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Internet - Kein Surfen unter diesem Anschluss

Alle reden übers Internet, und jeder ist scheinbar wie die Jungfrau zum Kind dazu gekommen. Bei genauerer Nachfrage war der Einstieg ins WorldwideWeb aber alles andere als „easy“. Diese Erfahrung machte auch „Konsument“- Mitarbeiterin Susanne Spreitzer.

Eines schönen Tages hat es mein Büropartner satt, immer wieder von seinem Computer vertrieben zu werden: „Du brauchst einen eigenen Internet- und E-mail-Anschluss“, meint er kategorisch. Ich stehe der technischen Aufrüstung meines Arbeitsplatzes skeptisch gegenüber, denn operative Eingriffe am Computer gehen meist nicht ohne bleibende Narben am Gemüt des Benützers ab. Aber mein Partner ist zuversichtlich: Da gäbe es nicht viel zum Herumbasteln; wir hätten ja den Rolls-Royce unter den Kommunikationskanälen, einen ISDN-Anschluss. Der biete zwei voneinander unabhängige Kanäle, sodass wir beide gleichzeitig in die große, weite Netzwelt hinaussurfen könnten. Na dann...

Der erste Anruf gilt einem guten Bekannten, der zunächst mit Fragen gelöchert wird. Auch er arbeitet auf diese Weise, und es funktioniert klaglos, sagt er. Also bestellen wir die entsprechende Hardware bei ihm und beauftragen ihn mit der Installation.

Von ersten Surfversuchen…

Zwei Tage später kommt seine Mitarbeiterin, bepackt mit zahlreichen CD-ROMs, Kabeln und Zange. Während sie meinem Computer das Rüstzeug für Internet und E-mail füttert, immer wieder Fragen: Ob ich auch Faxe empfangen wolle – nein. Ob ich direkt vom Textprogramm in das Internet einsteigen möchte – nein, danke, lieber eins nach dem andern. Zahllose „Fenster“ gehen auf dem Bildschirm auf, überall muss etwas bestätigt, übergangen oder eingegeben werden. Was bin ich froh, dass diese Expertin hier sitzt, denn weiß ich etwa, ob mein Gerät nach dem X- oder Y-Modus besser arbeitet? Und was soll die Frage, ob ich vor der Annahme von Cookies immer gefragt werden will oder sie prinzipiell annehme? Cookies (engl. Kekse) sind meines Wissens etwas Süßes, und dafür bin ich immer ungefragt zu haben. Mein Glück, dass die junge Programmiererin da besser Bescheid weiß, denn als sie mich über die Computer-Cookies aufklärt, will ich mit ihnen eigentlich nichts mehr zu tun haben.

Nach gut zwei Stunden ist meine moderne Schreibmaschine endlich Internet- und E-mail-tauglich – und tatsächlich, es funktioniert.

„Hast du ein Glück“, meint eine Freundin, die kurz darauf bei mir vorbeischaut, „bei mir hat ein guter Bekannter sechs Stunden lang herumgebastelt, bis die Sache endlich lief, und dann musste er noch zwei Mal kommen, weil die Verbindung jedes zweite Mal streikte.“

… zum groben Absturz

Etwa eine Stunde später – ich habe mich mittlerweile schon zur Homepage der australischen Wettervorhersage durchgesurft – kommt mein Kollege zurück ins Büro, schaltet seinen Computer ein und will seine E-mails abrufen. Denkste: Es konnte keine Verbindung hergestellt werden, meint der Computer lapidar. Unzählige Neuwählversuche bringen nichts, erst als ich meinen Computer völlig ausschalte, kann auf dem anderen Gerät wieder auf das Mail- und Internet- System zugegriffen werden.

Aber das ist ja nicht der Sinn der Sache: Wozu ein Zwei-Kanal-Anschluss, wenn erst recht immer nur einer den Computer aufdrehen kann?

Also zunächst ein Hilferuf an unseren Bekannten: Seine Mitarbeiterin kommt einige Tage später erneut vorbei, geht die gesamten Neuinstallationen an meinem Gerät noch einmal durch und kann keinen Fehler entdecken. Da er aber irgendwo stecken muss, konzentriert sich das Augenmerk auf das Gerät, das bereits seit längerem erfolgreich seine Internet- und Mail-Dienste leistete. Theoretisch, so denken wir, müsste das Problem zu lösen sein, indem auf der ISDN-Karte (dem elektronischen Zusatzbauteil) dieses Gerätes eingegeben wird, dass nunmehr zwei Kanäle unabhängig voneinander benützt werden. Bei meiner Karte ist das problemlos möglich. Aber bei der „alten“ Karte lässt sich scheinbar kaum etwas ein- oder umstellen: Das vor drei Jahren gekaufte Stück zählt bereits zur Opa-Generation im ISDN-Bereich und ist einfachst gehalten, obwohl es sündhafte 15.000 Schilling gekostet hat.

