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Tablettenteiler - Vorsicht, Brösel!

, aktualisiert am

Nicht wenige Tabletten werden vor der Einnahme geteilt, handelsübliche ­Tablettenteiler sind dabei ­jedoch nur bedingt hilfreich.

Wenn Patienten Tabletten teilen, wird das von Medizinern im Allgemeinen weniger gern gesehen, manchmal ist es jedoch unerlässlich oder kann Vorteile bieten, etwa um die Palette an Dosierungsmöglichkeiten zu erweitern und an den Therapieverlauf anzupassen. ­Viele Herz-Kreislauf-Patienten beispielsweise, die den Blutverdünner Marcumar einnehmen, sind damit vertraut, dass die Dosis immer ­wieder verändert ­werden muss.

Tablettenteilung: Dosierung anpassen

Bei älteren Patienten kann das Teilen notwendig sein, wenn das gewünschte Arzneimittel nicht in der erforderlichen Dosierung erhältlich ist. Manche Patienten tun es aber auch schlicht deshalb, weil sich damit Geld sparen lässt, etwa wenn man für die einmal entrichtete Rezeptgebühr mit dem höher dosierten Präparat doppelt so lange auskommt wie mit dem niedriger dosierten.

Jede vierte Tablette wird geteilt

Einer Studie der Universität Heidelberg zufolge teilen in Deutschland ambulant behandelte Patienten etwa jede vierte Tablette. Auch wenn ärztlich abgesegnet, ist dies oft nicht unproblematisch. Wer es schon einmal probiert hat weiß, dass es keineswegs einfach ist, zwei gleich große Hälften zu erhalten. Manche Tabletten lassen sich trotz Bruch­kerbe nicht einfach entzweibrechen, zumal von Patienten, die motorisch eingeschränkt sind. Und rund zehn Prozent der zum Teilen vom Arzt verordneten Tabletten weisen nicht einmal eine Bruchkerbe auf. Die Folge einer ungenauen Teilung ­können unter Umständen gefährliche Über- oder ­Unterdosierungen sein.

Kerbe ist kein Hinweis

Noch problematischer ist es freilich, wenn ­Tabletten geteilt werden, die gar nicht dafür vorgesehen sind. Vom Vorhandensein einer Kerbe sollte man sich nicht immer leiten lassen, es kann sich nämlich auch um eine sogenannte Schmuckrille handeln. Um sicherzugehen, ist ein Blick in die Gebrauchsinformation nötig. Hier sollte vermerkt sein, ob das Medikament geteilt werden darf oder nicht.

Antibiotika nicht teilen

Definitiv ungeeignet zur Tablettenteilung sind die ­meisten Antibiotika, Pilz-, Tuberkulose- und Krebsmittel, Virustatika, Immunsuppressiva sowie Hormonpräparate. Auch die Art der „Verpackung“ kann ein Hinweis sein – so sind Kapseln oder überzogene Tabletten ­tabu.

Die Überzüge erfüllen nämlich bestimmte Aufgaben. Sie können sowohl zur Aufbewahrung flüssiger Wirkstoffe dienen als auch schlicht die Einnahme erleichtern, weil sie einen unangenehmen Geschmack oder Geruch überdecken. Einige Substanzen werden durch einen Filmüberzug vor Licht, Luft oder Feuchtigkeit geschützt. Soll der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt werden, muss die Tablette mit einer magensaft­resistenten Schicht umhüllt sein. Ein Überzug kann auch dazu dienen, den Wirkstoff ­gesteuert ab­zugeben.

Sicherheitshalber in der Apotheke fragen

Tabletten, die der Laie nicht teilen darf

Bei manchen Filmtabletten bewirkt ein Retard-Überzug, dass die Wirkstoffe nicht auf einmal freigesetzt werden, sondern nach und nach. Voraussetzung ist dabei immer, dass der Schutzüberzug intakt ist. Tabletten, die krebserregende, erbgut- oder fruchtschädigende Wirkstoffe enthalten, dürfen von Laien prinzipiell nicht geteilt werden. Der dabei entstehende Bruchstaub könnte eingeatmet werden und erhebliche Nebenwirkungen verursachen.

In der Apotheke fragen

Wie bereits erwähnt, sollte die Gebrauchs­information Aufschluss über die Teilbarkeit einer Tablette geben. Leider ist dies nicht immer Fall bzw. sind die Formulierungen nicht eindeutig. So finden sich nicht selten Hinweise wie eine „halbe Tablette“ oder „unzerkaut einnehmen“. Fragen Sie sicherheitshalber immer in der Apotheke nach, bevor Sie eine Tablette teilen.

