Früher kam das Brot fast ausschließlich vom Bäcker
Eine Zeit lang war die Herstellung des Brotes weitgehend zentralisiert. Bei den Bäckern, die dafür keine Mühe scheuten und mitten in der Nacht aufstanden, als alle anderen noch in der Disco waren.
Solche Bäcker gibt es zum Glück noch immer, aber ihre Bedeutung schwindet. Weniger wegen der Haushalte, die ihr Brot daheim erzeugen, als wegen der vielen Backöfen in den Geschäften. Dort wird megafrisch aus dem Ofen verkauft, die Semmeln sind noch warm – Kundenherz, was willst du mehr!
Heute immer öfter aus Backstationen
Nur, die Semmeln und die Weckerln können einem ein wenig Leid tun. Wenn sie bei der Backstation aus dem Karton genommen werden, schauen sie so klein und bedrückt aus. Was kein Wunder ist, wurden sie doch im frühkindlichen Stadium in den Tiefkühler geworfen. So ein junger Teig würde gern ein wenig aufgehen, stattdessen erlebt er die Schrecken des Eises und der Finsternis.
Vielleicht ist der Kälteschock schuld, dass die Wiederbelebung im Ofen nicht immer ganz gelingt. Das sind dann die Semmeln, die so blass ausschauen wie ein Kellerkind am ersten Badetag, und in besonders traurigen Fällen sind sie innen noch ein wenig teigig. Da weiß man dann ganz genau, wie sich das Wort „Halbfertigware“ im Mund anfühlt. Diese übertriebene Frische kann aber auch daran liegen, dass die Verkäuferin in der Backstation noch in der Anlernphase ist.
Chirac rief zur Rettung des Baguette auf
So ein unreifes Gebäck muss vor ein paar Jahren dem französischen Staatspräsidenten Chirac vorgesetzt worden sein, worauf er unverzüglich zur Rettung des echten Baguette aufrief: „Es ist unvorstellbar, das Brot aus einer richtigen Bäckerei mit diesem Ding zu vergleichen, das aus der Backstation kommt und allem Möglichen gleicht – nur nicht einem Brot oder einem Lebensmittel für einen guten Christen!“ Das sollte man einrahmen und bei den echten Bäckern aufhängen.