- Schlafmittel nur im Notfall und kurzfristig anwenden
- Baldrianhaltige, alkoholfreie Monopräparate sind vorzuziehen
- Einschlafrituale und -regeln können hilfreich sein
Stressfaktor Schlafmangel
Der Schlaf will und will nicht kommen. Erst wälzen wir uns stundenlang hin und her, stehen mitten in der Nacht auf, lesen oder setzen uns vor den Fernseher, dann nicken wir völlig erschöpft ein, wenn es draußen schon zu dämmern beginnt. Derartige Szenarien sind fast jedem von uns bekannt. Für manche gehören sie gar zum Alltag. Geschätzte 40 Prozent der Bevölkerung leiden unter mehr oder weniger stark ausgeprägten Schlafstörungen. Viele haben Probleme mit dem Einschlafen, andere wachen mitten in der Nacht auf und haben Mühe, wieder in den Schlaf zu finden. Auch wer sich damit brüstet, mit wenig Schlaf auszukommen: Schlafmangel ist meist ein Stressfaktor, schwächt den Organismus und senkt die Arbeitsleistung. Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, neigen zu Übergewicht und werden häufiger krank.
Einschlafregeln und -rituale
Umso wichtiger ist es, Schlafstörungen rasch zu beseitigen. Als besonders hilfreich haben sich dabei bestimmte Regeln und Rituale erwiesen. Umgekehrt sollte man am Abend erst dann ins Bett gehen, wenn man wirklich müde ist. Ein warmes Bad kann dies fördern. Auch Lesen oder Fernsehen ist erlaubt, jedoch nicht im Bett. Sport und Bewegung, vorzugsweise an der frischen Luft, erleichtern das Einschlafen ebenfalls – vorausgesetzt zwischen körperlicher Anstrengung und dem Zubettgehen liegen mindestens vier bis sechs Stunden. Derselbe zeitliche Abstand sollte auch beim Konsum koffeinhaltiger Getränke oder Medikamente eingehalten werden. Zigaretten und Alkohol sind grundsätzlich keine geeignete Einschlafhilfen. Wer schlecht schläft, sollte feste Gewohnheiten entwickeln: immer um dieselbe Uhrzeit aufstehen, essen oder auch einen Mittagsschlaf halten.
Medikamente nur im Notfall
Darüber hinaus gibt es Belege und Hinweise darauf, dass Schlafstörungen mit bestimmten Methoden der Alternativmedizin wie autogenem Training, Biofeedbacktherapie, Hypnose und Meditation erfolgreich behandelt werden können. Medikamente sind das letzte Mittel der Wahl. Schlaftabletten sollten wirklich nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Versuche und Therapien versagt haben. Schlafmittel sollten zudem sparsam dosiert und nur über einen kurzen Zeitraum (maximal drei Wochen) eingenommen werden. Und nicht alle Präparate sind gleichermaßen gut geeignet. Wir haben 32 in Österreich rezeptfrei erhältliche Medikamente zur Beruhigung und bei Schlafstörungen getestet. Dabei handelt es sich um ein synthetisches Präparat (Antihistaminikum) und 31 Mittel auf pflanzlicher Basis (Phytopharmaka), die in verschiedenen Darreichungsformen (Tees, Tropfen, Tonika, Tabletten und Kapseln) angeboten werden, darunter acht Baldrianmonopräparate, 18 Baldriankombinationspräparate und fünf baldrianfreie Präparate (vier Passionsblumenpräparate und ein Orangenblütentee).
Vorsicht bei Selbstmedikation
Grundsätzlich sollten rezeptfreie Schlaf- und Beruhigungsmittel nur bei Befindlichkeitsstörungen wie leichten Formen von Unruhe und Nervosität angewendet werden. Sollten die Beschwerden über längere Zeit anhalten und sich verschlechtern, ist die Konsultation eines Arztes unumgänglich. Nervosität, Unruhe oder Reizbarkeit können viele und schwerwiegende Ursachen haben, bei denen eine Selbstmedikation unverantwortlich wäre. So können etwa Erschöpfung, Vergiftungserscheinungen, Überforderung, Stress, Burn-out, familiäre Sorgen, psychische Probleme, Nebenwirkungen von Arzneimitteln, Schilddrüsenüberfunktion, aber auch Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden oder unspezifische Schmerzzustände hinter der Erkrankung stecken. Die meisten rezeptfreien Präparate werden von den Herstellern sowohl für die Indikationen Nervosität und Unruhe als auch bei Schlafstörungen empfohlen. Einige Präparate werden ausschließlich als Schlafmittel ausgelobt. Grundsätzlich sind ausreichend hoch dosierte Monopräparate Kombinationspräparaten – mit oft fraglichen Inhaltstoffen – vorzuziehen.