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Sparen mit Inflationsschutz - Keine Wunderwaffen

Lebensversicherung, Anleihe, Investmentfonds: Wegen der niedrigen Zinsen bieten Banken und Versicherer eigens entwickelte Angebote mit Inflationsschutz an. Nicht alle davon überzeugen.

Große Erträge auf seine Kapitalanlagen erwartet sich derzeit ohnedies niemand. Aber zumindest der Wert des Geldes – so der bescheidene Wunsch von Sparern und Anlegern – soll erhalten bleiben.

Sparprodukte und Inflation

Dazu müssten die Anlageprodukte nach Abzug von Kapitalertragsteuer (KESt), eventuellen Gebühren, Versicherungssteuern sowie Kauf- und Verkaufskosten derzeit wenigstens gut 1 Prozent erreichen, also so viel wie die Inflationsrate: Diese soll nach den Prognosen heuer bei 1,2 Prozent liegen, 2016 bei 1,7 Prozent. Viele Sparangebote sind davon weit entfernt.

Täglich fällige Spareinlagen

Bei täglich fälligen Spareinlagen lukriert man, wenn’s viel ist, 0,9 Prozent nach Abzug der KESt; die meisten Banken bieten aber zwischen 0,125 und 0,25 Prozent – noch vor Abzug der KESt. Auch bei fünfjähriger Bindung eines Sparprodukts sind nach KESt bestenfalls 1,5 Prozent zu erzielen – die überwiegende Mehrheit spielt sich aber zwischen 0,45 und 1,125 Prozent nach KESt ab.

Geldanlage mit Inflationsschutz

Den Banken und Versicherern ist die Problematik bewusst. Um dem fixzinsorientierten heimischen Anleger eine Alternative zu bieten, werden daher vermehrt Produkte mit Inflationsschutz angeboten. Wir haben uns im Auftrag der AK-Steiermark drei dieser Angebote genauer angesehen.

Lebensversicherungen mit Inflationsschutz

Eine Lebensversicherung mit ­Inflationsschutz, wie sie von vielen Versicherern in ähnlicher Form angeboten wird. Versprochen wird eine Rückzahlung von 100 Prozent des eingezahlten Kapitals plus 100 % Inflationsausgleich oder eine fixe Mindest­auszahlung, in unserem konkreten Beispiel 173 Prozent, also 100 Prozent des eingezahlten Kapitals und dazu 73 Prozent Vermögenszuwachs als Inflationsausgleich. Das Versicherungsprodukt sieht auch einen Ablebensschutz vor, allerdings beträgt die Mindest­auszahlung in diesem Fall nur 115 Prozent. Beide Auszahlungswerte müssen übrigens um 4 Prozent heruntergeschraubt werden – so hoch ist die Versicherungssteuer.

Die Laufzeit beträgt 15 Jahre (das entspricht der neuen Mindestlaufzeit für Steuerfreiheit bei Lebensversicherungen mit Einmalerlag), und investiert wird bei dieser sogenannten indexgebundenen Lebensversicherung in die Anleihe einer Bank mit einem A-Rating (siehe "Achtung bei Rating-Angaben"). Das heißt, bei diesem Investment hängt die ­Kapitalrückzahlung an einer einzigen Anleihe. Bei einer Insolvenz des Anbieters ist der ­Anleger somit zur Gänze an den Verlusten beteiligt. - Siehe dazu auch Volksbanken-Lebensversicherung der ERGO/ÖVAG - Bruchlandung mit Rocket

