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Konto und Bank wechseln - Ruck, zuck erledigt

Beim Konto- und Bankwechsel sind die österreichischen Banken Spitze. Nun muss der ­ziemlich problemlose Umstieg nur noch von den Kunden angenommen werden.

Nicht einmal jeder Zehnte wechselt die Bank

Einmal dabei, immer dabei: Wenn die Europäer ein Konto bei ­einer Bank eröffnet ­haben, dann bleiben sie ihr meist ein Leben lang treu. Nicht einmal jeder Zehnte, so das Ergebnis einer Studie des europäi­schen Verbraucherverbandes BEUC, hat bislang gewechselt, während es bei der Autoversicherung immerhin jeder Vierte war, und auch den Internetprovider hat schon jeder fünfte Europäer mindestens einmal gekündigt.

Einfacher und schneller das Konto wechseln

Die Österreicher bilden da keine Ausnahme – obwohl es kaum ein Land in der EU gibt, wo der Bankwechsel so einfach und problemlos abläuft wie hierzulande, und auch selten so rasch. Wir haben kürzlich eine Erhebung im Auftrag der ­Arbeiterkammer Wien bei sieben großen ­heimischen Bankinstituten (Bank Austria, BAWAG, easybank, Erste Bank, HYPO NÖ, Raiffeisen NÖ-Wien und Volksbank Wien) durchgeführt. Dabei dauerte es im Höchstfall gerade sieben Bankwerk­tage, bis das alte Konto aufgelöst und das neue Konto einsatzbereit, also das Gut­haben des alten auf das neue übertragen war. ­Diese Zeit­spanne entspricht den Emp­fehlungen des Bankenverbandes und ist eine deutliche ­Verbesserung gegenüber unserer letzten ­Untersuchung vor eineinhalb Jahren.

Bank wechseln: spesenfrei

Auch damals schauten wir uns an, wie schnell die heimischen Banken sind, wie gut ein Wechsel funktioniert und ob er – so wie es seit 2009 gesetzlich vorgesehen ist – ohne Gebühren abläuft. In Einzelfällen dauerte der Wechsel von der Erteilung des Auftrags bis zum endgültigen Übertrag und der Still­legung des Kontos damals noch 21 Bankwerktage. Das wurde diesmal deutlich unterschritten. Erfreulich ist auch, dass damals wie heute keine Gebühren für den Wechsel veranschlagt wurden. Einzig für den abschließenden Kontoauszug, der nach Hause geschickt wird, können unter Umständen Portokosten anfallen. Ansonsten ist ein Kontowechsel spesenfrei.

Kontowechsel: Info-Lücke füllen

Gleich geblieben sind aber auch zwei Dinge, die wir schon damals als verbesserungs­würdig erachteten. Das eine betrifft Informationen zum Kontowechsel auf den Home­pages, das andere die Beratungsqualität in den Zweigstellen. Nach wie vor geben nur Bank Austria, BAWAG und Erste Bank ausführliche Online-Informationen zum Thema und verweisen auch darauf, dass bei den Einziehungsaufträgen die Mithilfe des Kunden gefordert ist.

Raiffeisen NÖ-Wien und HYPO-NÖ: "Wir erledigen das für Sie"

Raiffeisen NÖ-Wien und HYPO NÖ beschränken sich hingegen auf eher wenig infor­mative Werbeaussagen nach dem Motto „Wir erledigen das für Sie!“. Volksbank und easybank ersparen sich sogar das. Unzureichende Information auf der Home­page ist ein Manko, denn immer mehr Konsumenten holen zunächst einmal Informationen übers Internet ein und könnten hier gleich über die richtige Vorgangsweise informiert werden.

 

Gebühren als Umstiegsgrund

Der Weg zum passenden Paket

Wenn schon übers Internet wenig zu erfahren ist, dann wenigstens vor Ort, in den Zweigstellen – glaubten wir. Doch das funktioniert aus unserer Sicht ebenfalls noch nicht zufriedenstellend. Auch wenn die Beratungsqualität bei dieser Erhebung nicht im Vordergrund stand, fielen unseren Testpersonen, die ano­nym in den Filialen vorsprachen, doch erhebliche Unterschiede auf.

