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Pflanzliche Beruhigungsmittel - Sanfte Alternativen

  • Sie sind fast nebenwirkungsfrei, aber auch nur schwach wirksam
  • Kombinationsmittel aus mehr als drei Bestandteilen sind nicht sinnvoll

Unruhe, Nervosität, Ängstlichkeit

Wer an Beschwerden wie Unruhe, Nervosität, Ängstlichkeit, Anspannung und Schlafstörungen leidet, mag durchaus versuchen, das Problem mit pflanzlichen Beruhigungsmitteln zu lösen. In Österreich sind 61 Präparate zugelassen, die in Form von Tropfen, Tabletten, Kapseln, Dragees und Teemischungen angeboten werden. Sie sind rezeptfrei erhältlich und es besteht – im Gegensatz zu synthetischen Medikamenten – nicht die Gefahr, davon abhängig zu werden.

Keine sofortige Linderung

Man kann sich aber keine sofortige Linderung erwarten, denn normalerweise ist erst nach der Anwendung mehrere Wochen hindurch eine Wirkung zu spüren. Deshalb ist es im Einzelfall auch schwer zu unterscheiden, ob es sich bei der Besserung um eine Arzneiwirkung oder um einen Placeboeffekt handelt. Das gilt insbesondere für Kombinationspräparate aus vielen Komponenten, weil hier der Wirkstoffgehalt der einzelnen Zutaten sehr gering ist.

Tipps

  • Dosis : Halten Sie sich unbedingt an die empfohlene Dosierung.
  • Alkohol: Tropfenpräparate sind grundsätzlich alkoholhaltig und daher für Alkoholkranke, Kinder und Schwangere nicht zu empfehlen.
  • Arzt: Bei länger andauernden und schwer wiegenden Schlafstörungen oder Unruhezuständen den Arzt aufsuchen.
  • Angst: Keine Selbstbehandlung bei Angstzuständen - in jedem Fall zum Arzt.

Baldrian

Der Baldrian-Wurzelstock wird schon lange gegen Unruhezustände und Schlafstörungen eingesetzt. Er enthält verschiedenste Inhaltstoffe, die auf ihre pharmakologischen Wirkungen hin untersucht worden sind. Trotzdem kann bis heute nicht eindeutig gesagt werden, welcher der Stoffe eine dämpfende Wirkung entfaltet: Derzeit geht man davon aus, dass sie nur als Gesamtheit wirken, eventuell durch Synergieeffekte.

Möglicherweise, so eine andere Vermutung, löst der typische Geruch der Wurzeldroge, des Tees oder der Tinktur nur eine Assoziationskette aus. Das Gedächtnis steuert die Formel bei, die traditionell überliefert ist: Baldrian = beruhigend.

Tagesdosis: zwei bis drei Gramm

Egal ob Tee, Dragee oder Kapsel: Als wirksam gelten Präparate, deren Tagesdosis mindestens 2 bis 3 Gramm Baldriandroge oder 900 bis 1300 Milligramm Baldrianextrakt enthält. Kombinationsmittel mit mehreren Komponenten enthalten wahrscheinlich zu wenig davon. Günstig sind deshalb hoch dosierte Monopräparate aus Baldrianwurzel wie Baldrian „Hexal“ forte Dragees und Baldriantinktur. Allerdings lässt sich aufgrund der Kennzeichnung der Arzneien häufig nicht auf den tatsächlichen Extraktgehalt oder dessen Qualität schließen.

Kombinationen mit ausschließlich einem, maximal zwei weiteren pflanzlichen Beruhigungsmitteln – Hopfen und/oder Melisse sowie Passionsblumenkraut – sind zum Beispiel: Baldrian Dragees AMA; Baldrian-Hopfen-Dragees von Bakanasan, Sanhelios und Wellness; Einschlafkapseln von Bakanasan, Sanhelios und Twardy; Sedadom Dragees, Sedogelat forte-Kapseln sowie Klosterfrau-Beruhigungskapseln.

