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Zahnbehandlung in Ungarn - Pannonisches Roulette

Die meisten Patienten sind sehr zufrieden; die medizinische Qualität vieler ungarischer Zahnbehandlungen ist aber verbesserungsfähig.

Großes Lob ...

Angeblich pilgern alljährlich 160.000 Österreicher als Zahntouristen nach Osten. Entsprechend häufig treffen Anfragen ein, ob wir die Zahnbehandlung in Ungarn empfehlen. Vorweg: Ein Test war uns nicht möglich. Wir sammelten daher Berichte und  Beobachtungen von Patienten, Zahnärzten, Zahntechnikern und Dentalfirmen. Sie zeichnen ein widersprüchliches Bild. Die überwiegende Mehrheit der Leser, die uns über die Zahnbehandlung berichtet hat, war mit der Behandlung in Ungarn sehr zufrieden und berichtete Positives. Die Patienten schätzten Freundlichkeit und Sprachkenntnisse; sie genossen es sichtlich, dass man sich für sie Zeit nahm, dass sie im Mittelpunkt standen, dass die Behandlung zügig voran schritt und der Preis günstig war.

... und schwere Mängel

Neben diesem dicken Lob gibt es eine Gruppe von Patienten, die von schweren Mängeln und echten Martyrien berichteten. Was tun, wenn die Behandlung in Ungarn daneben geht und der Patient sich unter Schmerzen windet? „Österreichische Zahnärzte“, so erklärte Dr. Günther Knogler, Pressesprecher der österreichischen Zahnärzte, „sind angehalten, die Schmerzen zu beseitigen – egal, ob der Patient vorher in Ungarn oder in Österreich in Behandlung war.“ Aber nicht alle halten sich daran, schränken die Hilfeleistung ein („nur wenn Lebensgefahr droht“) und schicken diese Schmerzpatienten zum Behandler nach Ungarn zurück. 

Brotneid und medizinische Bedenken

Es gibt moderne Institute, die nach westlichen Standards arbeiten und es gibt Praxen, die vorwiegend Kronen am Fließband legen – Hauptsache schnell, Hauptsache billig, sonst würden die Patienten wegbleiben. Die Bandbreite ist also sehr groß. An wen Sie geraten, ist Glückssache. Faktum aber ist: Mit dem EU-Beitritt müssen aber auch ungarische Ordinationen die EU-Standards übernehmen. Und in sechs Jahren können sich ungarische Zahnärzte offiziell in Österreich niederlassen.

Zu schnelle Behandlung

Befragt man österreichische Zahnärzte zur Qualität der ungarischen Kollegen, dann erhält man positive und negative Beurteilungen. Nicht wirklich überraschend, dass die negativen überwiegen. Da könnte wohl auch Ärger über die verlorenen Patienten und Einnahmen im Spiel sein. Es gibt aber auch ernstzunehmende medizinische Kritik. DDr. Elmar Favero, Chefzahnarzt der Tiroler Gebietskrankenkassen, nannte uns die häufigsten Schwachstellen bei ungarischen Versorgungen: „Die Zeit, die sie sich für eine Behandlung nehmen, ist meist viel zu kurz. In drei bis vier Tagen ist eine komplette Therapie meist unmöglich.“

Weitere Kritikpunkte: „Kronenränder sind nicht optimal – etwa 90 Prozent entsprechen nicht dem medizinischen Standard. 80 bis 90 Prozent der begutachteten Patienten haben ein Zahnfleischproblem, darauf wurde keine Rücksicht genommen. Auch die Mundhygiene – ‚wie reinige ich meine neue Brücke’ – ist in Ungarn kaum ein Thema.“  An der Grazer Universitätszahnklinik entstand 1995 eine Arbeit (G. Arnetzl) , die ungarischen Zahnersatz unter die Lupe nahm und ein ernüchterndes Fazit zog: „Durch nicht fachgerechte prothetisch-restaurative Sanierungen im östlichen Ausland entsteht in über 84 Prozent ein Nachbehandlungsbedarf. Die Qualität der prothetisch-restaurativen Sanierung von Billiganbietern entspricht nicht dem zeitgemäßen zahnmedizinischen Standard.“

Eine Aussage, der viele positive Patientenberichte gegenüber stehen.