Schlecht ist zum Beispiel, dass viele Bankberater so gut wie keine Bedarfserhebung durchführen. Die verschiedenen Kontopakete werden eher oberflächlich gestreift, das „rich­tige“ Paket wird dann meist vom Berater selbst ausgewählt. Das ist auch gar nicht anders möglich, denn der Kunde kann mangels Detailinfos zu den einzelnen Kontopaketen gar nicht wissen, was für ihn mehr oder weniger geeignet wäre. Daher sollte sich jeder Wechselwillige schon im Vorfeld Gedanken zur eigenen Kontonutzung machen, um wirklich das für ihn passende Paket zu finden. So macht es für jemanden, der öfter im Minus ist, wenig Sinn, ein Gratiskonto einzurichten, das einen fixen Guthabenstand voraussetzt. Und ein anderer, der im Monat auf nur wenige Buchungszeilen kommt, braucht kein großes All-Inclusive- Paket, das sich eigentlich an Kontonutzer richtet, die viele Aus- und Eingänge pro Monat haben ­(siehe "Zielführend umsteigen“).

Bessere Unterlagen zum Wechsel

Erfreulich in diesem Zusammenhang ist aber, dass es diesmal mehr und bessere Unterlagen rund um den Wechsel gab. Während damit bei der vorigen Erhebung noch ziemlich gegeizt wurde, hat man uns diesmal deutlich häufiger alles Notwendige wie Kontoeröffnungs- und Karten-Anträge, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Kundenrichtlinien, Preisblätter, Limitvereinbarungen und Ähnliches ausgehändigt. Auch wenn es noch immer Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern gibt, ist das vor allem bei schlechten Websites und wenig Beratung doch eine Möglichkeit, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Gebühren als Umstiegsgrund

Der häufigste Grund, um der Bank Ade zu sagen, sind übrigens als zu hoch empfundene Kontogebühren. Manche Kontobesitzer entschließen sich daher auch zum Wechsel, wenn die Bank mit einem Schreiben ankündigt, dass das bisherige Kontopaket umgestellt, geändert oder verteuert wird, etwa indem die Zahl der Gratis-Buchungen reduziert wird. Oder wenn plötzlich neue Gebühren eingeführt werden sollen, wie etwa Kosten für Bankomat-Behebungen, die ja bislang nicht nur in Österreich, sondern im gesamten Euro-Raum für Besitzer einer österreichischen Bankomatkarte gratis waren (mit Ausnahme von Versuchsballons einzelner Raiff-eisenbanken). Dann heißt es genau lesen, auch wenn die Kernaussage dahin geht, dass alles besser wird.

Banken helfen beim Umstieg

Einspruch erheben innerhalb von zwei Monaten

Sind Nachteile zu erwarten, sollten Sie schriftlich innerhalb von zwei ­Monaten ab Zustellung Einspruch erheben. Dann bleibt bei Ihrem Konto alles wie gehabt. Wehren Sie sich nicht, so gilt Ihr Schweigen – vom Rechtsstandpunkt aus gesehen – als Zustimmung, und die Änderungen treten in Kraft. Sie können aber auch umsteigen.

Minus ausgleichen, Bares beheben

Der Wechsel an sich läuft unspektakulär ab: Nachdem man sich einen Überblick über den eigenen Bedarf und über die am besten geeigneten Konditionen verschafft hat, geht man mit einem Lichtbildausweis und einer Liste der Einziehungs- und Daueraufträge ins Institut seiner Wahl und füllt dort einen Kontoantrag aus. Aus der Reihe tanzen ­dabei reine Internetbanken wie in unserer Erhebung die easybank: Dort holt man sich Infos und Antrag aus dem Internet, Hilfe gibt es über Hotlines. Im Fall der easybank gibt man die Anträge in einer BAWAG- oder PSK-Filiale ab.

