Das Schlankheitsmittel Alli darf nicht an Minderjährige und stillende Mütter abgegeben werden, doch Apotheker tun es trotzdem.
"So geht‘s gesünder!", wirbt der Pharmariese und Hersteller des Schlankheitsmittels Alli, GlaxoSmithKline (GSK), auf seiner Homepage. Bewegung, Ernährung und eben Alli seien, so suggeriert die Aufmachung, die perfekte Kombination, um Gewichtsprobleme zu lösen. Der Pharmakonzern hat in den vergangenen Jahren viel Geld in eine Kampagne investiert, die eine altbekannte und bereits seit Langem auf dem Markt befindliche Substanz zum Kassenschlager machen soll.
Orlistat hemmt Fettaufnahme
In Alli steckt nichts anderes als der Wirkstoff Orlistat, der in Österreich bereits seit 1999 unter der Bezeichnung Xenical als rezeptpflichtiges Medikament auf dem Markt ist. Orlistat wirkt hemmend auf die Fettverdauung. Etwa ein Viertel der mit der Nahrung aufgenommenen Fette wird unverdaut wieder ausgeschieden.
Xenical ist rezeptpflichtig, Alli nicht
Der Unterschied zwischen Xenical und Alli besteht in der Dosierung des Wirkstoffs. Eine Kapsel Xenical enthält 120 Milligramm Orlistat, Alli nur die Hälfte. Hintergrund ist, dass GSK Alli als rezeptfreie Variante auf den Markt bringen wollte, was die zuständigen EU-Behörden im Herbst 2008 auch genehmigten. Anders als bei Xenical ist es damit erlaubt, das Medikament zu bewerben, was im Fall von Alli auch massiv geschieht.
Bedenken von Verbraucherschützern
Verbraucherorganisationen betrachteten den vereinfachten Zugang zu diesem Medikament von Anfang an sehr kritisch und äußerten Bedenken, dass Jugendliche oder Patienten mit Essstörungen das Präparat missbräuchlich verwenden könnten. Der Europäische Verbraucherverband (BEUC) ist deshalb auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vorstellig geworden.
Die Kritik wurde mit der Begründung abgewiesen, dass Alli apothekenpflichtig sei und die Apotheker dafür Sorge trügen, dass das Präparat nur innerhalb der zugelassenen Indikation abgegeben wird. Zulässig ist die Abgabe von Alli nur für übergewichtige Erwachsene (BMI > 28) mit der Empfehlung für eine fettreduzierte Ernährung. An Kinder und Jugendliche sowie an schwangere und stillende Frauen darf Alli nicht ausgegeben werden.