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Sonnenschutzmittel für Kinder (Teil 1) - Mit Unsicherheitsfaktor

  • Nur zwei Sonnenschutzmittel sind rundum gut
  • Ein Produkt schützt weniger als angegeben

Kinder ausreichend geschützt in die Sonne

Auf der Wiese toben, die Rutsche hinuntersausen, Sandburgen bauen, baden ... den Sommer genießen. Sonne ist da meist mit im Spiel. Doch Kinderhaut ist empfindlich, empfindlicher als die von Erwachsenen. Die hauteigenen Schutzmechanismen wie Bräune und Verdickung der obersten Hautschicht (Lichtschwiele) bilden sich erst langsam ab dem zweiten Lebensjahr.

Mit der Pubertät ist diese Entwicklung dann abgeschlossen. Für die Kleinen ist es deswegen besser, wenn sie im Freien nicht nackt, sondern geschützt – mit Hose, T-Shirt, Kapperl, Sonnenbrille – spielen. Und zusätzlich reichlich mit Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) eingecremt sind.

LSF hält nicht was er verspricht

Doch wie verlässlich sind diese Cremen und Lotionen? Wir haben Sonnenschutzmittel für Kinder mit LSF 30 bis 50+ getestet. (Einige weitere Produkte, die zu Beginn dieses Tests noch nicht erhältlich waren, werden in den nächsten Heften vorgestellt.) Ein Faktor von 50+ empfiehlt sich vor allem zu Beginn des Urlaubs für besonders empfindliche, sehr hellhäutige Kinder.

Avon unterschreitet Lichtschutzfaktor

Kids mit weniger empfindlicher Haut finden mit Faktor 30 das Auslangen. Vorausgesetzt, dass der LSF tatsächlich so hoch ist, wie auf der Packung angegeben. Doch das ist nicht immer der Fall. Bei der Spray-Lotion für Kinder von Avon wird der angegebene LSF um mehr als 20 Prozent unterschritten! Dieses Produkt schützt also weit weniger als behauptet.

UVA-Schutz ist ungewiss

Der LSF bezieht sich übrigens ausschließlich auf den Schutz vor UVB-Strahlen (sie sind es, die den gefürchteten Sonnenbrand hervorrufen). Er gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie lange man sich mit dem Mittel eingecremt in der Sonne aufhalten kann, ohne rote Haut zu bekommen. Wer ungeschützt bereits nach zehn Minuten einen Sonnenbrand kassiert, kann theoretisch mit LSF 30 dreißig Mal länger (also fünf Stunden) in der Sonne bleiben.

Erhebliche Abweichungen

Doch Vorsicht: Der LSF ist lediglich ein Durchschnittswert. Je nach Hauttyp, Intensität der Sonneneinstrahlung und der Menge aufgetragener Sonnencreme sind erhebliche Abweichungen möglich. Nach höchstens zwei Dritteln der errechneten Zeit geht es daher besser ab in den Schatten.

Auch UVA-Strahlen schädigen

Nicht nur UVB-, sondern auch UVA-Strahlen schädigen die Haut. Sie beschleunigen ihre Alterung und können krankhafte Reaktionen auslösen. Bei Sonnenschutzmitteln wird zwar auch UVA-Schutz ausgelobt, doch wie hoch er tatsächlich ist und ob er ebenso lange anhält wie der UVB-Schutz, lässt sich derzeit weder verlässlich angeben noch seriös überprüfen.

Alle Produkte sind wasserfest

Immerhin: Wasserfest, wie versprochen, sind alle getesteten Sonnenschutzmittel. Aber durch ausgiebiges Plantschen, Schwitzen und Abrieb geht der Schutz teilweise wieder verloren. Nach dem Baden und Abtrocknen heißt es daher erneut reichlich eincremen, damit der Schutz erhalten bleibt. Verlängert wird er dadurch aber nicht! Und beim Auftragen und Verreiben müssen Sie Ihren Kindern wahrscheinlich helfen. Selber eincremen macht Knirpsen zwar Spaß, doch die meisten Mittel werden eher für Frust sorgen: Sie sind entweder so pastös, dass sie sich kaum aus der Tube drücken lassen, oder viel zu dünnflüssig. Gleichmäßiges Verteilen ist dann schwer.

Bedenkliche Filtersubstanz

Kinderhaut ist viel durchlässiger als die von Erwachsenen – auch was die diversen Inhaltstoffe von Cremen und Lotionen anbelangt. Umso besser also, wenn bei der Herstellung so weit wie möglich auf Bestandteile verzichtet wird, die die Haut irritieren könnten. Konservierungs-, Parfüm- und Farbstoffe sowie Emulgatoren zählen dazu. Die Produkte von Garnier Ambre Solaire und dm/babylove sind weitgehend frei davon. Doch Hautirritationen können auch durch chemische Filtersubstanzen verursacht werden. Manche stehen zudem unter Verdacht, hormonähnlich zu wirken, was bis heute nicht widerlegt werden konnte. Eine dieser kritischen Substanzen (4-Methylbenzylidene Camphor) findet sich in der Sonnenmilch für Kinder von Ilrido.

Hautfreundliche Produkte

Doch es gibt auch Mittel (im Test die Sonnencreme von Penaten Baby und von dm/babylove), die ausschließlich physikalische Schutzfilter (Deckpigmente aus Titandioxid oder Zinkoxid) enthalten. Sie reflektieren das Sonnenlicht an der Hautoberfläche und gelten als besonders hautfreundlich.

Sonnenschutzmittel für Kinder: Anbieteradressen

Avon Cosmetics,
Reisnerstraße 55–57,
A-1030 Wien,
(01) 713 55 52
www.avon-cosmetics.at

DM Drogerie Markt GesmbH,
Kasernenstraße 1,
A-5073 Wals-Himmelreich,
(0662) 85 83-162
www.dm-drogeriemarkt.at

Garnier Ambre Solaire: L’Oréal Österreich GmbH,
Am Europlatz 3,
A-1120 Wien,
(01) 536 51-600
www.loreal.com

Ilrido: Merck GmbH,
Zimbagasse 5,
A-1140 Wien,
(01) 576 00-0
www.merck.at

La Roche-Posay: L’Oréal Österreich GmbH,
Am Europlatz 3,
A-1120 Wien,
(01) 536 51-600
www.loreal.com

Nivea Sun: Beiersdorf GesmbH,
Laxenburger Straße 151,
A-1100 Wien,
(01) 614 00-0
www.beiersdorf.at

Penaten Baby: Johnson & Johnson GesmbH,
Wesselhofweg 9,
A-5400 Hallein,
(06245) 894-0
www.jnjaustria.at

Vichy: L’Oréal Österreich GmbH,
Am Europlatz 3,
A-1120 Wien,
(01) 536 51-600
www.loreal.com

Sonnenschutzmittel für Kinder: Kompetent mit Konsument

  • Große Preisunterschiede. Die Sonnenmilch von Nivea Sun (LSF 50+) kostet rund 7 Euro pro 100 Milliliter. Das ist ungefähr halb so viel wie die Creme von Penaten Baby (LSF 40). Gut sind beide.
  • Gezielt aussuchen. Je heller die Haut und je stärker die zu erwartende Strahlungsintensität (Meer, Gebirge), desto höheren Lichtschutzfaktor wählen. 
  • Dick auftragen. Sonnenschutzmittel wirken nur dann voll, wenn sie reichlich aufgetragen sind.
  • Nicht übertreiben. Kinder besser kürzer als zu lange in der Sonne spielen lassen. Zwischen 11 und 15 Uhr sollten sie im Schatten bleiben. Auch dort eincremen. Für Babys ist pralle Sonne tabu.
  • Kleidung schützt. Aber nicht alle Textilien schirmen UV-Strahlen komplett ab. Blickdichtes Gewebe (zur Überprüfung gegen das Licht halten) schützt besser als transparentes, trockenes besser als nasses und dunkle Stoffe besser als helle.

Sonnenschutzmittel für Kinder: So haben wir getestet

Aus einem Test der Stiftung Warentest veröffentlichen wir die Ergebnisse von acht in Österreich erhältlichen  Lichtschutzmittel für Kinder mit Lichtschutzfaktoren zwischen 30 und 50+. Alle Produkte bestanden die mikrobiologische Prüfung sowie die Prüfung auf Wasserfestigkeit.

Einhaltung des Lichtschutzfaktors: Bestimmung gemäß SPF-Testmethode 2003.
Entnahme bei 20 und 40 Grad C. 20 Probanden beurteilten die Entnahme der Produkte bei Temperaturen von 20 und 40 Grad C.

Anwendungshinweise: Wir überprüften, welche Anwendungshinweise zum sinnvollen Gebrauch der Sonnenschutzmittel auf der Verpackung zu finden sind. Bei der Bewertung orientierten wir uns an den Empfehlungen des IKW (Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e.V.).

Deklaration . Wir überprüften die Deklaration gemäß Verordnung.

Wärme- und Kältebeständigkeit: Die Produkte wurden 24 Stunden bei –5 Grad C und 10 Tage bei +40 Grad C aufbewahrt und danach visuell beurteilt.

4-Methylbenzylidene Camphor: Bei der zugelassenen Filtersubstanz 4-Methylbenzylidene Camphor (4-MBC) konnte der im Tierversuch aufgekommene Verdacht auf eine Beeinflussung von Schilddrüsenhormonen bislang nicht widerlegt werden. Das deutsche BfR (Bundesamt für Risikobewertung) empfiehlt, diese UV-
Filtersubstanz vom Markt zu nehmen.

Abwertung
Bei „nicht zufriedenstellender“ Einhaltung des angegebenen Lichtschutzfaktors wurde das „Konsument“-Testurteil auf „nicht zufriedenstellend“ abgewertet. Bei „nicht zufriedenstellender“ Entnahme wurde das „Konsument“-Testurteil um eine Stufe abgewertet. Enthält das Produkt den Lichtschutzfilter 4-Methylbenzylidene Camphor, erfolgte eine Abwertung um zwei Stufen.

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