Zum Inhalt

Kalk im Haushalt - Kein Schreckgespenst

Kalk im Wasser ist an sich nichts Schlechtes, doch dort, wo er zum Problem werden kann, sollten Sie vorbeugen.

Er ist das Schreckgespenst der Hausfrauen in der Fernsehwerbung: Kalk, der sich in zerstörerischer Weise zentimeterdick auf den Heizstäben von Waschmaschinen festsetzt, woraufhin ein ernst dreinblickender Servicetechniker das viel zu frühe Dahinscheiden des Heizelements feststellt und ein Wasserenthärtungsmittel vor die Kamera hält. Ins gleiche Horn stoßen die Anbieter von Enthärtungsanlagen bei der Kundenwerbung.

Kalk ist lebensichtiger Wasserbestandteil

Doch Kalk ist abseits dieser übertriebenen Darstellungen etwas völlig anderes, nämlich ein lebenswichtiger Wasserbestandteil, zusammengesetzt aus den Mineralstoffen Kalzium und Magnesium, die in regional unterschiedlichen Konzentrationen im Wasser enthalten sind. Sie sind für die Wasserhärte mitverantwortlich und werden nach dem Verdunsten der Wassertropfen als Kalkränder sichtbar.

Leben mit dem Kalk

Dass sie die Düsen von Brauseköpfen und Dampfbügeleisen verstopfen und sich in Boilern und Kochtöpfen anlegen, ist schon wahr. Bei einer Wasserhärte von weniger als 18 °dH (Grad deutsche Härte) sind allerdings einfache Gegenmaßnahmen ausreichend. Von der Notwendigkeit der Enthärtung kann gar keine Rede sein. Sie wird erst ab 21 °dH – also bei sehr hartem Wasser – zum Thema. Auskünfte über die durchschnittliche Wasserhärte in Ihrem Wohngebiet können Sie bei Ihrem zuständigen Wasserversorger einholen.

Im Folgenden ein paar Tipps, die das Leben mit dem Kalk erleichtern:

  • Die einfachste Lösung: Wischen Sie Armaturen, Fliesen und Duschwand unmittelbar nach dem Duschen sorgfältig trocken. So können Kalkflecken erst gar nicht entstehen. Vorteilhaft sind rahmenlose Duschwände oder solche, deren Rahmen plan mit dem Glas abschließt. In den Fugen zwischen Rahmen und Glas zeigen sich nämlich mit der Zeit unschöne bräunliche Ablagerungen. Aus dem gleichen Grund sollten Sie die Fliesen im Nassbereich und auf dem Boden möglichst nicht hell verfugen.
  • Vorhandene Kalkflecken können Sie mit einer Wasser-Essig-Lösung oder mit einem sauren Reiniger (Essigreiniger) entfernen.
  • Mit verdünntem Essig oder Entkalkungsmittel lassen sich auch Wasserkocher entkalken, ebenso Brauseköpfe und Perlatoren (= Siebeinsätze an den Wasserhähnen). Verwenden Sie keinen herkömmlichen Speiseessig, sondern Essigsäure oder Essigessenz (maximal 50 Milliliter auf einen halben Liter Wasser). Hartnäckige Verkalkungen lösen sich durch vorsichtiges Erwärmen.
  • Für Kaffee- und Espressomaschinen sowie für Dampfbügeleisen ist Essig hingegen tabu, weil er sich bei hohen Temperaturen aggressiv verhält und Metall- und Kunststoffteile angreifen kann. Halten Sie sich hier unbedingt an die Herstellerangaben. Manche Geräte sind mit Kalksammelkassetten oder ähnlichen Systemen ausgestattet, die zwar keinen hundertprozentigen Schutz vor Verkalkung bieten, aber die Lebensdauer verlängern. Eine Alternative fürs Bügeleisen ist die Verwendung von destilliertem Wasser. Achtung: Mischen Sie dieses besonders weiche (und dadurch aggressive) Wasser immer mit etwas Leitungswasser, damit es zu keinen Korrosionsschäden kommt!

  • Auch in der Waschmaschine hat Essig nichts verloren, denn die Dichtungen sind nicht säurebeständig!
  • In Geschirrspülmaschinen ist eine Enthärtungsanlage eingebaut. Sie muss allerdings regelmäßig (laut Herstellerangaben) mit Regeneriersalz befüllt werden. Die Enthärtungsanlage stimmt den Salzverbrauch auf die Wasserhärte ab. Verwenden Sie hingegen Reinigungs-Tabs mit inkludiertem Enthärter („3-in-1-Tabs“), ist keine individuelle Dosierung möglich. Außerdem werden diese Produkte von den Herstellern selbst ab einer Wasserhärte von zirka 21 °dH nicht mehr empfohlen.
  • Waschmittel enthalten unter anderem Enthärter, die den Kalk binden und die Ablagerung auf dem Heizstab verhindern. Abgestimmt auf die Wasserhärte sollten Sie – bei normaler Waschmittelmenge – ab 16 °dH gesondert einen Enthärter zugeben. Das ist billiger und umweltfreundlicher als die Höherdosierung des Waschmittels.
  • Auch das Waschen bei 40 °C schont Umwelt und Heizstab, denn bei niedrigeren Temperaturen lagert sich weniger Kalk ab.
  • Aus dem gleichen Grund sollten Sie Boiler, Durchlauferhitzer etc. auf eine Temperatur von etwa 60 °C einstellen. Zur Vermeidung von Verkeimungen sollten Sie die Geräte allerdings alle sechs Monate auf 80 °C aufheizen und das Leitungssystem einige Minuten lang spülen.
  • Achten Sie darauf, dass der Durchmesser der Rohre bei Neuinstallationen auf die Entnahmemenge abgestimmt wird. Bei Überdimensionierung fließt das Wasser nämlich zu langsam durch die Leitungen, und dadurch kann es beispielsweise an Kniestücken zu Ablagerungen kommen. Davon besonders betroffen sind Wochenendhäuser. Achtung: Nicht alle Installationsmaterialien sind für jedes Wasser geeignet! Erkundigen Sie sich beim Wasserversorger; besonders, wenn der Installateur nicht aus der Gegend stammt (bei Fertigteilhäusern oft der Fall).

