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Bridor: Französisches Baguette - Hausverstand außer Haus

   Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Ein Baguette, das aus Frankreich angeliefert wird.

Bridor Baguette (Bild: VKI/K. Schreiner)
Bridor Baguette (Bild: VKI/K. Schreiner)

Bridor Baguette (Bild: VKI/K. Schreiner)

Bridor Baguette: Zutaten (Bild: VKI/K. Schreiner)
Bridor Baguette: Zutaten (Bild: VKI/K. Schreiner)

Bridor Baguette: Zutaten (Bild: VKI/K. Schreiner)

Über 1000 Kilometer gereist

Das steht drauf: Bridor Französisches Baguette

Gekauft bei: Billa

Das ist drin

Frisches Baguette, schön knusprig, ist immer eine feine Sache. Auch Billa hat dieses Stangenweißbrot im Angebot. „Der Hausverstand sagt: ‚Kommen Rezept und Zutaten aus Frankreich, schmeckt´s auch wie in Frankreich’", steht auf der Verpackung zu lesen. Wir trauten unseren Augen nicht und fragten nach, woher die Zutaten für das Brot – Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz, Emulgator E472e – nun wirklich kommen. Ergebnis: So wie Croissants, Marillen- und Apfeltaschen wird auch das Baguette in Frankreich produziert. Das Wasser und der Germ dafür stammen immer  aus der Grande Nation, das Weizenmehl kommt, soweit möglich – aus Frankreich. Ist zuwenig verfügbar, was einen nicht wundern würde, Weizen gehört ja nicht gerade zu den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die einem auf Anhieb zu Frankreich einfallen würden, springt Belgien ein.

Dieser Bissen kann einem nur im Hals stecken bleiben: Etwas so Simples wie Weißbrot muss über tausend Kilometer nach Österreich gekarrt werden, als gäbe es hier weder Weizenfelder noch Wasser, Salz  oder Germ. Und Baguette nach französischem Rezept herzustellen wird wohl auch in Österreich möglich sein. Nachhaltigkeit, Schutz von Klima und Umwelt, kurze Transportwege und Förderung der heimischen Wirtschaft: damit punktet Billa bei seinen Kunden. Und tut was? Fährt einen Allerweltsartikel wie ein Weißbrot durch halb Europa. Mon dieu!

Reaktionen

Was der Lebensmittelkonzern Rewe, zu dem Billa gehört, dazu sagt, dass sein Stangenweißbrot aus Frankreich importiert wird.

„Das genannte 'Original französische Baguette' 250 g wird – ebenso wie die Croissants, Marillen- und Apfeltaschen in der Billa Feinkost – von unserem langjährigen Lieferanten Bridor nach original französischer Rezeptur direkt in Frankreich hergestellt. Auch der Großteil der Zutaten ist aus Frankreich: Wasser und Hefe stammen zu 100 Prozent aus Frankreich und auch das Weizenmehl wird – soweit möglich – aus Frankreich, sonst aus Belgien, bezogen."

Mag. Corinna Tinkler
Pressesprecherin und Leiterin Unternehmenskommunikation
REWE International AG.
1.10.2010

Wir meinen: Alles, woraus ein Weizenbrot besteht, gibt es in Österreich. Und sicher auch einen geschickten Bäcker, der ein knuspriges Baguette nach französischem Rezept hinbringt. Bitte mal da investieren, statt in die Logistik von Lebensmitteltransporten quer durch Europa.

Leserreaktionen

Baguette aus Frankreich

Meine Gattin hat bei einem Spar-Markt in Wels ein Baguette aus Frankreich gekauft. Die Herkunft war so klein und fast unleserlich gedruckt, dass wir die Herkunft erst zu Hause festgestellt haben.

Spar rühmt sich in der Werbung dauernd für Produkte aus der Region, um CO2 durch lange Transportwege einzusparen, und verkauft gleichzeitig Weißbrot, das in Frankreich erzeugt und durch halb Europa gefahren wird. Wir haben in Oberösterreich hervorragendes Getreide und leistungsfähige Bäckereien. Wozu also diese unsinnigen Transporte.

Manfred Ganja
Wels
(aus KONSUMENT 4/2011)

Qualitätsgefälle

Bedaure, ich muss Ihnen widersprechen: Französisches Weißbrot in Österreich herzustellen ist – jedenfalls mit herkömmlichen Mitteln – nicht möglich! Woran das liegt, weiß ich auch nicht. Anders in Frankreich; die boulangers artisanal sind dort gesetzlich geschützt und zunftartig organisiert und verlangen rund das Doppelte von Industriebäckereien für ihre Produkte. Ihr Marktanteil beträgt 70 %.

Dennoch kostet ein baguette dort meist nur 80 Cent (im Supermarkt hingegen 35 bis 45 Cent, und selbst das schmeckt noch um Zehnerpotenzen besser als jedes österreichische Weißbrot). Wer so wie ich seit Jahrzehnten mehrmals jährlich nach Frankreich fährt, kann am Weißbrot-Qualitätsgefälle nur verzweifeln.

Dr. Benedikt Wallner
Wien
(aus KONSUMENT 4/2011)

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