Anleihe? Nein, Wette! Die Erste Bank hat eine spekulative Geldanlage auf den Markt geworfen: die "CREDEA auf Telekom Austria AG - Mehr als nur eine Anleihe". Wir raten ab, zu riskant.
Die Erste Group CREDEA Anleihe auf Telekom Austria AG: Dieses Finanzprodukt verspricht 3 % Zinsen und läuft fünf Jahre. Die Erste Bank bietet es in ihrem Investmentbrief einem breiten Publikum an. Wir warnen: Das Produkt eignet sich nur für gut informierte und extrem risikobewusste Anleger. Zwar weist die Bank auf viele Risiken hin. Man braucht als Anleger aber viel Know-how, um die Konstruktion zu verstehen. Angelpunkt dieser Geldanlage ist ein sogenanntes "Kreditereignis". Tritt es ein, verliert man Geld, tritt es nicht ein, bekommt man die drei Prozent Zinsen (vor KEST, brutto).
Wette mit einem unbekannten Investor
Es geht bei dem Angebot um Folgendes: Ein Großanleger hat in die Telekom Geld investiert. Solche Investitionen sind ein Risiko, denn wenn unerwartete Umstände eintreten, könnte der Investor Geld verlieren. Also wendet sich dieser Investor mithilfe der Erste Bank an Kleinanleger und bietet denen ein Geschäft an: Investiert euer Geld in diese Pseudo-Anleihe. Bekomme ich von der Telekom ohne Probleme mein Geld, dann bekommt auch ihr euer Geld zurück und die versprochenen drei Prozent Zinsen.
Absicherung gegen Verluste
"Passiert“ bei der Telekom etwas (sogenanntes Kreditereignis) und ich als Großinvestor verliere Geld, dann gehört eine entsprechende Summe eurer Einlage mir. Die CREDEA-Anleihe ist also eine Absicherung eines unbekannten Investors. Der Fachausdruck für diese Art der Geldanlage ist Credit linked note oder Credit linker.
Unsere wesentlichen Kritikpunkte:
- Irreführender Name: Es ist keine Anleihe, sondern ein strukturiertes Investment, ein spekulatives Derivat, eine Art Wette.
- Undurchsichtige Bedingungen: Die Bank stellt das Risiko durchaus klar dar. Sie beschreibt auch die Kreditgeschehnisse bei der Telekom, nämlich „Restrukturierung“, „Verlegung oder eine Verschiebung eines oder mehrerer Termine für die Zahlung oder Entstehung von Zinsen“ oder die „Zahlung von Kapitalbeträgen, Prämien“, Zinsen. Doch welche Auswirkungen das konkret für den kleinen Anleger hat, ist unklar.
- Unzugängliches Entscheidungsgremium: Wenn etwas passiert und die Kleinanleger die Wette verlieren, dann muss ein Gremium beurteilen, wie viel sie verlieren und wie viel sie zurückerhalten. Diese Einschätzung wird durch ein Komitee mehrerer Banken gebildet. Was in diesem Gremium läuft, ist für den normalen Kleinanleger nicht ersichtlich.
Geld teilweise oder ganz verlieren
Der Kleinanleger trägt für die Chance auf drei Prozent Brutto-Verzinsung ein hohes Risiko. Er kann Zinsen und Geld teilweise oder ganz verlieren.