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Softshell-Jacken - Das Ende der Zwiebel

, aktualisiert am

  • Hat das Zwiebelschalenprinzip ausgedient?
  • Neuer Jackentyp für sportlichen Einsatz
  • Winddicht und atmungsaktiv müssen sie vor allem sein

Zwiebelschalenprinzip

Generationen von Schifahrern, Wanderern und sonstigen Hobbysportlern haben die Ratschläge der Altvordern noch in den Ohren: „Oberstes Gebot ist das Zwiebelschalenprinzip!“ Der beste Schutz gegen Wind und Wetter ist demzufolge, drei oder mehr Schichten Kleidung übereinander zu tragen: Unterwäsche, Zwischenschicht und Oberbekleidung. Bei Bedarf kann man eine Schicht ausziehen bzw. zusätzlich anziehen. Die Luft zwischen den Schichten speichert Wärme – je mehr Schichten, desto mehr Luftpolster und desto höher der Wärmeeffekt.

Vorteile der Softshell-Jacken

Mit dem Aufkommen der Softshell-Jacken wird dieses scheinbar eherne Prinzip ordentlich durcheinander gerüttelt. Softshells kombinieren die Funktionen der äußeren und der mittleren Bekleidungsschicht. Sie sind angenehm weich und elastisch und halten warm wie eine Fleece-Jacke; gleichzeitig sind sie winddicht und wasserabweisend, abriebfest und atmungsaktiv wie eine Wetterjacke. Das bedeutet: Man kann auf die Oberbekleidung verzichten, das erhöht den Tragekomfort und erleichtert das Gepäck.

Gehören Fleece-Jacke, Pullover und Regenschutz also der Vergangenheit an? Nun, ganz so ist es nicht. Mehr Schichten bedeuten immer noch mehr wärmende Luftpolster. Softshell-Jacken vereinen zwar viele Vorteile von Fleece-Jacken und winddichter Außenschicht. Doch sie halten nicht ganz so warm wie flauschige Fleecematerialien, und sie sind nicht 100 Prozent wasserdicht wie Wetterjacken.

Amerikaner nennen sie "85%-Jackets"

Aber, so das Argument der Softshell-Generation, die wenigsten Freizeitsportler machen sich bei extremen Witterungsbedingungen auf die Tour. Die Amerikaner, die für alles schnell einen passenden Begriff parat haben, nennen Softshells deshalb kurz und knapp „85%-Jacket“: Sie erfüllen 85 Prozent der Anforderungen für Outdoor-Sport. Wenn man dazu noch eine dünne, wasserdichte Bluse (statt einer sperrigen Jacke) im Rucksack mit sich führt, ist man auch für einen Wettersturz gerüstet.

Weiche Außenhaut

Namensgebend für Softshell-Jacken – wörtlich bedeutet es weiche Außenhaut – ist das weiche, leichte, besonders elastische Material auf der Außenseite; das Futter besteht aus feinem Velours, das kann, muss aber nicht Fleece sein. Die Jacke liegt enger am Körper an als die gewohnte Oberbekleidung, dadurch kann der Schweiß auch leichter nach außen transportiert werden. Dank spezieller Beschichtungen soll die Außenhaut ebenso strapazfähig sein wie jene von Wanderjacken, sie soll auch Rucksackgurten standhalten können.

Beschichtung mit Membranen oder Polyurethan

Ihre Funktionen erhält die Softshell-Jacke – ähnlich wie bei Oberbekleidung – meist durch Membranen bzw. Beschichtungen. Membranen sind eine hauchdünne „Wand“, die Dampf (Schweiß) durchlässt, nicht aber Flüssigkeit (Regentropfen). Die Alternative dazu ist eine Beschichtung des Gewebes mit PU (Polyurethan).

„Windstopper“ & Co

Als bekannteste Marke für wind- bzw. wasserdichte Materialien hat sich der US-Hersteller Gore durchgesetzt. Was „Goretex“ in der Oberbekleidungssparte bedeutet, ist „Windstopper“ für die Softshells. Andere Marken sind „Windproof 100“, „Polartec Powershield“ oder „Schoeller WB 400“.

Imprägnierte Jacken

Es gibt auch Softshells ohne Membran bzw. Beschichtung, die durch sorgfältiges Imprägnieren ähnliche Eigenschaften bekommen. Sie schützen zwar in der Regel gegen Wind und Wetter weniger gut, dafür sollen sie den Schweiß schneller abtransportieren, was bei sportlichen Aktivitäten vermutlich mehr zählt.

Lüftungsschlitze verbessern Klima

Erfüllen die auf dem Markt erhältlichen Softshell-Jacken die hohen Erwartungen? In der Tabelle sind die Testergebnisse von neun Jacken mit und vier ohne Membran/Beschichtung einander gegenübergestellt. Die Annahme, dass letztere atmungsaktiver sind, fand keine Bestätigung. Alle Jacken mit Gore-Windstopper-Membran haben hier sehr gut abgeschnitten. In der Praxis hängt die Atmungsaktivität nicht nur vom Material ab, sie kann mit Lüftungsschlitzen (unter der Achsel und am Rücken) stark verbessert werden.

Wärmebedarf unterschiedlich

Auf der anderen Seite ist der Regenschutz auch nicht unbedingt eine (alleinige) Domäne der Membran- bzw. beschichteten Jacken. Nur beim Windschutz ist deren Vorrangstellung eindeutig. Die Wärmeisolation (meist „mittel“) wurde nicht bewertet, da der Wärmebedarf von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und auch von Art und Intensität der Aktivität abhängt. Dicke Jacken (Jack Wolfskin) sind natürlich wärmer als dünnere, dafür kann weniger Schweiß entweichen. Zu erwähnen bleibt, dass die meisten Hersteller unterschiedliche Softshells im Angebot haben. Das Testergebnis einer Jacke ohne Membran kann natürlich nicht auf eine mit Membran desselben Herstellers umgelegt werden.

Waschprüfung zeigte Verarbeitungsmängel

Die Waschprüfung förderte einige Verarbeitungsmängel zu Tage, die man zumindest bei hochpreisigen Produkten nicht erwarten würde. Am schlimmsten war es bei Globetrotter Four Seasons: Bereits nach der fünften Wäsche löste sich der Oberstoff von der Innenschicht, die Oberfläche zog Fäden und bildete Knötchen (Pilling).

Anbieteradressen: Softshell-Jacken

Berghaus Ltd,
12 Colima Avenue,  Sunderland Enterprise,
UK-SR5, 3  Sunderland,
Tel: (0800) 22 84 24,
www.berghaus.com

Columbia: Griesser Roland,
Businesspark Top 3-23, Valiergasse 60,
A-6020 Innsbruck,
Tel: (0800) 29 51 41,
www.columbia.com

Globetrotter Ausrüstung,   Denart & Lechhart GmbH,
Bargkoppelstieg 12,
D-22145 Hamburg,
Tel: (0049 40) 679 66-179,
www.globetrotter.de

Intersport Austria GesmbH,
Flugplatzstraße 10,
A-4600 Wels,
Tel: (07242) 233-0,
www.intersport.at

Jack Wolfskin: Wiesinger Markus, Agentur,
A-4725 St. Aegidi Nr. 90,
Tel: (07717) 77 50,
www.jackwolfskin.com

Löffler E. GesmbH,
Südtiroler Straße 41,
A-4910 Ried im Innkreis,
Tel: (07752) 844 21-0,
www.loeffler.at

Mammut Sports Group Austria GmbH,
Neubaustraße 15,
A-4400 Steyr,
Tel: (07252) 460 51 10,
www.mammutsportsgroup.at

Marmot Mountain Europe,
Gottfried-Stammler-Straße 12,
D-91220 Schnaittach,
Tel: (0049 9153) 920 59-0,
www.marmot.de

Regatta GmbH,
Reichenberger Straße 1,
D-84130 Dingolfing,
Tel: (0049 8731) 31 91-0,
www.regatta.com

Salewa VertriebsgesmbH,
Furtmühlstraße 34,
A-5101 Bergheim,
Tel: (0662) 45 12 70-0,
www.salewa.at

Schöffel: Les Sports TextilhandelsgesmbH,
Kärtner Straße 28,
A-6020 Innsbruck,
Tel: (0512) 34 60 00-0,
www.schoeffel.com

The North Face (Europe) Ltd.,
Alois-Wolfmüller-Straße 8,
D-80939 München,
Tel: (0049 89) 32 45 57 22

Vaude: O.M.A. Outdoor Marketing Agentur GmbH,
Moosfeldstraße 1,
A-5101 Bergheim,
Tel: (0662) 45 98 88

Softshell-Jacken: Kompetent mit Konsument

  • Wenn der Schweiß fließt.  Softshell-Jacken sind für sportliche Aktivitäten im Sommer wie im Winter (etwa für Langläufer oder Tourengeher) sehr gut geeignet. Für den Pistenschilauf gilt dies nicht, da geht der Wärmeschutz vor, den wattierte Oberbekleidung zusammen mit Innenjacke oder Pullover ungleich besser gewährleisten kann.
  • Mit Windschutzfunktion.  Jacken mit (Marken-)Membran bieten den besten Schutz gegen Wind und Feuchtigkeit. Jacken ohne Membran bzw. Beschichtung können zumindest beim Windschutz nicht mithalten. 
  • Nachimprägnieren.  Perlt das Wasser nach einigen Wäschen nicht mehr ab, muss – auch bei Kleidung mit Membran bzw. Beschichtung – nachimprägniert werden. Spezielle silikonfreie Imprägniermittel („für atmungsaktive Gewebe“) gibt es nur im Sporthandel.
  • Wo erhältlich.  Viele Artikel sind oft nur kurze Zeit im Sporthandel erhältlich, man kann sie aber bestellen. Wenn auch das nicht geht, fragen Sie am besten den Hersteller (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis -"Anbieteradressen"), wo Sie die Jacke kaufen können.

Softshell-Jacken: So haben wir getestet

In Kooperation mit der Stiftung Warentest wurden 13 Softshell-Jacken mit und ohne Membran/Beschichtung getestet.

Funktion

Atmungsaktivität und Wärmeisolation wurden in Anlehnung an EN 31092 bestimmt. Bewertung von Wasserdampfdurchgangswiderstand und -index. Windschutz: Luftdurchlässigkeit im Brustbereich in Anlehnung an EN ISO 9237. Regenschutz: Beregnungsprüfung in Anlehnung an EN 29865 im Neuzustand, durch Spraytest (in Anlehnung an EN 24920) im Neuzustand und nach 5 Wäschen.

Haltbarkeit

Beurteilung nach 15 Wäschen, Scheuerbeständigkeit des Oberstoffs in Anlehnung an EN ISO 12947-2, Farbechtheit beim Waschen in Anlehnung an EN ISO 105-C08. Verarbeitung: z.B. Nähte, Materialfehler.

Tragekomfort

Die Passform wurde für das Damen- und das Herrenmodell ermittelt. Mehrere Personen beurteilten Anziehen und Verstellen von Saumzug und Bündchen, Komfort von Kragen und Außen-/Innentaschen. Nickelfreisetzung: Keiner der eingesetzten Metallreißverschlüsse überschritt die zulässige Menge (in Anlehnung an EN 12472 und EN 1811).

Softshell-Jacken mit Membran/Beschichtung 11/2005

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Softshell-Jacken ohne Membran/Beschichtung 11/2005

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