Vorsicht bei der Enthärtung

Die Installation einer Enthärtungsanlage (Kostenpunkt: 1000 bis 2500 Euro) wird erst ab etwa 21 °dH empfohlen – und nur für die Warmwasserleitungen. Zumindest jene Kaltwasserleitung, an der man das Wasser zum Trinken und Kochen entnimmt, sollte weiterhin mit nicht enthärtetem Wasser versorgt werden. Einer der Gründe dafür wurde schon genannt: Kalzium und Magnesium sind lebensnotwendig. Darüber hinaus schmeckt enthärtetes Wasser fade.

Kationenaustauscher

Die Rede ist hier ausschließlich von der Enthärtung mittels Kationenaustauscher (Ionen sind elektrisch geladene Atome). Die Wirkung der so genannten physikalischen Wasserbehandlungsgeräte, die teils in Baumärkten verschleudert werden, zum Teil aber ebenfalls bis zu 2500 Euro kosten, ist hingegen gering bis nicht vorhanden (siehe dazu: Weitere Artikel -"Physikalische Wasserbehandlungsgeräte").

Sorgfälltig reinigen

Unerlässlich sind die fachkundige Installation und die spätere regelmäßige Wartung und penible Reinigung der Enthärtungsanlage, denn sonst wird sie leicht zu einer Brutstätte für Bakterien.

Speziell im Sanitärbereich (Waschtische, WC) lohnt sich die Investition in neuartige Produkte, die das Leben mit dem Kalk vereinfachen.

So gibt es Keramik mit spezieller Beschichtung, die Wassertropfen abperlen lässt. Der Kalk kann sich fast nicht ablagern und lässt sich wesentlich leichter entfernen. Der Aufpreis ist mit rund 36 Euro relativ gering (und manche Hersteller gewähren bis zu zehn Jahre Garantie). Für den Nassbereich gibt es außerdem Fliesen mit diesem Effekt, das Problem mit den Ablagerungen in den Fugen bleibt allerdings bestehen. Hier kann man nur schmal verfugen und helle Fugenfarben meiden.

Andere Anbieter wiederum haben Duschwände mit beschichtetem Glas im Sortiment, das ähnliche Eigenschaften aufweist. Preisgünstiger ist es, wenn Sie die Beschichtung nach dem Kauf der Duschwand von einer darauf spezialisierten Firma durchführen lassen (für zirka 35 Euro pro Quadratmeter). Anders als die Keramikoberfläche ist die Kunststoffbeschichtung allerdings nicht dauerhaft. Sie hält bei sorgfältiger Behandlung (keine Scheuermittel verwenden!) etwa drei Jahre. Dann muss sie von der Firma erneuert werden, oder Sie können sie mit einem Auffrischungsmittel eigenhändig wieder aktivieren. Die Erstbeschichtung von Duschwänden, die bereits in Gebrauch waren, ist zwar möglich, aber sehr teuer, weil sie zuvor sorgfältig gereinigt werden müssen. Billiger ist es in allen Fällen, nach dem Duschen regelmäßig zu wischen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Wem gehört unser Trinkwasser?

Wem gehört unser Trinkwasser?

Von österreichischem Trinkwasser profitiert nicht nur die Bevölkerung. Unternehmen zapfen dieses Wasser gratis und verkaufen es.

Kostenbewusst kaufen: Preis-Leistungs-Empfehlungen 2023

Kostenbewusst kaufen: Preis-Leistungs-Empfehlungen 2023

Preis-Leistungssieger. Testsieger sind eine gute Wahl, doch kostenmäßig kann sich auch der Blick in die zweite Reihe lohnen. Wir haben Produkte aus unseren Tests 2023 ausgewählt und uns dabei auf Elektronik und kleine Haushaltsgeräte konzentriert.

Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource

Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource

Der Süßwasserbedarf wächst weltweit, damit fallen auch immer größere Abwassermengen an – und diese werden zu mehr als 80 Prozent unbehandelt abgeleitet. Doch das Bewusstsein für Abwasser als wertvolle Ressource steigt – auch in Österreich.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang