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Blutbefund - Aufschlussreiche Einblicke

Der rote Körpersaft ist bei vielen Diagnosen das Um und Auf: entweder als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen oder um einen Verdacht abzuklären.

Wasser, rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen, Eiweiße und Säuren, ein wenig Fett, Zucker und Salz – das sind die Ingredienzen, aus denen sich das menschliche Blut zusammensetzt. Rund fünf Liter dieser hochkomplexen Mischung kreisen ständig im Körper von Erwachsenen und beliefern sämtliche Organe und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Auch Hormone, Abwehrstoffe und Medikamente gelangen auf diesem Weg an die Stelle, wo sie wirken sollen. Gleichzeitig sorgen die Blutzellen für den Abtransport von Abfallprodukten wie Kohlendioxid und Giftstoffen zur Ausscheidung über Leber, Nieren und Lungen. Ständig im Fluss, durchdringt das Blut sämtliche Bereiche unseres Körpers und lässt so vielerlei Rückschlüsse auf unser körperliches Befinden zu.

Arzt oder spezialisiertes Labor

Aus diesem Grund zählt die Analyse von Blut zum unerlässlichen Standard bei Vorsorgeuntersuchungen. Außerdem kann sie dem Arzt bei unklaren Beschwerden erste Hinweise auf eine Diagnose liefern oder bei konkreten Symptomen eine Diagnose untermauern.

Ob die Blutabnahme in der Ordination des Arztes oder in einem darauf spezialisierten Labor vorgenommen wird, spielt für das Resultat üblicherweise keine Rolle. Wichtig für den Patienten ist aber, genug Zeit dafür einzuplanen und nicht abgehetzt zur Blutabnahme zu erscheinen.

Einflüsse auf die Blutwerte

Hektik und Stress, aber auch eine fordernde Fitnesseinheit oder die Ernährung können sich auf das Blutbild auswirken und die Werte kurzfristig erhöhen. Daher gelten für Blutabnahmen ein paar Regeln, die unbedingt eingehalten werden sollten: Nicht bei allen Untersuchungen, aber sehr oft sollte für morgendliche Blutabnahmen am Vorabend nur noch bis 20 Uhr gegessen werden und danach sollten nur noch alkoholfreie, ungezuckerte Getränke konsumiert werden, am besten Tee und Wasser.

Durch Alkoholgenuss können zum Beispiel Blutzucker-, Harnsäure- und Triglyzeridwerte verändert sein. Auch scheinbar "harmlose" Medikamente wie Nahrungsergänzungsmittel, Schlankmacher, Pflanzen- oder Hormonpräparate können die Werte verfälschen; ebenso Nikotin und Frühsport.

Körperliche Belastung etwa kann zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels führen oder die Zahl der roten Blutkörperchen verändern. Fragen Sie den Arzt, der die Blutabnahme anordnet, was Sie in Ihrem Fall beachten müssen.

Richtwerte, Doppelbestimmung

Ein Stich, zahlreiche Infos

In der Regel erfolgt die Blutabnahme im Sitzen, in manchen Fällen (zum Beispiel bei Patienten mit Kreislaufproblemen oder bei der Untersuchung auf Stresshormone wie Adrenalin) auch im Liegen. Je nach Beschwerdebild kann Blut aus der Fingerkuppe oder dem Ohrläppchen entnommen werden; für eine umfassendere Analyse wird aber meist eine Kanüle in eine Vene am Unterarm eingeführt und das Blut in mehrere Röhrchen gefüllt.

Seltener wird Blut aus den Arterien (zum Beispiel am Handgelenk) entnommen, um den Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt sowie den Säure-Basen-Anteil zu bestimmen. Nach Entfernung der Nadel soll etwa zwei Minuten lang mithilfe eines Tupfers auf die Einstichstelle gedrückt werden, damit das Blut stockt und die Gefäßwunde sich verschließt.

Fehleranfällig: Mensch und Maschine

Blutabnahme und -untersuchung gehören heute zu den Routineuntersuchungen im Gesundheitsbereich, aber obwohl die Hygienestandards und die technischen Qualitätsstandards in medizinischen Einrichtungen hoch sind, lassen sich fehlerhafte Ergebnisse nie ausschließen. Das kann am Patienten selbst liegen, der sich vielleicht nicht wie empfohlen auf die Abnahme vorbereitet hat.

Es gibt aber noch einige andere mögliche Fehlerquellen. Zum Beispiel müssen die Röhrchen, in die das Blut abgefüllt wird, in der richtigen Reihenfolge befüllt, richtig beschriftet und so schnell wie möglich verarbeitet werden. Bei manchen Proben ist darauf zu achten, dass sie speziell gekühlt oder erschütterungsfrei transportiert werden. Und natürlich können auch die hochtechnologisierten und automatisierten Labortestgeräte einmal versagen.

Richtwerte, falsche Signale, Doppelbestimmung

Von der Norm abweichende Blutmesswerte sind nicht in jedem Fall besorgniserregend. Die angegebenen Grenzwerte sind als Richtwerte zu verstehen, die sich noch dazu von Labor zu Labor unterscheiden können. Nicht jeder Körper entspricht der Norm, und manchmal sendet der Körper auch (vorübergehend) ein falsches Signal aus.

Um Messfehler ausschließen zu können, wird unter Umständen eine sogenannte Doppelbestimmung durchgeführt – die Blutentnahme wird also wiederholt und die Werte werden noch einmal bestimmt.

Eigentests nicht sinnvoll

Eigentests: teuer und ungenau

Wenig Sinn machen die immer zahlreicheren Bluttests, die man in Apotheken oder übers Internet kaufen und zu Hause durchführen kann. Die meisten sind zwar von der Handhabung her einfach: Ein Pieks in die Fingerkuppe, ein Tropfen Blut auf den Teststreifen – und nach wenigen Minuten hat man das Ergebnis.

Aber meist zeigen die Streifen nur ein eindimensionales Entweder-oder-Resultat an – zu wenig, um daraus schließen zu können, dass wirklich alles in Ordnung ist. Zum anderen muss man bei einem "schlechten" Ergebnis ohnedies einen Arzt konsultieren und die Untersuchung auf professioneller Ebene wiederholen.

Bei Beschwerden zum Arzt

Wer die von den Krankenversicherungsträgern angebotenen Vorsorge- bzw. Früherkennungsuntersuchungen regelmäßig in Anspruch nimmt oder Beschwerden gleich beim Arzt abklären lässt, erhält von vornherein genauere Ergebnisse – noch dazu ohne Extrakosten.

Blutbild-Lexikon

Blutbild/Blutstatus: Übersicht über Anzahl, Form und Größe der wichtigsten Blutbestandteile. Mit dem kleinen Blutbild werden die festen Bestandteile des Blutes überprüft (rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutfarbstoff). Mit dem großen Blutbild (Differenzialblutbild) werden darüber hinaus die verschiedenen Untergruppen der weißen Blutkörperchen genau analysiert.

(Blut-)Plasma: Der flüssige Teil des Blutes, der im Gegensatz zum Serum noch die Gerinnungsfaktoren enthält. Der Plasmaspiegel bzw. die Plasmakonzentration gibt die messbare Konzentration von körpereigenen Substanzen (wie Blutzucker) oder körperfremden (wie Medikamenten) an.

Blutsenkung: Standarduntersuchung bei Blutkontrollen. 200 ml Blut werden in eine senkrecht stehende Pipette gefüllt. Nach einer Stunde wird kontrolliert, um wie viele Millimeter die festen Bestandteile des Bluts in den unteren Teil des Röhrchens abgesunken sind. Erhöhte Werte können unter anderem auf eine Entzündung, Bakterieninfektion oder Autoimmunerkrankung wie Rheuma hindeuten.

(Blut-)Serum: Der flüssige Teil des Blutes, der keine Gerinnungsfaktoren mehr enthält und für eine Reihe von Laboruntersuchungen eingesetzt werden kann, ohne fest zu werden (zu gerinnen).

Differenzialbild: siehe Blutbild

Kapillarblut/kapilläre Blutentnahme: Standardverfahren zur schnellen Entnahme kleiner Blutmengen. Durch Ritzen mit einer Lanzette oder einer Stechhilfe werden aus einem gut durchbluteten Körperteil wie Fingerkuppe, Ohrläppchen oder Ferse einige wenige Tropfen Blut entnommen und direkt auf einen Teststreifen aufgebracht.

Venenblut/venöse Blutentnahme: Standardverfahren zur Blutentnahme. Mithilfe einer Hohlnadel wird aus einer Vene, meist am Unterarm, Blut entnommen.

Zusammenfassung

  • Wichtiger Hinweisgeber. Ein Tropfen Blut unter dem Mikroskop oder in modernen Analysegeräten ist wie ein Spiegel unseres Stoffwechsels und kann dem Arzt wertvolle Hinweise auf gestörte oder krankhafte Veränderungen geben.
  • Fehlerquellen. Nicht jeder erhöhte oder zu niedrige Wert ist besorgniserregend. Eine Reihe von Faktoren kann zu falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen führen.
  • Keine Eigenexperimente. Jeder Krankenversicherte kann bei begründetem Krankheitsverdacht ohne Zusatzkosten bei einem Arzt oder in einem Labor professionelle Blutuntersuchungen durchführen lassen.

Buchtipp: "Befunde verstehen"

So mancher Befund verunsichert - unabhängig vom tatsächlichen Ergebnis. Da ist jede verständliche Information willkommen. Das Buch gibt einen Überblick über gängige Untersuchungen, Laborwerte und deren Bedeutung. Es ersetzt keine Interpretation durch den Arzt, ermöglicht aber, die richtigen Fragen zu stellen.

www.konsument.at/befunde

Aus dem Inhalt

  • Blut- und Harnbefund
  • Was Laborwerte aussagen
  • Röntgen, CT und MRT
  • Fachbegriffe für Laien übersetzt

2. aktualisierte Auflage, 184 Seiten, 19,90 € + Versand

KONSUMENT-Buch: Befunde verstehen (2. Auflage)

 

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