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Spenden - Licht ins Dunkel

Woran Sie seriöse Spendensammelorganisationen erkennen.

Ich habe einen Bettelbrief des XY-Vereins bekommen. Ist der vertrauenswürdig?“

Fragen dieser Art erreichen uns fast täglich. Anders als in Deutschland und der Schweiz gibt es hier zu Lande noch kein Spendengütesiegel, das gewährleistet, dass Spenden tatsächlich bei Not Leidenden landen und nicht in dunklen Kanälen versickern. Immerhin liegt beim Österreichischen Institut für Spendenwesen schon ein Katalog von Kriterien vor, die die Organisationen erfüllen müssen, wenn sie das Gütesiegel führen wollen (Internet: www.spendeninstitut.at). Ein externer Wirtschaftsprüfer wird die Einhaltung überwachen. Mitte nächsten Jahres soll es so weit sein.

Offene Information

Mit Hilfe dieses Kriterienkataloges können Spenderinnen und Spender schon jetzt die Spreu vom Weizen trennen. Ganz wichtig ist der jährliche Rechenschaftsbericht. Er soll klar darüber informieren, wie viel gesammelt wurde (das muss nicht ausschließlich Geld sein) und wie die Mittel verwendet wurden. Nackte Zahlen überzeugen hier mehr als Fotos mit tränenfeuchten Kinderaugen. Bei Vereinen mit Millionenumsätzen ist die Einschaltung einer externen Prüfstelle ein Hinweis auf Seriosität. Ein (vom Gesetz verlangter) vereinsinterner Rechnungsprüfer ist hier eindeutig zu wenig. Ein weiterer Kernpunkt: Werden die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten? So sind Straßen- und Haussammlungen nur mit behördlicher Bewilligung erlaubt. Werden Fördermitgliedschaften an der Haustür oder auf der Straße abgeschlossen, gibt es ein Rücktrittsrecht nach dem Konsumentenschutzgesetz, der abgebuchte Betrag muss zurückgezahlt werden. Telefonwerbung ohne vorheriges Einverständnis des Umworbenen ist verboten. Neu geworbene Spender sollten eine Kopie der Verpflichtungserklärung erhalten. Wer diese Minimalanforderungen nicht einhält, ist jedenfalls mit Skepsis zu betrachten.

Penetrante Werbemethoden sind zwar nicht strafbar, machen aber keinen günstigen Eindruck. Besonders alte Leute werden oft Opfer von Keilern. „Erst die Angehörigen schlagen dann Alarm“, weiß Gerhard Bittner vom Österreichischen Institut für Spendenwesen. Bei Beschwerden redet sich die karitative Organisation dann oft auf die Werbefirma aus. Doch nach den Kriterien für das Spendengütesiegel ist jede Organisation für ihre Werbeaktivitäten selbst verantwortlich, auch wenn die Werbung zu einer Firma „ausgelagert“ wird.

Marketing im Vormarsch

Dies ist heute übrigens eher die Regel als die Ausnahme. Fachleute sprechen nicht mehr vom Spendensammeln, sondern vom „Fundraising“ mit modernen Werbe- und Marketingmethoden. Die sind auch nicht kostenlos. So waren ehrenamtliche Mitarbeiter einer Rettungsorganisation empört, als eine professionelle Werbertruppe eingespannt wurde und Provision (von den Beiträgen der geworbenen Mitglieder) kassierte. Aber: Kein namhafter Wohltätigkeitsverein kommt heute an professionellem Spendenmanagement vorbei. Wenn aber die Profi-Werber in Sanitäteruniformen aufträten, wäre das ein Verstoß gegen die Kriterien des Gütesiegels. Und: Neu auf den „Markt“ drängende Vereine müssen mit manchmal reißerischen Werbeaktivitäten auf sich aufmerksam machen. Das muss noch kein Hinweis auf widmungswidrige Verwendung der Gelder sein.

Vorsicht ist jedenfalls geboten, wenn das Spenden an den Kauf teurer Produkte wie Bücher oder CDs gebunden ist. Fast nie ist klar, wie viel vom Erlös dem wohltätigen Zweck zugute kommt. Oft gewinnt nur eine Firma, so etwa ein dubioser Münzversand, der wertlose Metallstücke für eine Naturschutzorganisation verscherbelte – zu weit überhöhten Preisen.

Derlei wird das Spendengütesiegel wohl einbremsen. Dann, so hofft Gerhard Bittner, wäre ein Wunschziel vieler helfender Vereine in Sichtweite: die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden.

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