Was stimmt, was nicht?

Was immer Sie über die Zahnbehandlung in Ungarn hören – gehen Sie davon aus, dass jede Aussage stimmt, ein bisschen zumindest. Hier einige Argumente, mit denen österreichische Patienten in Ungarn immer wieder konfrontiert sind:

Sehr gute Ärzte: „Die Ausbildung der ungarischen Zahnärzte ist sehr gut“: Die Universitätszahnklinik in Budapest hat einen guten Ruf. Es gibt aber auch andere Ausbildungsstätten in Ungarn ... Nur: Was sagt das über die konkrete Leistung von Dr. X in Györ?

Gute Zahntechniker: „Die Ausbildung der Zahntechniker im Osten ist gut“: Stimmt weitgehend. „Die haben“, erklärte ein österreichischer Zahntechniker wörtlich, „eine gewaltige Ausbildung; die Ausbildung in der Slowakei ist sehr gut.“ Nachsatz: „Aber zu viel Theorie verglichen mit unserer.“ Und in Ungarn? In Ungarn wurde 1990 die Meisterprüfung abgeschafft, die Bezahlung ist mit etwa zwei Euro pro Stunde elend, was sich immer wieder auf die Qualität schlägt (siehe Kasten).

Westliche Materialien: „Wir verwenden westliche Materialien“: Stimmt. Aber welche, wie viel, wofür und für wen? Eine Mitarbeiterin eines internationalen Dental-Herstellers bestätigte uns: „Die Osteuropäer verwenden westliche Materialien. Umgang und Verarbeitung entsprechen dem Stand in Österreich.“ Und weiter: „Wir verkaufen unsere Produkte zu den selben Preisen wie nach Österreich oder Deutschland.“ Den Marktanteil des  Unternehmens erfuhren wir nicht. Wie viel hochwertige und wie viel minderwertige Materialien verwendet werden, konnte uns niemand sagen. Gut möglich, dass in einer einzigen Behandlung gleichzeitig hochwertige und sehr einfache Materialien zum Einsatz kommen. Zudem bieten auch westliche Hersteller sehr unterschiedliche Qualitäten an. Welche Materialien tatsächlich in Ihrem Mund eingesetzt werden, erfahren Sie üblicherweise nicht.

In Österreich können Sie die sogenannte Konformitätserklärung von Ihrem Zahnarzt erbitten. Das ist eine Erklärung des Zahntechnikers, auf der u.a. Hersteller und Material genannt sind. Die Zahnärzte sind aber nicht verpflichtet, ihnen die Konformitätserklärung auszuhändigen.

Tochterunternehmen: „Wir sind ein Tochterunternehmen eines deutschen, Schweizer, Luxemburger ... Unternehmens.“ Das sagt etwas über Investitionen und Hoffnungsmärkte aber nichts über die Qualität der Arbeit. Jedes Unternehmen muss Gewinne erwirtschaften, deutsche, österreichische und ungarische.

Mit Schweizer Klinik: „Wir arbeiten mit einer Schweizer Klinik zusammen.“ Welche Klinik damit auch gemeint sein mag, die Schweizer Universitätszahnkliniken haben keine Kooperationen mit ungarischen Ordinationen.

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Dieser Beitrag wurde finanziert mit Unterstützung der Europäischen Kommission (Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucherschutz):

 

 

Zahnbehandlung in Ungarn: Pro und Kontra

Was für Ungarn spricht:

  • Guter Preis : Die Lohnkosten sind sehr niedrig, die Preise transparenter als in Österreich.
  • Gutes Service : Zahnärzte in Ungarn sind meist sehr freundlich, kundenorientiert und nehmen sich im Vorgespräch eher Zeit.
  • Gute Optik : Viele Versorgungen sehen gut aus.

Was gegen Ungarn spricht:

  • Zu viel Kronen : Nicht alle aber viele Behandler sind zu stark und zu sehr an Kronen orientiert. Das zerstört unwiderbringlich die Zahnsubstanz. Füllungen und Inlays würden die Zahnsubstanz schonen, kommen aber kaum zum Zug.
  • Zu ungenau : Viele Kronenränder sind ungenau gearbeitet, stehen über und verursachen Entzündungen. Kauflächen passen nicht perfekt ineinander.
  • Zu schnell : Speed kills – auch in der Zahnbehandlung. Diagnose, Behandlungsplan, Aufklärung über Risiken und Alternativen, die eigentliche Behandlung, dann die Heilung und Nachbetreuung brauchen Zeit. Zu schnelles Beschleifen lässt die Zähne leichter absterben – wenn Sie Pech haben unter der neuen Krone oder Brücke.
  • Zu wenig Parodontologie : Erst muss man den feuchten Keller sanieren, dann kommt das neue Dach. Behandlungen von entzündetem Zahnfleisch und Zahnhalteapparat sind die Ausnahme.
  • Falsche Versprechen : Geworben wird mit dem Herrn Professor, die eigentliche Arbeit macht ein anderer Arzt.
  • Kaum Nachbehandlung in Österreich : Viele österreichische Zahnärzte helfen nicht mehr und schicken verpfuschte Patienten zum Behandler nach Ungarn zurück.
  • Wenig Chancen : Im Streitfall können Sie im Ausland ihre Rechte nur sehr schlecht durchsetzen.
  • Mehr Aufwand : Reisekosten und Nebenspesen verringern den finanziellen Vorteil. Die längere An- und Abreise ist nicht jedermanns Sache – vor allem, wenn es Probleme gibt.

Daran erkennen Sie eine gute Praxis

Freundlichkeit, Kaffee und billige Preise sind gut aber zu wenig. Folgendes gehört (auch in Österreich) zu einer guten Praxis:

  • Erst Mundhygiene: Die Ordination bietet professionelle Mundhygiene. Die Prophylaxeassistentin entfernt Zahnstein, poliert und fluoridiert die Zähne, reinigt Zahnzwischenräume, informiert über richtige Zahnpflege. Arzt oder Ärztin kontrollieren.
  • Minimaler Eingriff: Wenn die Ordination Ihnen vor allem viele schöne Kronen anbietet, ist etwas faul. Die gute Zahnmedizin hält eine sehr breite Palette an Reparaturmöglichkeiten bereit. Es gibt Füllungen, Inlays in Gold, Kunststoff und Keramik, es gibt Brücken mit Geschieben und Druckknöpfen ... Je kleiner der Eingriff (minimal invasiv), desto besser.
  • Gesundes Zahnfleisch: Vor jeder Sanierung müssen parodontale Probleme gelöst sein. Der Zahnarzt nimmt Zahnfleischbluten und zurückweichendes Zahnfleisch ernst, misst die Tiefe von Zahnfleischtaschen und behandelt Entzündungen.
  • Viel Gold : Fragen Sie bei Kronen und Inlays gezielt nach dem Goldanteil. Gut sind Edelmetall-Legierungen mit 75 Prozent Gold und mehr, gut sind Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierungen, gut sind Titan, Tantal, Niob, Zirkon und deren Legierungen. Hände weg von Legierungen mit geringerem Goldanteil, Palladium und Nickel (Ni).

Positive Stimmen

„Mein Frau ließ sich vor 18 Jahren in Sopron eine Brücke mit 7 Zähnen machen und bis heute hatte sie keine Probleme. Ich habe mir 1994 vier Jacketkronen anfertigen lassen und bin bis jetzt sehr zufrieden.“

„Noch vor zehn Jahren war ich in Wien Kunde bei Dr. K., seit 5 Jahren bin ich in Györ. Eine Oberkiefer-Vollprothese ist mir bei Dr. K. acht Mal gebrochen. Dann hatte ich genug und bin nach Györ. Modernst eingerichtet, mit einem Schweizer Unternehmen liiert. Inzwischen habe ich mehrere Kronen und sieben Implantate. Ich war äußerst zufrieden, die Behandlung wurde nicht, wie in Österreich üblich, unnötigerweise über viele Termine verteilt sondern bei einem Termin möglichst viel gemacht.“

„Bei meiner letzten Zahnärztin bemerkte ich, dass diese mir 2003 sechsmal (!) Behandlungen verrechnet hatte, die nachweislich nicht durchgeführt worden waren. Ich informierte meine Krankenversicherung. Da die Zahnärztin aufgrund dieser Sachlage in Beweisnotstand kam, musste sie die nicht erbrachten Leistungen rückverrechnen. [...] Ich habe jetzt beschlossen, Behandlungen nur mehr in Ungarn durchführen zu lassen.“

„Ein nicht entdeckter abgebrochener Zahn, gescheiterter Knochenaufbau, Rohheit, keine wirkliche Betreuung, Implantate gescheitert, [ ... ] Streitereien ums Geld. Dann nach Sopron. Netter Auftritt, perfekte Organisation, guter erster Gesamteindruck. Der Arzt ist einfühlsam, nett, sehr kompetent und versucht gemeinsam mit dem Patienten Lösungen zu finden. Die Behandlung ist für ungarische Verhältnisse teuer, für österreichische sehr billig. Ich bin heute noch zufriedener Kunde.“

„Vor ca. 2 Jahren ist eine Krone sehr unschön geworden, weil mein Zahnfleisch sehr weit zurückgegangen ist. [...] Dr. R. in Sopron spricht ein sehr gutes Deutsch; seine Assistentin kann es noch besser. Gleich beim ersten Termin hat er den Zahn gerissen, die beiden Nebenzähne abgeschliffen und mir ein so schönes Provisorium eingesetzt, dass niemand in meinem Bekanntenkreis etwas gemerkt hat. Nach etwa sieben Wochen – Dr. R. hat gemeint, man sollte die Wunde anständig abheilen lassen – wurden die Kronen zu meiner größten Zufriedenheit eingesetzt! Bezahlen musste ich erst nach Beendigung der Arbeit!

Seither habe ich schon über 6 Kronen neu und einige Freunde waren bei Dr. R ebenfalls sehr zufrieden. Einmal ist bei einem Provisorium ein Zahn ausgefallen. Herr Dr. R hat sich hundertmal dafür entschuldigt. Die Kronen waren dann einwandfrei.“

 

Negative Stimmen:

„Ich war Anfang Juni zum ersten Mal bei einem Zahnarzt in Ungarn und habe mir dort drei Kronen anfertigen lassen. Eine bzw. zwei dieser Kronen haben mir fünf Wochen lang starke, ich möchte sagen, fast unerträgliche Zahn- und Ohrenschmerzen bereitet. [ ... ] Ich habe nach dem Einsetzen der Kronen am nächsten Tag tel. reklamiert, weil die Zahnschmerzen, die ich eine Woche lang schon hatte, nicht aufhörten. Ich bin am gleichen Tag nach Ungarn gefahren, weil der Zahnarzt mir mitteilte, dass er ca. 3 Wochen auf Fortbildung und Urlaub ist.

Inzwischen musste ich mich in Österreich behandeln lassen. Man hat mich Gott sei Dank im Zahnambulatorium behandelt, obwohl ich aus Ungarn kam. Ich möchte nun versuchen, einen Teil der Kosten vom ungarischen Zahnarzt rückerstattet zu bekommen und habe die Absicht, ihm persönlich zu schreiben.“

