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Geldanlage: Mythos Gold - Totgesagte leben länger

Gold steht seit jeher für Reichtum und Macht. Ein Vorabdruck aus dem neuen Ratgeber "Sicher anlegen".

Seit Jahrtausenden ist das gelbe Edelmetall Objekt menschlicher Begierde. Zu Zeiten des babylonischen Königs Nebukadnezar II. war der Wert des Goldes nach Berechnungen des Wirtschaftswissenschaftlers Stephen Harmston so bemessen, dass man für eine Unze Gold, das sind 31,1 Gramm, 350 Laibe Brot bekommen hat.

Rechenbeispiel

Machen wir ein kleines Rechenbeispiel: Wenn heute eine Feinunze Gold rund 770 Euro kostet und ein Laib Brot 2,20 Euro, dann bekommen wir für eine Feinunze Gold heute noch genauso viel Brot wie damals. Eigentlich erstaunlich, dass Gold noch immer die gleiche Kaufkraft besitzt, oder? Immerhin sind seither 2.600 Jahre vergangen ... Und genau diese Wertbeständigkeit macht Gold für Anleger in Zeiten unsicherer Wirtschaftsentwicklungen so interessant.

Tod des Goldes 

Dass Gold einmal über die 1.000-Dollar-Marke (Gold wird in US-Dollar gehandelt) schießen wird, das haben Ende der 1990er-Jahre nur wenige Experten für möglich gehalten. Damals war Gold „out“, es wurde zum Auslaufmodell erklärt. Aktien waren „in“. Der Preis für eine Feinunze Gold pendelte zwischen 250 und 300 US-Dollar. Die ehrwürdige Financial Times berichtete damals in einer Titelgeschichte „Vom Tod des Goldes“.

Sicherer Hafen

Sicherer Hafen 

Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Wenn auch unter unerfreulichen Umständen. 2008/2009 haben Spekulationen und die Finanz- und Wirtschaftskrise den Mythos Gold wieder so richtig zum Leben erweckt. Viele Anleger haben sich in den letzten Jahren in das gelbe Edelmetall geflüchtet. Denn Gold gilt in Zeiten unsicherer Wirtschaftsentwicklungen noch immer als „sicherer Hafen“.

Nachfrage explodiert 

Die Nachfrage nach Gold ist regelrecht explodiert. Nicht nur, weil Investmentfonds verstärkt auf Gold setzen. Nein, auch weil viele private Anleger Goldmünzen und Goldbarren gekauft haben. Die „Münze Österreich“, die einzige und offizielle Münzprägestelle des Landes, ist kaum noch mit dem Produzieren nachgekommen. Sonderschichten wurden eingelegt. Bestimmte Goldmünzen wie etwa der Wiener Philharmoniker mit einer Feinunze Gold oder 100- bzw. 200-Gramm- Goldbarren waren tage- bzw. wochenlang in den Banken vergriffen. Händler nahmen zeitweise überhaupt keine Bestellungen mehr entgegen.

Verkaufshit Philharmoniker

Philharmoniker – ein Verkaufshit Insgesamt ist die Nachfrage nach Philharmoniker- Münzen 2008 um rund 300 Prozent gestiegen, die nach Goldbarren um 200 Prozent. Der Wiener Philharmoniker ist seit Oktober 1989 im Handel und seither weltweit mehr als 8,7 Millionen Mal verkauft worden. Würde man all die Münzen auf die Waage legen, wären das mehr als 180 Tonnen Gold. Und würde man die Gold-Philharmoniker aufeinander stapeln, dann würde das einen Turm ergeben, der mehr als 14.300 Meter hoch ist. Daneben würde selbst der Mount Everest mit seinen 8.850 Metern eher „klein“ aussehen.

Pures Gold 

Der österreichische Philharmoniker ist deswegen so begehrt, weil er aus purem Gold besteht und die einzige europäische Goldmünze ist, die nahezu zum Materialpreis, also zum Goldpreis, gehandelt wird. Bei allen anderen Münzen müssen die Kunden einen höheren Aufschlag bezahlen. Zudem sind andere Münzen meist limitiert, weil sie mit einem bestimmten Motiv versehen sind. Der Philharmoniker ist in vier Größen zu haben: 1 Unze (= 31,1 Gramm), ½ Unze, ¼ Unze und 1/10 Unze.

Enorme Preisschwankungen

Enorme Preisschwankungen 

Doch selbst wer einen oder mehrere Philharmoniker oder Goldbarren ergattert hat, musste miterleben, dass auch Gold in diesen Tagen teilweise enormen Preisschwankungen unterliegt. 2008/2009 hat der Goldpreis besonders stark nach unten bzw. nach oben ausgeschlagen. Und das hat sich auch eins zu eins auf die Edelmetallprodukte ausgewirkt. Innerhalb weniger Monate hat eine Feinunze Gold plötzlich mehr als 1.000 US-Dollar gekostet und ist dann wieder auf 730 US-Dollar gefallen, um wenige Monate später erneut über die 1.000-US-Dollar-Marke zu schießen.

Starke Nachfrage

Aber nicht nur die Spekulanten haben in der jüngeren Vergangenheit den Goldpreis beeinflusst, auch die Nachfrage aus China und Indien ist ein wesentlicher Faktor. In der aufstrebenden Volkswirtschaft Indien wird traditionell viel Gold gekauft, Goldschmuck wird von Frauen und Männern zu festlichen Gelegenheiten getragen, ist aber auch ein beliebtes Geschenk. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen dort der Mittelschicht angehören und sich daher immer mehr leisten können, fördert den Goldkauf und damit die Nachfrage.

Angebot kann nicht mithalten 

In China dürfen die Menschen erst seit wenigen Jahren Gold kaufen. Der Nachholbedarf ist entsprechend groß. Während die Nachfrage aus der Industrie, aber auch aus dem privaten Bereich in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, konnte das Angebot nicht entsprechend mithalten. Die Minenbetreiber haben seit Anfang der 1980er-Jahre wenig bis gar nichts in die Minen investiert. Wozu auch? Der Goldpreis dümpelte damals, auf relativ niedrigem Niveau, vor sich hin. Viele Minen wurden aufgekauft.

Tipp

Setzen Sie nicht ihr gesamtes Erspartes auf Gold. Sehen Sie Gold immer nur als Beimischung. Investieren Sie zum Beispiel fünf bis zehn Prozent in Gold. Wenn Aktien und Anleihen oder Sparbücher die Oberhand gewinnen, bekommen Sie bei diesen Anlageformen Dividenden oder Zinsen. Bei Gold gibt es in der Regel keinen Ertrag, sprich keine Zinsen.

Im Vordergrund steht der Werterhalt. Dem Gold entspricht ein Substanzdenken. Das Gold verkörpert die alte, über Jahrtausende gewachsene Sicht, das zu schätzen, was man in der Hand hält. Aber wer weiß, vielleicht ist diese Sichtweise ja durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gesprengt worden. Vielleicht verankert sich Gold als Anlageform künftig wirklich als Ertrag bringende und spekulative Anlagemöglichkeit in den Köpfen der Investoren.

Sicher im Safe

Achtung bei der Stückelung: Je kleiner beispielsweise die Einheit bei Goldbarren, desto teurer ist das Gold dann relativ gesehen. Und wirklich krisensicher ist eine Anlage in Goldmünzen und Goldbarren auch nur dann, wenn sie in einem Safe aufbewahrt wird. Wenn Sie keinen eigenen, fest eingebauten Safe zu Hause haben, können Sie auch ein Safefach bei einer Bank mieten. Je nach Größe kostet das 56 Euro pro Jahr und mehr.

Dazu kommen eventuelle Versicherungskosten bei größeren Beständen. Denn die Haftungssumme für Safe-Vermietungen ist zum Beispiel mit 3.000 Euro begrenzt, je nach Bank. Sparbuchschließfächer kommen für Goldmünzen oder Goldbarren nicht infrage, sie sind nicht ausreichend versichert. Wer in Gold anlegt, sollte daher diese Gebühren auch bei der Rendite berücksichtigen.

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