Was soll ein richtiger Mann in seinem Leben leisten? Einen Baum pflanzen,
einen Sohn zeugen und eine Bohrmaschine kaufen? Das mit dem Baum und dem Sohn
muss nicht mehr unbedingt sein, wenngleich es vereinzelt noch Landstriche gibt,
wo die Zeugung von Töchtern zu wenig schmeichelhaften Vermutungen über die
Manneskraft führt.
Die Bohrmaschine hingegen sollte schon sein, denn sie ist
quasi die Keimzelle für den ordentlichen Heimwerker-Haushalt. Vor allem in
Gegenden mit hoher Selfman-Dichte wird der Besitz einer Bohrmaschine als das
Selbstverständlichste von der Welt betrachtet. Da muss sogar damit gerechnet
werden – dieses Beispiel ist nicht erfunden –, dass ein Handwerker zu einer
Reparatur ins Haus kommt und, als eine Bohrung vonnöten ist, den Satz „A
Bohrmaschin’ werd’ts ja eh daheim haben“ spricht.
Bohrmaschine - Was ist ein Mann ohne Bohrmaschine?
In so einem Moment Nein sagen zu müssen, wirft den Herrn
des Haushaltes auf der Männlichkeitsskala bis auf den Nullpunkt oder sogar
darunter. Verfehlt wäre es, jetzt noch einen Schimmer von Respekt retten zu
wollen, etwa mit den Worten „Aber dafür habe ich eine Gesamtausgabe von Kurt
Tucholsky“ – das würde die endgültige Einstufung als weltfremdes Weichei
bedeuten.
Speziell in einem Umfeld, das von Häuslbauern und Hobby-Handwerkern
strotzt, wird der nicht heimwerkende Mann schnell zur belächelten Minderheit.
Feiglinge suchen dem zu entgehen, indem sie sich kaufen, was der normale Mann
als Mindestausstattung so braucht – Bohrmaschine, Stichsäge, Gewindeschneider –
und gelegentlich eine Tätigkeit vortäuschen. Das erklärt auch die Zuwächse in
den Baumärkten und den Umstand, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Bohrmaschinen
Schwindel erregend hoch ist.
Männern, die zu ihrem handwerklichen Ungeschick
stehen, bleibt immerhin noch der Ausweg, einen Sohn zu zeugen. Dabei zieht man
sich wenigstens keine Schnitt- und Quetschwunden zu.