Banken helfen Neukunden beim Wechsel

Wie unsere Erhebung gezeigt hat, funk­tioniert der Umstieg selbst reibungslos. Die Banken helfen ihren Neukunden auch bereitwillig beim Wechsel, ganz ohne Eigeninitia­tive läuft es aber nicht ab. Denn in beste­hende Einziehungsaufträge zum Beispiel kann die neue Bank nicht eingreifen. Hier muss auf jeden Fall der Kontobesitzer selbst aktiv werden und die Einzieher über seine neue Kontoverbindung informieren.

Altes Konto noch eine Weile laufen lassen

Wichtig ist auch, ein eventuell vorhandenes Minus auf dem alten Konto abzudecken. Bevor das alte Konto geschlossen wird, sollte ausreichend Bares behoben werden, da es eine Weile dauern kann, bis die neue Bankomat- und Kreditkarte zur Verfügung steht. Natürlich kann dafür auch auf andere Geld­reserven zurückgegriffen werden, etwa auf ein täglich fälliges Sparbuch. Weiters gibt es die Möglichkeit, das alte Konto noch eine Weile laufen zu lassen. Das bietet auch die Sicherheit, dass Einzüge, auf die man ver­gessen hat, durchgeführt werden. Außerdem kann man dann noch mit der alten Bankomatkarte beheben, bis das neue Konto mitsamt Karten läuft.

Zielführend umsteigen

Das ist vor und bei einem Kontowechsel zu beachten:

  • Nutzungsverhalten kennen. Geht man die Kontoauszüge aus dem vergangenen Halbjahr durch, kann man einen Überblick über die eigene Kontonutzung gewinnen. Wie viele Buchungen und Geldbehebungen fallen pro Monat meist an, wie viel Geld liegt im Schnitt auf dem Konto, ist es oft oder laufend überzogen, wie oft wird die Kreditkarte eingesetzt usw.?
  • Kontokonditionen vergleichen. Alle Banken bieten eine Vielzahl von unterschiedlichen Kontovarianten und -paketen an. Im Internet ist dazu eher wenig Kon­kretes zu finden. Also gilt es, selbst zu vergleichen. Dabei hilft der Bankenrechner der Arbeiterkammer (www.arbeiterkammer.at, Menüpunkt „Rechner & Ratgeber“). Einfach die gewünschte Kontoart (Gehalts-, Pensionskonto ...), Nutzertyp (Wenig- oder Vielnutzer), Überziehungsrahmen und gewünschte Verrechnung (einzeln, pauschal) eingeben und schon erhält man die jeweils am besten geeigneten Konten, gereiht nach Kosten.
  • Einzieher und Einzahler informieren. Da die Banken bei bestehenden Einzugs­ermächtigungen nicht aktiv eingreifen ­können, müssen die einziehenden Stellen (GIS, Telekom- und Energieanbieter, Ein­zieher von Miet- oder Betriebskosten, Ver­sicherer, Vereine usw.) über die geänderte Kontoverbindung informiert werden. Am besten mit eingeschriebenem Brief oder per Fax mit der Bitte um Eingangsbestätigung; nicht jedoch per Mail über die entsprechenden Websites, wenn Ihnen Ihre persönlichen Daten heilig sind (Stichwort Hacker).


Auch jene, die Ihnen Geld zukommen lassen, sind im eigenen Interesse umgehend zu informieren: das Finanzamt bei einem Bezug von Familienbeihilfe, der Arbeitgeber, die Pensionsversicherung.

Zusammenfassung

  • Rasch erledigt. In kaum einem anderen Land der EU funktioniert der Wechsel des Bankkontos so rasch und problemlos wie in Österreich.
  • Information ausbaufähig. Bis auf drei Ausnahmen gibt es zum Thema Wechsel wenig Informatives auf den Websites der Banken, und auch die Beratung in den Zweigstellen ist nicht ausgereift.
  • Eigeninitiative sinnvoll. Um das am besten geeignete Kontopaket zu finden, muss man sich über die eigene Nutzung des Kontos klar werden. Beim Wechsel sind Einzieher und Einzahler zu informieren.

 

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