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Medikamente: Mittel bei starken Schmerzen (Teil 2) - Opiate als Hilfe

  • Angst vor Sucht ist unbegründet
  • Unbedingt nach der Uhr einnehmen
  • Neue Anwendungsart: Pflaster

Morphin gegen starke Schmerzen

Suchtgift – der Begriff passt so gar nicht zu einem Medikament, das helfen soll. Doch bei starken und stärksten Schmerzen sind Opioide wie Morphin unentbehrlich. Mit ihnen werden akute Schmerzen gelindert, wie sie zum Beispiel nach Operationen auftreten, und anhaltende Tumorschmerzen bei Krebs.

Abgabe streng geregelt

Opioide heißen sie, weil sie den Opiaten verwandt sind, also den Wirkstoffen, die früher aus Opium gewonnen wurden. Gifte sind es, weil sie bei Überdosierung gefährliche Nebenwirkungen haben können, Suchtmittel, weil man von ihnen abhängig werden kann. Darum sind Bezug, Verordnung und Abgabe streng reglementiert. So streng, dass viele Ärzte sich schwer tun, sie in ausreichender Menge zu verordnen, und viele Patienten sich fürchten, sie oft genug anzuwenden.

Keine Sucht bei Kranken

Die eingesetzten Wirkstoffe können in der Tat als illegale Drogen missbraucht werden, weil sie euphorisierend wirken. Dennoch ist das Risiko, dass ein Kranker nach ihnen süchtig wird, verschwindend gering. Eine euphorisierende Wirkung kann sich nicht einstellen, wenn die Mittel rechtzeitig und in so regelmäßigen Abständen angewandt werden, dass der Wirkstoffspiegel im Blut immer in etwa gleich bleibt. Muss die Dosierung gesteigert werden, liegt das in der Regel daran, dass sich die Krankheit verschlimmert hat, nicht daran, dass sich der Kranke an das Medikament gewöhnt hat. Körperliche Reaktionen beim Absetzen des Mittels sind hingegen unvermeidlich. Sie werden aber aufgefangen, indem das Medikament gegen Ende der Behandlung nach und nach geringer dosiert wird.

Bremsen Schmerzübertragung

Opioide setzen in Rückenmark und Gehirn an, wo die Schmerzen übertragen und wahrgenommen werden. Im Prinzip wirken sie alle wie Morphin, unterscheiden sich aber in Wirkstärke und -dauer. So kann man recht gut auf individuelle Bedingungen reagieren.

Zeiten genau einhalten

Ganz wichtig ist die Anwendung nach der Uhr, also nicht abzuwarten, bis es wieder weh tut. Nur wenn die Schmerzen kontinuierlich so unterdrückt werden, dass sie nicht mehr spürbar sind, bildet sich kein „Schmerzgedächtnis“ aus. Dieses würde eine Behandlung sehr erschweren.

Endlich keine Schmerzen!

Opioide eignen sich besonders bei Schmerzen in Muskeln und Bindegewebe. Bei Knochenschmerzen kann es sinnvoll sein, zusätzlich ein Mittel der Stufe 1 des WHO-Schemas (siehe dazu: Weitere Artikel - „Schmerzmittel“) einzunehmen. Darüber hinaus ist bei anhaltenden Schmerzzuständen oft eine ergänzende Medikation mit Arzneistoffen notwendig, die nicht schmerzstillend wirken, aber die Schmerzwahrnehmung dämpfen. Dazu gehören zum Beispiel Wirkstoffe, die sonst bei Depressionen oder Epilepsie eingesetzt werden.

Dosis nach Bedarf

Dosiert werden Opioide so, wie es das Schmerzempfinden des Kranken erfordert und es dem Krankheitsverlauf entspricht. Die Dosis wird so lange gesteigert, bis der Betroffene schmerzfrei ist. Gelingt das nicht, muss vielleicht zu einer anderen Substanz gewechselt werden, oder das Schmerzmittel muss gespritzt oder durch Infusion verabreicht statt geschluckt werden. In jedem Fall lassen sich mit einer kompetenten Schmerztherapie auch schwerste Schmerzen beherrschen. Die Opioidbehandlung kann so lange fortgesetzt werden, wie die Schmerzen andauern – bei Bedarf bis zum Lebensende.

Geschluckt, geklebt, gespritzt

Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Patienten entsprechend, gibt es Opioide in verschiedenen Formen.

Kapseln, Filmtabletten, Tabletten: Sie entfalten ihre volle Wirkung innerhalb von Minuten bis einer halben Stunde und halten etwa drei bis vier Stunden an.

Mittel mit Zusatz „Retard“: Sie setzen den Wirkstoff verzögert und über längere Zeit frei. Meist genügt es, das Mittel morgens und abends einzunehmen.

Sublingualtabletten: Sie lösen sich unter der Zunge in ein bis zwei Minuten von selbst auf. Nur so tritt der Wirkstoff durch die Mundschleimhaut direkt ins Blut über, daher: Nicht lutschen, nicht kauen, nicht schlucken – sonst passiert der Wirkstoff den Magen-Darm-Trakt, und das beeinflusst die Wirkung.

Pflaster: Aus der speziellen Pflasterzubereitung geht der Wirkstoff direkt ins Blut. Die Pflastergröße bestimmt, wie viel Wirkstoff in einer Stunde abgegeben wird. Nach 12 bis 24 Stunden ist der Wirkstoffspiegel konstant; nach 72 Stunden wird ein neues Pflaster aufgeklebt. Fast immer gibt es bei der Pflasterbehandlung ab und zu so genannte Durchbruchschmerzen. Sie können mit zusätzlich gegebenem, schnell wirkendem Morphin behandelt werden.

Das Pflaster wird auf saubere, unbehaarte Haut am Oberkörper geklebt – jedes Mal auf eine andere Stelle. Haare müssen mit der Schere abgeschnitten werden, da bei einer Rasur immer winzige Wunden entstehen, durch die zu viel Wirkstoff in den Körper gelangen kann.

Sinnvoll sind Pflaster bei Kranken, die nicht schlucken können. Voraussetzung ist, dass die Schmerzen im Tagesverlauf nicht nennenswert schwanken.

Ampullen: Wenn mit einfacher zu handhabenden Zubereitungen keine ausreichende Schmerzlinderung möglich ist, können Opioide unter die Haut beziehungsweise in die Vene gespritzt oder mittels einer Pumpe kontinuierlich verabreicht werden.

Hinweise zur Bewertung

Es gibt vier Stufen der Bewertung, wobei sich die Aussage über die Eignung ausschließlich auf die angeführten Anwendungsgebiete bezieht. - Alle in unserer Testtabelle aus Heft 10/2004 genannten Produkte sind bei starken und stärksten Schmerzen geeignet.

Geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist, bei denen die Nutzen-Risiko-Abwägung positiv ausfällt und die gut erprobt sind. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist hoch, sie gehören zu den Standardtherapeutika. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber noch nicht so lange erprobt sind wie die als „geeignet“ bewerteten. In diese Kategorie fallen vor allem neue oder weniger gut untersuchte Wirkstoffe.

Mit Einschränkung geeignet sind Mittel, die zwar therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen. Diese Bewertung gilt auch für Mittel, bei denen noch weitere Studien erforderlich sind, um ihre therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachzuweisen.

Wenig geeignet sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind und deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist, sodass die wahrscheinlichen Risiken mehr Gewicht haben als der mögliche Nutzen. „Wenig geeignet“ sind darüber hinaus Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, wenn sich die Wirkstoffe nicht sinnvoll ergänzen oder keinen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

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