„Diagnose von einem in Wien 13 ansässigen Zahnarzt: Implantieren von 6 Zähnen; Kostenvoranschlag 19.600 Euro. [...] Nun zu Ungarn: Die Ärztin war eigentlich sehr unsicher, es gab keine klare Aussage zum beabsichtigten Behandlungsverlauf, keinen Kostenvoranschlag und letztlich meinte sie, sie würde es ohnehin nicht machen sondern dritte beauftragen. Die Diagnose wurde ohne Panoramaröntgen gemacht, die Untersuchung für meine Begriffe sehr oberflächlich durchgeführt. Mein Eindruck war, sie traute sich die ganze Sache nicht zu. Die Praxis war gut ausgestattet, die Personen sehr höflich und entgegenkommend.“

„Mein Arbeitskollege wurde dort gut behandelt, aber ich bin auf die Nase gefallen. Offensichtlich hat die Ärztin beim Abschleifen nicht aufgepasst und dann zwei Brücken gleich fix einzementiert. Dann Wurzelentzündungen an mehreren Zähnen, 2 Monate nur Schmerztabletten. Schon während der Behandlung gab es Defekte an den Geräten. Mein Eindruck: Sie hat Probleme gesehen und wollte eine Wurzelbehandlung machen, aber der Chef drängt aufs Fertigmachen. – Ein österreichischer Zahnarzt hätte für die Brücken viel Geld verlangt; eine Ärztin hat mich gleich rausgeschmissen. Bei der Kammer haben sie mir gesagt, dass mich ein Zahnarzt nur behandeln muss, wenn Lebensgefahr besteht. Der habe das Recht mich abzulehnen.“

„Ich bin 35 und hab mir in Ungarn viele Kronen machen lassen. Meine Schwester war sehr zufrieden, aber bei mir stimmt der Biss nicht, das ist verhaut. Wahrscheinlich muss ich mir die Zähne bei uns noch einmal machen lassen. Wenn ich mir vorstelle, was ich mit dem Geld für Reisen hätte machen können.“

Zahnkliniken über Ungarn: „Ungenügend und schlecht“

Die Universität Bern veröffentlichte 1999 eine wissenschaftliche Untersuchung (N. Lang), die die Qualität der zahnärztlichen Versorgung in der Schweiz mit jenen des Auslandes und hier vor allem in Ungarn verglich. Das Ergebnis stark verkürzt: Die Schweizer Zahnärzte arbeiten gut, die ungarischen schlecht. „63% der in Ungarn angefertigten Arbeiten mussten als ungenügend bis schlecht bezeichnet werden.“ Hier einige Aussagen im Wortlaut:

„Die Resultate ergaben, dass festsitzender Zahnersatz, der im Ausland, speziell in Ungarn, eingegliedert worden war, eindeutig einem wesentlich niedrigeren Behandlungsstandard entsprach als eine in der Schweiz gefertigte, vergleichbare Rekonstruktion, obwohl subjektiv die Patienten in der Schweiz nur zu 74%, in Ungarn dagegen zu 85% mit ihren eingegliederten Arbeiten zufrieden waren. [...] Die Zahnarztkosten in Ungarn und im übrigen Ausland waren pro versorgter Einheit bedeutend geringer als diejenigen in der Schweiz. Dafür wurden im Ausland deutlich mehr Zähne überkront, was die durchschnittlichen Kosten pro Patient entsprechend anhob. [...] Nach Einzelaussagen von nachbehandelnden Zahnärzten, die in der Schweiz Neuanfertigungen eingliedern mussten, scheinen im Ausland die Kronen schneller präpariert zu werden. Die alten Füllungen wurden häufiger nicht entfernt und die Zähne zu wenig beschliffen, was zu Überkonturierungen und abstehenden Kronenrändern führen musste. Es ist offensichtlich, dass ein zu schnelles Arbeiten auch Qualitätseinbußen mit sich bringt.“

Quelle: Andreas Joss, Morten M. Christensen, Simone Jakob, Gabriela Oberholzer und Nikolaus P.Lang - Qualität von zahnärztlich-prothetischen Versorgungen im Vergleich (Schweiz/Ausland, speziell Ungarn). In: Acta Med Dent Helv., Vol 4: 77, 1999

 

1995 entstand an der Grazer Universitätszahnklinik eine weitere Arbeit, die ungarischen Zahnersatz unter die Lupe nahm (G. Arnetzl). Die Ergebnisse:

„Durch nicht fachgerechte prothetisch-restaurative Sanierungen im östlichen Ausland ensteht in über 84 Prozent ein Nachbehandlungsbedarf.