Teilbare Tabletten

Damit Tabletten zur Teilung zugelassen werden, müssen sie bestimmten Kriterien entsprechen, die im Europäischen Arzneibuch festgehalten sind. Beurteilt wird hier die Qualität des Produktes hinsichtlich seiner Teilbarkeit, die Teilung erfolgt per Hand. ­Viele, insbesondere ältere Patienten haben damit jedoch Mühe. Bei der Datenerhebung zur bereits erwähnten Studie der Universität Heidelberg berichtete jeder sechste Patient über Probleme beim Teilen. Viele verwenden deshalb entweder ein Besteckmesser oder einen handelsüblichen Tablettenteiler, wie er in der Apotheke erhältlich ist.

Acht Geräte im Test

Wir wollten wissen, wie Laien – also ganz normale Patienten – mit dem Teilen klar­kommen. Sechs Probanden zwischen 62 und 76 Jahren versuchten sich deshalb an acht in der Apotheke bzw. im Internet eingekauften Tablettenteilern. Darüber hinaus wurde im Test auch die Teilung per Hand sowie mit ­einem Besteckmesser beurteilt. Drei der Testpersonen verfügten bereits über Erfahrungen beim Tablettenteilen. Als Teilungs­objekte wählten wir mit Purinol 100 mg ­(große Tabletten) sowie Enalapril ratiopharm 5 mg (kleine Tabletten) zwei Präparate, mit denen Patienten erfahrungsgemäß ihre Prob­leme beim Teilen haben.

Viel Durchschnittsware

Eindeutiger Testsieger wurde der Pill Splitter ACU-LIFE. Das Gerät ist das einzige Produkt im Test, mit dem sich teilweise sehr gute ­Ergebnisse erzielen ließen. Insbesondere bei den großen Tabletten erwies sich der Pill Splitter als unschlagbar, er konnte als ein­ziges Gerät sogar die Kriterien des Euro­päischen Arzneibuches erfüllen. Alle Testpersonen ­kamen hervor­ragend damit zurecht. Auch bei den kleinen Pillen war das Modell der Konkurrenz voraus.

Einigermaßen mithalten konnte lediglich die Nummer zwei im Test, der Exakt Tabletten­teiler. Mit diesem Gerät schlägt für beide ­Tablettengrößen immerhin ein gutes Teilungsergebnis zu Buche. Auch mit dem Besteckmesser kamen unsere Testpersonen gut zurecht. Diese Teilungsmethode schnitt deutlich besser ab als die restlichen sechs Geräte im Test. Diese kamen nicht über eine durchschnittliche Bewertung hinaus. Ebenfalls nur durchschnittlich war das Ergebnis für die ­Teilung per Hand. Ein Gerät (Medi-7trio Medikamententeiler) versagte, hier mussten wir ein „weniger zufriedenstellend“ vergeben.

Groß und klein

Die Testergebnisse sind im Übrigen nicht von der Größe der Tabletten abhängig. Bei kleinen wie großen Tabletten wurden ähnliche Resultate erzielt. Die Testpersonen fanden die Handhabung der Geräte weitgehend in Ordnung. Uns interessierte aber auch, ob die Testpersonen das Gefühl hatten, zwei gleich große Hälften erhalten zu haben. Interessanterweise waren die Probanden teilweise selbst dann der Meinung, exakt geteilt zu haben, wenn das Gewicht der beiden Hälften deutlich voneinander abwich. Apropos zwei Hälften: Vor allem bei der großen Tablette hatten die Probanden damit zu kämpfen, zwei Teile zu erhalten; bei fast der Hälfte aller Teilungsvorgänge zerbrach die Tablette in mehr als zwei Stücke.

Fazit: Tabletten sollten nur dann geteilt ­werden, wenn es unabdingbar ist.

Testtabelle: Tablettenteiler

Comed Tablettenzuschneider

Comed Tablettenzuschneider

Der Comed Tablettenzuschneider konnte zum Testzeitpunkt im Internet bestellt werden. Nach Erhalt des ersten Tablettenteilers bestellten wir bei der Firma ein weiteres Exemplar. Es wurde uns jedoch ein anderes Modell geliefert. Wir schickten das Gerät zurück, mit der Bitte, das Geld zu retournieren. Die Rückerstattung des Kaufbetrages wurde uns daraufhin zwar zugesagt, sie erfolgte allerdings nie. Weitere Versuche, die Firma zu kontaktieren, blieben erfolglos.

