalben, die zusätzlich Zinkoxid zum Aufsaugen der Feuchtigkeit enthalten, wie Myko Cordes® Paste und Mycostatin® Zinkoxid-Paste, sind für die Therapie am besten geeignet.

Mundpilz

Weiße bis gelbliche Flecken und Beläge auf der Mundschleimhaut, die sich nur schwer abstreifen lassen, sind ein deutliches Zeichen für eine Pilzerkrankung. Normalerweise tragen viele Menschen diese Mikroorganismen in der Mundhöhle. Zum Problem werden sie dann, wenn es zu einer Überwucherung der Schleimhaut durch diesen Pilz kommt. Besonders anfällig für den Mundpilz sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, also vor allem Neugeborene, Diabetiker oder Patienten, die kortisonhaltige Asthmasprays verwenden. Auch schlecht sitzende Zahnprothesen, die Druckstellen oder Verletzungen der Mundschleimhaut verursachen, können ein guter Nährboden für Pilze sein. Neben einer Therapie mit oralen pilztötenden Gelen ist vor allem die richtige Mundhygiene besonders wichtig!

Kopfschuppen

Juckt und schuppt die Kopfhaut stark, handelt es sich oft um eine Pilzerkrankung, die aber sehr gut behandelt werden kann. Häufigste Ursache ist der Pilz Pityrosporum ovale, der die gesunde Kopfhaut befällt und sich von Fetten aus den Talgdrüsen ernährt. Je fettiger die Kopfhaut, desto besser gedeiht der Pilz und setzt dabei Substanzen frei, die zum Juckreiz führen. Kratzt man sich, wird die Kopfhaut noch mehr gereizt und ist empfindlicher für Entzündungen und Infektionen.

Es gibt auch Rezeptfreie Produkte

Zur Behandlung werden Präparate mit den Wirkstoffen Ketoconazol und Bifonazol eingesetzt, die in Form von Shampoos leicht anzuwenden sind. Diese Shampoos müssen Sie drei bis fünf Minuten einwirken lassen, damit der Pilz wirklich abgetötet wird. Nicht jedes der Shampoos muss vom Arzt verschrieben werden. Die frei käuflichen enthalten den gleichen Wirkstoff, aber in etwas  geringerer Dosierung. Da sie nicht als Medikament zugelassen sind, dürfen sie auch nicht als wirksam gegen Pilze verkauft werden, sondern gelten als herkömmliche Schuppenshampoos Ihre Wirksamkeit ist jedoch unumstritten!

In unserer nächsten Ausgabe

In der Februar-Ausgabe von „Konsument“ lesen Sie, welche Medikamente zur Behandlung von Pilzinfektionen im Genitalbereich geeignet sind.

Pilzambulatorium

Ihr Arzt hat Sie zur Abklärung in ein Pilzambulatorium überwiesen? Das sind Labors, in denen Hautschuppen, Nagelfragmente und Haare sowie Abstriche von feuchten Körperarealen auf Pilzerreger untersucht werden.

Diagnose in sechs Wochen im Briefkasten

Sehr häufig können Pilzerkrankungen der Haut bereits innerhalb weniger Minuten unter dem Mikroskop diagnostiziert werden. Um jedoch eine genaue Klassifizierung der Pilze durchführen zu können, werden Kulturen angesetzt und ausgewertet. Dies ist vor allem bei immer wiederkehrenden Nagelpilzen notwendig, um die richtige Therapie zu finden. Die Pilzkultur wird bei Raumtemperatur über drei bis vier Wochen aufbewahrt und wöchentlich auf das Pilzwachstum hin kontrolliert. Der Befund aus dem Pilzlabor ist daher erst etwa sechs Wochen später in Ihrem Briefkasten!

Schutz vor Fußpilz

  • Füße täglich waschen . Dadurch werden pilzhaltige Hautpartikel entfernt. Genauso wichtig wie das Waschen ist das anschließende Abtrocknen, besonders in den Zehenzwischenräumen. Bei Pilzinfektionen verwenden Sie am besten Einmalhandtücher. Oder das benutzte Stoffhandtuch wandert sofort nach Gebrauch in die Waschmaschine. Trocknen Sie Ihre Füße zusätzlich mit einem Fön nach.
  • Baumwolle: Bevorzugen Sie Wäsche und Strümpfe aus Baumwollfasern.
  • Waschtemperaturen über 60 Grad C töten auch Pilzsporen ab. Für Wäsche, die diese Waschtemperatur nicht aushält, gibt es in der Apotheke spezielle Spüllösungen.
  • Desinfizieren: Schuhe, auch selten getragene Schi- oder Wanderschuhe, mindestens einmal im Jahr mit pilztötenden Sprays desinfizieren!

Sicherheit durch Fußdesinfektion?

Desinfektionsduschen in Schwimmbädern oder Saunen versprechen Schutz vor Fußpilz. Nichts daran ist wahr. Bestenfalls sind diese Duschen geeignet, die Weiterverbreitung eines bereits vorhandenen Fußpilzes etwas zu reduzieren.

Nicht hingehen

Da Pilzsporen sehr stabil sind und selbst in chloriertem Wasser mehrere Monate überleben können, lauern Pilze also geradezu rund um die Fuß-Desinfektions-Duschen! Besser nicht hingehen und in Schwimmbädern, Saunen und Umkleidekabinen immer Badeschuhe tragen.

Hinweise zur Bewertung

Bei unseren Medikamententests gibt es vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht.

  • Geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.
  • Auch geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.
  • Mit Einschränkung geeignet sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.
  • Wenig geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Präparat vermisst?

Das lässt sich erklären. Basis dieses Artikels ist ein Kapitel aus unserem Handbuch „ Medikamente “ (und damit der deutsche Markt). Für dieses haben Fachleute der Stiftung Warentest in Berlin die in Deutschland auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen am häufigsten verordneten Arzneimittel begutachtet. Bewertet wurde ihre Eignung für die Anwendungsgebiete, für die die Präparate zugelassen sind. Hier also zur Behandlung von Pilzerkrankungen der Haut, Mundschleimhaut und der Nägel. Unsere Tabelle listet alle österreichischen Präparate auf, die den in Deutschland bewerteten bezüglich Inhaltsstoffen und Anwendungsgebieten gleich sind. Nur dann konnten wir die Bewertung übernehmen.

In Deutschland geringe Bedeutung

Für Travogen® Creme, Amphomoronal® Creme, Mycostatin® Dragees, Lomexin® Creme, Trosyd® Creme und Trosyd® Antimykotische Lösung für Nägel finden Sie in unserer Tabelle keine Bewertung. Diese bei uns zum Teil recht gängigen Präparate haben in Deutschland eine andere Marktbedeutung.

Mehr zum Thema Medikamente

In unserem neuen Handbuch Medikamente finden Sie Bewertungen von mehr als 5000 Präparaten mit eindeutigen Angaben zu Eignung, Wirksamkeit und Nutzen.
1240 Seiten,  € 39,–.

Bestellmöglichkeit: Telnr: (01) 588 774

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Medikamente: Paracetamol Ratiopharm premium

Medikamente: Paracetamol Ratiopharm

Wie gut eignen sich rezeptfreie Medikamente? Wir überprüfen dazu regelmäßig Arzneimittel. Diesmal im Test: Paracetamol Ratiopharm Filmtabletten.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang