Zum Inhalt

Fischstäbchen - Getarnter Fisch

  • Die billigsten Fischstäbchen sind auch die besten
  • Bei den teuersten passte gar nichts

Fischkonsum steigt

Langsam, aber doch, kommt in Österreich öfter Fisch auf den Tisch. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 450 Gramm im Monat sind wir zwar von den Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften, ein bis zwei Mal pro Woche Fisch zu essen, noch weit entfernt, aber immerhin: Der Konsum ist während der letzten Jahre gestiegen.

Biologisch hochwertiges Eiweiß, Jod, Vitamin D und ein niedriger Fettgehalt machen Seefisch zu einem gesunden Lebensmittel: ein Faktum, das Erwachsene vielleicht dazu anregen kann, den Speiseplan zu überdenken, Kindern aber meist herzlich egal ist. Gedünstetem oder gegrilltem Fisch können nur wenige etwas abgewinnen. Doch mit knuspriger Panier sieht die Sache schon anders aus.

Rätselrallye statt Kennzeichnung

Fischstäbchen werden aus Filets geschnitten. Ob sie vom Seelachs, Seehecht oder Kabeljau stammen, steht auf der Packung. Doch bei etlichen Marken ist es schwierig, diese Information zu finden. In der Kennzeichnung wird man mit dem Ausdruck „Fischstäbchen aus Weißfisch-Filet“ abgespeist. Das ist aber gar keine Fischart, sondern ein Sammelbegriff für mehrere Arten. Wenn Sie genauer Bescheid wissen wollen, müssen Sie die Packung eingehender studieren und einen Blick auf die aufgestempelte Chargennummer werfen.

Vor der Nummer finden Sie einen Buchstaben, und der leitet Sie dann zur richtigen Fischart. Diese Informationssuche ist lästig und mühsam. Produzenten bringt diese Art der Verpackung freilich Vorteile: Egal welche Fischart zu verarbeiten ist, ein und dieselbe Vorlage passt.

Nur Wildfisch im Stäbchen

Zuchtfische werden zur Herstellung von Stäbchen übrigens nicht verwendet, gefangen wird im offenen Meer. Insofern sind die für die Stäbchenerzeugung verwendeten Fische samt und sonders Wildfische, und es besteht keinerlei Anlass, das in der Kennzeichnung besonders hervorzuheben. Dennoch heißt es auf der Packung von Wild only – only wild: „Fischstäbchen aus Wildfischfilet mit Biopanade“. Die für unseren Test eingekaufte Probe wäre für Konsumenten freilich aus mehreren Gründen kein guter Fang gewesen.

Wild only: mehr Panade als Fisch

Zunächst einmal passte das Verhältnis zwischen Fisch und Bröselhülle nicht. Fischstäbchen sollen zumindest zu 60 Prozent aus Fisch bestehen, eine Abweichung von 5 Prozent wird toleriert; die Probe von Wild only – only wild enthielt aber mehr Panade als Fisch. Und was das Wörtchen „Bio-“ in der Produktkennzeichnung anbelangt: bio ist hier lediglich die Außenhülle – Mehl, Stärke und Pfeffer –, aber nicht der Inhalt.

Parasiten auch bei gesunden Fischen

Auch gesunde Fische können Parasiten haben. Beim Tiefgefrieren sterben sie ab und sind daher nicht gesundheitsschädlich. Ekel erregend bleibt der Anblick von Nematoden (kleinen Würmern) allemal. Befallene Fischstücke sind daher vor der Weiterverarbeitung auszusortieren. Bei der Produktion unserer Wild only – only wild-Probe wurde das offensichtlich verabsäumt. Zusätzlich dürfte der verarbeitete Fisch auch sonst alles andere denn in Ordnung gewesen sein. Im Labor wurden Hefen und Schimmel festgestellt, die Probe als „nicht genusstauglich“ klassifiziert.

Wild only am teuersten

Da sind die Mängel bei der Produktkennzeichnung nur noch das Tüpfelchen auf dem i. So fehlte etwa das Genusstauglichkeitskennzeichen, aus dem sich ablesen ließe, wo das Produkt abgepackt wurde. Stolz dafür der Preis: Mit 2,43 Euro je hundert Gramm sind die Fischstäbchen von Wild only – only wild die teuersten im Test, fast achtmal so teuer wie die billigsten.

Meistens gut geschmeckt

Von all dem sollte sich aber niemand den Appetit auf Fischstäbchen verleiden lassen. Dazu besteht keinerlei Anlass. Schließlich wurden insgesamt zwölf Produkte getestet – elf waren in Ordnung.

Zur Verkostung wurden die Fischstäbchen genau nach Anleitung herausgebacken. Das war oft gar nicht so einfach, denn die Zubereitungsangaben auf den Packungen sind mitunter viel zu klein gedruckt, etliche auch vage abgefasst: Wie viel Öl beispielsweise „ausreichend Öl“ ist, weiß man allenfalls aufgrund von persönlicher Erfahrung. Wird zum Herausbacken nur „wenig Öl“, wie manchmal empfohlen, verwendet, gerät es beim Backen sehr leicht zu heiß. Wer dann die vorgegebene Zubereitungszeit einhält, riskiert, dass die Panier verbrennt.

Fischstäbchen: mehr Kalorien als Fisch natur

Damit Fischstäbchen rundum gut gelingen und auch die Panade sich nicht übermäßig mit Fett ansaugt, bräuchte es schon exakterer Anleitungen, zum Beispiel einen Hinweis, wie hoch (in Zentimetern) das Öl in der Pfanne stehen soll. Herausgebackene Fischstäbchen haben mehr als doppelt so viele Kalorien wie Fisch natur. Eine Anleitung zum Zubereiten im Backrohr fanden wir nur bei einem einzigen Produkt (Picken pack von Interspar).

Am besten schmeckte Royal Greenland

Alle verkosteten Fischstäbchen wurden gut beurteilt. Am besten schmeckte Royal Greenland. An der Spitze der Gesamtwertung stehen mit Almare, Clever und Sea Gold Stäbchen der Eigenmarken von Hofer, Billa und Zielpunkt/Plus. Mit 0,33 Euro pro hundert Gramm zählen die besten erfreulicherweise auch zu den preiswertesten Produkten im Test.

Zu guter Letzt: Fische haben nun einmal Gräten. Aus Filets werden sie zwar entfernt, trotzdem kann sich darin noch die eine oder andere Gräte verstecken. Fischstäbchen sollten Sie daher – so wie jedes andere Fischgericht auch – besser langsam essen.

Tipps rund ums Zubereiten

Paniert und goldbraun herausgebacken – so haben Kinder Fisch am liebsten. Der Fett- und Energiegehalt steigt durch diese Art der Zubereitung freilich stark an. Worauf Sie achten können, damit die Mahlzeit nicht all zu fett wird:

  • Bei der Produktauswahl . Panierter Tiefkühlfisch muss nicht in Öl schwimmend zubreitet werden. Es gibt auch Produkte zum Fertigbacken im Rohr (im Test: Picken pack Fischstäbchen) – das funktioniert ganz ohne Fett. Der Anteil an Panade ist bei einem größeren Fischstück übrigens geringer als bei mehreren kleinen Stäbchen.
  • Beim Herausbacken . Öl gut erhitzen, damit sich die Poren der Panade rasch schließen und weniger Fett aufgenommen wird. Nur wenige Fischstäbchen in die Pfanne legen, sonst kühlt das Öl zu sehr ab. Hitze erst während des Garens reduzieren. Vor allem beim Wenden kann das Fett stark spritzen. Beim Herausbacken leistet ein Spritzgitter gute Dienste. Fertig gebackene Stäbchen auf einigen Blättern Küchenrolle abtropfen lassen und von beiden Seiten zusätzlich abtupfen.
  • Bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten . Mit Gemüse, gekochten Erdäpfeln oder Reis als Beilage lässt sich die Nährstoffbilanz panierter Stäbchen gut kompensieren. Und vielleicht freunden sich Ihre Sprösslinge ja doch irgendwann einmal mit gegrilltem oder gedünstetem Fisch an.

Kompetent mit Konsument

  • Großteils in Ordnung . Nur eines von zwölf Produkten fiel durch.
  • Sehr gut und billig . Die Fischstäbchen von Almare/Hofer und Clever/Billa waren die günstigsten und besten im Test.
  • Deftige Panade . Paniert und in Öl herausgebacken hat Fisch einen hohen Fettgehalt. Greifen Sie zu Produkten, die auch im Backrohr – ohne Fett – zubereitet werden können.

So haben wir getestet

Im Test 12 Proben Fischstäbchen, die großteils in Supermärkten eingekauft wurden.

Beschaffenheit : Organoleptische Untersuchung vor und nach dem Auftauen auf Aussehen, Geruch und Geschmack; Untersuchung auf Gräten mittels Durchleuchtungsgerät und Fischanteil durch Wiegen. Eine mikrobiologische Untersuchung erfolgte nur bei Verdacht auf Verdorbenheit.

Chemische Untersuchung : Tierartbestimmung mittels isoelektrischem Spektrum; volumetrische Bestimmung von basisch flüchtigem Stickstoff.

Geruch und Geschmack und Zubereitung : Bewertet wurden die Produkte von Personen, die Kinder im Haushalt haben. Die Fischstäbchen wurden entsprechend der Anleitung zubereitet, das Öl zur Verfügung gestellt. Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz wurden nach dem Schulnotenprinzip bewertet.

Links zum Thema

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Sushi - Den Keimen auf der Spur

Bei unserem letzten Sushi-Test war noch jede zweite Probe verkeimt. Diesmal fielen die Ergebnisse in Sachen Hygiene deutlich besser aus.

Scholle: tiefgekühlt oder offen - Echt platt

Scholle schmeckt gut, ist aber nicht gerade preiswert. Erhalten Kunden für ihr Geld den Fisch ihrer Wahl oder billigen Ersatz? Ist Frischware von der Theke tatsächlich frisch oder bereits überlagert? Bei unserem Test Scholle gibt es einiges zu staunen.

Thunfisch - Um Dosen besser

12 Sorten Dosenthunfisch und ein Produkt im Glas haben wir auf den Prüf­stand gestellt. Es gab kaum Probleme mit Schwermetallen, sämt­liche Belastungen lagen unterhalb der Grenzwerte. Wer aber an Hista­min­intoleranz leidet, sollte besser auf Thunfisch verzichten.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang