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Lärm im Gastgarten: Anrainer haben nichts zu melden - Kommentar von KONSUMENT-Redakteurin Elisabeth Spanlang

Sommer, Sonne, Schanigarten: Wer beim Wirt’n draußen sitzt, hat es fein. Weniger fein haben es die, die über oder neben einem Gastgarten wohnen. - Ein "Aufgespießt" von Konsument-Redakteurin Elisabeth Spanlang.

Elisabeth Spanlang (Bild: Wilke)
 E-Mail: Redakteurin
Elisabeth Spanlang

70 Dezibel erreicht ein lautes Gespräch, fast so viel wie ein vorbeifahrender Lastwagen. Dazu kommt oft dröhnende Musik. Gastronomen setzen beim Kampf um Kunden häufig auf plärrende Lautsprecher, aus denen nonstop die Bässe wummern.

Wer noch keinen Gastgarten vorm Schlafzimmerfenster hat, kann demnächst einen bekommen. Für Gärten mit maximal 75 Sitzplätzen wurde das Bewilligungsverfahren abgeschafft. Hatten Anrainer schon bisher wenig zu plaudern, sind sie nun endgültig draußen: kein Verfahren, kein Mitspracherecht. So einfach geht das.

Und was ist mit den Öffnungszeiten? Die angestrebte Verkürzung um eine Stunde wurde von der Wirtschaft abgeschmettert. Wer auf einen Gastgarten auf privatem Grund schaut, darf von 9 bis 22 Uhr live mithören. Auf öffentlichem Grund ist der Betrieb von 8 bis 23 Uhr erlaubt. Gemeinden können diesen Zeitrahmen einschränken – oder auch ausweiten, nämlich bis 24 Uhr, was in Innenstädten und Tourismusorten fleißig genutzt wird. Die, die dort wohnen, dürfen bis etwa ein Uhr früh warten: Erst dann sind alle Gäste gegangen, die Tische abgeräumt.

Gibt es nicht so etwas wie Nachtruhe? Ja, gibt es. Sie dauert von 22 Uhr abends bis 6 Uhr früh und gilt für alle, ausgenommen Anrainer von Wirtshäusern. Hier geht das Geschäft vor. Hoch die Gläser!

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Murren der Anrainer

Dass endlich jemand eine Lanze für die Anwohner bricht, hatte ich schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Jahrzehntelang haben wir nach dem südländischen Flair des Kaffeetrinkens im Freien, nach Urlaubsgefühl und Urbanität verlangt.

Jetzt haben wir den „Scherm auf“. Über einem Gastgarten nehmen Sie bis 23 Uhr an den Gesprächen der Gäste, bis 0 Uhr an den Verabschiedungen und der Klage über die frühe Sperrstunde und bis halb 1 am Sesselzusammenklappen teil. Um 3 Uhr kommt der nächste Schub gutgelaunter Menschen aus dem angrenzenden Lokal, das jetzt auch sperrt.

Danach wird in die Autos gestiegen und man fährt heim, wo es schön ruhig ist. Wenn dann ein leichtes Murren der Anrainer kommt, muss man sich von einem Wiener Politiker sagen lassen, dass das ein Problem der Reichen sei, die den Mitbürgern den Aufenthalt im Freien verleiden wollen.

Geht's noch? Wirklich reiche Leute müssen sicher nicht über Gastgärten schlafen! Und wie kommt man dazu, sich als Neidhammel und Spaßbremse titulieren zu lassen, wenn man auf seinem Recht auf Erholung und ungestörte Nachtruhe bestehen möchte?

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