Marketing im Vormarsch
Dies ist heute übrigens eher die Regel als die Ausnahme. Fachleute sprechen
nicht mehr vom Spendensammeln, sondern vom „Fundraising“ mit modernen Werbe- und
Marketingmethoden. Die sind auch nicht kostenlos. So waren ehrenamtliche
Mitarbeiter einer Rettungsorganisation empört, als eine professionelle
Werbertruppe eingespannt wurde und Provision (von den Beiträgen der geworbenen
Mitglieder) kassierte. Aber: Kein namhafter Wohltätigkeitsverein kommt heute an
professionellem Spendenmanagement vorbei. Wenn aber die Profi-Werber in
Sanitäteruniformen aufträten, wäre das ein Verstoß gegen die Kriterien des
Gütesiegels. Und: Neu auf den „Markt“ drängende Vereine müssen mit manchmal
reißerischen Werbeaktivitäten auf sich aufmerksam machen. Das muss noch kein
Hinweis auf widmungswidrige Verwendung der Gelder sein.
Vorsicht ist jedenfalls geboten, wenn das Spenden an den Kauf teurer Produkte
wie Bücher oder CDs gebunden ist. Fast nie ist klar, wie viel vom Erlös dem
wohltätigen Zweck zugute kommt. Oft gewinnt nur eine Firma, so etwa ein dubioser
Münzversand, der wertlose Metallstücke für eine Naturschutzorganisation
verscherbelte – zu weit überhöhten Preisen.
Derlei wird das Spendengütesiegel wohl einbremsen. Dann, so hofft Gerhard
Bittner, wäre ein Wunschziel vieler helfender Vereine in Sichtweite: die
steuerliche Absetzbarkeit von Spenden.