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Anleihe der Erste Bank - "Der Werte Investor"

„Mit Waren Buffet investieren“ ist die Produktankündigung der Erste Bank für eine neue Anleihe überschrieben. Wir haben uns das Angebot einmal näher angesehen.

Bei dem Angebot „Der Werte Investor“ handelt es sich um eine Anleihe, die einige bemerkenswerte Besonderheiten aufweist:

Hohes Aufgeld

Beim Kauf der Anleihe ist eine ungewöhnlich hohes Agio (Aufgeld) von drei Prozent zu bezahlen. Die Anleihe kostet den Investor daher nicht 100, sondern 103 Prozent der Nominale.

Keine Zinsen, Teilhabe an Aktienentwicklung

Die Anleihe mit einer Laufzeit von 6 Jahren schüttet keine Zinsen aus. Versprochen wird jedoch eine Rückzahlung zwischen 100 Prozent (sogenannte Kapitalgarantie) und 160 Prozent. Die Rückzahlung ist dabei abhängig von der (positiven) Kursentwicklung der Aktie Berkshire Hathaway Inc. Class B. Ein Währungsrisiko besteht jedoch zumindest nicht.

Der Startwert für den Basiswert Berkshire Hathaway Inc. Class B Aktie wird am 13. Juli festgelegt. Aktuell liegt er bei rd. 78 US$, in der Vergangenheit schwankte zwischen 40 und 96 US$. Ein Anstieg um 60 % würde einen Kurs von dann 125 US$ voraussetzen. Eine derartige Kursentwicklung können wir zwar nicht ausschließen, halten sie jedoch für sehr unwahrscheinlich.

Nachrangigkeit und Kapitalgarantie

Die Anleihe ist „nachrangig“. Dies bedeutet, dass im Insolvenzfall mit dem Vermögen der Erste Bank zuerst alle vorrangigen Forderungen erfüllt werden und erst danach die nachrangigen Forderungen. Übersteigen also z.B. die vorrangigen Forderungen das Vermögen der Erste Bank – erhalten die Gläubiger der nachrangigen Anleihe nichts.

Das Thema ‚Nachrangigkeit’ muss jedoch nicht die Insolvenz der Erste Bank voraussetzen. Denn hier kann man ja die Meinung vertreten, dass eine systemrelevante Bank nicht insolvent werden kann. Die Erste Bank als Emittentin weist daher auch darauf hin. Im Rahmen von ‚Basel III’ (Regularien für die Kapitalausstattung von Banken) kann es zu Regelungen kommen bei denen die Aufsichtsbehörde bei einer Unterkapitalisierung der Bank die Umwandlung von nachrangigen Anleihen in Aktien oder die nur teilweise Rückzahlung der Anleihen verfügen kann.

Eine Kapitalgarantie eines Emittenten ist bekanntlich immer nur soviel wert wie der Emittent. Und auch wenn die Bank vom Staat gestützt wird (und damit nicht insolvent geht) können nachrangige Anleihen mit zur Schadensbehebung herangezogen werden (bereits geschehen in Irland).

Hohes Risiko

Wir meinen: Die Erste Bank bewirbt die nachrangige Anleihe mit „mit Waren Buffet investieren“ und führt aus „Buffet investiert selbst nur in Unternehmen, dessen Geschäfte er versteht“. Dem können wir uns vollinhaltlich anschließen und raten von einer Zeichnung der Anleihe ab!

Üblicherweise erhält der Käufer einer nachrangigen Anleihe eine gegenüber einer erstrangigen Anleihe erhöhte Zinszahlung. Dies ist hier nicht der Fall: je nach Kursbewegung der zugrunde liegenden Aktie erhält der Anleger einen Kapitalverlust von 3 Prozent (Agio ist nicht kapitalgarantiert) und 57 Prozent (60 % Maximum abzgl. 3 % Agio). Wie diese Wette ausgeht ist heute nicht absehbar. Jedoch trägt der Anleger auch das Risiko einer Insolvenz und einer Beinahe-Insolvenz (Stützung der Bank durch den Staat). Auch der Ausgang dieses Risikos ist nicht absehbar.

Da sowohl das Verlustrisiko als auch die Renditechance nicht kalkulierbar sind halten wir es wie Warren Buffet: „nur in Unternehmen, dessen Geschäfte man versteht“. Wir halten nachrangige Anleihen darüber hinaus nicht geeignet für Privatanleger!

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