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Laktoseintoleranz - Laktase-Kapseln

Können Laktase-Kapseln oder -Tabletten Beschwerden bei Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) bessern?

Wir sagen: Ob Laktase-Kapseln bei Milchzuckerunverträglichkeit hilfreich sind, ist durch Studien bisher nicht belegt.

KONSUMENT Faktencheck-Medizin: Beweislage unzureichend

 

Bei Säuglingen und Kleinkindern sorgt das kleine im Dünndarm gebildete Eiweißmolekül Laktase dafür, dass Milchzucker gut verdaut werden kann. Laktase spaltet den Milchzucker auf und macht ihn so leichter bekömmlich. Bei manchen Menschen produziert der Dünndarm mit zunehmendem Alter jedoch nicht mehr genug von dem Eiweißstoff. Milchzucker kann nicht mehr verdaut werden und verursacht Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Fachleute sprechen von Milchzuckerunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz.

Beschwerden erst ab größerer Menge Milchprodukte

Ob tatsächlich Milchzucker die Ursache für die Verdauungsprobleme ist, kann nur ein Arzt/eine Ärztin feststellen. Dazu muss man eine Flüssigkeit mit gelöstem Milchzucker trinken. Mit einer anschließenden Blutzuckermessung lässt sich feststellen, ob der Darm den Milchzucker aufspalten und ins Blut weiterleiten kann.

Achtgeben müssen Personen mit einer Laktoseunverträglichkeit in der Regel erst, wenn sie größere Mengen an Milch und Milchprodukten zu sich nehmen. Bisher vorliegende Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass zwölf Gramm Laktose – die Menge, die ein Glas Milch (250 ml) enthält – bei Menschen mit Laktoseintoleranz zumeist keine oder nur leichte Beschwerden verursachen. Wurden zusätzlich auch andere Nahrungsmittel konsumiert, vertrugen die Versuchsteilnehmer sogar Mengen von 15 bis 18 Gramm Milchzucker.

Laktase-Präparate: Widersprüchliche Studien

Für an einer Laktoseintoleranz Leidende, die mehr Milchprodukte zu sich nehmen möchten, werden Laktase-Präparate angeboten. Diese werden damit beworben, dass sie helfen, die lästigen Darmprobleme zu vermeiden. In der Praxis ist allerdings unklar, ob das so einfach funktioniert. Die wenigen Studien, die dazu veröffentlicht wurden, liefern nämlich widersprüchliche Ergebnisse. Ob Laktase-Kapseln tatsächlich hilfreich sind, Beschwerden bei Laktoseintoleranz in den Griff zu bekommen, bleibt demnach offen.

Möglicherweise lässt sich das Rumoren im Bauch auch verhindern, indem man auf als "laktosefrei" oder "laktosearm" gekennzeichnete Milchprodukte zurückgreift. Einige vorliegende Studien kommen allerdings zu gegenteiligen Ergebnissen. Diese Studien sind jedoch von schlechter Qualität und kaum aussagekräftig.

Grünes Gemüse statt Milch

Grundsätzlich sind Milchprodukte für eine ausgewogene Ernährung nicht unbedingt notwendig. Sie enthalten allerdings viel Kalzium, das vor allem für die Knochen wichtig ist. Besonders Jugendliche und Schwangere benötigen viel von dem Mineralstoff. Wer nur wenige oder keine Milchprodukte zu sich nimmt, muss seinen Kalziumbedarf anderweitig decken. Dazu eignet sich etwa grünes Gemüse wie Brokkoli, Kohlrabi, Grünkohl, Chinakohl oder auch kalziumreiches Mineralwasser. Außerdem sind viele Lebensmittel, etwa Sojamilch, mit Kalzium angereichert (siehe: Milchersatz: Mandel-, Soja-, Reisdrinks - Alternativen zu Kuhmilch)

 

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt. "Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Cochrane-Österreich ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

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