Zusammenfassung

  • Richtige Dosierung. Tabletten exakt zu teilen, ist für Laien nur schwer möglich. Medikamente sollten deshalb nur geteilt werden, wenn es unerlässlich ist. Sie besorgen sich am besten immer die für Sie richtige Dosierung.
  • Nicht alle teilbar. Die Tabletten müssen zur Teilung bestimmt sein. Der Beipacktext sollte eine entsprechende Formulierung beinhalten. Findet sich kein Hinweis, sollten Sie sich unbedingt beim Apotheker oder Arzt erkundigen.
  • Medikamentenwechsel. Wenn Sie auf ein Medikament eines anderen Herstellers wechseln, sollten Sie auf jeden Fall abklären, ob das Präparat geteilt werden kann. Auch wenn der Wirkstoff derselbe bleibt, kann es bezüglich Teilbarkeit Unterschiede geben.

Testkriterien

Sechs Testpersonen zwischen 62 und 76 Jahren testeten acht handelsübliche Tablettenteiler, als Referenz wurde eine Teilung per Hand sowie mit dem Messer (Besteckmesser) vorgenommen. Für jede der zehn Teilungsmethoden wurde ein Fragebogen zu Gebrauchsanweisung und Teilung ausgefüllt.

Teilungsobjekte waren eine große (Purinol 100 mg, Zulassungsnummer 1-19725) und eine kleine Tablette (Enalapril ratiopharm 5 mg, Zulassungsnummer 1-23673).

Jede Testperson teilte pro Teilungsmethode je 5 große und 5 kleine Tabletten. Die Hälften wurden separiert und mittels elektronischer Analysenwaage (Sartorius Deutschland, Modell: OP225D-OCE) auf 5 Kommastellen in g ausgewogen. Dabei wurden nur jene Teilstücke verwendet, die die Testperson auch eingenommen hätte (kleine Brösel und Staub wurden verworfen). Wurde die Tablette in mehr als in 2 Stücke zerteilt, sollten die Bruchstücke so separiert werden, dass sie jeweils zwei gleich große Tablettenhälften ergaben. Die Anzahl der Teilstücke wurde vermerkt.

Bewertet wurde wie folgt:

Sehr gut: alle Messwerte (30) max. ± 15 % Abweichung
Gut: ein Messwert mehr als ± 15 % Abweichung
Nicht zufriedenstellend: Mehr als ein Messwert ± 15 % oder ein Messwert ± 25 % Abweichung

Bei 11 bis 15 Stücken pro Messdurchgang (fünf Tabletten) wurde um eine Note abgewertet, bei mehr als 15 Teilstücken erfolgte eine Abwertung um zwei Noten.

Testsieger bestellen und kaufen

Leserinnen und Leser haben uns angerufen und mitgeteilt, dass es bei der Bestellung des Testsiegers

  • Pill Splitter ACU-LIFE

in Apotheken immer wieder zu Problemen kommt. Halten Sie bei der Bestellung in der Apotheke deshalb die  Apothekenzentralnummer 1108774 RIC 02 bereit.

"Tablettenteiler RICO“

Hinweis für den Apotheker: Auf der Verpackung findet sich die Bezeichnung "Tablettenteiler RICO“. Es könnte also sein, dass das Gerät im deutschsprachigen Raum auch unter diesem Namen vertrieben wird.

Anbieter

3 in 1 Pill Master: Tabtime Ltd
41 Park Lane
GB-CW11 1 Sandbach Cheshire
+44 1270 76 72 07
www.tabtime.com

Comed Tablettenzuschneider: Giromedical GmbH
Postfach 2522
D-36243 Niederaula
+49 240 58 98 00
Firma nicht mehr kontaktierbar

Exakt Tablettenteiler: MEDA Pharma GmbH & Co. KG
Benzstraße 1
A-61352 Bad Homburg
0800  400 14 44
www.meda-deutschland.de

Medi-7trio Medikamententeiler: Hans-H. Hasbargen GmbH & Co KG
Dittmannswiesen 3
D-76646 Bruchsal
+49 7251 912 60
www.hasbargen.de

Pill Mate 4 in 1: Servoprax GmbH
Am Marienbusch 9
D-46485 Wesel
+49 281 95 28 30
www.servoprax.de

Pill Splitter ACU-LIFE: Health Enterprises Inc.
90 George Leven Drive
USA-MA 027 North Atleboro
www.healthenterprises.com
Bestellung mit der Apothekenzentralnummer 1108774 RIC 02

Tablettenteiler Apothekerverlag: Österreichische Apotheker-Verlagsgesellschaft m.b.H.
Spitalgasse 31
A-1090 Wien
01 402 35 88
www.apoverlag.at

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