Unsere Einschätzung

  • Vorteile: Den beworbenen Vorteilen ("Steuerfreiheit", "keine KESt", "keine Kursgewinnsteuer", "einkommensteuerfreie Auszahlung am Laufzeitende", Ablebensschutz) stehen etliche Unwägbarkeiten gegenüber.
  • Hohes Risiko: Die Veranlagung in eine einzige Anleihe, noch dazu in eine von mittlerer Qualität, birgt ein hohes Risiko. Besser ist es, auf ein breiter gestreutes Produkt zu setzen oder sein Kapital selbst auf mehrere Produkte zu verteilen.
  • Alternative: Warum den Umweg über eine Versicherung nehmen, wenn man mit Vergleichsangeboten desselben Schuldners (in unserem Beispielfall eine Bankanleihe) und ähnlicher Laufzeit die gleiche Nachsteuer-Rendite erzielen kann? Das bietet außerdem den Vorteil, dass man das Investment bei Bedarf zwischendurch über die Börse verkaufen kann – ­ohne die steuerlichen Nachteile, die durch die 15-jährige Bindung bei Lebensversicherungen entstehen.
  • Versicherung: Falls ein Ablebensschutz gewünscht ist, besser durch eine eigene Ablebensversicherung abdecken.
  • Wie investitiert: Bei indexbezogenen Versicherungen wird oft auf riskantere Produkte gesetzt, um auf die höhere Rendite zu kommen. Achten Sie daher besonders genau auf das Inves­titionsobjekt.

Inflationsschutz mit Anleihe der Sparkasse OÖ

Die Inflationsschutz Anleihe Sparkasse OÖ 2014 – 2022, eine Floating Rate Note ("Floater") mit einer fixen Verzinsung von 2,5 Prozent; in den restlichen Jahren ­erfolgt die Verzinsung in Anbindung an den harmonisierten Verbraucherpreisindex der Euro-Zone ohne Tabak (HVPI), also an die ­Inflationsrate der Eurozone. Auf die HVPI-­Rate wird von der Sparkasse – wahrscheinlich dank ihrer guten Bonität – noch ein Zinsaufschlag von 0,25 Prozent gewährt.

Inflation: Österreich und Europa

Das entschärft zumindest zu einem Teil ein Problem, das bei vielen anderen Inflationsschutz-Angeboten zum Tragen kommt: Sie sind bei der jährlichen Inflationsanpassung an den Europäischen Verbraucherpreisindex gekoppelt, also an einen europaweiten Durchschnittswert des Euroraums. Denn: Inflation ist nicht gleich Inflation. Die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, dass die Inflationsrate in Österreich zum Teil erheblich höher liegen kann als in der Eurozone. Somit zielt das ­Inflationsschutz-Produkt nicht auf die tatsächliche Inflation in Österreich ab, sondern auf die – oft niedrigere – in der Eurozone.

Die von der Sparkasse OÖ genannte Kapitalgarantie bezieht sich auf die Tilgung am Laufzeitende. Wird vorher verkauft, ist das über die Bank zu Marktpreisen möglich; das heißt, der Verkaufspreis kann geringer sein als der Kaufpreis. Die Versteuerung der Zinserträge mit 25 Prozent KESt erfolgt automatisch.

Unsere Einschätzung

  • Ausfallrisiko: Durch die Konzernzugehörigkeit der Sparkasse OÖ zur Erste Group ist das Ausfalls­risiko sehr gering.
  • Aufschlag des Anbieters: Dieser Aufschlag auf den Europäischen Verbraucherpreisindex HVPI verringert den Unterschied zwischen der österreichischen Inflations­rate und jener im Euroraum. Eine Wert­sicherung des Geldes für österreichische Güter und Dienstleistungen ist durch die Anbindung an den Eurozonen-HVPI aber möglicherweise nicht in vollem Umfang gegeben.
  • Depotkosten: Die Veranlagung setzt ein Wertpapier­depot voraus, was Kosten verursacht und die Rendite schmälert.
  • Direktbanken: Bei der derzeitigen Inflationsrate der Eurozone ist die Verzinsung bei Sparprodukten von Direktbanken meist vorteilhafter.

