Flop mit Alpenlotterie
Vor längerer Zeit beteiligte ich mich nur interessehalber an einem einfachen Preisausschreiben mit dem Motto Energiesparen, dessen Lösungswort auch Energie war. Ich erhielt dann die Einladung zur Hauptgewinnübergabe im Rahmen einer Busfahrt. Natürlich war erkennbar, dass es sich um eine der bekannten Werbefahrten handelt und zu vermuten, dass die versprochenen Gewinne nicht übergeben würden. Da ich interessiert war, meldete ich mich mit meiner Gattin zur Fahrt an.
Am vereinbarten Ort wurden wir mit Verspätung um etwa 8.00 Uhr mittels eines Kleinbusses abgeholt, in dem dann inclusive uns 6 Personen transportiert wurden. Es stellte sich gleich heraus, dass wir alle als Gewinner von jeweils 1.000 € Bargeld, pro Person ein 4 kg schweres Lebensmittelpaket und pro Paar einen Elektrogriller verständigt und eingeladen waren. Der Fahrer des Busses mit deutschem Kennzeichen gab sich als Herr Peter, Besitzer des Busses und Rentner aus, der sich durch gelegentliche Fahrten für verschiedene Firmen seine karge Rente aufbessert.
Unsere Reise führte über Nickelsdorf nach Mosonmagyarovar in Ungarn in ein sehr versteckt gelegenes Hotel-Restaurant PANORAMA. Dieses kleine Hotel im Barockstil schien außer uns verwaist, machte jedoch einen angenehmen Eindruck. Empfangen wurden wir von zwei, der Sprache nach offensichtlich aus Deutschland stammenden höflichen Herren, die sich als Andreas Mayer und Robert Böske vorstellten. Ohne es direkt auszusprechen vermittelten sie den Eindruck, dass uns ein ganztägiges Gewinnerprogramm wie angekündigt erwarte.
Zunächst gab es jedoch das angepriesene Frühstücksbuffet, akzeptabel, aber keineswegs besonders überragend und luxuriös. Der angekündigte Empfang durch Herrn Frank v. Wietmarschen, Sekt und Blumenstrauß entfiel und wurden nicht erwähnt. Nach der kurz bemessenen Zeit für das Frühstück begann Herr Mayer seinen sehr gekonnt aufgebauten Vortrag mit Unterstützung durch Dias und Videoclips: Veranstalter sei die Firma Pegasus/HTV aus St. Pölten.
Zu Beginn wurde betont, dass es sich um keine Werbe- und keine Verkaufsveranstaltung handle. Über die im Alter der Teilnehmer üblichen Medikamenteneinnahmen wurde sehr geschickt Verunsicherung und Angst bezüglich Übermedikation und unkoordinierten Medikamenteneinnahmen aufgebaut. Video-Statements angeblicher Professoren und Hinweise auf mehrere Bücher sollten diese Argumente bekräftigen. Statt diesen meist wirkungslosen und teilweise schädlichen Medikamenten sollte man besser die körpereigenen Kräfte mobilisieren und aktivieren. Ein Fläschchen mit einem Q.10-hältigen Wirkstoff wurde gezeigt. Nach dem hier gekonnt gesetzten scheinbaren Ende des Vortrages wurde auf Nachfrage der leider sehr hohe Preis und die Möglichkeit hier zu bestellen nachgetragen: Für eine 60-wöchige Kur nur 3.000 statt normal 4.740 €. Es gäbe aber auch andere Verabreichungsformen, wie z.B. Hautcremen etc.
Nun gab es das als besondere, zusätzliche Großzügigkeit dargestellte Mittagessen von angenehmer Qualität; zeitlich wieder knapp bemessen. Jetzt zeigte sich, dass ein Ehepaar, etwa Mitte 80, Interesse an dem Q.10-Produkt hatte; dieses Paar wurde von uns anderen abgetrennt und wir sahen es nicht mehr. Wir verbliebene vier Teilnehmer wurden nun wieder von Herrn Peter mit seinem Bus zur nächsten Station nach Österreich transportiert. Angedeutet war, dass dort die Veranstaltung fortgesetzt und die Preisübergaben stattfinden würden. Die zwei zuvor sehr freundlichen Herren verabschiedeten sich nicht und erweckten den Eindruck, auch zur nächsten Station zu kommen. Wir wurden jedoch zum Seerestaurant in Neusiedl am See gebracht, abgesetzt und von Herrn Peter informiert, dass er uns in einer Stunde wieder aufnehmen und zurück zu unseren Einstiegsorten bringen werde.
Unsere Frage nach den Geschenken beantwortete er damit, dass er diese Geschenke bei sich führe und uns am Ende der Reise übergeben werde. In Wien bei unserem Ausstiegsort angekommen, verlangte er den Abschnitt der Einladung, der als Empfangsbestätigung für die 1000 € in bar gestaltet war, quasi als Teilnahmebestätigung von uns. Da ich das Geld nicht erhalten hatte, wollte ich dies verweigern. Er zeigte uns nun triumphierend, dass auf dieser Bestätigung am rechten unteren Eck der Rückseite ein farblich kaum unterschiedlicher, kaum bemerkbarer und auch von uns bis dahin nicht bemerkter Schriftzug „RUBBELGEWINNSPIEL“ aufgedruckt ist. Dies sei der ausreichende Hinweis, dass nicht Bargeld sondern nur zwei Rubbellose ausgegeben würden.
Nun kam es zu einem heftigen Wortwechsel, bedauerlicherweise hatte ich die vorab unterschriebene Empfangsbestätigung vorzeitig aus der Hand gegeben und war somit unterlegen. Ich bekam sie nicht zurück. Statt der außerdem angekündigten großen Geschenke wurde uns ein kleines, notizbuchgroßes Päckchen angeboten, auf das wir jedoch verzichteten.
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