Die Qualität der prothetisch-restaurativen Sanierung von Billiganbietern entspricht nicht dem zeitgemäßen zahnmedizinischen Standard.

Die restaurativen Versorgungen entsprechen nicht den EU-Richtlinien (ISO-9000 und Medizinproduktegesetz.

Die Zahn-, Mund- und Allgemeingesundheit der Patienten ist durch die Nichtbeachtung von Standards [...] in hohem Maß gefährdet.“

Gerwin Arnetzl: Prothetische Versorgung aus dem benachbarten Ausland ohne entsprechende Vorbehandlung und deren Folgen. Vortrag am Österreichischen Zahnärztekongress, Wien 1995; Universitätszahnklinik für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde Graz (1995)

Ungarische Zahntechniker – keine Meister mehr mehr

2002 erschien in einer ungarischen Zeitung ein Artikel mit dem Titel „Der Kranke ist immer der Geschädigte“. Wir zitieren aus der Übersetzung:

Billig und m angelhaft

„Die Mehrheit der uninformierten Patienten bekommt ästhetisch schönen, jedoch in seiner Funktion mangelhaften Zahnersatz und Kronen, da die auftraggebenden Zahnärzte die Billigkeit vor die Qualität stellen. [...]

Gesundheitsschädlich

Schmiergeldzahlungen an Zahnärzte mit dem Ziel, von Versicherungen bezahlte Arbeiten für das eigene Labor zu bekommen, kommen auch vor. In einem solchen Fall wird der Patient geschädigt, weil er seine Prothese aus minderwertigen Materialien, die sogar gesundheitsschädlich sein können, gefertigt bekommt.

Mini-Löhne

In unserer Heimat entsprechen lediglich 10 – 15% der zahntechnischen Arbeiten den qualitativen Ansprüchen. Nach Ansicht der Fachleute liegt einer der Gründe darin, dass der ungarische Zahntechniker um ein Achtel (1/8) der westlichen Preise, und um die Hälfte (1/2) der ost-, mitteleuropäischen Preise arbeitet. Die Lage wird dadurch erschwert, dass seit Anfang 1990 – als die verpflichtende Meisterprüfung abgeschafft wurde.“

Quelle: Szilagyi Bela – „Fogászati konfliktusok. A beteg a károsult“; erschienen in der Gesundheitsbeilage der ungarischen Tageszeitung „Magyar Hirlap“ (der Artikel basiert auf einem Interview mit Ferenc Szimler, dem für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständigen Präsidiumsmitglied der Innung der Zahntechniker. Der Artikel ist – so der Vorstand der Innung der ungarischen Zahntechniker, Schulze – immer noch aktuell. Übersetzt und abgedruckt in „Zahntechniker“ 4/2002, S 25

Woran zeigt sich die Qualität einer Krone? Was sind die Vorteile von Gold, was die Nachteile von Keramik? Lohnt es sich, für ein Implantat viel Geld auszugeben? Was gehört zu einer guten Parodontalbehandlung und bei welchen Fehlstellungen reicht die abnehmbare Zahnspange nicht?

In Ordinationen kommt die Beratung oft zu kurz. Unsere aktualisierte Neuauflage des Buches "Zähne" (www.konsument.at/zahnratgeber/) bietet fundierte und für Laien gut lesbare Informationen.

Aus dem Inhalt

  • Mutter, Baby, Kind
  • Zahn- und Kieferregulierungen
  • Zahnfleisch
  • Zahnersatz
  • Kassen und Kosten
  • Probleme mit dem Zahnarzt

207 Seiten, 19,60 Euro (+ Versandspesen)

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