Wie man eine Bank ruiniert
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Alois Grasböck |
Sie fühlen manchmal einen bösen Zorn, etwa weil
Ihnen Ihr Supermarkt schlappe Essiggurkerl angedreht hat und das Weißbrot
am Gaumen lag wie Styropor, wenn auch weniger schmackhaft? In Ihnen
brodelt das Verlangen nach Rache, und wenn Sie könnten, würden Sie gern
der gesamten Weltwirtschaft ein Ohrenreiberl verpassen? Aber Sie können
nicht, weil Sie nur ein kleiner Kunde sind? Doch, Sie können. In einigen
Bereichen ist das ganz leicht. Wenn Ihnen zum Beispiel eine Bank ungut
auffällt: Dann ruinieren Sie sie! Phase eins des teuflischen Plans:
Eröffnen Sie ein Girokonto. Laut einer Studie zahlen die heimischen Banken
bei Privatkonten 3,4 Milliarden Schilling pro Jahr drauf, jedes
zusätzliche Konto trifft die Bilanzen wie ein Tiefschlag. Sollte der Mann
am Schalter trotzdem froh lächeln – nicht irritieren lassen, der
Masochismus ist weiter verbreitet, als Sie denken. Phase zwei:
Verschärfen Sie die Gangart, indem Sie der Bank mit Bargeldgeschäften den
Schweiß auf die Stirn treiben. Bargeld ist für eine Bank wie Gift, weil
man es nicht durch Computerleitungen schicken kann. Phase drei: Treiben
Sie den Wahnsinn auf die Spitze. Pflegen Sie die altmodische Marotte, in
der Bank stets von Menschen (!) bedient werden zu wollen. Vielleicht legt
Ihnen die Dame am Schalter nahe, Sie möchten doch die vielen Automaten
benutzen. Bleiben Sie hart, auch wenn der Dame der sehnliche Wunsch,
endlich wegrationalisiert zu werden, aus den Augen leuchtet. Phase
vier: Der Riese wankt und bricht im Fallen in ein Heulen und
Zähneknirschen über die viel zu niedrigen Kontogebühren,
Überweisungsgebühren, Wechselgebühren etc. aus. So, das wäre erledigt.
Ist Ihr Rachedurst nun gestillt oder wollen Sie zum Serientäter
werden? Wenn ja, dann winken Sie mit Ihrem Folterwerkzeug – dem
Privatkonto – und Sie werden sehen, dass viele Institute schreien:
„Hierher, zu uns, gib uns Saures!“ Seltsam. Masochisten
halt.
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