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CREDEA-Anleihe auf Telekom Austria - Wetten, dass ...?

Anleihe? Nein, Wette! Die Erste Bank hat eine spekulative Geldanlage auf den Markt geworfen: die "CREDEA auf Telekom Austria AG - Mehr als nur eine Anleihe". Wir raten ab, zu riskant.

CREDEA Telekom Anleihe der Erste Bank - KONSUMENT warnt: Für Laien ist das Risiko zu hoch (Bild: Screenshot vom 30.9.13)   

Die Erste Group CREDEA Anleihe auf Telekom Austria AG: Dieses Finanzprodukt verspricht 3 % Zinsen und läuft fünf Jahre. Die Erste Bank bietet es in ihrem Investmentbrief einem breiten Publikum an. Wir warnen: Das Produkt eignet sich nur für gut informierte und extrem risikobewusste Anleger. Zwar weist die Bank auf viele Risiken hin. Man braucht als Anleger aber viel Know-how, um die Konstruktion zu verstehen. Angelpunkt dieser Geldanlage ist ein sogenanntes "Kreditereignis". Tritt es ein, verliert man Geld, tritt es nicht ein, bekommt man die drei Prozent Zinsen (vor KEST, brutto).

Wette mit einem unbekannten Investor

Es geht bei dem Angebot um Folgendes: Ein Großanleger hat in die Telekom Geld investiert. Solche Investitionen sind ein Risiko, denn wenn unerwartete Umstände eintreten, könnte der Investor Geld verlieren. Also wendet sich dieser Investor mithilfe der Erste Bank an Kleinanleger und bietet denen ein Geschäft an: Investiert euer Geld in diese Pseudo-Anleihe. Bekomme ich von der Telekom ohne Probleme mein Geld, dann bekommt auch ihr euer Geld zurück und die versprochenen drei Prozent Zinsen.

Absicherung gegen Verluste

"Passiert“ bei der Telekom etwas (sogenanntes Kreditereignis) und ich als Großinvestor verliere Geld, dann gehört eine entsprechende Summe eurer Einlage mir. Die CREDEA-Anleihe ist also eine Absicherung eines unbekannten Investors. Der Fachausdruck für diese Art der Geldanlage ist Credit linked note oder Credit linker.

Unsere wesentlichen Kritikpunkte:

  • Irreführender Name: Es ist keine Anleihe, sondern ein strukturiertes Investment, ein spekulatives Derivat, eine Art Wette.
  • Undurchsichtige Bedingungen: Die Bank stellt das Risiko durchaus klar dar. Sie beschreibt auch die Kreditgeschehnisse bei der Telekom, nämlich „Restrukturierung“,  „Verlegung oder eine Verschiebung eines oder mehrerer Termine für die Zahlung oder Entstehung von Zinsen“ oder die „Zahlung von Kapitalbeträgen, Prämien“, Zinsen. Doch welche Auswirkungen das konkret für den kleinen Anleger hat, ist unklar.
  • Unzugängliches Entscheidungsgremium: Wenn etwas passiert und die Kleinanleger die Wette verlieren, dann muss ein Gremium beurteilen, wie viel sie verlieren und wie viel sie zurückerhalten. Diese Einschätzung wird durch ein Komitee mehrerer Banken gebildet. Was in diesem Gremium läuft, ist für den normalen Kleinanleger nicht ersichtlich.

Geld teilweise oder ganz verlieren

Der Kleinanleger trägt für die Chance auf drei Prozent Brutto-Verzinsung ein hohes Risiko. Er kann Zinsen und Geld teilweise oder ganz verlieren.

... wenn Telekom Schulden nicht bezahlt, umstrukturiert oder in Konkurs geht

Zitat aus dem Prospekt: „Ab dem Eintritt eines  Kreditereignisses erfolgen keine weiteren Zinszahlungen (auch keine anteiligen Zinszahlungen) mehr und der Anleger erhält anstelle des eingesetzten Kapitals nur mehr einen `Barausgleich´. Bei Eintritt eines Kreditereignisses wird der `Barausgleich´ in Abhängigkeit von dem typischerweise erheblich gefallenen Wert einer Referenzverbindlichkeit berechnet.“

"... muss mit Kapitalverlusten rechnen"

Die Erste Bank führt als Risiken zu Recht an:

"Zu beachtende Risiken: Ausfallsrisiko der Telekom Austria AG. Die Kapitalrückzahlung zu 100 %, sowie die Kuponzahlungen während der Laufzeit sind nur gegeben, wenn kein Kreditereignis eintritt. Bei Eintritt eines Kreditereignisses kommt es zu einer vorzeitigen Tilgung und man muss mit Kapitalverlusten bis hin zum Totalverlust rechnen. Während der Laufzeit sind Kursschwankungen möglich und ein vorzeitiger Verkauf kann zu Kursverlusten führen.“

Als Kreditereignis nennt die Erste Bank:

  1. Wenn die Telekom Verbindlichkeiten nicht bezahlt
  2. Wenn die Telekom in Insolvenz geht
  3. Wenn die Telekom restrukturiert wird

Die Erste Bank bietet auch einen Link zu einer Know-how-Seite (Tutorial: CREDEA Anleihen - Credit Linked Notes).

Anleihen können steigen und sinken

Anleihen können im Wert steigen und sinken. Positiv ist für uns hier, dass die Erste Bank jene Faktoren benennt, die den Kurs der Anleihe beeinflussen. So sinkt z.B. bei steigendem Zinsniveau der Wert der Anleihe. Sinkt die Bonität der Telekom, dann sinkt auch der Kurs der Anleihe.

Zu kurz kommt, dass es bei einer kreditereignisabhängigen Anleihe nicht nur auf die Bonität des Referenzschuldners (hier Telekom Austria AG) ankommt. Verschlechtert sich die Bonität der Erste Bank AG während der Laufzeit der Anleihe, dann führt auch das zu Kursverlusten.

Kleinanleger wettet gegen Profi-Großanleger

Dieser Credit Linker ist nichts anderes als eine Versicherung eines unbekannten Marktteilnehmers gegen ein Kreditereignis beim Referenzschuldner! Der Kleinanleger wettet also gegen einen professionellen Großanleger, dass während der Laufzeit von fünf Jahren bei der Telekom kein Kreditereignis eintritt. Ob das die höhere Verzinsung rechtfertigt? Wer dem Staat Geld borgt, bekommt weniger Zinsen, schläft aber deutlich besser (siehe www.bundesschatz.at)

Für Laien nicht empfehlenswert

Fazit: Dieses Produkt ist intransparent, birgt hohe Risiken und ist daher für den normalen Anleger nicht empfehlenswert.


Sie suchen mehr Informationen zum Thema Geld? Hier finden Sie alle Artikel der Rubrik "Bare-Münze" auf KONSUMENT oder unser EXTRA Geld und Finanzen

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