Raiffeisen-Inflationsschutz-Fonds

Der Raiffeisen-Inflationsschutz-Fonds, bereits seit 2004 im Rennen und überwiegend in auf Euro lautende Anleihen investiert ist als ausschüttende oder thesaurierende Variante erhältlich. Laufzeit ist keine vorgegeben, da die Anteile jederzeit wieder an die Raiffeisen KAG verkauft werden können.

An Kosten fällt beim Kauf ein relativ hoher Ausgabeaufschlag von 3 Prozent des Investitionsbetrags an. Dazu kommen jährliche Gebühren von 0,74 Prozent, die vom Fondsvermögen abgezogen werden und deren Höhe jährlich neu fest­gelegt wird. Die ausgezahlten Zinserträge werden automatisch mit der 25-prozentigen KESt versteuert.

Unsere Einschätzung

  • Ausfallsrisiko: Es ist durch die breite ­Streuung auf mehrere (hauptsächlich staats- und regierungsnahe) Emittenten und Wertpapiere deutlich geringer als bei Einzelinvestitionen.
  • Hoher Ausgabeaufschlag: Der sollte hinunterverhandelt werden. Bei Kauf durch eine Direktbank ist eventuell ein Rabatt auf den Ausgabeaufschlag möglich.
  • Vergangenheit: Die vergangene Wertentwicklung über ­einen längeren Zeitraum (ab 5 Jahre) scheint die Inflationsrate recht gut aus­zugleichen, was aber leider kein Garant für die Zukunft ist.
  • Laufzeit: Für kurze Laufzeiten ist der Fonds nicht zum Werterhalt geeignet, da sich der Ausgabeaufschlag und die Differenz (Spread) zwischen Kauf- und Rücknahmepreis zu stark auf die Rendite niederschlagen würden.
  • Thesaurierend: Die thesaurierende Variante ist sinnvoller als die ausschüttende, da für diese Erträge erst recht wieder inflationsgesicherte Anlageformen gefunden werden müssten.

Achtung bei Rating-Angaben

Bei einem unserer Beispiele wird in die Anleihe einer Bank mit einem A-Rating ­investiert. Das klingt nach "erstklassig" und "sehr sicher", entspricht aber nur der dritten Stufe von vier Einstufungen der Ratingagentur Standard & Poor’s: AAA = höchste Kreditqualität, AA = sehr hohe Kreditqualität, A = hohe Kreditqualität, BBB = gute Kreditqualität.

Diese vier Stufen fallen zumindest alle noch unter die Kategorie "Als Investment geeignet" (Investment Grade). Was danach kommt (von BB und B über CCC bis hin zu absoluten Tabukategorien wie R = "unter Aufsicht, möglicher Zahlungsausfall" oder D = "in Zahlungsverzug"), gilt als nicht für Investments geeignet (Non-Investment Grade).

Ratings können sich ändern

Ähnliche Einstufungen gibt es von den zwei weiteren großen Agenturen Moody’s und Fitch. Zu bedenken ist in allen Fällen, selbst bei höchster Einstufung: Kreditratings geben immer nur den aktuellen Stand wieder; sie können sich ändern – insbesondere bei Produkten, mit denen man sich über viele Jahre bindet und bei denen man nur schwer oder nur mit Verlust aussteigen kann.

Auf mehrere Anlagen verteilen

Als Gegenmaßnahme empfiehlt sich, nicht alles auf eine einzige Anleihe oder Aktie zu setzen, sondern auf mehrere Anlageobjekte zu streuen.

Zusammenfassung

  • Unergiebig: Mit Sparbüchern und ähnlich Sicherem ist derzeit kein Werterhalt des Geldes möglich.
  • Unabsehbar: Speziell zum Inflationsschutz entwickelte Produkte müssen sehr genau unter die Lupe genommen werden – vor allem, was die Bonität des Emittenten, die Flexibilität des Produkts und zusätzliche Kosten betrifft.
  • Unnötig: Bei Versicherungslösungen gibt es meist günstigere Alternativveranlagungen ohne langjährige Bindung.

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