Brausen statt browsen

Ein Anruf beim Großhändler der ISDN-Karte, einem großen Elektronikkonzern, zeugt von Dienstleistungsbewusstsein: Über die Karte könne man wenig sagen, denn sie würde ja nur für einen deutschen Hersteller vertrieben. Klar sei aber, sie sei tadellos, und schuld sei die Post. – Habe es denn noch nie Probleme damit gegeben? – Nein, nie!

Zwischendrin ruft zufällig ein Bekannter an, der in einem Multimedia-Büro arbeitet. Als ich ihm unser Leiden schildere, meint er völlig überraschend: „Bei uns ist es genauso gelaufen. Meine Güte, war das mühsam, dieses Problem zu lösen!“ Und wie sah die Lösung aus? „Wir haben einen Server gekauft und die Geräte miteinander vernetzt!“

Das ist uns nun wirklich zu viel des Guten: So ein Server kostet eine Menge Geld und zeichnet sich oft durch hohe Wartungskosten aus. Da verzichte ich lieber auf meinen Internet-Zugang.

Aber noch sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Anruf bei der Post: Die Techniker dort sind bemüht, rufen wieder und wieder zurück, finden aber keine Fehler, was unsere ISDN-Verbindung angeht.

Nun gut, dann muss der Hersteller der Karte erklären, was da los ist. Ein Anruf bei der deutschen Hotline bringt zunächst Ernüchterung: Niemand geht ran. Am nächsten Tag zumindest eine menschliche Stimme: „Die Hotline ist in den nächsten zwei Stunden nicht besetzt!“ Dann, endlich, der Spezialist – aber er hört sich nicht einmal den ersten Satz vollständig an, bevor er schon den Schluss zieht: „Diesen Fehler gibt es nicht, das kann nicht sein!“

Wie soll man darauf kommen?

Wir wissen, dass es doch so ist – und sind ratloser denn zuvor. Ich plädiere für „Bleibenlassen“. Aber mein Kollege will es jetzt doch wissen: Er ruft noch einmal dort an, wo uns in dieser Sache bisher am meisten geholfen wurde: beim Technischen Service der Post. Schritt für Schritt geht der Telekom-Mitarbeiter noch einmal die Übertragungsprotokolle mit uns durch und überlegt sich immer wieder, wo denn sonst noch der Haken stecken könnte. Schließlich eine Idee, die zunächst etwas absurd anmutet: „Überprüfen Sie doch einmal die Verkabelung zwischen den beiden Geräten!“

Das dabei eingesetzte Kabel wurde vom Hersteller der Karte mitgeliefert – was also sollte daran schon groß falsch sein? „Vielleicht ist es verkehrt herum gepolt...?“, meint der Telekom-Techniker. Für mich heißt es ab hier „Spanisches Dorf“ – bei meinem Kollegen sprechen solche Herausforderungen allerdings glücklicherweise den Stolz des begnadeten Heimwerkers an. Mit dem Lötkolben löst er die Stecker an den beiden Enden des Kabels und befestigt sie dann wieder verkehrt herum. Nun noch die beiden Geräte wieder miteinander verbinden, hochfahren – und hurra: Der Wettbewerb im Parallelsurfen kann endlich beginnen!

Das Tüpfelchen auf dem i

Das heißt, fast, denn nun, wo endlich des Rätsels Lösung gefunden ist, sind wir übermütig geworden und wollen auch noch den bisherigen Provider wechseln. Der neugewählte Provider bietet ein größeres Leistungspaket und bessere Konditionen. Zudem verspricht er die Online-Schaltung innerhalb von 24 Stunden – plus den Postweg, den die Anmeldung bis zu ihm und seine Rückbestätigung mit unserem Datenblatt braucht. Der Wechsel müsste also innerhalb weniger Tage möglich sein.

Es vergeht eine Woche, es vergeht die zweite Woche. Auf unsere telefonische Reklamation hin heißt es: „Alles schon längst abgeschickt!“ Es vergeht die dritte Woche – und dieses Mal will ich wirklich ein für alle Mal alles bleiben lassen. Aber mit Beginn der vierten Woche trudeln Password-Daten und Ähnliches ein, und zu unserer größten Überraschung funktioniert alles tadellos. An die sieben Wochen dauerte es, bis der Weg ins weltweite Netz wie gewünscht frei war – ob es nur uns so erging oder auch vielen anderen, die sich nicht als Internet-Hinterwäldler outen möchten?

Zwei Monate später ruft ein Kollege aus der Zeitungsbranche an. „Sagt einmal, habt ihr ein wenig Erfahrung mit Internet? Wir spielen uns jetzt schon seit zwei Wochen damit herum, und irgend etwas daran funktioniert nicht.“ Könnte sein, dass er noch einen langen Weg vor sich hat…

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