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Feuerzeuge: Sicherheit am Prüfstand - Müll in der Hosentasche

Eine europaweite Untersuchung von Billigfeuerzeugen kommt zum Schluss: Die meisten „können als gefährlicher Müll bezeichnet werden“.

Große Sicherheitsmängel

Dass nicht alle Produkte bestehende Sicherheitsnormen erfüllen, mag niemanden überraschen. Dass aber gleich zwei Drittel der auf dem Markt befindlichen Modelle eines Massenartikels bei einer Überprüfung durchrasseln, sollte zu denken geben.

Es geht um Billig-Feuerzeuge

Es geht um Billig-Feuerzeuge, die meist in Trafiken oder Supermärkten um etwa 50 Cent bis 1,50 Euro angeboten werden. Sie sind allgegenwärtig, täglich werden Millionen davon verkauft. Und die Wahrscheinlichkeit ein Exemplar mit argen Sicherheitsmängeln zu erstehen ist groß, wie eine aktuelle Studie bestätigt.

Wegwerffeuerzeuge überprüft

Die Sicherheitsüberprüfung wurde vom VKI im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung der EU-Kommission durchgeführt. 70 gängige Wegwerffeuerzeuge – darunter auch einige wiederbefüllbare – wurden ausgewählt.

Die Auswahl ist groß

Der Markt ist unüberschaubar: Ein paar bekannten Marken stehen unzählige Feuerzeuge mit häufig wechselnden Fantasiebezeichnungen gegenüber. So manche Modelle (gleicher oder zumindest ähnlicher Bauart) kommen mit unterschiedlichen Markenbezeichnungen in den Handel (siehe die hier abgebildeten Muster von Iwax links und Prof rechts im Bild).

Dennoch bietet die Studie einen repräsentativen Überblick auch über den österreichischen Markt.

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  Tests mit finanzieller Unterstützung der EU-Kommission

Entspricht nicht der Norm

Getestet wurde, ob die Feuerzeuge die wichtigen Kriterien der ISO-Norm 9994 erfüllen. Diese verlangt beispielsweise, dass die Flammenhöhe bei nicht verstellbaren Feuerzeugen 50 mm nicht übersteigt; bei Modellen, bei denen sich die Flammenhöhe verstellen lässt, darf die Flamme in der Maximaleinstellung 120 mm nicht überschreiten.

30-cm-Flamme

Tatsächlich wurden Flammen von bis zu 300 mm gemessen. Insgesamt war bei diesem Kriterium die Ausfallquote am höchsten: 29 der 70 Kandidaten überschritten die geforderte Maximalhöhe. Nicht viel weniger hatten Probleme damit, die Flamme ruhig und gleichmäßig zu halten. Sie soll nicht flackern, spucken oder spritzen. 26 brachten dies nicht zu Stande.

Explosionsgefahr

Die Flamme soll nach Loslassen der Taste sofort ausgehen. Auch wenn sie längere Zeit (zehn Sekunden) gebrannt hat, muss sie spätestens zwei Sekunden nach dem Lösen der Taste erlöschen. Hier konnte ein Drittel der Testmodelle (23 Stück) nicht mithalten. Ebenso viele versagten beim Wärmetest. Selbst nach einer vierstündigen Erhitzung auf 65 Grad Celsius müssen die erwähnten Bedingungen (Flammenhöhe, Erlöschen, ...) erfüllt sein. Bei vielen Exemplaren konnte davon keine Rede sein. Sie zerbarsten schon vor der Funktionsprüfung, einige explodierten sogar.

Dauerbetrieb bestanden alle

Auch der Falltest hinterließ einige „Leichen“. Ein dreimaliger Fall aus 1,5 Metern Höhe auf Betonboden war für sechs Kandidaten zu viel. Das einzige Kriterium, das von allen bewältigt wurde, war der Dauerbetrieb. Feuerzeuge dürfen nach anhaltendem Brennen der Flamme über zwei Minuten nicht zu Bruch gehen, Teile dürfen nicht zu brennen anfangen. Das war bei keinem der Fall, einige waren allerdings nach dem Test nicht mehr gebrauchsfähig.

Ausfallrate 69 Prozent

In der Endabrechnung blieben nur 22 Feuerzeuge ohne Beanstandung. Das bedeutet, dass 69 Prozent der getesteten Modelle die ISO-Norm nicht erfüllen. Trotz Kriterien, die von vielen Sicherheitsexperten als zu lasch kritisiert werden. Gefordert wird vor allem eine Verschärfung des Falltests (18 Mal statt 3 Mal sollen die Feuerzeuge zu Boden fallen) und eine Erhöhung der Temperatur bei der Überprüfung der Hitzeresistenz von 65 auf 75 Grad. Dabei muss man bedenken, dass diese Temperatur in einem Auto während der Sommermonate locker übertroffen wird.

V erschärfte Testmethoden

Unter diesen verschärften Testbedingungen stiegen die Ausfallquoten beträchtlich. Beim Falltest war sie fünf Mal so hoch wie beim Norm-Falltest. Bei 33 Feuerzeugen kam es zu Gasverlust oder einer Explosion. Und auch wer sein Feuerzeug im Auto liegen lässt, muss mit schlimmen Folgen rechnen. Die Ausfallquote betrug fast zwei Drittel (45 Modelle), viele Exemplare explodierten dabei. Insgesamt überstanden nur 8 der ausgewählten Feuerzeugmodelle diese Überprüfung nach der erweiterten Norm unbeschadet, das sind 11 Prozent.

Österreichischer Markt

In der Testtabelle sind diese 8 Modelle angeführt, auch wenn einige von ihnen in Österreich nicht sehr verbreitet bzw. überhaupt nicht erhältlich sind (z.B. Kiwi). Von den 62 restlichen Modellen werden nur jene beispielhaft aufgeführt, die auf dem österreichischen Markt stärker vertreten sind.

Was Experten fordern

Experten und Konsumentenschützer halten die eklatanten Sicherheitsmängel für einen Skandal. „Die Mehrheit der auf dem europäischen Markt befindlichen Feuerzeuge kann als gefährlicher Müll bezeichnet werden“, fassen die Autoren der Studie die Ergebnisse zusammen. Die Hersteller würden die Sicherheitsauflagen ignorieren. Und die Behörden würden nicht einmal ein Minimum an Aktivitäten setzen, um den gesetzlichen Bestimmungen zum Durchbruch zu verhelfen.

Situation hat sich verschlechtert

Die Situation hat sich in den letzten Jahren eher verschlechtert. Darauf deutet eine Gegenüberstellung mit einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2000 hin (die allerdings nicht direkt vergleichbar ist). Damals haben immerhin 40 Prozent der untersuchten Feuerzeuge die ISO-Norm erfüllt (heute 31 Prozent); 20 (gegenüber 11) Prozent haben auch die erweiterten Bedingungen erfüllt.

Strengere Sicherheitskriterien

Die Konsumentenorganisationen fordern strengere Sicherheitskriterien – außer einer Anhebung der Temperatur beim Kriterium Hitzebeständigkeit auf 75 Grad oder dem verschärften Falltest sollte ein Feuerzeug auch nach einer Sicherheitsüberprüfung noch funktionsfähig sein, was derzeit nicht erforderlich ist. In vielen Fällen war das Feuerzeug schwer beschädigt, Teile waren abgesprungen oder weggeschmolzen, und dennoch hatte der Testkandidat die Überprüfung formal bestanden.

Europäische Norm für Kindersicherheit

Schließlich sollte auch in Richtung Kindersicherheit endlich mehr weitergehen. Kindersichere Feuerzeuge müssen so konstruiert sein, dass sie von Kindern unter 5 Jahren nicht bedient werden können. Eine entsprechende europäische Norm wurde zwar erstellt, aber aufgrund zahlreicher Widerstände von der Kommission noch nicht für verbindlich erklärt.

Ganz wenige kindersichere Produkte

Der Anteil kindersicherer Feuerzeuge in Europa ist deshalb verschwindend gering (im Test war nur ein Modell von Cricket kindersicher). Feuerzeuge sollten auch nicht so gestaltet sein, dass sie auf Kinder anziehend wirken (siehe das No-Name-Produkt, das beim Textildiskonter kik angeboten wird).

 

Übrigens: In den USA und Kanada dürfen Feuerzeuge ohne Kindersicherung schon längst nicht mehr auf den Markt gebracht werden.

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