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Nachhaltige Finanzprodukte, saubere Industrie mit freiwilligen Händen, die den grünen Weltbaum halten
Bild: Chinnapong / Shutterstock.com

Nachhaltige Finanzprodukte - Umweltzeichen für grünes Geld

Nachhaltig investieren ist längst kein Nischenthema mehr. Ob Fonds, Anleihen, Sparbücher oder Girokonten – für jede Art von Anleger ist etwas dabei.

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Raphael Fink prüft beim im VKI angesiedelten Österreichischen Umweltzeichen Finanzprodukte auf deren Nachhaltigkeit – und zertifiziert im Auftrag des Klimaschutzministeriums zum Beispiel Fonds und Girokonten, sofern sie den strengen Richtlinien des Gütesiegels entsprechen.

Raphael Fink, Umweltzeichen-TeamWie hat sich der Markt der nachhaltigen Finanzprodukte zuletzt entwickelt?
Grün ist längst keine Nische mehr, sondern im Mainstream angekommen. Das wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Einerseits, weil allgemein ein Trend zu grünen Produkten wahrnehmbar ist – egal ob es sich um Finanzprodukte, Reinigungsmittel oder Stromtarife handelt. Andererseits, weil die Politik, allen voran die EU, erkannt hat, dass die Finanzindustrie einen positiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann: Wenn Investorengeld in Richtung Nachhaltigkeit fließt, kann ein Wandel der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit angestoßen werden.

Was versprechen Sie sich in diesem Zusammenhang vom Green Deal der EU, dessen Ziel es ist, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen?
Der Green Deal wird dem Ganzen nochmals einen Push geben. Grüne Finanzierungen und nachhaltige Investitionen spielen dort eine zentrale Rolle. Exemplarisch möchte ich Green Bonds und grüne Girokonten erwähnen. Bei diesen hat das veranlagte Geld tatsächlich einen direkten, positiven Effekt auf die reale Welt – etwa, indem meiner Spareinlage ein Kredit für eine Photovoltaikanlage gegenübersteht. Grüne Kredite sind überhaupt zentral, denn schließlich ist das Kerngeschäft einer Bank genau das: Geld zu verleihen. Kredite in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken ist daher ein zentrales Ziel des Green Deals.

Es gibt gegenüber umweltfreundlichen Finanzprodukten bisweilen Vorbehalte; insbesondere, was die Renditen anbelangt ...
Da kann ich beruhigen. Analysen zeigen, dass nachhaltige Veranlagungen keine schlechtere Performance an den Tag legen als konventionelle Investments. Vielfach ist sogar das Gegenteil der Fall. Auch die Corona-Krise hat das bestätigt.

EU-Verordnung, (Umweltzeichen-)Zertifizierung

Worauf sollen Konsumenten beim Kauf von nachhaltigen Finanzprodukten achten?
Ich kann nur raten, in einem ersten Schritt auf das Österreichische Umweltzeichen zu schauen. Derzeit finden sich dort mehr als 50 Unternehmen und in Summe fast 180 zertifizierte Produkte. Danach würde ich auf Basis dieser Vorauswahl schauen, welche zusätzlichen Informationen ich einholen kann – sei es aus Rendite-Sicht, in Bezug auf Risikoklassen oder auch aus verfeinerter Nachhaltigkeitsperspektive. Dazu gibt es verschiedene Tools. Mit der Vergleichsplattform Cleanvest etwa kann man sein persönliches Anspruchsniveau gut verfeinern. Auch die Stiftung Warentest nimmt nachhaltige Finanzprodukte unter die Lupe. Ein Blick auf die Internetseiten der Anbieter lohnt ebenfalls – Transparenz ist immer ein gutes Zeichen, Portfoliobestände sollten möglichst aktuell verfügbar sein.

So mancher spricht von einem Meilenstein: Seit März muss laut EU-Verordnung bei sämtlichen Finanzprodukten offengelegt werden, wie nachhaltig sie sind. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?
Die neue Verordnung ist prinzipiell sehr zu begrüßen, denn Transparenz ist der erste Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. So können sich Konsumenten noch besser darüber informieren, ob ein Finanzprodukt ihren Erwartungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit entspricht. Künftig müssen Kunden bei ihrer Veranlagung nicht nur nach ihrem Risikoprofil, sondern auch nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt werden – auch das wird einen zusätzlichen Stoß in Richtung Nachhaltigkeit bedeuten.

Logo Umweltzeichen (Bild:Lebensministerium)Was sind die Stärken des Umweltzeichens für nachhaltige Finanzprodukte?
Die größte Stärke ist die Glaubwürdigkeit. Da es sich um ein staatliches Gütesiegel handelt, das auf Basis unabhängig erbrachter Gutachten vergeben wird, können Konsumenten darauf vertrauen, dass Produkte, die das Label tragen, aus Nachhaltigkeitsperspektive glaubwürdig sind. Ausschlusskriterien stellen etwa sicher, dass Unternehmen mit nicht nachhaltigem Kerngeschäft – z.B. im Bereich fossiler Energien oder Rüstung – nicht in einem Umweltzeichen-Fonds drin sind. Positivkriterien gewähren ein Mindestanspruchsniveau bei der Titelauswahl oder geben vor, in welchen Bereichen grüne Projekte finanziert werden können. Transparenzkriterien gewährleisten, dass Anleger sich ein aktuelles, umfassendes Bild über die zertifizierten Produkte machen können.

Seit wann werden Finanzprodukte vom Umweltzeichen zertifiziert?
Seit 2004, was es zum ältesten Finanzgütesiegel Europas macht. Am Anfang haben vor allem institutionelle Investoren, z.B. Vorsorgekassen, diese zertifizierten Produkte nachgefragt – heute sind nachhaltige Fonds auch für Privatanleger ein großes Thema. Mittlerweile umfasst die Richtlinie, was mich besonders freut, auch nachhaltige Girokonten und Sparbücher sowie grüne Anleihen, durch die grüne Projekte finanziert werden. Somit ist für jede Art von Anleger etwas dabei.

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