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Wasserfilter - Volle Kanne, leere Versprechungen

Weicheres Wasser, reduzierte Kalkablagerungen und weniger Schadstoffe – die Hersteller von Tisch-Wasserfiltern versprechen vieles, doch letztlich sind solche Geräte einfach überflüssig.

Beworben werden die Kleinfiltergeräte in Kannenform mit Argumenten, die einen Verbesserungsbedarf unterstellen und gesundheitsbewusste oder ängstliche Menschen ansprechen.

Versprochen wird, dass sie die Wasserhärte reduzieren und Chlor sowie Metallrückstände von Blei, Zink und Kupfer, die Hauswasserleitungen an das Wasser abgeben würden, verringern. Unerwähnt bleibt, dass die Notwendigkeit, etwas zu verringern, bei Österreichs hoher Trinkwasserqualität in den meisten Fällen gar nicht besteht.

Kein Chlorproblem

Da unser Trinkwasser zu 100 Prozent aus Grundwasser stammt, gibt es auch kein Chlorproblem wie in Deutschland, wo rund 30 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenwasser gewonnen werden, das einen höheren Desinfektionsbedarf hat.

Unterschiede beim Härtegrad

Die Unwissenheit und daraus resultierende Unsicherheit über das in hoher Qualität aus der Leitung fließende aber "anonyme" Trinkwasser wird genutzt, um Verbesserungsbedürfnisse zu wecken – etwa, indem versprochen wird, "das gewöhnliche Leitungswasser in optimiertes Wasser zu verwandeln".

Die Aussagen sind vage und pauschal gehalten; auf regionale Unterschiede des Trinkwassers aus der Leitung, etwa beim Härtegrad, nehmen sie nicht Rücksicht.

Ungenaue Wechselanzeige

Weniger hart, aber saurer

Das Grundprinzip ist bei den meisten Modellen gleich: Wasser läuft durch Aktivkohle im Filterelement. Dort lagern sich organische Stoffe an. Die meisten Kartuschen enthalten zudem Kunstharz, das Kalzium und Magnesium gegen Wasserstoff austauscht.

Das gefilterte Wasser wird dadurch mineralärmer und weniger hart, dafür etwas saurer. Die Gefahr, dass das saurere Wasser Leitungen (etwa in Kaffeemaschinen) angreift, ist gering, da seit einigen Jahren Edelstahl und Kunststoffe statt Kupfer und Chrom verwendet werden. Da sich die Kapazität des Filtermaterials im Gebrauch reduziert und sich Schadstoffe an der Aktivkohle anreichern, muss die Kartusche regelmäßig gewechselt werden.

Ungenaue Wechselanzeige

Exakte Angaben, wie lange und wie stark sich Wasserhärte und Schadstoffe mit einer Patrone reduzieren lassen, suchen Käufer oft vergebens. Damit die Kartusche nicht zu lange genutzt wird, haben viele Filter eine Wechselanzeige.

Der regelmäßige Wechsel ist notwendig, um die Gefahr einer Verkeimung zu beseitigen und auch eine Sättigung der Aktivkohle zu vermeiden, was zu einer unerwünschten Abgabe der gefilterten Stoffe ins Wasser führen kann. Kaum ein Gerät informiert darüber, wann das Filtermaterial tatsächlich nicht mehr wirkt. Einige Geräte zählen nur, wie oft der Deckel geöffnet wird.

Bei der Härtereduktion unzureichend

Nur teilweise weich

Viele erhoffen sich von den Filtern weicheres Wasser und dadurch besseren Tee und weniger Kalkablagerung in der Kaffeemaschine. Diesen Kesselstein bilden die beiden gesunden Mineralstoffe Magnesium und Kalzium, die ausfallen und sich ablagern, wenn Wasser über 60 Grad erhitzt wird. Je mehr Kalzium und Magnesium das Wasser enthält, desto höher ist der Härtegrad. Den Härtegrad Ihres Trinkwassers erfahren Sie beim lokalen Wasserversorger.

In einem Test, der kürzlich in Deutschland von der Stiftung Warentest durchgeführt wurde, schaffte es keines der getesteten Filtergeräte, über die gesamte Nutzungsdauer des Filters den Härtegrad von 17 auf 10 Grad dH abzusenken. Ihre wichtigste Funktion erfüllen die Filter also nur unzureichend.

Wasserversorger: regelmäßige Qualitätsprüfung

In Österreich sind etwa 92 Prozent der Haushalte an die öffentliche Wasserleitung angeschlossen. Die Wasserversorgungsunternehmen sind verpflichtet, die Qualität ihres Wassers regelmäßig zu untersuchen und zu gewährleisten sowie ihren Kunden einmal jährlich das Ergebnis mitzuteilen. Auf schriftliche Anfrage muss der Wasserversorger auch die Gesamtergebnisse der gesetzlich vorgeschriebenen Wasseruntersuchung zusenden.

Lebensmittelbuch: Nachbehandlung nicht sinnvoll

Das Österreichische Lebensmittelbuch, das mit der Trinkwasserverordnung die gesetzliche Basis für die Trinkwasserqualität in Österreich legt, stellt klar, dass eine Nachbehandlung von Trinkwasser aus zentralen Wasserversorgungsanlagen zur vermeintlichen Verbesserung hygienisch relevanter Werte beim Einzelabnehmer grundsätzlich nicht sinnvoll ist; und dass natives, also nicht behandeltes, den Anforderungen des Lebensmittelbuchs entsprechendes Trinkwasser einem aufbereiteten Wasser vorzuziehen ist.

Und es hält fest, dass aus den Wasserbehandlungsgeräten abgegebenes Wasser auch den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen muss.

Hausbrunnen: Wasseruntersuchungen unerlässlich

Knapp acht Prozent der Österreicher beziehen ihr Trinkwasser aus privaten Hausbrunnen oder Quellenfassungen. Hier sollte keinesfalls versucht werden, regelmäßige Wasseruntersuchungen durch den Einsatz von Tischfiltergeräten zu ersetzen. Denn sollte das Wasser aus privaten Brunnen tatsächlich Mängel aufweisen, ist es unerlässlich, die Ursachen zu eruieren und zu beseitigen.

Kupfer, Blei, Silber

Kupfer und Blei

Die Hersteller preisen ihre Filter auch zum Herausfiltern von Metallrückständen wie Blei und Kupfer aus dem Wasser an. Den meisten Filtern gelingt es, die Schwermetallgehalte deutlich zu senken. Viele reduzieren auch chlororganische Stoffe, etwa Rückstände einiger Pestizide.

Solche Stoffe treten aber nur in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden auf, ihr Vorkommen wird von den Wasserversorgern bei den regelmäßigen Untersuchungen geprüft. Vor Nitrat, wie es durch Überdüngung von Feldern ins Wasser gelangen kann, schützen die Kannenfilter übrigens nicht.

Bleirohre schon lange nicht mehr eingebaut

Bleirohre bei Wasserleitungen sind in Österreich heute kaum noch ein Problem, da sie seit Langem nicht mehr eingebaut werden. Wer sichergehen möchte, dass sein Trinkwasser nicht durch bedenkliche Leitungen und Armaturen fließt, sollte das von einem Fachmann abklären lassen.

Am besten schützt man sich gegen allfällige sich aus Leitungen und Armaturen lösende Stoffe, indem man Wasser, das länger in der Leitung gestanden ist, nicht zum Trinken oder Kochen verwendet, sondern das Wasser einige Zeit rinnen lässt (es kann beispielsweise zum Blumengießen verwendet werden). Auch Warmwasser aus dem Boiler sollte nicht getrunken oder zum Zubereiten von Speisen verwendet werden.

Silber überflüssig

Damit Filter das Wasser verbessern und nicht verschlechtern, dürfen sie nicht verkeimen. Vorhandene Keime vermehren sich vor allem bei höheren Temperaturen schnell – etwa, wenn ein befülltes Filtergerät nicht im Kühlschrank steht.

Bei den meisten Modellen sind die Kartuschen mit Silberionen versetzt, die Bakterien hemmen. Dabei landen bis zu 15 Mikrogramm Silber pro Liter im Wasser. Ob davon langfristig gesundheitliche Risiken ausgehen, ist ungewiss. Das Österreichische Lebensmittelbuch hält dazu jedenfalls fest, dass derlei nur bei in Behältern gespeichertem Wasser, etwa für Schiffe, Schutzhütten oder in Notfällen, verwendet werden darf. Als sicher gilt: Frisches Trinkwasser ist hierzulande so gut, dass Silber überflüssig ist.

Zusammenfassung

  • Nicht empfehlenswert. Tischfilter sind im Prinzip überflüssig. Sie entkalken schlecht und außerdem gibt es sinnvollere Methoden, dem Kalk zu Leibe zu rücken: statt täglich das Wasser zu filtern, von Zeit zu Zeit die Kaffeemaschine entkalken; gegen Schlieren im Tee hilft auch ein Spritzer Zitronensaft.
  • Hohe laufende Kosten. Zu den Kosten der Kanne kommen die laufenden Kosten für die Kartuschen, die bei den meisten Geräten etwa einmal im Monat zu tauschen sind. Frisch aus dem Hahn gezapftes Leitungswasser ist nicht nur günstiger, sondern zum Teil auch sicherer.
  • Unbedingt gekühlt. Filterkannen gehören in den Kühlschrank. Damit Keime sich nicht vermehren, muss das Wasser täglich gewechselt werden.
  • Es geht auch ohne Filter. Der beste Schutz gegen aus Leitung und Armaturen gelöste Stoffe ist, morgens das erste, leitungswarme Wasser nicht zum Trinken oder Kochen zu verwenden. Lassen Sie das Wasser rinnen, bis es merklich kühler geworden ist.

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