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Kinderwagen - Ferrari für die Pampers-Generation

  • Kombi-Modelle auf dem Vormarsch
  • Nur zwei sind – eingeschränkt – empfehlenswert
  • Bessere sind leider Schwergewichte

Der Kauf eines Kinderwagens ist eine heikle Sache, denn nur zu bald entwachsen die lieben Kleinen ihrem fahrbaren Untersatz wieder. Da gibt es zwei Lösungen: das klassische Modell mit großen Rädern, fixem Liegebett und Verdeck und – wenn das Sitzalter erreicht ist – der Umstieg auf einen Sportwagen. Oder Sie greifen gleich zu einem „mitwachsenden“ Modell, wo auf das Fahrgestell zuerst der Liegekorb fürs Babyalter kommt, der später gegen ein Sitzgestell ausgetauscht werden kann.

Hohe Ansprüche

Die Ansprüche sind hoch. Die Babykutsche bleibt eine ganze Weile im Einsatz und sollte deshalb gut gepolstert und gefedert, kurz: bequem zum Sitzen wie zum Schlafen sein. Während dieser Zeit wächst der Sprössling nicht nur kräftig und nimmt dabei zu, auch die Körperproportionen verändern sich. Das verlangt gut anpassbare Fußstützen, eine ausreichend hohe Rückenlehne und genügend Sitzbreite, um später noch Bewegungsfreiheit zu garantieren. Auch der Liegekorb für die ersten Monate sollte ausreichend dimensioniert und möglichst stabil sein. Bedenken Sie, dass auch die Winterkleidung hineinpassen muss. Näheres siehe dazu: Inhaltsverzeichnis „Tipps zum Kauf“.

Gute Bremsen und intelligente Gurte

Wenn man so tief in die Tasche greift, erwartet man sich vorzügliche Bremsen und ein durchdachtes Gurtensystem für den Zeitpunkt, wenn die Kleinen quirlig werden. Details wie ein schwenkbarer Schiebegriff sind hilfreich, weil man damit rasch die Richtung wechseln kann. Oder ein auf das Fahrgestell passender Autokindersitz. Zudem sollte der Wagen leicht zu transportieren sein und vielleicht auch in den Kofferraum der Familienkutsche hineinpassen.

Echte Kombis sind selten

Das ist offensichtlich zu viel verlangt, denn nur ganze zwei Modelle konnten einigen dieser Ansprüche halbwegs gerecht werden – nämlich das von Teutonia und jenes von Hartan. Bei Preisen zwischen 299 und 600 Euro könnte man sich mehr erwarten. Einerseits bieten die beiden echten und teuren Kombi-Wagen überwiegend Mittelmaß und weisen Detailschwächen auf, womit keiner über ein „durchschnittlich“ im Testurteil hinauskommt. Enttäuschend war andererseits die Gruppe, bei der statt des stabilen Babykorbes nur eine Tragtasche auf den flachgestellten Sitz geschoben wird, denn das wird bei einigen zum Sicherheitsrisiko. Einen zum Kinderwagen passenden Autokindersitz gibt es nur bei drei Herstellern.

Liegekörbe zu eng

Im wahrsten Sinn zu kurz kommen dabei die Kleinsten: Die meisten Liegekörbe und alle Tragtaschen wurden von den Fachleuten als zu eng beurteilt. Nur bei Teutonia gab es ein „gut“, weil die Maße stimmten. Die Tragetaschen ernteten zusätzliche Kritik, weil sie zu weich und schlecht zu befestigen oder zum Transport des Kindes ungeeignet waren.

Norm- aber nicht kindgerecht

Gute Sitze für ältere Kinder gibt es im Test nicht. Es gibt zwar keine gravierenden Mängel, doch fehlt auch jeglicher Komfort. Die Rückenlehnen sind so niedrig, dass sie für Größere nicht mehr passen können. Die Konstrukteure von Kinderwagen planen zwar norm-, doch nicht unbedingt kindgerecht. Das fällt auch bei den Fußstützen auf, die bei Quinny und Chicco nur aus einem Vorsprung oder Trittbrettchen am Rahmen des Wagens bestehen. Bei Babywelt hat man in diesen Punkt mehr Hirnschmalz hineingelegt: Die Stütze ist dreistufig in der Höhe verstellbar.

Gurt schlecht befestigt

Als „nicht zufriedenstelltend“ erwies sich bei zwei Modellen der inzwischen vorgeschriebene Gurt. Bei Babywelt und Zekiwa ist er unübersichtlich oder schlecht befestigt. Laut Norm ist für alle Kinderwagen auch eine feststellbare Bremse, die den Wagen auf abschüssigem Gelände sicher hält, vorgesehen.

Diese seit vielen Jahren üblichen Bremsen haben an unseren Testwagen nicht bei allen einwandfrei funktioniert: Bei den Modellen von Babywelt und Hoco muss man unbedingt darauf achten, dass der Bremshebel fest einrastet, sonst kommen sie ungewollt ins Rollen. Knokin kombiniert die Handbremse mit der Feststellbremse, das ist etwas umständlich. Der Bedienungsknopf am Handhebel rastet außerdem sehr schlecht ein.

Zusätzliche Handbremsen

Viele Hersteller werben inzwischen mit zusätzlichen Handbremsen, die den Wagen aus schneller Fahrt abbremsen sollen. Abgesehen davon, dass sie den Wagen nicht automatisch stoppen, sobald der Handgriff entgleitet, waren unsere Erfahrungen mit dem so komfortabel scheinenden Zubehör durchwegs schlecht: Die Wirkung war unzuverlässig und ungleichmäßig, die Bremshebel waren unhandlich. Und wenn man sich auf die Handbremse als Feststellbremse verlässt, kann es sogar gefährlich werden.

Bremsen ein- und nachstellen

Auch die Wartungsfreundlichkeit der zusätzlichen Handbremsen hält sich in engen Grenzen: Die Bremskraft muss gelegentlich an einem Bremskraftverteiler ein- und nachgestellt werden, und der liegt im untersten Bereich, wo der Wagen – vor allem bei Schlechtwetter – ziemlich verschmutzt sein kann. Außerdem lässt die Bremse die ohnehin nicht leichten Wagen um etwa zwei Kilogramm schwerer, aber natürlich nicht billiger werden. Anstelle eines solchen Scheinkomforts, zu dem wir auch die Luftbereifung zählen, hätten wir uns eine „Qualität gewünscht, die wir mit „gut“ bewerten können.

Kinderwagen

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Tipps zum Kauf

Einsatzgebiet festlegen . Wer viel und über Stock und Stein unterwegs sein will, sollte ein gutes, solides Modell mit einem festen Rahmen wählen.

Liege- und Sitzmaße. Für Babys bis zu einem halben Jahr sollte eine Liegefläche von 80 mal 35 cm vorhanden sein. Das Sitzmaß sollte 24 mal 35 cm betragen, die Lehnenhöhe 50 cm.

Brauchbare Details. Schwenkbare Schiebegriffe erlauben einen schnellen Wechsel der Fahrtrichtung. Stattdessen wird auch ein drehbarer Aufsatz angeboten. Der macht jedoch wesentlich mehr Mühe in der Handhabung. Wenn mehrere Personen mit dem Wagen unterwegs sind, auf die Möglichkeit zur Höhenverstellung achten (Teleskopauszüge) und an Ort und Stelle ausprobieren. Abknickbare Schiebegriffe bieten einen besseren Höhenausgleich als die Teleskope.

Transportmöglichkeit bedenken. Fürs Auto leicht zusammenfaltbare Modelle, die über eine Sicherung gegen das ungewollte Wiederaufklappen verfügen; evtl. die Größe des Kofferraumes ausmessen; für öffentliche Verkehrsmittel besser kein zu schweres Modell. (In Busse oder Züge steigt man übrigens mit dem Rücken voran ein und zieht die Babykutsche am Schiebegriff zu sich. Hinaus geht es ebenso. Das ist besonders hilfreich bei hohen Stufen.)

Auch im Test: Emmaljunga

Der Test unserer deutschen Kollegen enthielt auch das Modell Emmaljunga Duo Combi um 640 Euro. Es hat zwar ebenfalls nur „durchschnittlich“ abgeschnitten, war aber insgesamt das beste im Test. Nach Angaben des Herstellers soll es in Österreich ab Ende September (wieder) erhältlich sein. Genaueres war zu Redaktionsschluss nicht zu erfahren. Eine Liste der Händler in Österreich können Interessenten unter info@emmaljunga.de anfordern.

Kompetent mit Konsument

  • Fast nur Mittelmaß. Auch die teuren sind nur durchschnittlich und machen mit über 18 Kilogramm den Eltern das Leben ziemlich schwer.
  • Echte Kombis sind besser. Modelle mit stabilem Liegekorb fürs Babyalter vorziehen. Tragetaschen sind weniger sicher und komfortabel.
  • Riskante Dreiradler . Manche kippen wesentlich leichter als herkömmliche Modelle.
  • Wartung ist wichtig. Handbremsen müssen eingestellt werden. Räder von Zeit zu Zeit schmieren.

So haben wir getestet

Dieser Test wurde von der Stiftung Warentest in Deutschland durchgeführt.

Im Test: Zehn Kombi-Kinderwagen mit Zubehör für den Transport vom Säuglings- bis zum Kleinkindalter. Als echte Kombis wurden Modelle bezeichnet, die aus einem Fahrgestell bestehen, auf das wahlweise ein stabiler Babykorb oder ein Sitz geschnallt werden kann; außerdem schwenkbarer Schiebegriff oder zumindest drehbarer Aufbau. Daneben gibt es zahllose Mischformen. Zu den meisten Modellen im Test ist noch anderes Zubehör erhältlich.

Eignung für das Kind: Bestimmung der altersbezogenen anthropologischen Abmessungen für Liegekorb (oder Tragtasche) und Sitz sowie Beurteilung der Winkelverhältnisse. Beurteilt wurden Polsterung, Gurtsystem und Federung. Bei der Beurteilung des Sichtkontaktes wurden schwenkbarer Schiebegriff, Sichtfenster und Blickrichtung des Kindes berücksichtigt.

Handhabung: Fünf Prüfpersonen beurteilten Bedienungsanleitung, Funktionalität, unter anderem Aufbauen und Zusammenlegen, Umbau vom Sitzen zum Liegen, Höhe und Gestaltung des Schiebegriffes, Feststellbremse; bei den Fahreigenschaften wurden Lenken, Schieben und Bremsen auf festen und unbefestigten Wegen erfasst; Tragen und Transport über Treppen sowie Beladen mit Gepäck. Im Regentest wurde geprüft, ob das Kind (ohne Regenhaube) auch geschützt ist.

Stabilität: Die Dauerprüfung erfolgte nach der europäischen Norm für Kinderwagen EN 1888, 2003.

Sicherheit: Prüfung der Sicherheitshinweise, der Kippsicherheit, der Bremsen, des Klappmechanismus.

Abwertungen: Das „Konsument“-Testurteil konnte nur eine halbe Note besser sein als „Eignung für das Kind“. War der Liegekorb (Tragtasche) „weniger zufriedenstellend“, konnte die Eignung für das Kind nur eine halbe Note besser sein.

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