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Medikamente: Rezeptfreie Mittel bei Halsschmerzen - Zurück zum Hausmittel

- Keine optimalen Medikamente im Handel - Vorbeugen ist die beste Therapie - Halsschmerzen als Warnsignal beachten

Zwei bis drei Mal jährlich

Erst kratzt es in der Kehle, dann plagen uns Schluckbeschwerden. Der Versuch, dem „Frosch im Hals“ mit Räuspern beizukommen, ist zum Scheitern verurteilt. Im Gegenteil: Das Brennen im Rachen wird stärker, Mandeln und Lymphknoten schwellen an, ein Krankheitsgefühl breitet sich aus. Zwei bis drei Mal im Jahr erwischt es fast jeden Erwachsenen. Kleinkinder werden gar doppelt so oft von „Halsweh“ geplagt.

Immunsystem wird aktiviert

Ursache für die Schmerzen ist eine Reizung oder Schädigung der Zellen im Rachenraum. Auslöser sind meist Erkältungsviren. Der Organismus aktiviert das Immunsystem. Um die Erreger möglichst schnell loszuwerden, werden die Schleimhäute im Hals stärker durchblutet, um vermehrt Abwehrzellen an den Ort des Geschehens zu schaffen. Dies führt zu einer Rötung und Erwärmung der betroffenen Region. Das Gewebe schwillt an, dabei entsteht Druck auf die Nervenfasern, den wir als Schmerz wahrnehmen.

Warnsignal des Körpers

Was uns plagt, ist eine sinnvolle Reaktion des Körpers, die wir ernst nehmen sollten. Halsschmerzen weisen früh auf eine Störung im Organismus oder bestimmte Krankheitsabläufe hin, etwa einen grippalen Infekt. Sie sind ein Warnsignal, das uns etwa den Verzicht auf körperliche Anstrengung nahe legt. Es gilt zu verhindern, dass sich auf den bereits geschwächten Schleimhäuten weitere krankmachende Keime ansiedeln. Außerdem könnte die Infektion in die tieferen Atemwege vordringen und eine harmlose Erkältung sich am Ende zu einer Lungenentzündung auswachsen. 

Arzt aufsuchen

Meistens erreichen die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen ihren Höhepunkt und klingen danach langsam ab. Nach einer Woche sollten sie wieder ganz verschwunden sein. Wenn nicht, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Lang andauernde und sehr starke Schmerzen beim Schlucken könnten auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen.

Lindern, aber nicht heilen

Ein optimal wirksames therapeutisches Mittel oder eine Impfung gegen erkältungsbedingte Halsschmerzen gibt es nicht. Die im Handel befindlichen, vielfach rezeptfreien Lutschtabletten, Gurgellösungen oder Sprays können Beschwerden lindern, Heilung bringen sie nicht. Auch die von der deutschen Stiftung Warentest unter die Lupe genommenen Mittel erweisen sich dem entsprechend sämtlich als wenig geeignet gegen Halsschmerzen. Die enthaltenen Wirkstoffe, meist Desinfektionsmittel, Antibiotika oder lokal wirkende Betäubungsmittel, sind gegen Viren nur lückenhaft oder gar nicht wirksam.

21,6 Millionen Euro

Bei bakteriellen Infektionen befallen die Erreger zudem meist tiefere Schleimhautschichten. Diese werden von den Medikamenten nicht erreicht. Dennoch suchen jedes Jahr Tausende von „Halsweh“ Geplagte ihr Heil bei Lutschtabletten und Tinkturen. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut Institut für Medizinische Statistik der Uni Wien immerhin 21,6 Millionen Euro für Halsschmerzmittel ausgegeben.

Vorsicht Nebenwirkungen

Vielfach enthalten Halsschmerzmittel desinfizierende Wirkstoffe, so genannte Antiseptika. Neben Monopräparaten sind dabei auch Kombinationsmittel mehrerer Antiseptika auf dem Markt. Derartige Präparate zeichnen sich jedoch keineswegs durch eine erhöhte Wirksamkeit aus. Im Gegenteil: Das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen, etwa sich eine Allergie einzuhandeln, steigt. Ebenfalls häufig in Halsschmerzmitteln enthalten sind lokal wirkende Betäubungsmittel. Diese können vorübergehend schmerzlindernd sein. Sie sollten allerdings nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Es besteht die Gefahr, dass eine Verschlimmerung der Krankheit, etwa durch eine bakterielle Infektion, nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Abzuraten ist auch vor rezeptfreien Präparaten, die ein Antibiotikum enthalten. Antibiotika wirken nicht gegen Viren und sollten im Fall einer durch Bakterien verursachten Entzündung nur gezielt und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Ansteckung über Tröpfcheninfektion 

Der beste Schutz gegen Erkältungskrankheiten ist, einer Ansteckung vorzubeugen. Erste Voraussetzung ist eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung, die das Immunsystem stärkt. In besonders erkältungsträchtigen Zeiten (vor allem zu Beginn des Winters) sollte man den Kontakt zu Kranken möglichst meiden. Auch schlecht durchlüftete, überheizte Wohnungen erhöhen das Infektionsrisiko, bilden sie doch einen idealen Lebensraum für krankmachende Keime. Bei einer Erkältung erfolgt die Ansteckung meist über eine so genannte Tröpfcheninfektion. Dabei werden die Erreger durch Husten, Niesen oder Sprechen in der Luft verteilt. Wir atmen die Keime direkt ein, oder sie gelangen über die Hände in Mund und Nase. Deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Besonders Personen, die an schwer wiegenden Krankheiten wie Diabetes, Immunschwäche oder Tumoren leiden, sollten sich vor Ansteckungen schützen. Das Gleiche gilt für Schwangere und Kleinkinder. Für diese Risikogruppen ist es ratsam, während der feuchtkalten Jahreszeit Orte mit Massenansammlungen von Menschen zu meiden.

Zum Hausmittel greifen

Und wenn es einen doch erwischt, ist das gute alte Hausmittel dem Gang in die Apotheke vorzuziehen. Zur Linderung der Beschwerden taugen Halswickel, Kräutertees, Salbeibonbons oder das Gurgeln mit Salzwasserlösung genauso gut wie Lutschtabletten, Sprays und Gurgellösungen – und dazu noch ganz ohne Nebenwirkungen.

Bewährte Hausmittel

Viel trinken, dabei spielt es keine Rolle, ob heiß oder kalt. Vorschlag: Zwei Esslöffel Apfelessig und einen Teelöffel Honig in einem Glas mit heißem Wasser auflösen. Der Essig wirkt antiseptisch und zieht die Rachenschleimhaut zusammen. Der Honig ergänzt die Wirkung.

Halsbonbons regen die Speichelsekretion an,Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser oder Salbeitee beruhigt die entzündete Kehle.

Halswickel mit zimmerwarmem Topfen und Schals lindern Halsschmerzen und schützen vor Zugluft. Wohnung gut lüften, nicht überheizen, das Raumklima mit Luftbefeuchtern oder feuchten Tüchern auf der Heizung verbessern.

Wann bei Halsschmerzen zum Arzt?

  • Wenn die Schmerzen nach vier Tagen nicht zurückgehen oder länger als sieben Tage andauern.
  • Bei starken Schluckbeschwerden und Atemnot.
  • Wenn die Schmerzen vorwiegend auf einer Halsseite auftreten.
  • Wenn es Mühe macht, den Mund weit zu öffnen.
  • Wenn die Lymphknoten stark anschwellen.
  • Bei dauerhaft (länger als drei Tage) erhöhter Körpertemperatur sowie Fieber (Erwachsene über 39 Grad Celsius, Kinder über 40 Grad Celsius).
  • Wenn Hautausschlag oder eine himbeerrote Verfärbung der Zunge auftritt.
  • Wenn die Schmerzen (bei Erwachsenen) mehr als vier Mal pro Jahr auftreten.

Untersuchte Wirkstoffe in Halsschmerzmitteln

Antiphlogistika: Entzündungshemmer oder Antiphlogistika greifen an unterschiedlichen Stellen des Entzündungsprozesses ein. Durch ihren Einsatz gehen Rötung und Schwellung des entzündeten Gewebes zurück.

Antiseptika: Antiseptika oder Desinfektionsmittel sind in den meisten Halsschmerzmitteln enthalten. Sie wirken oberflächlich gegen Bakterien und teilweise gegen Pilze, nicht aber gegen Viren.

Lokalanästhetika: Lokalanästhetika wirken örtlich betäubend. Im Gegensatz zu Betäubungsmitteln besteht keine Gefahr der Abhängigkeit. Ein Lokalanästhetikum wirkt lediglich auf die Nervenzelle und unterdrückt die Weiterleitung eines Schmerzreizes.

Wirkstoffkombinationen: Kombinationsmittel enthalten mehrere Wirkstoffe. Die Stiftung Warentest beurteilt derartige Kombinationsmittel generell kritisch. Kombinationspräparate erhöhen die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen.

Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „Medikamente“, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest in Berlin Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilt (Methoden – www.konsument.at ). Es gibt vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht.

Geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus, sie sind gut erprobt. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.

Mit Einschränkung geeignet

sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.

Wenig geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Ursachen für Halsschmerzen

Halsschmerzen werden meist durch Viren hervorgerufen. Seltener sind Infektionen mit Bakterien – vor allem Streptokokken – oder Pilzen. Mögliche Ursachen sind weiters eine Überlastung der Stimme oder Sodbrennen. Es gibt allerdings auch Krankheiten, die Halsschmerzen verursachen, etwa Scharlach, Diphtherie oder Pfeiffer’sches Drüsenfieber. In wenigen Fällen geht das Brennen im Hals auf Entzündungen der Schilddrüse, Schädigungen der Blutbildung sowie bösartige Tumore in Knochenmark oder Kehlkopf zurück. Weitere Auslöser sind Reizungen der Atemwege durch das Einatmen von Tabakrauch, Chemikalien und Staub sowie trockene Luft in klimatisierten Räumen oder Flugzeugen.

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