Alle Inhaltsstoffe inklusive

Fraglich ist, ob Mittel wirken, die statt des Baldrian-Vollextrakts nur einen seiner Inhaltstoffe enthalten, wie zum Beispiel Valmane Dragees mit ausschließlich Valepotriaten. Interessanterweise werden andere Präparate, wie Baldrian „Drei Herzblätter“-Dragees, als „valepotriatfrei“ ausgelobt, obwohl Wirkungen nur für Zubereitungen belegt sind, die sämtliche Inhaltstoffe der Baldrianwurzel enthalten.

Baldrian sollte sicherheitshalber nicht bei Kindern unter drei Jahren sowie nicht in der Schwangerschaft und Stillperiode eingesetzt werden.

Hopfen

Die Zapfen des Hopfens werden zu Tee oder Extrakten verarbeitet. Unter den Inhaltstoffen ist auch eine beruhigende Komponente, allerdings nur in sehr geringer Menge. Davon lässt sich nur ein milder sedativer Effekt ableiten – ein Wirksamkeitsnachweis bei Menschen fehlt.

Geringe Wirkung

Aus Hopfenzapfen werden allein oder in Kombination mit anderen Pflanzen Tees zubereitet. Hopfenextrakt wird wegen seiner geringen Wirkung nicht als Monopräparat, sondern nur in Kombinationen angeboten. Wie viel die Mittel überhaupt an hopfenspezifischen Wirkstoffen enthalten, hängt vom Herstellungsverfahren der Trockenextrakte ab. Das ist für den Konsumenten aber nicht ersichtlich.

Melisse

Schon Paracelsus hat sie als bestes Kräutlein fürs Herz gepriesen. Als Medizin dienen die Melissenblätter und Extrakte daraus, alkoholische Auszüge und Destillate mit mehreren Inhaltstoffen. Die leicht beruhigende Wirkung der Melisse ist nachgewiesen, überdies werden ihr krampflösende, verdauungsfördernde und antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben. So wird die Pflanze bei leichten Schlafstörungen, nervösen Magen-Darm-Beschwerden und nervösen Herzbeschwerden empfohlen und ist in vielen Nerven- und Magentee-Mischungen enthalten.

Kombinationspräparate enthalten Tinktur, Extrakte oder ätherisches Öl. Das ätherische Öl der Melisse wird häufig durch Citronellöl ersetzt, das chemisch nahezu ident ist. Beispiel: ABS Phytocran Entspannungs- und Einschlaftropfen.

Passionsblume

Die leicht beruhigende, krampf- und schmerzlindernde Wirkung der Passionsblume ist im Tierversuch, die schlaffördernde Wirkung am Menschen belegt worden. Zur Arznei werden die getrockneten oberirdischen Teile dieser tropischen Schlingpflanze verarbeitet. Die Droge wird vornehmlich in Kombination mit Melisse oder Baldrian angeboten.

Weitere pflanzliche Wirkstoffe

Einige der untersuchten Mittel enthalten noch weitere pflanzliche Bestandteile wie Orangenblüten, Ceylonzimtrinde oder Lavendel, die eher der Geschmacksverbesserung und bei Tees der Schönung dienen. Ein Produkt, Species nervinae Kwizda, enthält auch Johanniskraut, dessen Nutzen in einer Arzneikombination bei nervösen Störungen nicht belegt ist. Seine antidepressive Wirkung kommt nur bei hoch dosierten Extraktpräparaten zum Tragen. Johanniskraut bringt aber das Risiko mit sich, dass die Haut gegen Sonnenstrahlen überempfindlich wird. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie Gerinnungshemmern oder der Antibabypille sind möglich.

Alle anderen pflanzlichen Beruhigungsmittel haben bei der empfohlenen Dosierung keine Neben- und Wechselwirkungen. Bei homöopathischen und anthroposophischen Beruhigungsmitteln sind weder Wirkungen noch Nebenwirkungen nachgewiesen.

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